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Anlage zum Ireibnger Anzeiger und Tageblatt. 234. Freitag, den 8. Oktober. 1875. Lokales und Sächsisches. Freiberg, den 7. Oktober. — Ueber die Prüfungen, welche die Kandidaten des höheren Schulamts zu bestehen haben, sind neuerdings vom Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts folgende Bestimmungen getroffen: 1) Zur Erlangung der Kandidatur für das höhere Schulamt besteht in Verbindung mit der Universität zu Leipzig eine wissenschaftliche Prüfungskommission. — Die Mitglieder der selben werden durch das Ministerium ernannt, welches sich je nach Bedürfniß deren Ergänzung vorbehält, und treten unter Vorsitz eines k Kommissars im Laufe des JahreS so ost, als die Zahl der Anmeldungen es erfordert, zur Abhaltung der Prüfungen zusammen. — Die Prüfungskommission ist in 3 Sektionen ge- theilt, in die philologisch-historische, pädagogische und mathematisch physikalische. Die Mitgliedschaft in einer dieser Sektionen schließt an sich Lie Mitgliedschaft in einer der beiden übrigen oder in beiden zugleich weder ein noch aus. 2) Der Prüfung vor nur gedachter Kommission haben sich alle Diejenigen zu unterwerfen, ». welche ein Lehramt an einer öffentlichen höheren Unterrichts anstalt (Gymnasium, Realschule 1. oder 2. Ordnung, Seininar) zu erlangen beabsichtigen; auch ist der Nachweis, diese Prüfung erstanden zu haben, b. von allen Denjenigen zu verlangen, welche die Konzession zur Errichtung einer Privatlehranstalt nachsuchen, deren Unterrichtsziel ein mit den Lehrzielen der genannten höheren öffentlichen Unterrichtsanstalten gleiches oder verwandtes ist, sowie e. von Denjenigen, welche an derartigen Privatlehranstalten als, Lehrer namentlich in den mittleren und höheren Klaffen verwendet I werden wollen — Laut ministerieller Bekanntmachung ist für die Pahkarten! aus das Jahr 1876 die hellgraue Farbe gewählt worden. — Zur Vorfeier des heutigen fünfundzwanzigjährigen Amts-! jubiläums unseres geehrten Herrn Bürgermeister Clauß brachten! die Gesangvereine „Bürgerstngvereine", „Liederkranz" und „Lieder-I täfel" dem Jubilar gestern Abend eine Serenade. Ueber die! weiteren Feierlichkeiten berichten wir morgen. — Die Zahl der im Monat September bei der hiesigen! Stadtpolizeibehörde erfolgten Bestrafungen wegen Uebertretung I landesgesetzlicher und örtlicher Bestimmungen belief sich auf 671 und zwar 2 wegen Sonntagsentheiligung, wegen Rauchen an feuergefährlichen Orten 2, unbefugten Beherbergens 7, Nacht skandals auf der Straße und im Hause 11, Verunreinigung der Straße beziehentlich Häuser 5, verbotswidrigen Befahrens des rothen Weges 1, Benutzung eines Ziehhundes ohne Beißkorb 1, Jauchefahrcn zur unerlaubten Zeit 2, Fahrlässigkeit bei der Hand habung von Geschirren 7, Uebertretung stratzenpolizeilicher Vor schriften als schnellen Fahrens, sinnlosen Peitschenknallens, unge nügender Beleuchtung ausgestellter Marktwaaren zur Nachtzeit 4, Uebertretung bahnpolizeilicher Vorschriften 1, Uebertretung feuerpoli- Mcher Vorschriften als Verheimlichung eines Brandschaden 1, unbe fugten Wein- bez. Branntweinschanl 2, Befahren Les Trottoirs mil Ge- schirrl,Baden an unerlaubten Ortenl,Leben in wilder Ehe 2, Verkauf ungenießbaren Obstes 1, unterlassener Anmeldung von Dienst boten 1, Verfchänken von Branntwein an Armenhausbewohner 2, Promenadenunfug bez. Baumfrevel 13, darunter allein 9 Kinder. Wie so ost schon gerügt worden ist, nehmen leider die Unarten! der Kinder mehr und mehr überhand; so wurden noch 3 Kinder! wegen Sachbeschädigung zur Anzeige gebracht bez. bestraft. Außer-! dem wurden in demselben Monat 44 Personen wegen