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»wtimouqU. I Ml. vO Pf. und ein» mvnatl. 75 Pf. Di» Redaktion be- Pudet stch Rinnen» tzass« SL^. H. Lt. «rscheint jeden, Wochentag Abend» « Uhr für den andern Tag. FreibermAMigerK Frolscher'fche Buch» Handlung, »ufendrn. und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. 137. Donnerstag, dm 17. Imst. 1875 neten, wobei derselbe namentlich zwei Punkte berührt, wo-1 auswärtigen Amtes und einigen wenigen unbetheiligten Zu- durch sich Ausstellungen in Deutschland immer wieder Hörern, darunter der Sohn des Angeklagten nebst zwei durch sich Ausstellungen in Deutschland immer wieder nöthig machen: die Veredelung deS Geschmacks, der sich bei Her- tellung wie bei Anschaffung industrieller Gegenstände geltend macht, und die noch nicht ausgerottete Meinung,'daß das Beste nur aus dem Auslande zu beziehen sei. In Beziehung auf den letzteren Punkt könnten nur deutsche Ausstellungen der Menge die Augen öffnen ; um der Geschmacksbildung willen aber sei es dankbar anzuerkennen, daß die Regierung den Besuch der Museen möglichst erleichtert und nun auch di« ersten Schritte zur Begründung eines Gewerbemuseums gethan habe. Damit unser Gewerbe aber nach allen Richtungen hin sich aufs Neue wieder hebe, hofft Redner auf andauernde ruhige Zelten, die das Vertrauen neu beleben. Indem Herr Walter weiter auf die gegenwärtige Ausstellung zu sprechen kommt, erwähnt derselbe, daß die oben beleuchteten Bortheile der selben den heimischen Fabrikanten von selbst einleuchtend waren, so daß die Anmeldungen sehr zahlreich eingingen. Die Zahl der Aussteller beträgt gegen 1300, während etwa 700 verspätete Anmeldungen unberücksichtigt bleiben mußten. Allen Denen, die um das Zustandekommen der Ausstellung sich Verdienste erworben, dankte der Redner im Namen seines Vereins. Zum Schluffe brachte er Sr. Majestät ein Tagesschau. Freiberg, den 16. Juni. Kaiser Wilhelm benutzt seinen Aufenthalt in Ems fleißig zu Ausflügen in die Umgegend des Badeortes. So unternahm er vorgestern eine Fahrt nach Rüdesheim und Burg Sonneck, welche vom herrlichen Wetter begünstigt war. Die Dampfschiffe hatten überall festlich geflaggt. In den Ortschaften, welche der Kaiser passirte, wurden zahl reiche Böllerschüsse gelöst. Am Abend kehrte er nach Ems prorck Arnim. Im Audienzsaale des Kriminalsenats des königlichen Kammergerichts zu Berlin begann gestern die Verhandlung des gegen den früheren Botschafter Grafen Harry v. Arnim schwebenden Prozesses in zweiter Instanz. Die Physiognomie des Sitzungssaales bot einen ganz anderen Anblick als die jenige in der ersten Instanz. Während damals kein Platz in dem öffentlichen Zuhörerraum unbesetzt war und das Publikum sogar bis vor den Thüren des Saales und des Gerichtsgebäudes sich in dichten Massen angesammelt hatte, bestand das Auditorium der gestrigen Verhandlung nur aus einigen Berichterstattern der Presse, zwei Stenographen des begeistertes Hoch aus. In dieses Hoch stimmte die Festversammlung unter dem Läuten der Glocken und Kanonenschlägen dreimal lebhaft und freudig ein. Unter den Klängen des SachsenliedeS traten die königliche Herrschaften den mehr als anderthalb stündigen Rundgang an und beschlossen denselben in dem Gewerbehause, überall Freude durch Zeichen allerhöchster Befriedigung über die zum Theil bedeutsamen Leistungen der heimathlichen Industrie verbreitend. Nach Uhr Nachmittags verließen die königlichen Herrschaften den Fest- platz unter