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48 andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2SM., zweimonaüich I M. 00 Pf. n.einmonatl. 7bPs. ich. irrer. s Kind, l seine- Mutter ch, wa» zlicher guten mit Notz oste» die Autorität seiner fachbewanderten Rathgeber verlassen habe. Vor Allem räumte er Herrn Delbrück, wie das Ver dienst der segensreichsten Thätigkeit in der Handelspolitik, so auch die Eigenschaft ein, die größt« Autorität auf diesem Gebiete zu sein. Trotzdem steht man jetzt Herrn Delbrück an der Spitze der großen Partei, die den Wirthschaftsideen des Reichs kanzlers ihre Proteste mit Hinweis auf die Geschichte und Erfahrungen langer Jahre entgegenhält. Wie grausame Ironie erschien cs, als der gewesene handelspolitische Mit arbeiter des Fürsten das Wort aus der Rede des Reichs kanzlers aufgriff: er scheue sich niemals, einen lange be schrittenen Pfad zu verlaffe«, wenn er denselben ais irrig erkenne. Auch er könne, antwortete Delbrück, seipe Mei nung ändern, sobald er seh«, daß da- Interesse des Landes dies erfordert; und er könne dies um so eher, da er mehr Praktiker wie Theoretiker sei. Diese Replik hat einen doppelten Stachel: einmal, daß sie dem Reichskanzler mit seinen neuesten national-ökonomischen Offenbarungen die Rolle eines Theoretikers anweiA und ihm dabei drn in direkten Vorwurf macht, daß er als Theoretiker gerade vi« weniger Recht habe, mit seinen Meinungen so umzusatteln, wie er «S thue; sodann, daß er (Delbrück), obwohl als Praktiker zum Meinungswechsel „im Interesse des Landes" berechtigt, seine Meinung nicht gewechselt habe, eben weil das Interesse des Landes sich bei der Praxis dieser Mei nung ganz wohl befunden. Und zum Beweise dafür ließ Delbrück seine Ziffern-Kolonnen aufmarschiren, um durch sie festzustellen, daß die vom Reichskanzler in Acht und Bann erklärte Handelspolitik dem deutschen Reiche ganz wohl gefruchtet habe. Mit einem andern Satz traf Del brück den Reichskanzler noch empfindlicher. Fürst Bismarck hatte den Handelsvertrag mit Frankreich als das Resultat vorwiegend politischer Erwägungen bezeichnet, weil man für die sich vorbereitenden Ereignisse die Freundschaft der fran zösischen Regierung gewinnen mußte, selbst wenn es nicht anders als momentan auf Kosten der deutschen Handels- intereffen möglich sein sollte. Darauf erwiederte nun Del brück, der persönlich beim Abschluß dieses Vertrages mit gewirkt hatte, daß keinerlei politische Motive, sondern einzig und allein Rücksichten des volkSwirthschaftlichen Bor- theils den Ausschlag gegeben hätten. Auf den Wegfall politischer Rücksichten — das ist die stillschweigende Fol gerung — könne sich also der Reichskanzler nicht berufen, um einen Meinungswechsel und den Entschluß zum Um sturz der seitherigen Handelspolitik zu begründe«. Hucst Bismarck als Wirthschaftsreformer. Eine große parlamentarische Rede de- deutschen Reichs kanzlers erregt bekanntlich immer ein allgemeines Jntereffe, nicht nur durch die Machtstellung desselben, sondern auch durch die Vielfarbigkeit ihres ideellen Inhalts. Bon Satz zu Satz erkennt man gewöhnltch nicht bloS die Stärke des Redner-, sondern auch seine Schwächen. Die Offenherzig keit in seinen Aussprachen mag wohl das Meiste dazu bei tragen, den Aeußerungen ihren besonderen Reiz zu ver leihen. Fast immer wird man den Reichskanzler, mit Recht erfüllt von seinen großen Verdiensten, sich über die Kritik und den Tadel beklagen hören, welche er sich gefallen lassen muh; über den nicht so ehrerbietigen Ton, in welchem dies umchmal geschieht; über den Mangel, an Unterstützung in der Presse, in den Parteien, von seinen ministeriellen Kollegen und Hilfsbeamten. Die Empfindlichkeit über all dies ist so groß, daß man in der That gestehen muß, unser Reichskanzler wäre als englischer Ministerpräsident un möglich, weil er schon die doch sehr gemäßigte Opposition in der deutschen Presse nicht vertragen kann. Der Hin weis auf Auslastungen in Blättern wie die Kölnische