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Amtsblatt für dir kömgliche« und städtische« Behörde« z« Freiberg und Brand vera«t»»rtttcher Redakteur Juli»« vr««« i« Frriberg. 28. 1 WNUZWWN I Dimstig, dm 4 Wn>ar. des Kaders zu erbitten zur Entsendung eines besonderen Ehikanen bestätigt, die Mukhtar Pascha der griechischen Was die von Rußland uns drohende Pest-Gefahr an- die russische Regierung ihnen den Eintritt m die Pestbeztrüe der Minister de- Inner« ermächtigt, dieselbe Maßregel auch auf andere Dörfer und einzelne Gebäude, wenn solcher nöthig, zu erstrecken. Drittens soll der Civil-Administratton behufs Ausführung des Quarantaine- dienstes die erforderliche Lruppenzahl sofort zur Verfügung gestellt werden. Endlich sollen <Äe zur Ausführung der Maßregeln gegen die Epidemie -erforderlichen Ausgaben aus Rechnung der ReichSrentei genommen werden. — Das Ministerkomit« soll ferner beschlossen haben, die Genehmigung und in den angrenzenden Gouvernements außerordentliche Maßregeln zu troffen und ekre einheitliche Handhabung derselben zu sichern, wobei dem Bevollmächtigten eine ärzt liche Kommission behufs Untersuchung der Epidemie und Desinfektion der angesteckten Lokalitäten beizugeben wäre. Der Kaiser -hat diese Beschlüsse sämmtlich genehmigt. Nächst und Ortschaften überhaupt nicht verweigert, schon deshalb, um die dortigen sanitären und andere Zustände nicht vor Kommissionen enthüllen zu lassen, deren Glaubwürdigkeit höher steht, als die offiziellen und offiziösen Dementis der hohen Regierung. Aber selbst angenommen, daß die Kom Mission innerhalb des Kordons Zutritt erhält, wer garantirt derselben, daß ihr auch der Austritt gestattet werde? I» Mitte einer Kosakenbevölkerung, eines Nomadenvolkes, ist der Hetman der unumschränkte Herrscher, weit und breit finde» sich keine anderen als Kosakenbehörden, kein Konsul, langt, so hat der Leibarzt des Czaren, vr. Botkin, demselben offen Bericht erstattet, infolge dessen Befehl gegeben wurde, die Regierung möge Alles aufbitten, um das Wetter- und Umsichgreifen der Seuche zu verhindern. Wie nun der Telegraph schon berichtet, ist der Minister des Innern er- »nächtigt worden, das Dorf Wetljanka ntederbrennen zu lassen, wobei die Einwohner desselben anderwärts, je- jedoch in dem Bereiche der Quarantaine, untergebracht werden follen und eine Entschädigung sür ihr bewegliches »nd unbewegliches Eigenthum erhalten. Zweitens wird die internationale Kommission für Ostrumelien setzt ihre Arbeiten fort. Es fehlt freilich nicht -an Anzeichen , welche es wahr scheinlich machen, daß die Lösung d« betreffenden Fragen im Sinne des Berliner Vertrags noch auf manche Schwie rigkeiten stoßen wird. Aus Albanien hört man von ge- rufflsche Verwaltung betreibt mit unermüdlichem Eifer die Heranbildung eines tüchtigen bulgarischen Heeres vonj 100000 Mann. Fürst Dondukoff-Korsakoff selbst, der bis herige Gouverneur des Landes, hat noch kürzlich einer Deputation aus Bulgarien und Rumelien unter Hinweis auf diese Armee versichert, sie hätten keine Ursache, an der Erfüllung ihrer Wünsche zu verzweifeln; er entließ sie dann mit Ermahnungen zu Muth und Ausdauer. Wenn also auch das Gros der russischen Armee nach dem Abschluß des endgiltigen Friedens seinen Rückmarsch antreten wird, so bedeutet das lange noch nicht die definitive Trennung Ostrumeliens von Bulgarien. Jndeß auch für den Fall, daß der Berliner Friede in diesem wichtigen Punkte nicht zur Ausführung gelangen ein Vertreter ausländischer Reisenden, keine Unterkunft, kein» Verpfl'gung, kein Arzt — überhaupt kein ziviliflrter Mensch nach europäischen Begriffen und dort an Ort und Stell« ollte doch die Kommission Kranke sehen und klinisch beobachten, Sektionen vornehmen, ätiologische Momente studiren; diese Postulate werden, das behauptet hier alle Welt, im Gou vernement Astrachan nicht zu befriedigen sein, umso weniger, als es gar nicht fraglich ist, daß, wenn man auch der Kommission wohlwollend entgegenkommt, sie nicht ohn» Führer die Ortschaften besuchen läßt, und diese Führer wahrscheinlich die Weisung