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Der Verwalter der Konkursmasse, Herr Adv. Leon hardt, konstatirt, daß die Schuldmaffe der Briefgläubiger (also abgesehen von Hypothekenschulden) 293,(XX) Mark betrage, zu deren Deckung augenblicklich nur 14,000 Mark Aktiva vorhanden sind. Im günstigsten Fall» ließe sich noch ein Zuwachs von ca. 6000 Mark erwarten, so daß dann eine Aktivmasse von 20,000 Mark der Schuldmasse von 293,000 Mark gegenüberstehen würde. Durch die Er- stehungssumme des Etablissements sei lediglich die erste Hypothek gedeckt. Hiermit schließt das Zeugenverhör. Engelmann und Beckert werden vereidigt. Staatsanwalt Bernhardt: Es liege eine zweifache Anklage vor: wegen einfachen BankerottS gegen alle drei Angeklagte und wegen Betrugs gegen Zemmrich «on. und WaS zunächst den Bankerott betrifft, so sind die An geklagten nach den Bestimmnngen des Handelsgesetzbuches (tz 27 l) den Kaufleuten zuzuzählen. Als solche waren sie zur gesetzlich vorgeschriebenen Buchführung verpflichtet, ebenso zur Inventur und Bilanz. Nun sei durch das Gutachten der Sachverständigen außer Zweifel gestellt, daß dies nicht geschehen. Es greife also 8 283 «ul, 2 und 3 des Neichsstrafgesetzbuches mit seinen Straf bestimmungen Platz. Außerdem stehe fest, daß ein strafbares Gebühren mit fremden Gut durch die enormen Spesen, die gezahlt werden muß'en, vorliege und er be antrage deshalb, sämmtliche drei Angeklagten auf Grund 8 283 p»t> l, 2 3 des NeichsstralgesetzbucheS zu bestrafen. Was die Anklage des Betrugs betreffe, so wird Niemand bezweifeln, daß Zemmrich 8<m. und M>. längst von ibrcr Insolvenz überzeugt waren, ehe sie dieselbe anmeldeten. Statt aufzuhören und zu retten, was zu retten war, haben sie fortwährend den kaufmännischen Kredit in Anspruch genommen und aufs Aeußerste ausgenutzt. Der Kaufmann sei zwar nicht strafbar^ wenn er einige Zeit in der Hoffnung ans bessere -Verhältnisse und Konjekturen fortwirthschaste, auch wenn die Activa die Passiven nicht ganz decken ; aber sobald er zu Vorspiegelung falscher Thatsachen greift, nm seinen Kredit zu verlängern, beschreitet er den Weg des Betrugs. Dies sei im vorliegenden Falle geschehen, was Engelmann's Aussage beweise; denn dieser habe sich durch falsche Vorspiegelungen noch zn 3l Blanko-Accepten ver leiten lassen, wodurch sein Vermögen empfindlich geschädigt worden, so daß er, früher wohlhabend, heute als armer Maun dastehe. Dieselbe Vorspieglung falscher Thatsachen trifft auch den Fall mit dem Zeugen Beckert, und liegt hier auch kein vollendeter Betrug vor, so doch der Versuch eines solchen. Ebenso sei Zeuge Heinrich durch die falsche Vorspiegelung großer Wolleinkäufe zu neuen Blanko- Accepten bestimmt worden. Er beantrage daher auch die Veruriheilnng wegen Betrugs bcz. Versuchs dazu. Bertheidiger !>>-. Schaffrath. Gegen seinen Klienten Zemmrich P»>. liege die Anklage auf Grund tz 283 des ReichSstrafgesetzbuchs vor. Er bestreite dein Angeklagten die Eigenschaft eines Kaufmannes. Zemmrich jnn. habe keinen Vertrag mit seinem Vater abgeschlossen, sei also auch nicht Theilhaber der Firma und der Eintrag der selben ins Handelsregister war bloscr Schein. Er war Gehilfe, Kommis seines Vaters, nichts weiter. Selbst wenn Gewinn erzielt worden wäre, so hätten die Söhne nichts davon bekommen, sondern nur der Vater, in dessen Brot und Lohn sie standen. Für den Fall aber, daß der Gerichtshof die kaufmännische Eigenschaft seines Klienten annchme, müsse er bestreiten, daß ihn der Vorwurf über mäßigen