erneutem, die allseitige Verehrung und Liebe be kundenden lauten und freudigenH och rufen deS innen und draußen zu Tausenden versammelten Publikums. Möge die so schön inaugnrirte Ausstellung zur Erfüllung der an sie geknüpften Hoffnungen beitragen und damit di« viel«« Mühen und Arbeiten derer lohnen, welche sie glücklich zu Stande ge bracht haben. Beweisaufnahme abzusehen. — ES begann sodann die Ver lesung der aus der erstinstanzlichen Verhandlung bekannten Korrespondenz zwischen dem Angeklagten und dem auswärtigen Amt, sowie der Erlasse und Depeschen des Reichskanzlers an den Angeklagten. Diese Verlesung, innerhalb welcher eine halbstündige Pause gemacht wurde, nahm den ganzen übrigen Theil der Sitzung in Anspruch und wird auch heute noch fortgesetzt werden. (Siehe Telegramm.) Damen; der größte Theil des disponiblen Raumes blieb eer. Der Angeklagte hatte ein Schreiben an den Gerichts hof gerichtet, in welchem er bemerkte, daß er wegen Krank heit abwesend sei. Punkt 9 Uhr erschien der Gerichtshof, »estehend aus dem Präsidenten KammergerichtSrath Stein hause n und den Räthen Mebes als Referent, Schubert, Lüty und Volkmar; die Staatsanwaltschaft war durch den Oberstaatsanwalt v. Luck vertreten, während als Ver- theidiger des Angeklagten die Rechtsanwälte Munkel und Dockborn fungirten. Nachdem konstatirt war, daß der Angeklagte nicht erschienen, beantragte der Oberstaatsanwalts iu enutuwaeinm gegen ihn zu verhandeln. Der Gerichts hof beschloß demgemäß und der Referent erstattete nunmehr das Referat über die Verhandlungen in erster Instanz, dessen Verlesung 1jf Stunde wähne. Der Staatsanwalt hält die Anklage in ihrem vollen Umfange, aber auch das beantragte Strafmaß von 2 Jahren 6 Monaten aufrecht. Die Vertheidigung beantragt in ihrer AppellatiousrechtfertigungS- Schrift die Freisprechung deS Angeklagten. — Der Präsident theilt sodann mit, daß die Oberstaatsauwaltschaft sich den Anträgen des Staatsanwalts Hessendorf vollständig an- geschlossen habe und außer der Verlesung der verschiedenen amtlichen Erlasse und Berichte auch, die Beweisaufnahme iber zwei in Berlin im Thiergarten vorgekommene Vvr- älle beantragt habe. Die letzteren beziehen sich auf einen Streit, den der Angeklagte mit einem reitenden Schutzmann gehabt und auf einen Vorfall zwischen ihm und einem Thiergartenwächter. Diesem soll er, als er wegen Be schädigung eines bepflanzten Beetes nach seinem Namen gefragt wurde, geantwortet haben: „Ich heiße Müller und wohne Lindenstraße Nr. 13." Der Gerichtshof beschloß indeß, vorläufig nur die erwähnten Korrespondenzen, Erlasse und Berichte verlesen zu lassen und von jeder weiteren Die Eröffnung der sächsischen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Dresden. Dresden, 15. Juni. Begünstigt vom herrlichsten Wetter wurde heute Vor mittag 11 Uhr programmmäßig unsere Ausstellung eröffnet. Reicher Flagaenschmuck in sächsischen und deutschen Farben, nicht nur auf dem Festplatze, sondern auch an den öffent lichen, und vielen Privatgebäuden der Stadt bekundete, daß diese Festlichkeit dem Orte, ja dem ganzen Lande gelte, dessen Vertreter in den Spitzen der Regierungsbehörden: Staatsminister von Nostitz-Wallwitz, von Fabrice, von Gerber, Abelen, Staatsminister a. D. von Falkenstein, geh. Näthe Hörner, Schmalz, Stadtkommandant von Hausen, Kreis hauptmann von Einsiedel, Polizei-Director Schwauß rc., ebensowie die Vorsteher und zahlreiche Mitglieder beider städtischen Kollegien, die Präsidenten der