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und Tageblatt findet sich Rinnen- gasse 96 II. Lt. Inserate werden bi» vor» mittag» II Uhr für nächste Nr. ange nommen u. die ge spaltene Zeile oder deren Raum mit 10 Ps. berechnet. Inserate sind stet» an die «Spedition, Frotscher'sche Buch handlung, zu senden. EmbergerAnMer Die Redaltion be- 1875 O 220 behörden kann in Folge des in Kraft getretenen Berner Postvereinsvertrags die Frankirung der Briefe, Postkarten, Drucksachen rc. nur durch die im Ursprungslands giltiqen Postwertzeichen bewirkt werden. Die besonderen zwischen dem deutschen Reiche einerseits und Oesterreich-Ungarn, Luxemburg und Helgoland andrerseits abgeschlossenen Post verträge werden jedoch durch den gedachten Vertrag nach Artikel 14 desselben nicht berührt. Es werden demnach alle diejenigen Behörden und einzelnen eine Behörde repräsentirenden Beamten, für deren ausgehende Dienst korrespondenz die Porto- und Gebührenbeträge averstonirt worden, angewiesen, alle nach solchen Otten außerhalb des deutschen Reichs, welche nicht zu Oesterreich Ungarn, Luxem burg und Helgoland gehören, gerichteten Dienstbriefe rc. ortan nicht mehr mit dem bisher üblichen Fraukaturver merke, sondern durch Verwendung der entsprechenden Post- werthzeichen frankirt zur Post zu liefern. auf serbisches Gebiet. Die Türken, von einem Sergeantew kommandirt, befanden sich in offenbarer Unkenntnitz dieses In dem Reichshaushaltetal für 1874 waren noch 80,000 Thaler außeretatmäßig in Ausgabe gestellt zur Be- üreitung der nachträglich entstandenen Kosten wegen Be theilung deS Reiches an der Wiener Weltausstellung. Die Abrechnung in dieser Beziehung ist, wie wir hören, noch immer nicht endgiltig festgestellt. Auch für den Etat des Jahres 1875 wird deshalb ein Nachtragskredit zur Deckung des erforderlich werdenden voraussichtlich nicht unerheblichen Restbetrages gefordert werden. Laut Bekanntmachung der obersten Reichs- und Landes- Jn sehr eingehender und sachverständiger Weise be handelt ein im Bremer Handelsblatt enthaltener Artikel unter dem Titel: „Die deutsche Industrie und der Sozialismus" diese wichtige Frage, und zwar verdient dieser Aufsatz um so mehr volle Beachtung, als er sich Wie man aus Paris schreibt sollen nach dort einge gangenen Nachrichten 3000 Karl isten die französische Grenze überschritten haben. — Die Verbindungen zwischen Jrun nnd San Sebastian sind nunmehr wieder hergestellt; der Eisenbahnverkehr zwischen San Sebastian und der französischen Grenze ist wieder eröffnet worden. Die neueste Meldung, daß die Türkei die strikte An frage an Serbien gerichtet habe, ob dasselbe gewillt sei, seine Neutralität aufrecht zu halten, zeigt daß die zeitweise aufgetauchten Nachrichten über die vollständige Bezwingung des Aufstandes im Orient mindestens etwas verfrüht waren. In Uebereinstimmung damit steht eine Nachricht, die von andrer, sehr gut unterrichteter Seite kommt, nach welcher am Sonnabend ein heftiger Kampf zwischen den Türken und Insurgenten stattgefunden hat. Auf die Aufständischen drangen 3000 Türken ein. Die verjagten Türken wurden 6 Stunden weit verfolgt und verloren 200 Todte. In der Gegend von Knin haben sich die Christen gleichfalls erhoben und die türkischen Blockhäuser in Brand gesteckt. — Ueber die bereits signalisirte Verletzung der serbischen Grenze durch die Türken langen Details ein, welche dieselbe nicht länger mehr zu bezweifeln gestatten. Andrerseits stellt sich heraus, daß der Charakter der Grenzverletzung kein solcher sei, um anzunehmen, daß letztere von Serbien zum Vorwande eines Bruches mit der Türkei genommen werden könnte. Bei Verfolgung einer flüchtigen Jnsurgenten- schaar, welche die serbische Grenze zu gewinnen suchte, ge- neth eine kleine Abtheilung regulären türkischen