Aufwandes gemacht werden könne. Geschäftliche Ausgaben fallen nie unter den Begriff „Aufwand," viel mehr lasse sich nur durch außergeschäftlichcn Aufwand die Anklage auf Bankerott begründen. Was die Buchführung betreffe, so möge dieselbe wohl nicht absolut richtig gewesen fein; aber dafür war Zemmrich jm>. auch nicht Kaufmann. Für ihn genügte die Art und Weise seiner Buchführung und für Andere führte er die Bücher nicht. Er habe eine bessere Buchführung nicht gekannt und deshalb sei er ge setzlich nicht strafbar. Was den Betrug anlangt, so be haupte er, daß der Angeklagte bis zum Augenblick des Zusammenbruchs nicht an die Insolvenz der Firma gedacht. Nach dem von ihm aufgestellten Status liege ja jetzt noch ein Ueberschuß vor und die Gefälligkeits-Accepte habe er alle wieder einlösen wollen. Wenn der Angeklagte an die Wahrheit seiner Taxe glaube — und das Gegentheil sei ihm nicht bewiesen — so sei es undenklich, Kenntniß von der Insolvenz der Firma gehabt zu haben. Weiter be streitet der Bertheidiger die Vorspieglung falscher Thatsachen und legt den betreffenden Zeugen wenig Glaubwürdigkeit bei, da sie als Verletzte erscheinen. Adv. Warneck als Bertheidiger Anton Zemmrich's sucht auf das Mitgefühl des Gerichtshofes einzuwirken, indem er seinen ohnehin unglücklichen Klienten als schwer gestraft schildert. Er sei ein treuer Arbeiter im Geschäft gewesen, habe sein Geld dabei verloren und gebe als Bettler heraus. Er bitte also um Freisprechung event. mildeste Bestrafung. Auf die Frage des Präsidenten: ob die Angeklagten noch etwas zu bemerken hätten, erklärt Zemmrich j»». mit weinender Stimme: Wenn Jemand schuld ist, biu ich's; mein altersschwacher, kranker Bater hat Alles mir in die Hände gelegt und mein tauber Bruder verließ sich auf mich. Ich bilte daher, nicht sie, sondern nur mich zn strafen. Der Gerichtshof verurtheilte hierauf Zemmrich s«-». und sim. wegen einfachen Bankerotts zu je l Jahr Ge- fänguiß, sprach dagegen Anton Zemmrich klagsrei. Der Verhandlung wohnte bis zum Schluß ein sehr zahlreiches Auditorium bei. LokiUts und SiüMchrs. Freiberg, den 1. Dezember. — Nach einer Vekanmmachung der kgl. Aml'hauptmannschafl hat Ler Herr Vezirksihierarzi Franze hier einen sechswöchenlllchen Urlaub angetreten und sind die Herren Pezirlsthierärzle Grimm in Plaue bei Flöha und Haubold in Forchheim mit seiner Ver tretung beauftragt. — Die Zahl der wegen polizeilicher Vergehen in hiesiger Stadt zur Anzeige gebrachten Personen, die in Ler Mehrzahl mit Haftsirafen, Geldbußen, ganz selten nur mit Verweise» belegt wurden, war im November 47 und zwar: wegen slraßcnpolizei- licher Vergehen u. A. wegen unterlassener Vorsichtsmaßregeln bei Ltehenlassen von Wagen auf der Straße zur Nachtzeit, starken Peitschenknallen, Verunreinigung der Straße 9, wegen ungebühr lichen Benehmens, hauptsächlich gegen Polizeiorgaue, da? zur Be schimpfung ausartcle 7, wegen Straßenskankal, oft mit Schlägerei verbunden 14, wegen Befahren des JohauniSgäßchen, verspäteten Jauchesahrcn, Viehtreiben mit Hunden ohne Maulkorb, unbefugten Tanzmnsikhaltcn, SonMagSenthciligung, unbefugten Schankes je eine, wegen unbefugten Beherbergen 3, wegen unterlassener Gc- fellcn- bez. Dienstboten-Anmeldung 2, wegen Thiergnälerci 2 und wegen Leben im Konkubinate 2 Paare. Noch insultirte man 2 Frauenzimmer auf offener Straße. Weiter blieben 4 Dieb stähle unenldeckt, wohingegen wegen Verübung solcher und wegen Verdacht?, solche anSgeführt zu haben, 23 Personen zur Anzeige resp. zur Haft kamen. Eine