sächsischen Handels und Gewerbekammern rc., wie die am königlichen Hofe akkreditirten fremden Gesandten und Konsuln u. s. w. recht zeitig eingefunden hatten. Die eigentliche Feier begann mit der unter dem Jubel und Hochrufen des zahlreich anwesenden Publikums erfolgten Ankunft II. MM. des Königs Albert, der Königin Carola und II. kk. HH. des Prinzen und der Prinzessin Georg und hohem Gefolge. Unter den Klängen der Weber'schen Jubelouverture verfügten sich die königlichen Herrschaften nach dem mit Blumengewinden geschmückten, luxuriös ausgestatteten Mittelpavillon und nahmen mit Be friedigung Einsicht von den in letzter Stunde vollendeten Einrichtungen und Ausstattungen. Nachdem die allerhöchsten und höchsten Herrschaften in dem, nahe dem Haupteingange gelegenen Zelte Platz genommen, und nach dem Gesänge des von der Dresdner Sängerschaft vorgetragenen Festliedes bestieg der Vorsitzende des Ausstellungsdirektoriums, Kauf mann August Walter, die Rednertribüne, welche von Pflanzen gruppen umgeben war, deren Mitte die Büsten des Königs und Prinzen Georg einnahmen, während im Hintergründe zwei Genien die beiden Sprüche: „Einigkeit macht stark" und „Wissen ist Macht" versinnlichten. Die mit großer Aufmerksamkeit und mehrfachen Zeichen des Beifalls aufgenommene Rede erwähnt einleitend, daß die vor 4 Jahren vom Gewerbeverein veranstaltete Industrie- Ausstellung, welche nur den Bezirk der Dresdner Handels und Gewerbekammer umfaßte, eine wohlbestandene Prüfung der Kräfte des Vereins gewesen sei, die das Gelingen der größeren, jetzt zu eröffnenden Ausstellung im Voraus er kennen ließ. In diesem Vertrauen sei das neue umfassendere Werk unternommen worden, zugleich auch in der Hoffnung, daß dasselbe, obwohl der erst vor 2 Jahren stattgefundenen kolossalen Wiener Ausstellung folgend, von segensreichen i Folgen begleitet sein werde. Redner beleuchtete hier aus führlich die großen Vortheile, welche Provinzial- und Landes ausstellungen gegenüber den Weltausstellungen für viele Aussteller und selbst für den größeren Theil des Publikum» Mich retten? Du mich retten? 1 vellbli t »ülHkn HAnkti. (Ivkb »Heule fle, v»e Ulle I Ja, sagte sie zu Fortunato mit verzweifelungsvoller weiteren Demüthigungen überwunden, die Menschemnaffe, Fortunato l Mit Dir gehen? Niemals', versetzte er zornig. Niemals! Und in diesem Augenblicke eilte Livia auf ihn zu und agte angstvoll, mit einem Blick voller Haß auf Violanta: Er lachte laut uud höhnisch auf und es kam Leben in seine bis dahin unbeweglich gewesene Gestalt. So erkennst Du mich also noch? rief er. Um Gotteswillen, fiel sie ihm verzweiflungsvoll ins Wort und sprang von ihrem Sitze empor. Bedenke, wo wir uns befinden, Fortunato! Fortunato ließ von Neuem seine unheimliche Lache ertönen. Du willst, schrie er hervor, und es klang wie Triumph gesättigter Rache, Du willst den Bettelmusikanten wirklich kennen? In namenloser Qual ergriff sie seine Hand; aber er entriß sie ihr mit Ungestüm und sagte weiter: Elende, warum kamst Du hierher? Warum mußte Dein Weg sich noch einmal mit dem meinigen kreuzen? Warum mußt Du, die mich zu Tode getroffen, alle meine Wunden wieder aufreißen mit Deinem falschen Blick? O, erwiderte sie weich, so Dich wiederzufinden, hätte ich nicht geglaubt! Nicht wahr? rief er höhnisch. Es freut Dich nicht, eines Bettelmusikanten Weib zu sein? Was werden Deine Buhlen dazu sagen? Und bei diesen Worten maß er Violanta's Begleiter mit einem wilden Blick, so daß dieser