Militärs Oesterreich-Ungar«. In Wiener gut unterrichteten Kreisen wird ein Telegramm der „Augsburger Allgemeinen Zeitung" vom 18. d. M., wonach die Pforte von den Mächten die Ansetzung eines Schlußtermins für die Verhandlungen mit den Insurgenten verlangt habe, für durchaus unbegründet erklärt. — Der Finanzminister Ungarns hat dem Abgeordnetenhause den Voranschlag für die Staatsein nahmen und Ausgaben pro 1876 vorgelcgt und in einer mehr stündigen Rede ein Erposs über die finanzielle Lage des Staates gegeben, wobei er hervorhob, daß der vorliegende Hudgctentwurf eine sichere Basts für die künftige Regelung des Staatshaushaltes bilde. Das gegenwärtige Budget weise ungeachtet der mehrfachen im Budget pro 1876 beschlossenen Abstrcichungcn noch weitere Ersparnisse im Gelammlbetrage von 8,617,000 Fl. auf, die Einnahmen seien nur auf völlig sichere Ziffern basirt, so daß sich die Bilanz um volle 10 Millionen gebessert habe und das unbe deckte Defizit auf etwas über 11 Millionen reduzirt erscheine. Hierzu kämen aber noch 2j Millionen für Beschaffung von Kanonen, eine Ausgabe, deren Nothwendigkeit die Regierung Jedermann gegenüber vertheidigen werde und 2 Millionen für einen später zu erwähnenden Zweck. Das Defizit müsse beseitigt werden, denn die Eisenbahnfragc, die Frage der Staatsschulden, sowie Lie Frage der Regelung der Valuia könnten nur bei einem geordneten Staatshaushalte günstig gelöst werden. Deshalb seien Opfer erforderlich und die Regierung beantrage deshalb unter Eliminirung der drückenden 4prozentigcn Erwerbsteucr die Ein führung einer 3 j prozenligen allgemeinen Einkommensteuer, welche bis dahin, wo die Reform des Steuerwcscns dürchgeführt sei, die Herstellung des Gleichgewichts ermöglichen solle. In Folge dieser Einkommensteuer würde das Defizit von 1876 einschließlich aller erhöhten Erfordernisse im Ganzen 8,590,000 Gulden betragen. Sodann beabsichtige die Regierung in der Ari der Steuererhebung gründliche Aenderungen vorzunchmen und zur Verwaltung der direkten Steuern Stcuerinspektorate zu errichten. Hierzu seien die vorerwähnten 2 Millionen Fl. erforderlich. Ferner gedenke die Regierung die unbeibringlichen Sleuerrückstände abzufchreiben, um die übrigen mit um so größerer Strenge beizütreiben. DaS Defizit von 8 Millionen sei aus den vorhandenen Anleihegeldern, welche noch bis zum Jahre 1877 ausrcichen würden, zu bedecken. Um dem in der ersten Hälfte jedes Jahres stetig vorkommenden Kassadefizite abzuhclfcn, müsse ein besonderer Kaffafond gegründet werden. Hierzu, sowie um alle ungarischen Anleihen einschließlich der letzten Anleihe von 153 Millionen Fl. uniftzirt zu konvertier«» erachte die Regierung ein Anlehen von etwa 300 Millionen Fl. erforderlich. Dieses Anlehen müsse ein rein ungarisches Renten anlehen sein. Da die Regierung sich jetzt völlig frei bewegen könne, werde sie zur Aufnahme Lieser Anleihe die gelegenste Zeit abwartcn. Ein Rcntenanlehen könnte man auf dem europäischen Geldmärkte nur dann einsühren, wenn der ungarische Staat be wiesen haben werde, daß er seinen Staalhaushalt aus eigener Kraft regeln könne. — DaS Erposö des Ministers wurde mit anhaltendem allgemeinen Beifall aufgenommen — Der Reichstag ist durch ein königliches Reskript bis zum 4. Oktober vertagt. Frankreich. Eine am Sonntag in Paris stattgehabte, gegen 30 Theil- > nehmer zählende Versammlung von Vertretern der republikanischen. - nicht auf mehr oder minder zweifelhafte theoretische Er örterungen beschränkt, sondern positive Vorschläge zur Hebung des Uebels bietet. Die thatsächliche Verdrängung der deutschen Industrie vom Weltmärkte, davon geht der Artikel aus, hat ihre Ursache darin, daß wir theuerer und weniger gut produziren als andere Länder. Die eingetretene Verschlechterung und Vertheuerung unserer