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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörde« zu Freiberg und Brand. Sonnabend, den 3. Juli. 1875 N 151 also auch Oesterreich!" Der Prager Frieden von 1866, SIA ezger. MM Kesselgasst- r ä i, 5. so stil». laitdsloser Führer besser gewahrt sind, als bei reichStreuen Männern, diese Frage mag das bairische Volk sich bei Zeilen vorlegen und beantworten. lt ie !N >te i; )ie ich m, les ler r.u oste me, doch dich Ichte ch!" be ugen hrnS lubte e ich bös« l mit und ,AuS- z- - schule. preußischen Aar zerfetzt und verspeist iverden. Man wird Euch dann die Kulturkämpfer aus den Hals schicken und sie werden, ohne Widerstand zu finden, das deutsche Einigungs werk vollenden, indem sie unsere und Eure heiligt katholische Kirche vernichten. Wer da glauben wollte, dieser österreichische Lockruf verhalle unbeachtet, den belehren die ultramontanen Blätter Baierns eines Besseren. Sie rufen mit Emphase aus: „Gott schirme Baiern und das ganze Deutschland, «sd«u. Hm. vapt« reidm. lntome Snaß- k-'pi'g. «nj«ui» Wnh-lm geben, nun, so werdet Ihr deutschen Brüder es bald erleben, demselben fertig zu werden wissen wird. Und ob die ver- daß auch die letzten Reste bairischer Selbständigkeit von dem I fassungsmäßigen Freiheiten Baierns in der Hand vater- sttllvvst empföhle* in FiE* Thlr. zu „».ler zweimonatl. l Mk. SV Pf. und ein- monatl. 75 Pf. Die Redaktion be findet sich Rinnen» gaffe S6L. II. Et. „Patrioten" find gar nicht ungehalten darüber, den be rüchtigten Sig l für die Wahlzeit durch sein bekanntes Mißgeschick in Salzburg unschädlich gemacht zu sehen. Aber wenn man freilich meinen sollte, damit auch seine Wahl kandidatur los zu sein, so wäre dies ein Jrrthum. Mit aller Energie wird dieselbe vom „Vaterlande" vertheidigt. Die Mitglieder des Münchener Volksverein proklamiren Ehren-Sigl in erster Stelle als ihren Kandidaten. Nichts desto weniger ist der Zwiespalt, welcher im ultramontanen Lager herrscht, ein Vortheil für die liberale^ Memente Baierns, die es mit dem deutschen Reiche treu und ehrlich meinen. Hoffen wir, daß der 1b. d. M. ihnen zum Sieg« verhilft, denn ein ultramontanes Baiern dürfte sehr bald die Erfahrung machen, daß unser gemeinsames deutsches Vaterland sich nicht zum Spielball und Werkzeug eines renitenten, pfäffischen Einzelstaates hergiebt, sondern mit gar nicht widersetzen könnte. Erzählen es die Freunde der österreichischen Minister doch schon heute Jedem, der es hören will, daß nur die Verbrüderung — versteht Ihr wohl, Ihr lieben bairischen Nachbarn? — nur die Ver brüderung Deutschlands mit Deutsch-Oesterreich den gefähr lichen Bestrebungen der Ungarn und Slaven ein wirksames Gleichgewicht gegenüberstellen kann. Und dann, Du braves bairisches Volk, sieh Dir doch einmal Deine jetzigen Minister an! Können sie denn überhaupt von den Souveränetäts- rechten der Wittelsbacher noch mehr preisgeben, als sie schon gethan haben? Sind sie nicht längst an der Grenze des irgend Möglichen angelangt? Ja, Du armes bairisches Volk, dahin ist es gekommen! Und wenn Dein tapferer und hochherziger König Ludwig sich nicht zusammenrafft und seine jetzigen Minister entläßt, um sich statt ihrer mit treuen konservativen, ächt uttramontanen Räthen zu um ¬ deutschen Reiches bafirt, hat'für die Schwarzkulten Roms