und Nationalzeitung, wie ihn der Fürst in seiner letzten großen Rede machte, erscheint damit als eine Beschwerde über das Recht des Widerspruchs gegen ihn, in dem sich Geist und Macht der deutsch«» Regierung konzentriren. In diesen Arabesken kennzeichnet sich immer von Neuem die Persön lichkeit des Fürsten und alle- das, was der Reichskanzler solchem Widerspruch als seine leitenden Ueberzeugungen entgegenhält. ES gehört eine allzu große Gläubigkeit dazu, aus der letzten Rede des Reichskanzler- gelegentlich des deutsch ¬ deutschen Reiches kalt gestellte Staatsmann muß heute an Stelle Delbrücks, des Mitbegründers deutscher Einheit, heS Bahnbrechers unserer wirthschastlichen Erhebung durch hi- Handelsverträge, die Autorität bilden, welcher der Reichs kanzler bedarf! So hat sich derselbe zu dem großen Kampf gerüstch in dem eine totale Umwälzung aller realen Interessen durchgeführt werden soll. Zuversichtlich erklärt er, daß er seine Ueberzeugung vollständig festgestellt habe und darnach handeln werde. Aber wir bezweifeln immer mehr, daß sich jene Intelligenzen und Autoritäten überwinden laste» werden, die dieser Ueberzeugung entgegenstehen. dein f de» «tzte» bttte^ Be- ".vU, K 1» ule zu. Gatte, rllotz, ie Be« achmit- :M9. ne«. Unbeirrt aber erklärt der Reichskanzler, aus seinen Vor ahnungen von dem bisherigen wirthschastlichen Irrgang zu eigenen Ueberzeugungen vom Besseren in seiner siebzehn jährigen Stellung als Minister gekommen zu sein. Glauben mag man dies-, doch wie ist es möglich, eine Ueberzeugung davon zu gewinnen, wenn man sieht, wie der Reichskanzler sich durchaus nur auf eigene Ideen und Absichten, z. B. das Tabaksmonopol, stützt? Er hat alle die erfahrenen hohen Beamte, alle, die er selbst als unbedingte Autori täten anerkennt, von sich abfallen sehen; er hat auch gar keine Partei für seine jetzige WtrthschaftSreform hinter sich oder je hinter sich gehabt, sondern, wie er jetzt neue zu seinen Ideen sich bekehrende Beamte heranzieht, so bildet er sich eine Partei und nimmt sie, wo er sie findet. Bedenklich muß -s doch auch machen, daß heute ein Mann als der praktische Vollstrecker dieser reichSkanzleri- schen WirthschaftSprogramme auSersehen ist, den man mit Recht zu den verflossenen Größen zählte- Freiherr v Varnbüler! Dieser einstige Genosst von Dalwigk'S Plänen, der württembergische Minister bis zum Kriege von 1866, d«r im eigenen Lande mit seiner Agrarpolitik sich niemals Beifall erwarb — dieser seit dem Aufgang des he >aS :ag ißt 6» ! 11 Uhr angenom- die gespaltene Zeile Pfennige. in Erbil- Kasfirer. in. Buch» rsthosSve- kmeinde» Lehrer, ctchter. lbernha« n Handl. Kaufm. nderet. SackofM, sey. editio«. österreichischen Handelsvertrags die htnzugefügten allgemein wirthschastlichen Auslastungen desselben für ein« reformatorische Grundlage zu halten, auf die man vertrauensvoll sich stellen kann. Für seine Sache hat der Fürst mit dieser Rede unmöglich Jemand, der ihm nicht unbedingt gläubig anhängt, überzeugen und damit gewinnen können. Im Grunde behauptete er nur, daß er zur Zett der einzige Mann sei, welcher sich über die Ziele und B«- drutung einer wirthschastlichen Reform in Deutschland klar geworden und Niemand ihn darin so recht thatkrästig unterstütze. Nun ist es aber gewiß auffällig, wenn ein Staatsmann, sei er auch noch so genial, in Fragen von so allgemeiner Bedeutung und von so tiefgehender Art seinen Weg gan allein geht und gehen will, nur vertrauend auf den Er folg, den er durch die nachträgliche Heeresfolg« der Mast« finden werde, die jeder bestimmten Richtung einer maß gebenden Macht zufällt. Fürst Bismarck erklärte selbst, er hab« sich früher gar nicht um Tarif- und Steuerfragen des Speziellen bekümmert, er sei also in der Handels- und WirthschaftSpolttik ein Lai« grwesrn, d«r sich unbedingt auf Uv. Jahrgang — Donnerstak, den 27. Februar Inserate wert men und bet, ode Tagesschau Freiberg, 26. Februar. Der RetchSt-s beschäftigte sich gestern mit der düstest