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und Tageblatt !' 1875 125 es schon im Besitz haben. r :t seines Bolles gewiß sein kann, bezeugt der Beifall, welchen s die Reise in der Presse seiner Länder gefunden und noch ' fortwährend findet. Bei der durch die Verfassung bedingten l ! Ministerberathung, in welcher die schwedischen und norwegi schen Staatsräthe über jede von dem Monarchen beabsichtigte Reise ins Ausland ihre Ansicht zu äußern berufen sind, erklärten unter Anderem die norwegischen Räthe, daß die Besuche beim Könige von Dänemark, bei den Kaiser» von Deutschland und Rußland nur zur Befestigung des guten Verhältnisses zwischen diesen Ländern und Schweden-Nor wegen beitragen könne,Was Rußland speziell betreffe, so dürfte kein Grund zu Bedenklichkeiten gegen die projektirtt Reise vorliegen. Dieser letzte Passus ist insofern bemerkens- werth, als er durchblicken läßt, wie die gereizte Stimmung, in welcher man sich in Schweden seit dem Verlust von Finnland gegen die Russen befand, endlich einer ruhigeren . Erwägung Platz gemacht hat. Nach alle diesem liegt wohl kein Grund zu der Annahme vor, daß in Stockholm je wieder der Gedanke an eine Er- Gefahr kommen, so wird es für uns von wesentlichem, Nutzen sein, wenn wir in diesen stammverwandten Völkern keine Feinde zu fürchten haben, sondern sogar auf ihren Beistand rechnen können. Schließlich wollen wir die freundliche Aufnahme nicht unerwähnt lassen, welche der deutsche Kronprinz im Jahre 1873 bei der Krönungsfeier zu Drontheim fand. Setnem- Geschwader kam eine schwedisch-norwegische Flotte zur Be- Stammverwandtschaft mit Deutschland mehr zu ihrem Rechte. Als König Oskar II. im September 1872 den Thron bestieg, konnte er daher seinen deutschfreundlichen Gesinn ungen, die er schon als Kronprinz zeigte, einen offenen Aus- verehrten ihn, weil er ein neu aufgegangenes Gestirn am Himmel der Musik war, und seit Paganini Keiner so siegreich, wie er, der Seele der Geige ihre tiefsten Geheimnisse ! abzulocken verstand. Sie verehrten ihn zudem weil er der Freund der Dame», vielleicht auch ihrer Frauen war, und Allerdings, ich stimme Ihnen zu, Signor. Mit einem Wort, es ist eine interessante Verbindung und wird eine noch interessantere Ebe werden. Und so geheimnißvoll, wie sie sich gemacht hat! Alle Welt ist überrascht. Gestern ließ sich die Braut von heute !uoch so eifrig den Hof machen — Auch von Ihnen, konnte sie nicht unterdrücken, mit einiger Gereiztheit hervorzuheben. Nun ja, auch von mir, Signora, wogegen Fortunato bei Ihne» wie bei vielen anderen Damen der täglich gehätschelte Liebling war. Mein Gott, er liebte Besuche zu machen. In seiner Stellung kein Wunder. Er wird als Ehemann schwerlich seine Galanterie, noch auch, ich denke mir, seine Anziehungskraft verlieren. Die Signora ließ ein schalkhaftes, verführerisches Lächeln um ihre Lippen schweben und entgegnete: Und Violanta? Ach sollte sie sich so sehr verändern? grüßung entgegen. Die beiden Flotten begegneten sich vorigen Freitag zum zweiten Male im Hafen von Kiel, und es scheint fast, als ob der König Oskar absichtlich in Kiel, landete, um zu zeigen, daß man im Norden aufgehört habe, uns um diesen schönen Hafen zu beneiden. Möge daher die Reise des Königs dazu beitragen, die alte Freundschaft! zwischen den Völkern germanischen Stamme- zu erneuert und zu befestigen. Es wäre zu wünschen, daß in Zeiten der Noth und Gefahr die Flaggen ebenso einträchtig neben einander wehten, als vorigen Freitag bei der Begrüßung des königlichen Gastes an den Gestaden Deutschlands. Politik Deutschlands, Rußlands und Oesterreichs zu bekunden. Daß König Oskar in dieser Hinsicht der vollen Zustimmung Ach, Sie sind erfahren, Signora. Was hörten denn Sie, darf ich fragen? Mein Gott, man hört nicht nur mit Ohren. Allerdings, auch mit Herzen, wenn Sie wolle». Meinten Sie dies? Ich? erwiderte sie pikirt. Wie neugierig! Am Ende, wandte sie geschickt das Gespräch auf das erste Ziel wieder zu, diese Verlobung überraschte mich nickt so sehr, wie alle Welt. Passen sie nicht Beide für einander? Der junge Mann vernahm sehr wohl den spöttischen Ansdruck, welcher in diesen Worten der nicht mehr sehr jungen, aber noch schönen Frau lag. Freilich passen sie zu einander, versetzte er