Frau machte ferner wegen ihr nach gewiesener Hehlerei Bekanntschaft mit der Polizei. Die wohl zumeist unbeliebten Quartiere in der Stadtfrohnveslc bezogen auf kürzere oder längere Dauer 2 Bettler, 14 Trunkenbolde, 21 Mittel- und Obdachlose, 4 Legilimationslose oder Vaganten, unter denen auch Frauen figurirtcn, 2 Betrüger, ein sich gegen die Hausordnung einer öffentlichen Anstalt Auflehnenkcr, ein aus einer öffentlichen Anstalt Entwichener und ein steckbrieflich Verfolgter. — Die in Folge dcS Schneefalles eingctretene Verkehrs störungen scheinen in Leipzig und drüber hinaus, besonders in Magdeburg, ziemlich anhaltend werdm zu wollen; namentlich ist die Verwaltung der Leipzig-DreSdner Bahn nicht im Stande, die ihr von der StaatSbahn zuzuführenden Wagen prompt abzu nehmen. SS haben sich daher auf dem Zentralgüterbahnhof in Dresden, unterwegs und in den Grenzstationen die Güterwagen gewaltig angesammelt, und ist die natürliche Folge eine sehr fühlbare Stockung d«S Güterverkehrs auf der böhmischen Linie, ganz abgesehen von den enormen Strapazen, welchen das be- l heiligte Zug- und Nangirpersonal hierbei in vermehrter Weise ausgesetzt wird. — Am heutigen 1. Dezember c. wurden die Telcgraphen- Stationen zu Lengefeld, Olbernhau und Zöblitz für den allge meinen Verkehr eröffnet. — Auf Ansuchen des Komitee für den Zuchtmarkt von edlen Pferden in Neubrandenburg ist vom königl. Ministerium des Innern der Vertrieb von Loosen der mit diesem Zuchtmarkte verbundenen Verloosung von Pferden, Equipagen, Reit-, Fahr- und Stallutensillen im Königreiche Sachsen auf das Jahr 1876 unter der Bedingung gestattet worden, daß nach er folgter Verloosung die Nummern der gezogenen Gewinne im Dresdner Journal und der Leipziger Zeitung öffentlich bekannt gemacht werden. — Der ReichStagsabgeordnete Jul. Frühauf veröffentlicht Folgendes: Nach dem Beschlusse LeS Reichstages von 1873 sollen mil Ende des nächsten JahrcS alle noch übrigen Eiscnzölle an der Grenze fallen, damit das ausländische Eisen- und Slahlfabrikat nach Dculschland freie Einfuhr genießt und die Preise demnach in d-r ungehinderten Konkurrenz zwischen unseren und den englischen Fabrikaten sich möglichst niedrig sür die Verbraucher in den verschiedenen eiscukonsumircnden Gewerben stellen. Gegen Aussührung dieses Gesetzes ist nun die deutsche Eisenindustrie mit mehreren Hunderten pon Petitionen aus allen Theilen des Vater landes vor den Reichstag getreten und wird hierüber nächsten Donnerstag ein ungemein stürmischer Kamps entstehen, da die Landwirihe sich mil den Städten Norddcutschlands, namentlich mit den HansestSdten, zu einer Gegenagitaiion verbunden und eben- salls Hunderte Gegen-Petitionen eingereicht haben, überdies iekun- din von einer großen Reihe von Handelskammern, die von einer Hinausschiebung Ler Zollaushebuug nichts wissen wollen. Der Unterzeichnete lud nun, da die feindlichen Parteien in den letzten Monaten sich Lurch eine förmliche Fluth von Schriften und ZeitungS-Artikeln bekämpft hatten, seine sächsischen Herren Kollegen zu einer Privaibesprechung im Reichstage ein, zu der Alle, auch Le. ErzcUenz der Minister v. Nostitz-Wallwitz, erschienen Man gelangte hier in gegenseitigem Austausch der Ansichten über die Frage zu dem saft allseitig gelheilten Standpunkt, daß Sachsen an der von den Eisen-Jnduilriellen geforderten Aufschiebung deS Gesetzes nicht jenes entscheidende Interesse habe, wie die eigentlichen Eentren der deutschen Essen-Industrie in Rheinland-Westfalen und Schlesien, daß