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Erscheint und Tageblatt 1875 N 228 r«, Der Protestantenverein. ße, Landeskirchen. Er hat sich ferner zur Aufgabe gemacht I die Bekämpfung alles unprotestantifchen hierarchischen Wesens! j und die Wahrung der Rechte, Ehre und Freiheit des deut- ! stets er, I- rrr. u rer In den fünfziger Jahren, als die Reaktion in ihrer! Einklang zu setzen mit der Kulturentwickelung schönsten Blüthe stand, ergriffen eine Anzahl kirchlich frei-1 Zeit, hinter der sie so weit zurückgeblieben ist. und in unserer Darüber -irnea stis. >'rde» ilUL) > find wunden sind. Darum erstrebt der Protestantenverein eine Erneuerung der Kirche „im Geiste evangelischer Freiheit" und „im Einklang mit der gesammten Kulturentwickelung unserer Zeit," denn er kennt keine fertige Dogmatik und kein abgeschloffenes Kirchenthum, vielmehr sind die Formen der Lehre und die Einrichtungen der Kirche nichts Anderes, als das Erzeugniß einer bestimmten Zeit und der jeweiligen Zeitideen, die keineswegs den Charakter der Unveränderlich keit haben, und darum bestreitet er mit vollem Recht, daß die Lehrentwickelung und Verfaffungsbildung der Kirche mit einem bestimmten Punkte abschließen oder gar mit der späteren Zeitbildung und Kulturentwickelung in Wider spruch treten dürfe. >«u l»» 2", oerde» iall- Dies sind die Grundsätze des Vereins, durch welche er eine ernstliche Durchführung des Gemeindeprinzips in der Art bezweckt, daß die Gemeinden von jeder Bevormundung befreit und zur kirchlichen Selbstregierung herangebildet werden. Er fordert, daß das Joch des Buchstabens zer brochen, der Glaubenszwang abgethan und das Recht der freien Forschung anerkannt werde. Sind dies nicht echt protestantische und echt christliche Ziele und Grundsätze? Um ihretwillen verdient der Protestantenverein, daß das deutsche Volk ihm immer mehr seine Sympathien und seine that- krästige Unterstützung zuwende. iume, > ein- :rbas - sie» Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche tagte in Breslau der deutsche Protestantenverein. Es hat wahrhaftig in diesem Jahre an Zusammenkünften verschiedener kirch licher Parteirichtungen nicht gefehlt, aber keine darunter, welche ein so berechtigtes Interesse des Volkes in Anspruch zu nehmen verdient, als gerade der Protestantenverein. Er ist es, der im Gegensatz zu den mehr oder weniger riickwärtsstrebenden Faktoren der Kirche muthig vorwärts schreitet und insbesondere für die Erneuerung des Pro-ischen Protestantismus. Andererseits aber erstrebt er auch testantismus im Geiste evangelischer Freiheit und im Ein-Ivie Erhaltung und Förderung christlicher Duldung und klang mit der gesammten Kulturentwicklung unserer Zeit! Achtung zwischen den verschiedenen Konfessionen und ihren »it allem Ernst und Eifer eintritt. Freilich ist er darum! Mitgliedern, und arbeitet endlich hin auf die Anregung denkender Männer die Initiative, um die evangelische aber,, daß dies Letztere in der That der Fall ist und daß Kirche vor Verknöcherung und geistiger Verkümmerung zu die Kirche einer solchen Erneuernng bedarf, kann doch kei bewahren. Zehn Jahre später riefen sie den Protestanten-! Streit sein, denn wenn auch Konsistorien und Pastoral verein ins Leben, der im Juni 1865 zu Eisenach seine Ikonferenzen den kirchlichen Schwerpunkt noch immer in de läge des Gemeindeprinzips, je nach den besonderen Ver hältnissen der verschiedenen Länder mit deutscher Bevölkerung, sowie die Anbahnung einer organischen Verbindung der überlieferten Lehre dem sogenannten „Bekenntnisse" zu suchen bestrebt sind, so hat die neuere