weder Berechtigung noch Bedeutung. Ein Glück, daß wir diesem pfäffischen Getriebe mit Ruhe entgegensehen können, denn das deutsche Reich ist auf festem Grunde errichtet und machtvoll genug, als daß es solche Angriffe zu fürchten hätte. Auch kann der bisherige Gang der bairischen Wahl bewegung von den Freunden des deutschen Reiches nur mit Genugthuung betrachtet werden. Der Kompromiß der beiden ultramontanen Parteien, der gemäßigteren weltlichen und radikalen kirchlichen, welcher zu dem bekannten Jörg'schen Wahlprogramm führte, hat nichts gefruchtet. Der alte Hader zwischen der Kaplan-Dimagogie und den partikularistischen Konservativen wüthet im Innern fort, ja er schlägt, trotz des österreichischen Lockrufes, hier und da bereits in Hellen Flammen zum Dache heraus. Die gemäßigteren Elemente unter den sogenannten jeden Wochentag Abends 6 Uhr für den andern Tag. Ein österreichischer Lockruf. Die römischen Schwarzröcke sind überall dieselben und verfolgen überall das gleiche Ziel. Nirgends giebt es für sie staatliche Grenzen, und in ihrem falsch verstandenen Kosmopolitismus setzen sich die Herren über jeden Nationali- täten-Unterschied hinweg. Doch ist ihr Vorgehen ein schlau berechnetes. Sie rennen nicht blindlings mit dein Kopf gegen die Wand, sondern suchen, um gemächlich die Höhe zu gewinnen, Stufe um Stufe auszumeißeln. Jetzt steht ihre ganze Hoffnung auf die bairischen Wahlen. Sie sagen sich: fallen dieselben zu unsern Gunsten aus, dann machen unsere Sendlinge nach dem Bundesrathe und Reichstage allmälig den Einfluß des deutschen Reiches auf Baiern wirkungslos und drängen den zweitgrößten Bundesstaat in eine feindliche Stellung zum Gesammtretch. Der Anstoß von Außen — Frankreichs Revanchekrieg — besorgt das Weitere, um der Herrlichkeit des deutschen Reiches ein Ende mit Schrecken zu bereiten. Die bairischen Wahlen sind daher das im Rollen begriffene Steinchen, welches dem deutschen Koloß die thönernen Füße zertrüm mern soll. Von diesen Gedanken geleitet, rufen jetzt die Schwarzen aus Oesterreich herüber: Nur zu, Du wackeres bairisches Volk! Wähle Deine muthigen Pfarrer und ihre Gleich gesinnten überall in Stadt und Land, dann bist Du auf der rechten Fährte. Nur wenn Ihr in Baiern ein konser ¬ vatives Ministerium in unserem Sinne habt, lauter Minister also auch Oe sterreich!" Der Prager Frieden von 1866, von ultramontanen Schrot und Korn, dann werdet Ihr welcher bekanntlich Oesterreich aus Deutschland ausschließt, uns arme Deutsch-Oesterreicher vor dem Schicksal retten,!wie überhaupt Alles, worauf die Existenz des heutigen hr Abend» hr. Rittaz«ll di« K Uhr. ?ochemag» lag« «ur das ja auch Euch bedroht, von Preußen aufgegriffen und verschluckt zu werden. Denn nur ein katholisch-konser vatives Ministerium wird den Muth haben, Eure bairischen Reservatrechte zu vertheidigen und ungeschmälert zu erhalten, diese Rechte, die das letzte Bollwerk Eurer Unabhängigkeit und Selbständigkeit sind. Fallen erst diese Eure Reservat rechte, so wird die Reihe auch an die deutschen Provinzen Oesterreichs kommen, so wird das preußisch-deutsche Reich auch uns in seine Umarmung ziehen. Denkt nur an das Drei-Kaiser-Bündniß! Da habt Ihr schon eine Vorbereitung zu dem Plane, auch zwischen Deutsch-Oesterreich und Deutsch land eine Einigung herzustellen. Nun, und unser