im Gegentheil die sächsisLe Industrie der Auf hebung Ler Zölle ruhig entgegensetzen könne. Ich legte hierauf meinen persönlichen Standpunkt zur Sache dahin dar, daß ich bei der geplanten ZoUaushcbung, welche der englischen Uebermacht Thür und Thor öffnet, sür einen, nämlich den noch jnngen Zweig der deutschen Eisen-Industrie, die Bessemer -Stahl- sabrikalion, welche einer großen Znkunsl entgegcngeht, aller dings sich Ler ernstesten Vesorguih nicht entschlagen könne. Wenn e§ einerseits überhaupt auch sür Las FreihandelSsystem als Regel angesehen werLen müsse, daß man zur Zeit einer Krisis keine neue Reformen mache, so sei es andererseits bedenklich, einem erst in Ler Entwickelung begriffenen Zweige allen Schutz zn entziehen, einem Zweige, Ler die Nohcrze aus weiten Entfernungen über das Meer, aus England, Algier :c, also unter großer Fracht- vertheuerung - ölen müsse. Deutschland hat nur wenig Erze, die sich zu Bessemer-Stahl eignen. Ebenso verlieren wir, wenn Deutschland isolirt in Ler Handelspolitik frcihändlcrisch vorgcht, während alle Nachbarstaaten ringsnm ihre Zölle erhöht haben oder im Begriffe stehen, sic zu erhöhen, bei neuen HandelSver- tra.is-Abschlüssen mit andern Ländern daS Kompensationsobjekt, um von ihnen für unsere Industrie Konzessionen zu erlangen. Man war mit Liesen meinen Grundsätzen durchaus einverstanden Beide Gatten suchten Athem und starrten sich an. ES war drei Tage nach dem Unfall des Barons, und er fühlte sich wohl genug, in den Salon zu kommen. Die Einsamkeit seines Stildirzimmers war ihm plötzlich unerträglich geworden. Seine Käfer nnd Schmetterlinge genügten ihm nicht mehr, er suchte die Nähe, die Gesellschaft der Menschen, und hatte nun znm ersten Mal nichts anderes zu thun, als seine Frau zu beobachten und furchtbar eifersüchtig zu werden. An ihrer Liebe lag ihm freilich nicht viel, aber sie war sein Weib und als ihr Gatte hatte er gewiß daS beste Recht auf ihre Aufmerksamkeit und Rücksicht. Für ihn aber hatte sie all das nicht, wohl aber für Major Frankland. Im Innern ihres Herzens aber, wenn Milady wirklich ein solches Heiligthum besaß, war ihr der Eine so gleichgiltig wie der Andere. Großes Vermögen, schöne Kleider, prächtige Feste gingen ihr über Gatten, Kinder und Verehrer. Doch sie hatte all' das und der Major war hübsch und bezahlte gern mit zärtlichen Blicken und nichtssagendem Geflüster die herrlichsten Diners, Weine, Pferde u. s. w. Er wußte nicht, daß Sir Peter eifersüchtig war, er meinte es nicht böse, wollte mit seinen Huldigungen sich nur die Zeit vertreiben, uno wenn Lady Dangerfield gern kcquettirte, und Sir Peter nichts dagegen hatte, warum sollte er es nicht thun? Beim Tanz konvenirte sie ihm, ihre Geistesanlagen waren die gleichen, sie kannten dieselben Leute, sprachen gern von denselben Dingen, und all' das war der Kern seiner und Miladys platonischen Liebe. Gewissermaßen aber war Sir Peter schon lange dem grünäugigen Monstrum zum Opfer gefallen, in zwei Tagen aber steigerten sich die Symptome znr wüthendsten Eifersucht. Er that nichts, als sein Weib und deren Kavalier betrachten und vergaß darüber selbst Gespenster furcht und Interesse für Miß Herncastle. Mit einem großen Buche in der Hand saß er in einer Ecke und beobachtete über dessen Blätter Ginevra's lebhaftes Geplauder mit dem Major. Mrs. Everleighs Maskenball trieb die Sache aus die Spitze. Mrs. Everleigh war eine hübsche Dame, von der man nicht mehr wußte, als daß sie sehr reich und vergnügens süchtig sei und von ihrem Manne