Wissenschaft längst dargethan, daß das Leben und nicht die theologische Lehr formel das Wesen des Protestantismus bildet, und daß der überlieferte Lehrbegriff vor dem Richterstuhl gewissen- Jnscrate werden bis Vor mittags t l Uhr für nächste Nr. ange nommen u. die ge spaltene Zeile oder deren Raum mit 15 Ps. berechnet. Inserate sind stets an die Expedition, Frotscher'sche Buch handlung, zu senden. Hafter Prüfung nicht mehr Stich hält, weil er von jenen herkömmlichen theologischen Voraussetzungen ausgeht, die eben nichts als unerwiesene willkürliche theologische Vor aussetzungen und die wiffenschastlich überall schon durch brochen und in der Ueberzeugung des Volkes längst über ¬ erste Hauptversammlung abhielt. Hier entwarf man ein Statut, dessen Grundbestimmungen auch heute noch maß gebend sind. Danach bezweckt er nichts anderes, als den Ausbau der deutschen evangelischen Kirche auf der Grund- stndct sich Ninnen- gasse M». H Et. Freitag, dm 1. Oktober. Einladung zum Abonnement auch unter allen kirchlichen Vereinen der meist gehaßte und! und Förderung des christlichen Lebens, sowie aller der läßt es sich zum Ruhm nachsagen, daß die Träger der I christlichen Unternehmungen und Werke, welche die sittliche kirchlichen wie der politischen Reaktionsidee überall einen! Kraft und Wohlfahrt des Volkes bedingen. heiligen Respekt vor ihm empfinden, wie sie und ihre Tra-! Was der Protestantenverein demnach will, ist mit einem bauten denn auch keine Gelegenheit vorüber gehen lassen,! Worte gesagt, eine gründliche Reform der protestantischen ihre Zvrnesschaalen über ihn auszugießen. I Kirche im Geiste evangelischer Freiheit. Von der Ueber- Aber weil er so angefeindet ist, halten wir es für zeit-! zeugung ausgehend, daß die Grundsätze der Reformation gemäß, aus das Wesen und Wollen desselben gerade in den! in der That nicht zur Verwirklichung gekommen, sondern, Tagen hinzuweisen, wo er wiederum zur Berathung brennen-1 je länger je mehr verfälscht und verleugnet worden sind, der Zeitsragen zusammentrat, um durch eine eingehendere will er die Kirche dahin führen, daß sie sich auf ihr Beleuchtung seiner reformatorischen Zwecke mit einem protestantisches Wesen besinne und wieder einlenke in jene richtigeren Urtheile über seine Bestrebungen zugleich auch reformatorischen Bahnen, aus denen sie der orthodox em wärmeres Interesse für dieselben in immer weiteren! hierarchische Ungeist alsbald nach dem ersten Morgenroth Kreisen hervorzurufen. ! gewaltsam herausgeriffen hat, um sie zu erneuern zeigen. Das Schloß wurde vor Jahrhunderten von einem Dangerfield erbaut, wir sind eine sehr alte Familie, ich bin des Geschlechts letzte Tochter und möchte wahrlich Niemand anders sein, als Isabella Dangerfield von Scars- wood Park." Sie war stolz auf das alte Blut, das in ihrem Adern floß, stolz auf das alte Scbloß und das fürstliche Erbe. „Willkommen in Scarswood, Mr. Dantree!" rief sie. als er an ihrer Seite durch das große Stein-Portal schritt. „Ich danke, Miß Dangerfield," sprach er ernst und entblößte das Haupt. Seine verhängnißvolle Schönheit, verhängnißvoll schon vielen Frauen, obgleich er erst sieben und zwanzig Jahre zählte, hatte wieder ihr Werk gethan. Isabella selbst hatte ihn hierher gebracht, sie selbst hatte das Wort ge sprochen. " Inzwischen saß Sir Robert in der Bibliothek, den Brie aus Paris zerknittert in der Hand. n - Paris, 23. September. Lieber Sir Robert Dangerfield, wie freudig meine Feder diesen Titel schreibt. Ein Baron'. Wer hätte je gedacht, daß Sie Scarswood Park »md eine jährliche achttausend Pfund Ihr eigen nennen sollten! R smd '» England, Sir, und - die kleine Fünfzehn Jahre lang habe ich das süße Kind Är?, Ä",— " fünfzehn schwere, endlose Jahre ! Ich komme, Ucber Baron! komme, Sie und Bella L^suchen und sie werden sich darüber freuen. Senden Abend des 3. Oktober den Wagen auf den Bahnhof, ich komme nnt dem Kurierzug. Ihr Bedienter Mit dieser Rümmer begi««1 ei« neues Quartal des «l 1, rt» i1» 1* Die Redattio« wird bemüht seiu, alle Angelegenheiten des während zu vermeidende« Streitsrag.