erhalten, die Kommission in ganz andere als in die wirklich verpestete» Ort schaften zu führen, um ihr die Ueberzeugung beizubringen, daß die Pest vollständig erloschen ist." Bevollmächtigten der Pforte Äber die E in dem Gouvernement Astrachan verhandeln haben, im Hafen von Aria eingetroffen und' 187S. . . . _ _ _ Existenz der Seuche nicht mehr geleugnet werden sollte, hält es heute Niemand mehr für möglich, daß darum kann, versendet man tagtäglich offizielle und offiziöse Tele- ein neuer Krieg unter den europäischen Mächten auSbrechen gramme, welche der Welt verkünden, die Seuche sei im sollte. Ostrumelien wird man unbedenklich sich selbst und Erlöschen oder bereits erloschen und höchstens nur ein ein- seiner eingeborenen Armee überlassen können. Etwaige ^ger Kranker sei noch im ganzen Gouvernement von Sreuelthaten der Türkei in den von den Russen verlassenen Astrachan aufzutreiben. — „Wenn Sie also, fährt der be- Gegenden werden der Pforte den Rest der Sympathie, den treffende Korrespondent fort, solche Anschauungen in Betracht sie etwa hier und da noch besitzen sollte, vollständig nehmen ziehen, so werden Sie auch nicht allzu sanguinisch sein in »nd mit Sicherheit das Einschreiten Oesterreichs nach sich den Erwartungen betreff» großer Resultate von ärztlichen ziehen, dessen Regierung schon jetzt ihre Vorbereitungen auf Delegationen, wie Deutschland und Oesterreich sie hieherzu- einen weiteren Vormarsch nach Süden trifft. . I senden die Absicht haben. SS ist noch sehr die Frage, ob Aerzten den Stand der Ep Kemie konstatiren zu lassen- General Graf Lvris-Melikoff^ welcher mit Ausgedehntesten Vollmachten nach Astrachan abgehen soll, wird als General- Gouverneur eines provisorisch zu errichtenden Generalgou vernements fungiren. — Das klingt nun Alles recht schön, aber ein Petersburger Korrespondent bemerkt dazu: Solche kaiserliche Befehle werden hierzulande ehrfurchtsvoll zur Kenntntß genommen, jedoch nur dem Scheine nach zur Aus führung gebracht. Die russische Regierung will einmal durch aus nicht zugeben, daß eine Pestgefahr dem übrigen Europa von hier aus drohe und sie wird dafür ihre guten Gründe haben; sie fürchtet, und mit Recht, daß ihren militärischen Bewegungen Hindernisse daraus erwachsen, daß ihre Po litik unversehens in andere Bahnen geleitet werden könnte. Das Bestreben, Europa von der Pestangst zu befreien, geht so weit, daß ganz ernste Männer, Politiker vom Fach, be haupten : Deutschland und Oesterreich veranlassen selbst die Pestpanik, um unter dem Vorwande der Aufstellung eines Pestkordons Truppen an der russischen Grenze anzusammeln und damit nötigenfalls gewisse Zwecke erreichen zu können; damit aber dieser Vorwand nicht zur Geltung komme, wird unter allen Umständen die Existenz der Pest oder deren Verbreitung und Gefährlichkeit in Abrede gestellt und, nach dem nunmehr mit Genehmigung des Kaisers die Tagesschau» Freiberg, I. Febrvar. Im Lause der vergangenen Woche hat sich die GiUuttto» Europas nicht wesentlich verändert. Der «ndgiltige Friede zwischen Rußland und der Türk« ist zwar noch nicht unter zeichnet, sein Abschluß wird aber mit jedem Tage erwartet. Die türkischen Kommissar«, welche die Uebergabe albanefischer GebietSHeile an Montenegro in'S Werk letzen sollen, find in Podgoritza; die griechischen Kommissare, welche mit den Korvette, welche die Kommissaxe «e Borj» hatte, im Golf von Ärta bereitete. Wie aber die Pforte in der montene grinischen und griechischen Frage, so spielt Rußland augen scheinlich in Bezug auf Ost - Rumelien ein falsches Spiel. Ob das Organisationsstatut, welches die internationale Kommission für das Land südlich vom Balkan auS- arbeitet, jemals zur Geltung kommt, ist und bleibt zweifelhaft. Richt ohne Grund ist der Zusammen tritt der bulgarischen Nationalversammlung, welche den Fürsten Bulgariens wählen soll, aufgeschoben. Die den den Vertretern im Auslande zur Wittheilung an die Heimen Bemühungen der Pforte, eine neue Liga zur Ver-I^^Even Regierungen zugefertigten Aufklärungen über Hinderung der Gebietsabtretung in's Leben zu