Diebstahls, I Mittellosigkeit, Landstreichen, Legitimalionsmangel, Betteln,! Trunkenheit, Straßenskandal, Obdachlosigkeit, Arbeitsscheu, Körper-! Verletzung, Widersetzlichkeit rc. zur Haft gebracht und bestraft. — Die Schreiblehrerin Fräulein Magdalena Hampel aus Dresden beabsichtigt hier einen Kursus zu eröffnen. Ueber das System ihres Unterrichts liegen uns Zeugnisse vor, die jeden Zweifel an der Vorzüglichkeit der Methode ausschlietzen; wir nennen hier nur den Bezirksschulinspektor Berthell in Dresden, welcher sich höchst anerkennend und lobend über die Resultate ihrer Methode ausspricht. Selbst Se. Majestät König Albert hat! Frl. Hampel seinen Dtlnk für ein ihm gewidmetes kaligraphisches Unterrichtswerk durch "Vas Hausministerium Larbringen lassen. — Der gestrige Theaterabend wurde mit dem Lindauschen Lustspiele „Ein Erfolg" ausgefüllt. Wenn auch dieses neue Stück jetzt auf dem Repertoir verschiedener Hof- und Stadttheater zu finden ist, so können wir dasselbe doch nicht als eine auf unser Publikum erfolgreich wirkende Dichtung bezeichnen. Es birgt so gut wie gar keine Handlung in sich und läßt bis zum Schluß Lie Zuhörer kalt. Nur das Eine muß man bewundern, wie der Herr Verfasser, welcher sonst als ein ausgezeichneter Schriftsteller bekannt ist, vier Akte mit Szenen ausfüllen konnte, die nur auf einen Wortreichthum, aber sonst nicht auf den geringsten Effekt oder Spannung des Gemüths basirt sind. Derselbe Eindruck mochte auch auf den Spielenden ruhen, auch ihnen schien es nicht zu gelingen, sich sür das Spiel zu erwärmen, denn sie verar beiteten ihre Rollen ohne sich selbst in die Handlung einzuleben, wo durch auf dem ganzen Spiele etwas Gezwungenes, Gemachtes lag. Wir verzichten daranf, die Vertreter der einzelnen Rollen näher zu charakterisiren; indem wir befürchten, in dem Tadel, welcher schließlich den größern Theil der Spielenden treffen müßte, Einzelnen unrecht zu thun. Denn, wie wir Grund haben anzunehmen, waren sie wohl selbst für ihre Rollen nicht begeistert. Das Ensemble ließ nichts zu wünschen übrig. — Hinsichtlich der von der „Dtsch. Allg. Ztg." aufgeworfenen Frage, ob die in den letzten Jahren infolge der Aufhebung einzelner Gerichtsämier und sonst mehrfach vorgekommenen Abänderung der Grenzen der Gerichtsbezirke auch eine Abänderung der Wahlkreis- grcnzen nach sich gezogen habe, antwortet das „Dr. Jour.": Das Ministeriunl des Innern ist — vorbehältlich einer künftigen all gemeinen Neuregulirung der Wahlkreise, Lie sich im Interesse der Uebersichtlichkeit des Wahlgcschäfts allerdings wünschenswerth machen wird davon ausgegangen, daß die eingetretene ver änderte Abgrenzung der Gerichtsamtsbezirke eine Abänderung des Umfangs der bestehenden Wahlkreise nicht ohne Weiteres zur Folge habe. Nach Maßgabe der ergangenen Anordnungen sind daher alle diejenigen Ortschaften, welche nach der Verordnung vom 4. Dezember 1868 die verschiedenen Wahlkreise gebildet haben, auch bei den letzten Landtagswahlcn zur Wahl in den betreffenden Wahlkreisen berufen gewesen. Vorstehender Grund satz ist auch durch die Verordnung des Ministeriums des Innern, die Veranstaltung von Ergänzungswahlen für die zweite Kammer der Ständeversammlung betreffend, vom 11. August 1875 zur öffentlichen Kenntniß gebracht worden. — Auf Antrag der XIV. Sektion (Musikalische Instrumente) des Preisgerichtes der sächsischen Industrieausstellung hat nach Mtttheilung des „Dr. Anz." das königl. Ministerium des Innern auf Vortrag des Herrn Geheimrath Ur. Hülße genehmigt, daß auf Kosten der Staatskassen eine Kommission von Sachverständigen sich zu allgemeinem industriellen Nutzen von dem Stande der voigtländischen Fabrikation musikalischer Instrumente informire. Jene Kommission besteht aus dem Vorsitzenden genannter Sektion, Herrn Hoforganist Berthold und den Kammermusikern Fürstenau, Hiebendahl, Demnitz, Hübler und Queißer. Am gestrigen Tage hielt in Dresden der Kongreß sür innere Mission seine erste Sitzung. Eingeleitet wurde dieselbe durch einen Gottesdienst, bei welchem Oberhofprediger vr. Kohl- I schütter über Matth. 