Artikel ist die Wirkung der sozialistischen Agitationen, welche den Arbeiter demoralifirt, d. h. weniger leistungsfähig gemacht, und damit ein offenbares Mißverhältniß zwischen der Quantität wie Qualität der Arbeit und den verhältnißmäßiq noch immer hohen Löhnen geschaffen haben. Wenn die deutsche Industrie noch weiter herabgeht, wenn infolge dessen die Löhne noch tiefer sinken und Arbeiterentlassungen in größerm Umfange eintreten müssen, so mögen sich die Arbeiter bei den sozialistischen Agitatoren bedanken. „Wenn," so sagt das genannte Blatt sehr richtig, „für hohen Tagelohn wenig Arbtlt geliefert wird, so vertheuern sich die Preise der angefertigten Gegenstände in einer Weise, daß der Verbrauch abnimmt und die Arbeitslöhne sinken-, aber selbst bei hohem Lohn« kann der Arbeiter seinen Verbrauch nicht steigern, was doch wohl der Zweck der Erhöhung des Lohnes ist, wenn die Produktion aller Gegenstände, die er verbrauchen wlll, nicht zunimmt, sondern eingeschränkt wird. Af.^lfen rhm hohe Löhne, wenn gleichzeitig infolge der der Produktion die Preise der Lebensmittel m noch höherm Maße steigen?" der Nachweis von der Schäd- raw kin.^-lV^ geschraubter Löhne und der da- Bestrebungen ist die eben- 22 d«ÄÄ' »wischen den Löhnen und der das in «st« Li^ LL^endes Mißverhältniß besteht, m «„er Lime schädlich wirkt. Hier sagt der Artikel : Es ist nicht so sehr der hohe Tagelohn, was unsere Jn- dustri- vertheuert, als das geringe Quantum und die ge ringe Qualität der Arbeit, die im Vergleiche mit dem, was die Engländer und Franzosen leisten bei uns für den hohen Lohn geliefert wird. Tue Ursache der Ueberlegenhert der englischen Industrie über die deutsche (so schrieb jüngst in einem englischen Blatte ein englischer Arbeiter) ist die, daß der englische Arbeiter bei allen seinen Fehlern doch mehr Gewissenhaftigkeit in seine Arbeit legt als sein fest ländischer Kollege. Der deutsche Arbeiter mußte begreifen, daß gewissenhafte, tüchtige Arbeit sem allereigenstes Interesse ist- er leidet am meisten darunter, wenn die gewerblichen Anlagen nicht rentiren, wenn keine Bestellungen vom Aus lande kommen und die inländischen sich verringern; anderer seits hat er in den letzten Jahren erfahren, in welcher nie geahnten Weise sein Verdienst sich steigert, wenn die In dustrie lohnt und das Kapital sich gewerblichen Anlagen zuwendet." Das Resultat und zugleich der positive Vorschlag der hier skizzirten Darlegung ist das Verlangen nach Ein führung der Akkordarbeit als dem einzigen Mittel, um den Arbeiter darüber aufzuklären, daß sein Fleiß, seine Ge wissenhaftigkeit bei der Arbeit nicht nur dem Arbeitgeber, sondern auch ihm selbst Nutzen bringt. Wo es irgend an geht, sollte bei allen Arbeiten der gleichmäßige Zeitlohn abgeschafft, dagegen die Akkordarbeit, der Stücklohn, oder doch ein nach den Leistungen abgestufter Lohn eingeführt werden, abgesehen von einer etwaigen Betheiligung am Reingewinn, welche ihren Zweck nicht vollständig erfüllt. Bei der Bezahlung der Akkordarbeit und des Stücklohnes dürfen die Arbeitgeber nicht drücken und knickern, wenn die besten Arbeiter verhältnißmäßig viel verdienen, denn es gilt vor allem, den Lohnarbeitern die Ueberzeugung beizu bringen, daß der Fleißige und Geschickte mehr erwerben kann als der Faule und Ungeschickte. