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mNeibeMMMger D^Redattion Eznh TaKevlatt. Iuser-te «erden bi« Vov» mittag« II Uhr für nächste Nr. ange nommen u. die ge spaltene Zeile ade» deren Raum mit 10 Pf. berechnet. Inserate sind stet» an die Expedition, Frotscher'sche Buch handlung, zu senden. Amtsblatt für die königlichen und städtische» Behörden zu Freiberg »nd Brand Donnerstag, dm 10. Juni. 1875. « 131 Feuilleton. unseres eigenen Vaterlandes, aus dem wir uns glücklich herausgearbeitet, so würden sie vermuthlich ebenso erstaunt wie ungläubig drein schauen. Und doch dürfen sie nur die allernächsten Folgerungen aus obigen Sätzen ziehen, um sich unzweifelhaft davon zu überzeugen. Zu Anfang des Mittelalters gehörte alles Land dem Der Bettelmufikavt. Novelle von Schmidt-Weißenfels. Ganz auf denselben Punkt führt die Glückseligkeit, welche unsere Sozialisten-Führer ihrem bethörten Anhang vor- piegeln, und es zeugt nur von ihrer Unfähigkeit, zu denken, n ihrem „freien Staate" müsse das Alles anders kommen. Im Gegentheil, es würde nicht ein Haar anders werden. „Der Ertrag der Arbeit soll an alle Staatsangehörigen gleich vertheilt werden" — was bedeutet dies? Ersten-, alles Privateigenthum hört auf; zweiten-, alles vorhandene Eigenthum wird StaatSeigenthum; drittens, die gleichmäßige Vertheilung des Ertrages liegt dem Staate ob. Ja wohl» werden die Herren Sozialdemokraten sagen, so meinen i wir's! Gut! Aber ehe von einem Ertrag die Rede sein kann, muß doch der Ertrag erarbeitet werden. Also nicht nur den Ertrag, auch die Arbeit müßte der Staat vertheilen. Nein, nicht die Arbeit allein, auch die Art der Beschäftigung» ; das fertig zu werdende Pensum muß er einem Jeden vor- schreiben. Wie nun aber, wenn Jemand nicht arbeiten will? Der Staat darf ihn nicht verhungern lasten, denn auch der Bummler hat ein Recht auf gleichmäßige Vertheilung des' gesammten Arbeitsertrages, sein Antheil kann ihm also nicht , entgehen. Da aber die Gesammtheit für die Tagediebe und Faullenzer nicht gern mitarbeiten würde, um nicht alle Welt i zum Tagedieb zu machen, so müßte doch wohl mit Straf- Elende, Dn hast mich verrathen! Sie erhob sich mühsam; aber ihre Augen blickten heraus ordernd und sie sagte, ihre Angst und ihren Schrecken niederkämpfend, in schneidender Kälte: Signor, machen Sie keine Szene. Er lachte laut auf, daß es durch das Haus gellte. Ein Szene ? O spiele sie mit Deinem Buhlen! Ich schleudre Dich auf ewig fort von mir. Und keinen Blick gönnte er ihr mehr, die trotzig sich erhoben hatte. Er eilte hinaus aus dem Hause, um es nie wieder zu betreten. Tief anfathmend begrüßte er die Donner, welche krachten; die Blitze, welche das schwarze Gewölk zerissen, all die entfesselten Wetter, welche sich in tobender Wuth noch immer bekämpften. ozialen und politischen Ungleichheit, die Errichtung von Produktivgenostenschaften mit Staatshilfe unter demokratischer Kontrole des arbeitenden Volkes." ES folgen sodann noch die freiheitlichen Grundlagen des „freien Staates", die wir hier, da der sozialistische „freie Staat" doch nur eine Utopie ist und bleibt, nicht näher erwähnen. Schon die an der Spitze deS neuen Programms stehenden Sätze beweisen, wie wenig die Sozialdemokraten sich Mühe geben, ihre Zeit verstehen zu lernen. Mit vollem Recht sagt ein Berliner Blatt: Es dürfte nicht leicht sein, in so wenig Zeilen mehr verkehrte Anschauungen und Trugschlüsse zusammen zu drängen. Da- ist leider sehr wahr. Wenn fnan unseren Sozialisten vorhalten wollte, daß ihr „freier Staat" nichts anderes sei, als der mittelalterliche Zustand Da gebt es beut schon ausfällig früh sehr lustig zu in der „Tanzschule" von Grugnola, einem von niederen Volke Mailands wohl gekannten und vielbesuchten Balllokal; denn etwas Anderes ist es nicht, als eine gewöhnliche Kneipe, in welcher Abends die abenteuernden Mädchen sich mit ihren Freunde», alten und neue», Rendezvous geben. Aber Signor Grugnola, der den kleinen Saal dazu hält, von den männlichen Besuchern einen Franken Eintrittsgeld erhebt und die Nacht über Wein und Punsch und Kaffee verschänkt, macht es wie alle von seinem Gewerbe nnd nennt sein ^kal in aller Ehrbarkeit eine Tanzschule. Er hat am Ende auch ein Recht dazu; denn man