öster reichisches Ministerium, Ihr kennt es ja! das ist so „ver fassungstreu" und so für das „Kulturinteresse" und für das „Interesse der österreichischen Hausmacht" eingenommen, daß es einem ernstlichen Vorschlag zu solcher Einigung sich FeuiUet ou. Am Abgründe. Romen von Ed. tverner. (Fortsktzung ) Es war ein klarer, sonnenheller Tag, wolkenlos der Himmel so weit das Auge reichte und die Berge in der Nähe grün von dunklen Wäldern, in ihren entfernten Partien mehr und mehr in ein tiefes, wohlthuendes Blau übergehend. Ludwig Steinbach, der Gutsverwalter von Brend- lingen, schritt hinter dem Dorfe auf dem Hügelrücken dahin, welcher vom Park sich nach den ersten, bedeuten deren Erhebungen des Gebirges hinzog. Oft stand er still und schaute um sich, das köstliche Panorama zu ge nießen, welches sich hier dem Auge darbot. Gegen Norden und Osten erstreckte sich meilenweit das hier beginnende Flachland, übersäet mit zahllosen Städten, Dörfern und Flecken, mit dem blitzenden Strome dort in der Ferne und mit der Eisenbahn, die an demselben entlang führte, von endlos langen Lastzügen, oder von kurzen Personen- und Kourierzügen unaufhörlich belebt. Dazwischen hie und da die Waldungen mit Jahrhunderte alten Baum riesen und fruchtbare, üppige Fluren, die zum größten Theil ihres reichen Ertrages beraubt waren — denn dort unten fand die Ernte stets noch um einige Tage früher Bäche mit ihren Wassermühlen, die industriellen Etablissements mit ihren dampfenden Schloten, die Straßen und Verkehrswege jeglicher Gattung, belebt von einer bunten, drängenden Menge — — und das des Beschauers Füßen angefangen hinaus m die blaue, unendliche Ferne des flachen Landes. Das Herz ging Einem auf, wenn Tagesschau. Freiberg, den 2. Juli. Wenn irgend Etwas die ultramontanen Bemühungen, deren wir im vorstehenden Artikel gedachten, zu illustriren geeignet ist, so der neueste Hirtenbrief des Erzbischofs von München, welcher die Aufforderung enthält, bei den be vorstehenden Landtagswahlen nur solche Männer zu wählen, die ihren Glauben durch Wort und That bewährten und starken Muth und unerschütterliche Ruhe besäßen, um unter allen Wechselfällen für Thron und Vaterland, für die Religion, die Kirche, das Gesetz und die öffentliche Ordnung einzutreten. Der Hirtenbrief schließt mit der Anordnung, daß derselbe beim Gottesdienst von allen Kanzeln der Erzdiözese ohne Zusätze oder Erläuterungen vorzulesen sei. Das deutsche Reich , von dem mit keiner Silbe die Rede ist, kennt natürlich der Münchener Erz bischof nicht, oder will es vielmehr nicht kennen. WaS meint aber der geistliche Herr wohl mit den „Wechselfällen" anders, als den Konflikt Baierns mit dem Reich, so bald es gelingen sollte, ein ultramontanes Regiment daselbst zu etabliren? Wie die „Süddeutsche Presse" wissen will, haben sogar mehrere Geistliche der Erzdiözese München- Freising ebenso ehrfurchtsvolle wie eindringliche Vorstellungen an ihren Oberhirten gerichtet, sich nicht in die Wahlen mit einem derartigen Erlaß zu mischen. Rom wird ihm dafür um so dankbarer sein. Uebrigens wollen wir gleich hier anfügen, daß ultramontane Blätter fleißig bemüht sind, die Erfolge des preußischen Kultusministers M seine? und legte die Hand auf des Spielers Schulter — aber in demselben Moment war es, als sprängen die Saiten des Instruments allesammt