leichthin. Sie sind beide jung — Fast zu jung, fiel sie ein; sie ist erst siebzehn Jahre. Sie sind Beide schön. oberungSpolitik zur Geltung gelangen könnte, welche Schweden zwar auf kurze Zeit zur Stellung einer gebietenden Macht erhob, zuletzt jedoch dem Reiche die besten Provinzen kostete« Es liegt viel eher im Interesse des Landes, sich mit den mächtigen Nachbarin, die überdies keinen irgendwie greift baren Anlaß zum Argwohn geben, in ein freundliches Ein vernehmen zu setzen und die Politik des Friedens und der Versöhnung, welche dieselben verfolgen, zu unterstützen. Dann wird das schwedische Volk nicht nur ungehindert sich der Entwicklung seiner geistigen und materiellen Kräfte hin- geben können, sondern auch nach Außen hin eine Stellung einzunehmen im Stande sein, welche einer so ruhmreichen Nation würdig ist. Sollte Deutschland aber einmal in Die jünqsten Kriegsbesorgnisse. Im englischen Oberhause beantragte vorgestern Lord Russel die Mittheilung der seit Beginn dieses JahreS zwischen England und dem deutschen Reich, Frankreich, Ruß land, Italien, Belgien, Holland, Spanien und Portugal gewechselten diplomatischen Korrespondenz, soweit solche aüsfi die Aufrechterhaltung des europäischen Friedens Bezug habe; Lord Russel sprach die Ansicht aus, daß England wie 1814 druck geben, ohne dadurch mit feinen Völkern in Wtder- svruck m gerathen. Der Umschwung der Stimmung auf dem Throne lief in glücklicher Weise mit dem Umschwung der Stimmung in der Bevölkerung parallel. Der seitherige Fortgang unseres Kulturkampfes hat diese freundnachbar lichen Gefühle nur noch mehr befestigt und es will nichts sagen wenn die aus Baiern stammende katholische Mutter des Königs vor einigen Tagen dem Papste und dem Kardinal Antonelli in etwas demonstrativer Weise ihre Aufwartung machte. Nun mag König OSkar allerdings in erster Linie mit seiner Reise beabsichtigen, den Gefühlen der Freundschaft gegen Kaiser Wilhelm einen unzweideutigen Ausdruck zu aeben aber der Umstand, daß er im nächsten Herbst auch dem russischen Hof einen Besuch abzustatten gedenkt, recht- seriigt doch wohl auch die Annahme politischer Motiv«. Und worin könnten diese bestehen? Jedenfalls nur darin, das volle Einverständniß mit den Zielen der durch die Drei-Kaiser-Zusammenkunst 1872 inaugutttten Friedens- Der junge Manu legte den silbernen Knopf seines Stockes an die Lippen und sagte nut erkünstelter Boshnt, —, ' ""7 Der Zweifel daran tröstet mich undwahrschemkch I heit der Meuschennatur ist, das Gluck, viel» Andere Ein Mädchen ist angenehm. eme Frau aber we l es nne ^ ge ye ^Personen zu sewrn, die Ist ,.P»d. «Ich MM M» K-» Violanta werden! Glauben «ie nicht, Signora? Ö gewiß, antwortete sie spöttisch. Ihre Anbeter werden sich mehren, wenn es Fortunato erlaubt. Er zuckte mit den Achseln und sagte: Warum wird er es nicht erlauben? In diesem Augenblick ließ sich ringsum in der etzganten. Menschenmenge ein geräuschvoller Ausruf des Erstaunens und der Neugier vernehmen. Alle Köpfe wandten sich: nach einer Seite ; die Damen in den Wagen konnten wenigsten den Ansatz, sich emporzurichten, nicht bezähmen. Eine leichte und schöne Equipage rollte an der großen Allee heran und hielt mit einem Ruck mitten auf dem Platz zwischen den anderen Wagen. Die Hüte lüfteten sich; es flogen die Grüße herüber und hinüber, und einen Augenblick später waren mehr denn zwanzig Herren in der lebhaftesten persönlichen Bewillkommnung und Unter haltung um die neu Angekommenen versammelt, während die Augen und Lorgnetten aller Damen auf den Wagen sitzen sich auf das Paar vereinigten, welches der Gegenstand dieser besonderen Huldigungen war. Wer seine Ohren überall hätte haben können, würde aus allen Worten Bemerkungen, guten und boshafte» Reden der hier versammelten feinen Welt zu dem Ergebniß mit unumstößlicher Sicherheit gelangt sein, daß die Herren über Violanta und die Damen über Fortunato besonder-. Alle aber über Beide im Allgemeinen sich ärgerten. Es war unzweifelhaft: es verdroß die Einen wie die Anderen, daß Fortunato Bräutigam und Violanta seine Braut geworden war. Und zog man, wie billig, die Liebe der Menschen zu sich selbst in Betracht, so konnte e» , weder von den Einen, noch von den Anderen verwundern. Wie hatte man Fortunato seit den