tanzt bei ihm, und die es nicht können, haben Gelegenheit, eS hier zu erlernen. . r zehn Uhr Abends hört man in dieser Tanzschule mitteln oder mit Gewalt gegen die Faullenzer von Staats- Wegen vorgegangen werden — ganz so, wie zur Zeit der! Leibeigenschaft. Aber wo bleibt denn da der „freie Staat" der Herren Sozialdemokraten? Schon unter diesem einen Gesichtspunkte betrachtet, erweist sich ihr geniales EtaatSgebäude als ein armselige- Kartenhaus der Täuschung Nicht anders ist's mit alle», übrigen Punkten des neuen Programms, vollends mit der, „demokratischen Kontrole des arbeitenden Volkes." WaS denkt man sich eigentlich dabei ? Soll der Hetzer in der Maschinenfabrik, der Markthelfer im Kaufmannsgeschäft, der Hausknecht im Hotel u. s. w. die Geschäftsbücher revidircn dürfen? Hat diese Phrase überhaupt einen Sinn, so müßte sich das „arbeitende Volk" doch wieder Beamte wählen und diesen dann auss Wort glauben. Die Ab hängigkeit der Arbeiter, aus der alles „Elend der Knecht schaft" herrühren soll, erhielt demnach nur eine andere ForU' Wir sehen also, daß auch die in Gotha inszenirte Ver einigung der bisher feindlichen Brüder zu „einer sozialistischen Arbeiterpartei", wie man sich Dit sozialistische Ärbeiierparlei. Bis vor Kurzem zerfielen unsere Sozialdemokraten m Wei Hauptparteien: die Lastalleaner, orgamsirt m dem lllgemeinen deutschen Arbeiterverein mit dem >emokrat" als leitendes Blatt und die Mansche oder Lisrnacher Partei (auch Bebelianer) mit dem „Volksstaat US Hauptorgan. Die letztere Partei befolgte mehr inter nationale Tendenzen, während die erstere sich indifferent gegen diese zeigte. Aber es war dies mehr ein theoretischer als praktischer Unterschied und die ganze Spaltung der Sozialdemokraten bernhte weit mehr auf der Rivalltat der leitenden Persönlichkeiten, als auf der Verschiedenheit der Grundsätze, welche den Masten als Programm oktroyirt wurden. Wir sagen mit Bedacht „oktroyirt", weil es in keiner Partei mehr glaubensstarke und denkschwache Nachbeter vor gesprochener Schlagwörter giebt, als in der sozialdemo kratischen, die hierin sogar die ultramontane Partei noch übertrifft — ein Umstand, der sich aus dem niedrigen Bildungsstand der arbeitenden Masten leicht erklärt und mit dem Werth oder Unwerth sozialistischer Grundsätze nichts Es sind ihrer Viere, die sich zusammengethan, um den Leuten vor den Kaffeehäusern und in den Trattorien bis spät in der Nacht ein paar Stücke vorzuspielen. Wild fremd einander, hat sie ein gemeinschaftlicher Zweck zu einer Familie gemacht. Der alte, schlichte Baßspieler, ein ganz stiller und seine Kunst mit einer gewissen künstleri- scheu Grandezza ausübender Mann, ist der Kapellmeister; ' UM das Geklimper des Klaviers mit dein begleitenden er vertheilt die Noten und giebt mit dem brummenden Strich der Geige. Doch heut, wie gesagt, geht's schon frü^ am Nachmittag, beim Hellen lichten Tage, lustig her bei Grugnola. Auch ist das Orchester ungewöhnlich reich besetzt. Zu dem Klavierspiel lasten ein paar Geigen ihre Begleitung vernehmen und auch ein Baß brummt fleißig dazwischen. Es schleifen die Füße der Tanzenden dazu, und man hört wohl einen Singfang dazwischen, Gekicher, Gelächter und lautes Geschrei vergnügter Genosten. Aber wähne Niemand, für einen Franken Entree bei diesem frühen Fest in der Tanzschule sich betheiligen zu können! Ani Eingang würde Signora Grugnola, die man immer da trifft, ihm sogen: Signor, es ist eine Privatgesellschaft, eine Hochzeit. Aber heut Abend bitte ich, um die gewöhnliche Zeit. Ja, es ist eine Hochzeit da oben, und deshalb muß es wvhl lustig und ausgelasten hergehen. Hat doch das arme Menschenleben nur zwei Feste, eins, wenn es Hochzeit macht, nnd das zweite wenn es begraben wird. Und arme Leute gar müssen sie beide besonders fröhlich feiern. Arnie Leute sind es, ar»,es Volk, welches da tanzt und trinkt, lacht nnd singt. Livia, die Braut, welche sich mit dem weißen Kleid und dem weißen, vom schwarzen Haar herabfallenden Schleier so jung und so hübsch wie noch möglich gemacht hat, ist ja nur eine Straßenmusikantin, und Philippe, ihr Bräutigam, ein schlanker junger Mann mit einem schielenden Auge ist ja ebenfalls nur ein Straßen- geiger. (Fortsetzung.) Die Thür seines