Berathung des deutsch-österreichischen HandelS-Ver- trages. Zunächst reserirte der Abg. Witte (Rostock) über eine Anzahl zum Vertrage eingegangene« Petitionen. Der Abg. von Bunsen beklagt«, daß die schlesische Leinen weberei im Vertrage zu wenig berücksichtigt sei. Abg. v. Kardorff wendete sich' gegen die Ausführungen des Abg. vr. Delbrück in der letzten Reichstagssitzung. Abg. l)r. Delbrück hielt seine Ausführungen aufrecht, nament lich die Behauptung, daß der Verbrauch von Baumwolle« und Wollen in Deutschland seit dem Jahre 1865 erheblich »genommen habe. Nachdem sich noch der Abg. WtggerS n frethändlerischem Sinne ausgesprochen hatte, wurde di« Generaldtskussion geschloffen. Der Handelsvertrag ward in der Spezial-DtSkusfion mit der von Stauffenberg leantragten Resolution, welche die- Regierung auffordert, bei Abschluß des neuen Handelsvertrages die Jntereffe« der deutschen Besitzer von österreichischen Prioritäten wahr- unehmen, genehmigt. Minister Hofmann hatte sich mit ;er Stauffenberg'schen Resolution einverstanden erklärt. Im Fortgang der Sitzung wurden die Rechnungen über den Reichshaushalt für 1878 der Rcchnungskommisfion über wiesen. Der Gesetzentwurf über den Verkehr mit Nah rungsmitteln wurde einer besonderen Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen. Dann ward in erster und zweiter Lesung der Weltpostvertrag und da- Uebereinkommen betreffend den Austausch von Briefen mit Werthangabe und den Austausch von Postanweisungen genehmigt. General postmeister Stephan legte den durch den Äktrag erzielten Vortheil dar unv hob das Geschick und den versöhnlichen Geist hervor, womit die französische Regierung die Ver handlungen des Westpost-KongreffeS geleitet. Der Kaiser, welcher sich den Regierungsgeschäften wie den gesellschaftlichen Pflichten ganz wie in früherer Zeit rastlos unterzieht, befindet sich dabet vortrefflich und hat die frühere geistige und körperliche Spannkraft wtederge- wonnen. Mit ganz besonderem Jntereffe folgt der Kaiser den Verhandlungen des Reichstages. Wie man hört, empfängt der Monarch nach den Sitzungen alsbald einen direkten Bericht von Personen seiner Umgebung, welche den Verhandlungen beiwohnen. Am Ende voriger Woche er schien eine Deputation seiner am weitesten nach, Norden wohnenden Unterthanen vor ihm. Auf die Ansprache der selben erwiederte der Kaiser: Er freue sich, die Deputation empfangen zu können, er bedauere, daß die Angelegenheit der Aushebung des Artikel V so lange habe auf sich wapten lasse«, ehe sie zur Abmachung gekommen; eS seien jetzt die Umstände, günstiger gewesen, üm den durch einen längst Heimgegangenen Souveratn in den Vertrag gekommenen Passus aufzuheben. — Versuche zur Einigung seien mehr fach gemacht worden, hätten aber zu keinem Resultat ge führt ; unter Anderm sei auch vorgeschlagen worden, deutsche Enklaven in NordschleSwtg zu beiaffen. Er freue sich, daß die Sache jetzt abgemacht sei, und bitte, den dortigen Ein wohnern seinen Gruß zu entbieten. Die kirchliche Trauerfeier des Grafen von Roon findet am heutigen Mittwoch in der Garnisonkirche zu Berlin statt, wohin die Leiche übergeführt worden ist. Nach der kirch lichen Feier erfolgt die Ueberführung der Leiche mit alle« militärischen Ehren nach dem Görlttzer Bahnhof, von da aus nach Tröbnitz bei Görlitz, wo am Donnerstag die Be erdigung stattfindet. — Das „Armreverordnungsblatt" und Tageblatt Amtsblatt ffk die königlichen und Wüschen Behörden zu Freiberg und Braud Verantwortlicher Redakteur Julius Brauu in Freiberg. Nachbestellungen für be« Monat Mörz werbe» von sämmtlichm Postanstatteu wie von der unterzeichneten Expedition «nd be« bekamttm Ans gabestelle« in Freiberg, Brand, Halsbrücke, SSvuuerS- walbe und Mulda zum Preise von 75 Psge. ange nommen. Dm um htnzutretendm Abounmtm liefern wir ans Verlangen dle im Feuilleton gebrachte Erzählung: „Geprüft und bewährt", soweit dieselbe bis zum l. März erschiene« ist, frank» «nd gratis «ach. LxpvMion ävs „krvidvi'gvf ^nrvigvi'."