4, 23: „Und Jesus ging umher im ganzen galiläischen Lande, lehrete in ihren Schulen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilete allerlei Seuche und Krank heiten im Voll" die Festpredigt hielt. Der Herr Oberhofprediger gab auf dem Grunde dieses Tertes als eines Zeugnisses für der inneren Mission Aufgabe und Lebenskraft und Recht, „Rechen schaft aus Gottes Wort vom Werke der inneren Mission" durch Antwort auf drei Fragen: 1) Was wir wollen? — Thaten thun in der Nachfolge Jesu. 2) Wie wir das können? — In der Gemeinschaft mit ihm wird es uns gelingen. 3) Warum wir das Werk thun? — Wir müssen. Die Noth ist groß, und die Liebe Christi dränget uns also. Ins Direktorium des Kon gresses wurden gewählt: Oberhofprcdiger und Vizepräsident des evangelischen Landcskonsistoriums vr. Kohlschüttcr, Superintendent Konsistorialrath Franz, geh. Regierungsrath von Charpentier, sämmtliche Mitglieder des Dresdner Lokalkomitees, der Vize präsident des Zentralausschuffes Oberkonsistorialrath vr. Dorner (Berlin) und die Mitglieder des Zentralausschuffes geh. Regie rungsrath v. Meyern (Berlin) und Oberkirchenrath Ur Mühl- bäuffer (Baden). Als Schriftführer: geh. Schulrath Kockel aus Dresden und der geschäftssührende Sekretär des Zentralausschuffes Prediger Oldenberg aus Berlin. Das Präsidium der Handels- und Gewerbekammer in Chemnitz beruft wie die dortigen „Nachr." mittheilen, aus Len 14. unL 15. d. M. eine Delcgirten-Konserenz der Vertreter der deutschen Gewerbekammern und der Handels- und Gewerbekammern l und hat denselben das Programm dazu bereits mitgctheilt. Die Tagesordnung betrifft zunächst die Gründung und Organisation der Gewerbekammern, wozu der Antrag vorliegt: Bei denjenigen deutschen Handelskammern, welchen gegenwärtig lediglich die Pflege des Handels und der Großindustrie obliegt und wo in ihrem Wirkungskreis eine Vertretung des Gewerbes durch Gewerbe kammern nicht stattfindet, dahin Anregung zu geben, daß von denselben die Interessenvertretung der Kleinindustrie, unter Zuwahl von Mitgliedern aus derselben mit übernommen und ausgeführt werde. Der zweite Punkt der Tagesordnung wird die Berathung einer an den Reichstag zu richtenden Petition, die Reform der deutschen Gewerbeordnung betreffend, sein und der dritte betrifft besondere Anträge der Handels- und Gewerbekammcr zu Plauen und der Gewerbekammern zu Hamburg, Leipzig und Zittau. Auch die Lehrlingsfrage soll, insbesondere unter Bezugnahme aus die anläßlich der Reichs-Enquvte, betreffend die Verhältnisse der Lehrlinge, Gesellen und Fabrikarbeiter, gemachten Ersahrungen ! besprochen werden. In Glauchau wurde am 5. L. der Leichnam des in Müllers Gehölz bei Seiferitz an der Zwickau - Altenburger Straße erhängt aufgesundenen 68jährigen Tuchmacher Gotthilf August Hänig aus Oederan polizeilich ausgehoben und wegen schon weit vorgeschrittener Fäulniß alsbald beerdigt. Aus Zittau wird gemeldet: Am Abende des 4. sind aus Idem Magazin des von Zittau nach Ostritz abgegangenen Post wagens drei Geldfahrpostbeutel mit einem Gesammtbetrag von Ica. 3000 Mark gestohlen worden. Der Spitzbube hatte zur Ausführung diese? Verbrechens die Stelle hinter Hirschfclde, wo Ider Postwagen wegen der