Hauses, sonst immer offen, war ge schloffen. Er begriff nur zu wohl deu Grund, wie ihm all der Frevel, den man gegen ihn ins Werk gesetzt, so klar vor Augen trat, als wenn all diese Blitze ihn be leuchteten. Careggi hatte im Einverstäudniß mit Violanta seine Abreste nur vorgespiegelt, uni ihn zum sorglosen Gatten zu machen; sein Weib hatte sich krank gestellt, mn ihn zu betrügen. Wußte sie ihn auf längere Zeit entfernt vom Hause, so zeigte es der ausgehängte Teppich, wenn nicht ihr flatterndes Tuch dem Marchese an, der von dem Zimmer des Gasthofes an, Ufer von Bellaggio ohne Mühe das Signal bemerken konnte, welches ihn zum Zusammen sein mit der Treulosen einlud. O, was war da weiter zu grübeln, zu dickten, zu rathen — Alles lag klar in seiner Verruchtheit vor Augen. Er rüttelte wild die Thür; er wollte sie zerschmettern. Da sah er das erschreckte Angesicht Violanta's hinter dem dünnen Vorhang am Fenster. Seine Faust ließ von Neuem dre Pforte erbeben, und endlich, zn lange für seinen Grimm drehte sie mn Schlüssel, wie wenn ihre zitternden Finger die "usübcn könnten, die zum Ocffnen gehörte ^nnen ^ibn *' '''^"zuschießen s Hätte » nachspring!» können, rhn zu erfassen und in die schäumende Flath §zu Volke als solchem und hieraus entwickelten sich alle staat lichen Verhältnisse. Sie bauten sich staffelförmig zu einer Pyramide auf, deren unterste und breiteste Stufe das Volk an sich bildete, während in engeren und engeren Grenzen immer mächtiger und mächtiger werdend die Träger der Staatsautorität darüber cmporstiegen und schließlich dr Person des Königs die Spitze bildet«. Aber weder dieser noch irgend einer der unter ihm stehenden Würdenträger besaß irgend etwas im Staate als sein eigen, alles Staats gut wurde nur leihweise auf Einzelene übertragen, oder wie der Ausdruck hieß, zu Lehen gegeben; und jeder Lehnsträger überkam mit dem Lehen zugleich die Ver pflichtung, alle auf diesem Stück des Staatseigenthums lebende» Staatsmigehörigen mit zu erhalten und zu er nähren. Ter große Lehnsherr theilte sei» Lehen in kleinere, die er wieder an Einzelne übertrug, und so schritt die Theilnng bis zu den kleinste» Lehen fort, als welche man die gutsgehörigen Bauerstellen betrachten kann. Aber auch der letzte Staatsangehörige hatte ein Anrecht darauf, für seine Arbeit ernäbrt zu werden. Das letzte Ziel dieser werfen! Aber schnell riß sie die Barke vom Ufer fort nnd trieb sie hinaus in Wetter und Sturm. Er kehrte in das Zimmer zurück, und Violanta, halb ohnmächtig, auf dem Sopha erblickend, stieß er aus keuchender Brust hervor: gemein hat. Der Streit der Führer steigerte sich bisweilen zum Skandal und ließ die Hoffnung auskommen, die Streitenden würden sich selbst vernichten, weil sie sich in den Augen der Gegner geradezu verächtlich machten. Allein die Hoffnung blieb Chimäre, da der ungebildetere Arbeiter seine Führer mit anderen Augen betrachtet, als die gebildeteren Klaffen. Das Resultat der laugen persönlichen Kämpfe war das Gegentheil von Selbstvernichtung, war die Konsolidirung. Die Mißerfolge der sozialistischen Taktik in den Schwindel- wahren und das strammere Auftreten der Polizei, die lange Zeit den Agitationen der Arbeiterführer gegenüber die Augen zudrückte, trugen das Ihrige bei, ein lebhaftes Einigungs- bedürfniß zu wecken. Die Führer traten zusammen, um ein Programm für die vereinigten Parteien zu entwerfen und dieses ist denn kürzlich auf dem Kongreß in Gotha in folgender Fassung zum Beschluß erhoben worden. „Die Arbeit ist die Quelle alles Reichthums, uud da nutzbringende Arbeit nur in Gesellschaft und durch die Ge sellschaft möglich ist, gehört der Ertrag der Arbeit unver kürzt, nach gleichem Rechte allen Gesellschastsgliedern. In der heutigen Gesellschaft sind die Arbeitsmittel Monopol der Kapitalistenllaffe, die hierdurch bedingte Abhängigkeit der Arbeiterklasse ist die Ursache des Elends der Knechtschaft^ Staatsinstitution war also die absolute Leibeigenschaft der ,n allen Formen. Deshalb erstrebt die sozialistische Arbeiter- großen Masse deS arbeitenden Volke-. Partei den freien Staat und die sozialistische Gesellschaft, die Aufhebung des Lohnsystems mit dem ehernen Lohngesetz und der Ausbeutung in jeder Gestalt, die Beseitigung aller