aus seinem bisherigen als ich . . . Er hielt inne und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Wozu? Wozu daran denken? fuhr er fort. DaS ist, als wenn tausend Nadeln mein Herz durchstechen. Ja, kommt, laßt uns gehen, laßt uns musiziren vor den feinen Leuten! Schon hatte ihn Livia von dem Tische entfernt und in die Menge der Neugierigen gedrängt, die sich vor dem Kaffeehaus« angesammelt und bald von Fortunato'S, bald von Violanta's bleichem Antlitz das Gehelmniß abzulesen suchten, dessen Vorhandensein ihre Worte nur zu laut vek- rathen hatten. Da aber theilt« sie, die alte Scheu vor Erstaunen in eine sichtliche Beunruhigung überging. Signora, wandte er sich an Violanta, geben Sie mir ein Wort zur Erklärung — Verzeihen Sie, unterbrach sie ihn, fast erdrückt von Scham und Schande, die so jäh an dieser Stelle über sie einbrachen; es ist ein Unglücklicher, den ich retten muß. Beobachtenden cs hören sollte. Sie halte im Nu begriffen, I Energie. Hör' mich an, aber nicht hier. Komm mit mir, in welcher Laae sich der einstige gefeierte Liebling der musikalischen Welt befand. Du wirst uns nicht verlassen, Fortunato? Euch guten Leute? antwortete er schnell. Nein, ich bleibe bei Euw- Filippo und der Alte, die näher getreten waren und den Auftritt verwundert verfolgten, ohne den Zusammenhang ich klar machen zu können, gaben jetzt ihrem Genossen Wenfalls durch Zuruf zu erkennen, daß sie ihn zurückerwarteten. Livia jedoch drängte sich an ihn und nahm seinen Arm. Komm, Fortunato, sagte sie, laß die feine Dame wenn ie Dein Weib war. Die betrügt Dich doch nur wieder. Sie zog ihn mit sich fort und Filippo suchte auf der Erde die zerbrochene Geige, den messingenen Teller und die uniher gerollten Kupfermünzen auf. Nicht wahr, Livia? erwiderte Fortunato auf ihre letzten Worte, als hätte sie ihm das Richtige gesagt. Die betrügt mich wieder, wie sie mich schon einmal betrog, damals Feuilleton. Der Bettelmnstkant. Novell« von Schmidt-Ätißenftl«. (Fortsetzung.) Als es auf dem Teller klirrte, entfiel derselbe Fortu- nato's Händen und rollte mit all' seinem Inhalt auf den steinernen Fußboden. Die Geige, die er unter dem Arm getragen, folgt« nach und zerbarst mit einem Knall, über den hinaus das Zittern der Saiten klagende Töne ver nehmen ließ. Fortunato ließ es geschehen, ohne es zu beachten. Un beweglich starrte er vor sich auf die Dame am Tische und auf den neben ihr sitzenden Herrn. Was ist dem Manne? fragte derselbe, erstaunt über das Gebühren des Musikanten. Die Signora hob jetzt ihre Augen auf ihn. O mein Gott! stieß sie hervor und erbleichte. Fortunato rührte sich noch immer nicht; nur wurden s seine Augen größer und sie schossen Blitze, als wären er- loschene Feuer in seiner Seele wieder angefacht. Denn vor sich sah der Unglückliche sein treuloses Weib, aber ihr Begleiter war nicht d«r Marches« Careggie. Violanta suchte schnell ihrer Verwirrung Meisterin zu werden, da der ganze Vorgang b«i den Umsitzenden und den zunächst Vorübergehenden schon Aufsehen erregt hatte. Aüch die Musikanten hatten ihr Spiel abgebrochen und Livia wär hcrbeigeeilt und betrachtete mit durchdringendem Blic die Signora und Fortunato. Sie hatte eine Ahnung von der tieferen Bedeutung dieser Begegnung ihres beimlw Grltehten,yüt der feinen Dame, und auch sie erbleichte. — Fortunato! rang es sich aus Violanta's Brust in einem unbeschreiblichen, erschütternden Ton des Mitleids s uisd der.Bitte, aber gedämpft, daß Niemand der neugierig