« Anstand und Sitte ausrecht zu erhalte«. I« S ^n ^ Politik ««d Berwa sie in Bezug aus die änderen nnd deutschen Reichsangelegenheitcn der nationale« Fahne . ch Seite hin den Ansprüche« * Lach im «enen Qnartal wird das FeniUeton de« geehrte« Leser« interessante Erzählungen bieten, um «achgeliesert. tzeS Publikums zu geuügeu. Reuhiuzutreteude Abouneute« bekommen auf Bcr a«gen gezwungen, iusolge der immer größere« Der Abonnementspreis beträgt wie bisher 2 Mark 25 Pfeuutge. Dagegen seht sich die ° Verbreitung des Blattes, der bedeutenden Mehrausgaben sür Redaktion, Druck und Papier e ne aiil-i» a«» die Spaltzeile eintreteu z« lassen. _ «AMrsttr^nMer Die Redaktion bc» es. Md-, ä tu münz l Aw t«: rüsin, , alt oer- ar st<d 'NIU Elän- 5 und Feuilleton. Geheimnitzvoll. Nach dem amerikanischen Originale rer MrS. May Agnes Fleming frei bearbeitet von Lina Freifrau von Berlepsch. (Fortsetzung ) Plötzlich sprang ein Mann ihm entgegen und faßte den Zügel mit eiserner Hand. Nach kurzem Widerstand war das Pferd gebändigt, und Dantree, ihn der am vergangenen Abend ,hr Ohr entzückt, ihr ganzes Wesen gefangen ge nommen. o „Wie kommen Sie in diesem Sturm zu solch geeignetem Moment hierher. Mr. Dantree?" g-eignerem "Die Begegnung ist zufällig, gnädiges Fräulein, ich war, m Folge ihrer gütigen Einladung, eben im Begriff «ich m Scarswood vorzustellen. " Üand im strömenden Regen vor ihr mit entblößtem Umpte, ein dunkeler schöner Mann mit fehlerlosen Zügen ^Augen^"" mandelförmigen eigenthümlich leuchten- --Bitte wollen Sie mich nicht begleiten? Scarswood I- ftAm «-N El-N Md,g,s zr-ul-m, w-nn Si- Dant«e"v«suck^ Kommen Cie, Mr. Jlderim." Ich galten können mit Iw freue mich, Ihnen meine schöne Heimath zu möge nach Mrs. Vavasor fragen; ich wähle meine Namen nach meiner Umgebung, und unter den aristo kratischen Familien, die in Sussex in ländlicher Zurück gezogenheit leben, will auch ich unter einem wohlklingen den Namen auftreten. Adieu, lieber Baron, auf Wieder sehn. Küssen Sie Bella in meinem Namen. Harriet-Harmann." Stundenlang war Sir Robert so gesessen und blickte mit todtenblricbem Antlitz hinaus in die sturmgepeitschte Landschaft. Die Blitze flammten, der Donner rollte; er aber sah und hörte es nicht, er war wie betäubt von plötz lichem Schlage. „Und ich glaubte, sie ist todt," murmelte er endlich, „glaubte mich nach fünfzehn Jahren endlich sicher. O mein Gott! Wird der sündhafte Wunsch sich nie erfüllen!" Die Thür öffnete sich und triefend wie eine Wassernixe erschien Isabella au» der Schwellt. „Schläfst Du, Papa, ich habe eineu Gast mitgebracht, Mr. Dantree, und bitte Dich, ihn freundlich zu empfangen. M im blauen Zimmer, möchtest Du nicht hinübergehen, bis ich die Kleider gewechselt habe?" lich?nne^'""^ verändertes Aussehen und hielt plötz- „Aber Papa, um's Himmelswillen, was hast Du denn?" * n ob sich steif und wandte sich zum Fenster, damit si« sein Geycht nicht sehen könne. „Ich habe mich nur erkältet, Kind. Wer sagtest Du, Ah- der Sänger Gaston Dantree. Vergiß nicht, der Haushälterin zu melden, daß sie ein Zimmer mm,-«.» ft- »-