getrennt lebe. Wer Pirs. Everleigh war und warum die Scheidung erfolgt war, wußte Niemand, und wenn darauf angespielt wurde, hielt die Dame das parfümirte Taschentuch vor die Augen, nannte sich eine Märtyrin nud ließ die Verhältnisse in nebelhafter Ungewißheit. Die feineren Damen der Umgegend, darunter Lady Carola, mieden Mrs. Everleigh, Lady Dangerfield aber ward ihr sofort befreundet. Nun sollte ein Maskenfest stattfinden und Ginevra und der Major wollten es besuchen; und zwar in den Charakteren von Lara und dessen Pagen. Der Major düster und prächtig in schwerem schwarzen Sammet und Federn, Lady Dangerfield in einem reizenden Pagencostüme. Zufällig erfuhr Sir Peter von der beabsichtigten Maskerade, und der volle Becher schäumte nun über. Er zürnte und tobte und schrie, daß Ginevra nicht gehen dürfe. „Und ich sage Dir, ich werde gehen," rief Lady Dan gerfield ebenfalls heftig, „mache Dich nicht zum größeren Narren, als Du von Natur schon bist. Der Maskenball geht Dich nichts an, kümmere Du Dich um Deine Käfer, Deine Gespenster und Deine Spielhölle. O ja, ich weiß, wo Du in der Nacht warst, wo Dn das Gespenst unter der Königseiche gesehen. Du siehst, ich mische mich nicht in Deine Vergnügungen, laß mir auch die meinen in Ruhe." Cie hatte so lange auf ihn herumgetreten, daß sie vergessen, daß auch der Wurm sich hie und da krümmt Sie war zu weit gegangen. Das zornige Noth ver wandelte sich in eine fahle Gesichtsfarbe. Der Baron kreuzte die Arme über die Brust und blickte Ginevra ent schlossen an. „Wirst Du wirklich hingehen?" „So gewiß, als ich hier stehe." „Und in dem gräulichen Aufzug? „Ich finde das Kostüm reizend, das mich allerliebst kleiden wird." „Und Du willst daS Haus dieses zweideutigen Weibes besuchen?" „Nimm Dich in Acht, Du sagtest das schon einmal, und Mrs. Everleigh dürfte Dich gelegentlich wegen Ehren - kränkung belangen." „Ich frage Dich noch einmal, ob Du Mrs. Everleighs Maskerade im Männerkostüme besuchen willst, Du, die Mutter von zwei Kindern und ein Weib von fünfund- dreißig Jahren ? Das war zu viel, solch kaltblütige Erwähnung ihres Alters konnte Ginevra nicht ertragen. „Elender Knirps!" rief sie, „wie erfrechst Du Dich mir gegenüber zu solcher Sprache. Nun gehe ich erst recht zu Nirs. Everleighs Maskenball, und zwar als Page, so gewiß, als Du's verbietest," „Und mit Major Frankland?" „Mit Major Frankland, der den Damen wenigstens nicht Beleidigungen durch falsche Altersangaben ins Gesicht wirft. Ich habe Dir nichts mehr zu sagen, als daß ich gehe." „Gut, so höre mich," sprach er bebend vor Wuth, „wenn Du als dieses Mannes Page zu Mrs. Everleigh gehst, so kehrst Du nicht wieder zurück. Geh, ich werde Dich nicht hindern, aber bleibe dann auch, wo Du willst. Scarswood ist mein, dessen Herrinnen waren stets ehrbare Frauen, Du sollst nicht die Erste sein, die dieses Dach schändet, daS schwöre ich Dir." Die Lage gab ihm Beredtsamkeit und Würde, er wuchs mit den Umständen und nöthigte unwillkürlich Achtung ab. Er wandte sich und verließ dann das Zimmer. Wie versteinert stand Lady Dangerfield; wachte oder träumte sie? war das ihr Mann gewesen? Eine dritte Person war Zeuge der ehelichen Szene und staunte ebenso sehr wie Ginevra selbst. Miß Herncastle war während des Wortwechsels tingetreten und unschlüssig stehen geblieben. „Bliß Herncastle," rief die Dame hochfahrend, „Sie als Zuhörerin? „Ich habe nicht gehorcht, Lady Dangerfield, Sie selbst befahlen mir, es Ihnen zu sagen, wenn das Kostüme zum Anprobiren fertig sei."