entzwei und mit grellem Mißtone schloß urplötzlich das bisher so ergreifend schöne Spiel. „Hahaha, sind Sie da, Herr Verwalter?" rief der Geiger ohne sich umzuwenden mit unheimlich klingendem Lachen. Er hatte den Fiedelbogen aus der Rechten fallen lassen und fuhr sich eifrig, hastig mit der Hand mehrere Male über das Gesicht. Ludwig war betroffen von dem Ton seiner Stimme, der so unbegreiflich mit dem Vorangegangenen kontrastirte. Was war es doch wohl mit diesem wunderlichen Menschen kinde, das von den Bauern im Dorfe mehr gefürchtet als geliebt wurde? Was wollte er hier auf diefem verfallenen Grabe mit dem morschen Holzkreuze darauf? Ein Kranz ver dorrter Rosen schlang sich um das Holz, von welchem die Farbe längst herunteraewaschen war und die kleine Tafel, welche Namen und Todestag enthalten haben mochte, war nur mehr ein ovales, inhaltloses Stückchen Blech. „Meister Erler," Hub der Verwalter auf's Neue an — „so vortrefflich habe ich Euch noch niemals spielen hören. Ihr solltet Euch für Euer herrliches Talent ein besseres Publikum gesucht haben, als das von Blend lingen." „'s hat eben jeder so seine Bestimmung," entgegnete der Geiger, sich nach seinem Bogen bückend. „Wenn ich hier auf dem Grabe meine Geige kratze und das arme Ding so jammert und winselt, dann tausche ich doch mit dem Auftreten vor dem Publikum des besten Symphonie- Konzertes nicht. Ja, ja, das Grab hier, das Grab!" „WaS hat es damit für eine Bewandtniß?" fragte der Verwalter theilnehmend, indem er sich bemühte, dem l »l«. Zreiberg. man so dahinschritt, näher und näher an den Wald und den Fuß der Bergkette hinan, und wenn man dabei von Zeit zu Zeit sich umwendete und das Auge schwelgen ließ in dem mit jedem höher führenden Schritte sich mächtiger und ergreifender entfaltenden Anblicke. Wie oft hatte Ludwig da hinunter geschaut und sich freudig gern gestanden: es sei doch ein schöner Fleck Erde, auf welchem sein Dasein zu verbringen er augenscheinlich bestimmt war. Heut aber waren seine Gedanken nicht durchaus freudiger Art; heut lag ein tiefernster Zug von Spannung und manchmal beinahe von Bangigkeit auf seinem Angesicht. Doch horch I Was war das? Von dem Dorskirch- hofe her, welchen Ludwig langsam näher kam, klang plötz lich eine ergreifende, wehmüthige Melodie, von Meister händen, und gewiß auch von dem Herzen mit, auf der Geige gespielt. Ludwig kannte das alte, echte Volkslied, das Lied von dem Reif in der Frühlingsnacht, der aus die zarten Blaublümelein fiel, daß sie verwelkten und ver dorrten. Wer konnte dieses Lied spielen, an solchem Tage und noch dazu auf dem Friedhöfe? Ludwig sann hin und her, aber er errieth die Person des Geigers nicht. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, zu erfahren, wer dieses sonderbare Menschenkind sei und er schritt durch das offen stehende Hinterpförtchen hinein auf die Ruhestätte der Todten. Dort hinter einem dichten Rosenbusche saß auf einem Grabe der einsame Fiedler und spielte seine Melodie weiter und weiter, als sollte das kein Ende nehmen, und Ludwig, dem er den Rücken zukehrte, kam unwillkürlich durch die Reihen der Gräber immer näher an ihn heran — und jetzt erkannte er ihn — das war der tolle Heinz, der Dorfgeiger. „Meister Erler!" sagte Ludwig mit milder Stimme ReibergerAnMtrZ " Handlung, zu sende». und Tageblatt.