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden z« Freiberg und Brand. Mittwoch, den 22. September. Umstandes. Auch wurde von serbischer Seite, wiewohl die Möglichkeit dazu gegeben war, gar nichts gethan, um die Türken vor der Grenze aufzuhalten oder zurückzuweisen. Im Gegentheile ließ der Kommandant eines regulären serbischen Grenzpiquets, welches sich der Aufmerksamkeit dex Türken entzog, letztere die Verfolgung der flüchtigen Insurgenten recht weit auf serbischem Territorium fortsetzen. Erst als die Türken Miene machten von der Verfolgung abzustehen und den Rückmarsch anzutreten, wurden sie von dem serbischen Truppendetachement, welches sie umgangen hatte, plötzlich in der Front aufgehalten und zur Nieder legung der Waffen aufgefordert. Mit Ausnahme einigem Weniger, welche nach Wegwerfung der Armatur flüchtig die Grenze zu erreichen suchten, wurde fast die ganze türkische Abtheilung gefangen genommen und in's Innere des Landes abgeführt. Daß die serbische Negierung den Fall nicht zum Kasus belli zu machen gewillt sei, scheint daraus hervorzugehen, daß man in Belgrad mit der ganzen Sache nicht viel Aufhebens macht und nichts Anderes als eine schärfere Grenzüberwachung angeordnet hat, zu welcher größere Abtheilungen der Miliz entboten sind. Deutsche- Reich. Die auf den 28. d. festgesetzte Eröffnung deS bairischen Landtages wird im Auftrage deS Königs durch den Prinzen Luitpoid erfolgen. Eine Thronrede wird bei dieser Veranlassung gutem Vernehmen nach nicht gehalten werden. — Prinz Adalbert von Baiern war seil Donnerstag an Nierenkolik und Unterleibs» entzündung nicht unbedenklich erkrankt ; nach dem am Montag ausgegcbencn Bulletin ist der Zustand beruhigender, die Ent» zündungsericheinungen haben nachgelassen, auch hat der Patient die Nacht theilweise unter Schlaf zugebracht. Tagesschau. j Freiberg, den 21. Septbr. , der RMch?^ ^0?^^ LLL« des Monarchen in Schwerin steht man als bloße Hof besuche an, denen das Land selbst fern ^d-Ntch allem die Stadt Rostock, welcher vornehmlich die Ehre des kaiserlichen Besuches zugedacht ist, sondern das ganze Land batte sich daher zum Empfange gerüstet. In der ^ha Langten auch alle mecklenburgischen Bahnhöfe, welche der kaiserliche Zug passirte in frischem Grün, von dem stch m gefälligster Weise die deutschen und die Landesfarben ab- hoben. Den Kulminationspunkt hatten alle festlichen Ver^ anstaltungen selbstverständlich in Rostock erreicht. Der kaiserliche Zug traf programmmäßig kurz nach 5 Uhr Nachmittags daselbst ein, wurde am Bahnhofe vom Groß- Herzoge begrüßt und fuhr nach Empfang von Seiten des Magistrats uno kurzer kaiserlicher Entgegnung unter Bor antritt des Rathes und der städtischen Vertreter durch das Steinthor in die Stadt hinein. Die Szenen, die sich nun vor dem Auge entrollten, sind schwer zu Aldern, da Ire des Mannigfaltigen fast zu viel boten. Dre festlich ge schmückten Häuser waren überall von der geräumigsten Hausthür bis zur kleinsten Dachluke dicht mit Zuschauern besetzt, zu beiden Seiten des Weges stand eine dichte Menschenmauer und aus diesem Gewoge brausten die Hochrufe immer wieder von Neuem auf; die Tücher flatterten, Blumenspenden wurden in großer Menge den hohen Gästen zugeworsen, dazu ertönte von den Thürmen das Glocken geläute und verschiedene Musikkorps ließen die National hymne erschallen. Der gesammte Festzug setzte sich nun mehr nach dem großherzoglichen Palais in Bewegung, wohin der Kaiser die Spitzen der Behörden, den Rath nn^ die Stadtvertretung zur Kour befohlen hatte. Abends fand ein imposanter Fackelzug von nahezu 30c 0 Fackeln statt Bei demselben hielt Se. Maj. an die verschiedenen städtischen Deputationen folgende Ansprache: „Ich danke Ihnen für den ebenso glänzenden als herzlichen Empfang, den Ich aber nicht Meiner Person, sondern nur als den großen Ereignissen geltend annehmen kann, deren Zeugen wir waren. Vor Allem wünsche Ich Ihnen Glück, einen Re genten zu besitzen, der sowohl durch seine längst bewährten Gesinnungen, als durch seine kriegerischen Thaten so viel zur Herbeiführung dieser Ereignisse beigetragen Ich wünsche aber auch Ihrem Regenten, dem Großherzoge, Glück, in Ihnen, wie in seinem ganzen Volke eine so kräftige Stütze für seine Gesinnungen und Thaten zu besitzen."