drei Wochen, die er in Florenz war, nicht ausgezeichnet und als den erkorenen Liebling der Salmis förmlich gehätschelt! Die Männer Der schwedische Besuch in Deutschland. , Wie sehr auch von vornherein dem Besuche des schwedischen ; Königspaares in Deutschand jeder politische Charakter ab- ; gesprochen wurde, so wird mail denselben dennoch als ein hochwichtiges politisches Ereigniß aufzufassen haben. Die nordischen Reiche empfingen von Deutschland die Ideen der Reformation, von Frankreich die Ideen der Revolution. Mit der Revolution erhielten sie von Frankreich aber zu gleich ihre Dynastie; und obwohl die protestantischen Ber nadottes schon von Anfang an durch ihre Patteinahme gegen Napoleon I. in den Freiheitskriegen zeigten, daß sie sich Hinfort nur noch als gute Schweben fühlen und einzig vom schwedischen Interesse wollten leiten lassen, so war es doch nicht so sehr zu verwundern, daß sich in den höheren Kreisen und in den Städten der französische Einfluß ausbreitete. Hierzu trugen namentlich die deutsch-dänischen Streitig keiten bei. Schweden nahm für das schwächere und ihm nächstverwandte Dänemark gegen Deutschland Partei und der vorige König Karl XV. suchte die deutschfeindliche und franzosenfreundliche Stimmung noch mehr zu schüren. Als 1870 unser mächtiges deutsche Reich entstand, gab es in den nordischen Ländern gar manche Leute, welche ent- schiSdeir mit Frankreich sympathisitten oder wenigstens Deutschland alles Böses zutrauten und fürchteten, daß es bei nächster Gelegenheit Schweden ganz verschlingen wolle. Rach und nach bereitete sich jedoch in den nordischen Völkern ein Umschwung vor. Einerseits war es der große Kulturkampf, den das junge deutsche Reich gegen die römische Hierarchie aufnahm und welcher auch in Schweden-Norwegen di« Ideen der Reformation neu erweckte; andererseits ge wann gegenüber de« Städtern und Aristokraten die Land- manns-Partei immer mehr den entscheidenden Einfluß. Mit Letzterer gelangten aber auch die alten Volksinstinkte und namentlich das stark verwischte Gefühl der germanischen dem schattigen Park der herrlichen Stadt, verbreuet hatte. Au diesem heißen Scmmerabende rollten Hunderte von glänzenden Equipagen und Miethswagen den Quai am wasserarmen Arno hinunter nach den Cascinen; es war, als dürfe heut Niemand fehlen, der Freunde und Bekanntes auf diesem Corso finden konnte, und als hätte Jeder Eile/ an den gewohnten Ort des Rendezvous zu kommen. Auf dem großen freien Platz in der Mitte des Parks fuhren die Wagen in Reihen auf. Die Militärmnsik spielte,, die Alleen waren angefüllt von Spaziergängern ; die Herren! stiegen aus den Wagen und machten diesmal nicht ohne! besondere Erwartung ihre Besuche an den Equipagen, in denen die Damen in elegantesten, duftigsten Toiletten Hof hielten. Lebhafter denn je unterhielt man sich auf diese Weise, und in den vielen Kreisen inmitten der Wagenburg bildete dasselbe Ereigniß den Stoff des Gesprächs, wie in' den Gruppen der ringsum auf deu Promenaden Stehenden. Sie wissen auch schon? rief man jedem Neuangekom menen zu, dessen Mienen nur zu deutlich verriethen, daß ihm die große Neuigkeit bekannt sei. Wie sollte ich nicht! entgegnete er. Ganz Florenz spricht davon. Amtsblatt für di- königlichen «nd städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Donnerstag, deu 3. Juni. « MibergerAiyeiger Inserat« »erden bi» vor»> mittag« 11 Uhr für, nächste Nr. ange nommen n. die ar- spaltene Zeile «der deren Naum mit 10 Pf. berechnet. Inserate sind stet»^ an die Expedition, Frotscher'sche Buch- Handlung, zu senden. FeuiUeton. Der Bettelmufiklmt.*)! Novelle von Schmidt-Ke »Hensel S. Die gesammte feine Welt von Florenz war in der größten Aufregung über eine Nachricht, die sich mit Blitzesschnelle Morgens in den Kaffees, Mittags auf der Promenade der Via Calzajuoli und Abends auf dem Corso in den Cascinen, lind wie spricht es ? Nun, wie! sagte der elegante junge Mann achselzuckend darauf. Man spricht das Beste, was man kann. Die Signora in der Equipage legte nachdrücklich ihren Fächer aus die Hand des Cavaliers, die er auf dem Wagenschlag hielt. Mein Lieber, bemerkte sie dann und ließ ihre schwarzen Augen auf ihn flammen ; von dergleichen spricht man nie das Beste. *) Der Nachdruck ist verboten.