bergaufwärts führenden Straße lang- I sanier fahren muh, gewählt. Den sofort init der größten Um sicht angestellten Recherchen des Polizeiinspektors Hadank ist es gelungen, den Spitzbuben in der Person eines gewissen Johann Karl Depold zu erwischen und festzunehmen Im Besitze Dcpold's ist eine Baarschaft von über 2800 Mark, von denen der größte Theil in seinen Kleidungsstücken eingenäht sich befand, vorge funden worden; auch soll er, wie man hört, die That mit dem Bemerken bereits cingestanden haben, daß er die an dem Magazin befindlich gewesenen beiden Schlösser mittelst Nachschlüssel geöffnet habe. Landwirthschaftliches. Sorge in der Zett, so hast Du tu der Noth. Das letzte Frühjahr war ganz besonders geeignet, viele Land- wlrthe die Uebelstände des Futtermangels empfinden zu lassen, und in Manchem ist gewiß der fromme Emschluh gereist, ähnlichen Vorkommnissen ernstlich vorzubeugcn Die heurige Futtcrcrntc ist wieder nicht darnach angethan, mii allzu ruhigem Blicke dem Winter enlgezensehen zu dürsen. Da gilt es zu sorgen und besonders zu sparen. Wir bitten aber das letztere Wort nicht mißverstehen zu wollen, sparen soll nicht heißen, das Vieh jetzt Noth leiden zu lassen, solches Sparen ist die größte Verschwendung. Treten wir einmal in eine gewöhnliche Wirthschast hinein und Aschen uns dort um. Die vorhandenen Wiesen bringen 80—100 Fuder Heu und damit ist reichliches Futter geboten. Heuer haben sie nur die Hälfte gebracht und — damit muß man auch auslommen. Die Stückzahl beiin Vieh ist dieselbe und soll es auch bleiben. Aber wie? Nun man vertraut der Zukunft und füttert. Hier ist wahrhaftig sparen an der Zeit, und man sollte wenigstens in der Weise sparen, daß man Lie theueren Fultervorrälhe nicht unnützer Weise verschwendet. Letzteres geschieht nicht, wenn man sich nur die kleine Mühe nicht verdrießen läßt, seine Futtervor- räthe gehörig einzutheilen, und solche Arbeit ist gewiß leicht im Vergleich mit den vielen Mühen und besonders den bedeutenden . Kosten, welche die Beschaffung der fehlenden Vorräthe im Früh jahre verursachen. Sobald man sich erst selbst klar darüber ge worden ist, was man hat, ist bis zur Sparsamkeit nur ein Schritt. Wir müssen hier noch auf einen sehr wichtigen Umstand auf merksam machen. Auch bei einer sehr genauen Eintheilung und einer richtigen Durchführung der Fütterung reichen die vorhandenen Vorräthe gewöhnlich nicht bis zu dem bestimmten Tage aus. Man weiß sich dies vielfach nicht zu erklären, und doch ist eine Erklärung außerordentlich leicht. Daß das Getreide auf dem Boden, daß die Kartoffelvorräthe in der Grube fchwinden, ist selbstverständlich; warum aber denn nicht bei den sonstigen Vor- rälhen? Auch die Heuvorräthe schwinden, und zwar Wiesenheu um circa ein Sechstel und Kleeheu um circa ein Achtel seiner Masse. Es ist durchaus nöthig. bei der Eintheilung hierauf genügende Rücksicht zu nehmen, überhaupt sich so einzurichten, daß jedes Jahr ein Rest verbleibt und nicht bis auf den letzten Halm aufgezehrt werde. Man suche einen sogenannten eisernen Bestand zu erhalten, welchen man bei der Berechnung ganz unberücksichtigt läßt. Natürlich wird dieser im nächsten Jahre zuerst versüttert, indem das Futter sonst bei zu langer Aufbewahrung an Güte verliert. Bei solchem Verfahren wird man nie in die Lage kommen, ein Vieh hungern lassen oder zu früh auf die Weide treiben zu müssen. Im Norden herrscht vielfach die Mode, das Vieh im Früh- ahre zu lange auf dem Stalle zu behalten, oft so lange, bis ras junge Gras schon einen Theil seiner besten Kraft verloren hat. Warum? Einfach aus dem Grunde, um zu zeigen, daß man ein guter Haushalter