rufen. Daß diesseitigen Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung der Ber- ferner die Türken den verhaßten Grieche« keinen guten ^^ng der Pest, find auch nach Berlin, Wien un Willen entgegenbringen, ist notorisch, wird auch durch die London Zechen gerichtet, durch jenseitige Entsendung vo werden bi» Vormittag» 11 Uhr angenom- beträgt der Preis für die gespaltene Zeile oder deren Raum 1b Pfennige. Der auf der Universität Bonn studtrende Prinz Wilhelm, Sohn des deutschen Kronprinzen, hat sich apf dem Fechtboden durch eine plötzliche Wendung nach Unr eine Verletzung des linken Knies zugezogen. Die Verletzung ist nicht erheblich, wenngleich Geheimrath Busch einen GypS- verband anlegte. — Die Stadtverordneten in Barme» haben an den Fürsten Bismarck eine Adresse gerichtet, worauf der Reichskanzler folgende Antwort ertheilte: „Friedrichsruhe, 29 Januar 1879. Da- gefällige Schreiben vom 21 d. M. Hoche ich mit Dank erhallen und bin mit Ihnen der Anficht/day unsere Industrie mit Rücksicht die Halbfabrikate, deren sie bedarf, auf Schonung ihres Besitzstandes Anspruch hat, sobald ihr mit entsprechendem erhöhten Schutze des vollen Fabrikats nicht geholfen werde» kann. Der Landwirthschaft aber schuldet der Staat die gleiche Beachtung, wie der Industrie, und wenn beide nicht Hand in Hand gehen, wird keine ohne die andere stark genug sein, sich zu helfen, gez. v. Bismarck." — In der Nacht zum 2. Februar starb in Potsdam der Oberpräfident der Provinz Brandenburg, Geheimrath v. Jagow, am Herzschlage. Er hatte eine sehr schmerzhafte Krankheit glücklich überstanden und war fast wieder genesen, als er plötzlich Sonnabend Abend 10 Uhr dem Herzschläge erlag. Die Verhandlungen des Kriegsgerichts in Sache» Großer Kurfürst" sind am Sonnabend beendet worden. Am Schluffe per letzten Sitzung ermahnte der Vorsitzende die Richter, die Entscheidung geheim zu halten, bis ein« kaiserliche Bestätigung des Urtheils erfolgt sei. Der Ungewißheit, ob sich bei der morgen in Breslau stattfindenden Ergänzungswahl zum Reichstage di» Sozialdemokraten betheiltgen werden, find wir üdelhoben. Vorigen Sonnabend war dort eine Wählerversammlung von der vereinigten liberalen Partei berufen worden und schon lange vor Eröffnung derselben okkupirten etw» 150 Sozialisten die Plätze dicht vor der Rednertribüne. Sie waren allerdings in der Versammlung bedeutend in der Minderheit und verhielten sich deshalb wohl auch während des Vortrages, welcher die Kandidatur des Justtzrath- Freund empfahl, vollkommen ruhig. Demnächst verlangte aber Herr Kaiser — der ReichstagSabgeordnete unsere- Freiberger Wahlkreise» — das Wort und es entspann sich nach der „BreSl. Ztg." zwischen dem Vorsitzenden der Ver sammlung, Herrn vr. Stein, und Kaiser folgende» Zwie gespräch: vr. Stein: Ich nehme an, daß Sie liberaler Breslauer sind und ich nehme weiter an, daß Sie auf dem Boden de» Programms der nationalltberalen oder der Fortschrittspartei stehen. Kaiser: Ich bin ein entschiedener, aber radikaler Liberaler und verlange das Wort, weil hier alle liberalen Wähler Bres- lau's etngiladen sind. vr. Stein: Wenn Sie aus meine Frage, ob Sie sich zu dem Programm einer der beiden liberalen Parteien bekennen, nicht antworten, so kann ich Ihnen das Wort nicht geben. Kaiser: Ich bin der Einladung, die an sämmtltcheliberale Wähler ergangen ist, gefolgt. vr. Stein: Darunter sind hier nur diejenigen zu verstehen, die zu dem Programin der nationalliberalen oder der Fort- schrtttspartei halten lLärm, Rufe von einer Seite: „Reden taffen," von anderer Seite: „Nein"». vr. Stein: Da Sie eine präzise Antwort nicht geben, kann ich Ihnen daö Wort nicht erthcilcn (Lebhafter Beifall). — Ich schliche die Versammlung, indem ich davon Akt nehme, faß der bei Weitem größte Theil der Versammlung entschlossen ist, für Herrn Justtzrath Freund zu stimmen. — Nachdem somit die Versammlung geschloffen und weitere Verhandlungen avge- schnitten waren, begnügten sich die anwesenden Sozialdemokraten, ihrem Groll durch Brüllen Luft zu machen und ihren Führer» reibeWrAnreiaep und Tageb!M