und Rechner ist, und daß man gewiß nicht aus Noth das Vieh austreibt. Wenn wir solches Ver fahren auch nicht sür richtig halten, so schadet ein Bischen Stolz doch auch nicht, und immerhin wird das Vieh dabei besser fahren, wenn es wegen reichlichen Futters zu lange auf dem Stalle bleiben kann, als wenn eS wegen Futtermangels zu frühe aus demselben getrieben werden muß. VotkswirthschaMches. Die Generalversammlung der Sächsischen Parfümerie« fabrik (sonst Bergmann ». Lo.) lehnte die ihr angesonnene Auf hebung der noch bestehenden Garantie einer Sprozentigen Dividende ab, wogegen der zur Garantie verpflichtete Direktor seinen Rücktritt trotz prospektlich fünfjähriger AmtSdauer in nächste Aussicht stellte. Sei der wirklich beklagenswerthen Finanzlage der Gesellschaft läßt sich eine wünschenSwerthe Entwicklung de» seiner Branche nach lohnenden Geschäft» nicht erwarten. Die S. ordentliche Generalversammlung der Dresdner Preß hefen- und KornspirituSfabrik (sonst I. L. Bramsch) vom 25. September genehmigte die V-rtheilung der vorgeschlagenen i Ijprozentigen Dividende und entlastete die GesellschaftSorgane pro 1874-75. Vermischtes. * Ueber die neueste schreckliche Katastrophe zur See, den Brand des Dampfers „L. G. Bager" auf der Fahrt von Lübeck nach Kopenhagen, berichtet die „Wes.-Ztg., daß das Feuer durch Explosion eines (wahrscheinlich mit Naphta oder dergleichen entzündlichen! Stoffe) gefüllt gewesenen Ballons entstanden ist; die übrigen Ballons fingen ebenfalls Feuer, und in wenigen Minuten tand der mittlere Theil des Schiffes in Flammen. Das Schiff ist in 15 Faden Wasser gesunken. Das Unglück ereignete ich in der Kiögebucht, also in der Nähe Kopenhagens. Leider ist ein großer Theil der an Bord befindlich gewesenen Menschen umgekommen; sämmtliche 22 Passagiere bis auf einen und 11 von der Mannschaft. Nach einer Mtttheilung des deutschen Generalkonsuls in Kopenhagen sind die Passagiere in Folge des Umschlagens des Schiffsbootes ertrunken. Kapitän und Steuer mann sind ebenfalls gerettet. Der hölzerne Schraubendampfer „L. G. Bager" war ein schwedisches Schiff, das zusammen mit den Dampfern „Halland", „Ellida"' „Najaden", „Falken" und „Swanen" aus der Tour Lübek-Kopenhagen-Malmö-Helstngborg- Gothenburg fuhr. Der gesunkene Dampfer wurde von dem Kapitän L. A. Mattsson geführt und war 157 Registertonnen groß, hatte eine Maschine von 60 Pferdekraft und war 1858 gebaut. Der gerettete Passagier, norwegischer Polytechniker und 6 Mann der Besatzung wurden nach dreistündiger Bootfahrt in einem fehmerichen Schuner „Anna", Kapitän Menzel, ausgenommen. * Zur Charakteristik der deutschen Iuden des Mittelalters. Die Grausamkeit und Härte der Judenhetzen des Mittelalters ist bekannt und sprüchwörtlich — sie hier aus führlich schildern wollen, hieße Eulen nach Athen tragen. Hervor heben wollen wir jedoch, daß allen Verfolgungen, Verjagungen und Beraubungen zum Trotz, dies wunderbar elastische und that- lräftige Volk sich wenige Jahre, nachdem es solche himmelschreiende Drangsalirung erlitten, wieder eben so zahlreich und in eben solchem Wohlstände als zuvor befand. Auch müssen wir betonen, daß, wenn sie gleich in manchen Dingen aus's Tiefste bedrückt und entehrt wurden, sie dagegen in andern Punkten wieder sich ungemein großer Vorrechte und Begünstigungen erfreuten. Zumal in bischöflichen Städten genossen sie ganz stattliche Privilegien. In Köln, Mainz, Worms und anderen Orten führten ihre Rabbiner den BifchosStitcl und bildeten mit den 12 Aettesteu eine eigene Behörde, die alle Rechtsstreitigkeiten ihrer Glaubensgenossen entschied. In Augsburg war der Judenschast vergönnt, ein