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1 Ä Amtsblatt für die königlichen «nd städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. 1875. Freitag, den 14, Mai. Z1W Lie «iUhschastliche kaa« Frankreich-. tft IZ Ile le» zu lg, ter Artikel hat in der entsprechenden der dem Kriege vorangegangenen triode des günstigsten ihre 2M),000 FraM «n, die sie vor vir Provinzen »er cte» «t t- je de. « M ffft Ml Nationalcharakter. Wir leben nicht unter so beneidens» werthen Himmelsstrichen, welche der Entfaltung LrS Wohl standes keine Grenze stecken ; unser Leben ist Mühe und Noth, unser Erwerb sauer und spärlich ; aber gerade des halb wissen wir den Werth der Arbeit und de» ungestörten Friedens mehr zu schätzen, al» da» leicht überschäumende Franzosenthum. mochte, ist ein Beweis von großer Regsamkeit und bewun derungswürdigem Gewerbefleiß; aber nicht minder auch ein Beweis, daß die sozial-demokratische Korruption der Arbeiter klaffen in Frankreich bei Weitem nicht so günstigen Boden gefunden, wie in Deutschland. Der Reichthum der Natur und die Ausgiebigkeit der Hilfsmittel welche der schaffenden Kraft des französischen Volkes zur Hand liegen, machen solche Erscheinungen wohl erklärlich. Ein Land, welches die Folgen der schrecklichen Niederlagen, die uns mindestens auf viele Jahrzehnte in der Entwickelung zurück geworfen hätten, so leicht zu über winden vermag, giebt auf derartige Schläge nicht viel, weil sie eben leicht verschmerzt sind. Hierin beruht zum Theil der Unterschied zwischen dem deutschen und französischen eine Einnahme von 10 Millionen, welche Zahl die vor dem Kriege erzielten Einnahmen übersteigt. Man erkennt aus diesen Angaben, daß die Landwirthschaft auf emsigen Betrieb ausgeht. Auffälliger aber sind die Fortschritte, welche die Industrie in Maschinenwerkzeugen und Metallgegenständen gemacht hat. Der Verkauf belief sich während des ersten Trimesters 1875 auf 19, vor dem Kriege auf nie mehr al- 11 Millionen. Maschinen wurden für 5,188,000 Frank-verkauft ; derselbe Bei dem Dejeuner, auf deutsch Frühstück, welche- vor gestern da» Osfizierkorps de» ersten GarderegimentS zu Fuß nde in Betracht zieht. „Wir haben dem Auslande während r drei ersten Monate des laufenden Jahres für 976 illionen Franks Waaren verlauft, ein noch nie gesehenes esultat" — ruft Beaulieu aus und fügt hinzu : „Wenn ihrend dieses Zeitraums unsere Einfuhren um ein Geringes »ter denjenigen her entsprechenden Monate des Vorjahres rückgeblieben sind, so ist das fast ausschließlich drei Artikeln: «treide, Baumwolle nnd Seide, zuzuschreiben; wir haben »r sür 48 statt für 78 Millionen Getreide, für 85 statt w 128 Millionen Baumwolle, für 99 statt 111 Millionen ftide gekauft. Niemand wird bedauern, daß unsere herr- we vorjährige Ernte uns gestattet, Getreide statt zu kausen, l verkaufen. Was die Baumwolle anbelangt, so bleibt die Tagesschau. Freiberg, den 13. Mai. man Rosa nur sieht —" „Sie besticht freilich," meinte die Professorin, „das merke ich an Dir. Aber um so mehr muß man sich bei ihr vorsehen. Der Gerichtsrath scheint ein sehr erfahrener Mann zu sein." Grimminger kreuzte die Arme über der Brust und schaute zum Fenster hinaus. Er hielt es nicht sür uöthig, darau zu antworten. .'M Md . ' Nß »id- Als wir jüngst unsere eigenen wirthschaftlichen Ver- Ltniffe einer Besprechung unterzogen, machten wir daraus »fmerksam, daß unter allen europäische» Staaten nur rankreich gegenwärtig sich eines sozialen Aufschwunges kfreue. Es erschien uns allerdings recht hochtrabend, als ianzöfische Blätter im vorigen Herbst schrieben: „Bon den Lenen der Champagne bis zu den Abhängen des Bordelais, on den Ufern der Loire bis zu denen der Rhone ver- wldet die „Sonne Frankreichs" mehr al- zwei Millionen »ektar Weinberge, welche sieben Millionen Arbeiter Be- vüstigung geben und siebenzig HektoliterWein hervorbringen. Wie gesagt, wir vermutheten in diesen Worten etwa- französische Aufschneiderei. Jetzt aber kommt ein zweiter dubelruf au- Frankreich, welcher noch stolzer und dithy- ßanbischer klingt, da er nicht auf die Güter, welche das Mllhorn der Natur über Gerechte und Ungerechte aus- küttet, sondern auf den Segen der rüstigen Arbeit, des »affenden Gewerbefleiße- de- Volkes hinweiset. s Wir haben einen Aufsatz vor uns, in welchem Paul Wroh-Beaulieu die wirtschaftliche Lage Frankreichs erörtert. Wenn derselbe zunächst die Ueberschüffe herzählt, welche die ßteuererträge des ersten Quartals im Vergleich mit den Einnahmen der entsprechenden Periode des Vorjahrs au »eisen, so brauchet» wir darüber noch keinen Neid empfinden. Kadirs stellt sich der Vergleich, wenn der KourSstand der Msenbahnaktirn «nd der übrigen Börsenwerthe berücksichtigt »iid, welcher nach Beaulieu die Höhe von 1869 wieder Erklommen hat. Am glänzendsten aber und un» weit über- ^en stellt sich die wirtschaftliche Lagt Frankreich» dar, Genn man den lebendigen Verkehr desselben mit dem Aus ¬ sige an. Dergleichen passirt häufiger, als Sie sich vor- telleu mögen. Und was ist nun dabei so Verdächtiges ? Läßt ich nicht annehmen, daß eine Frau, die so handelt, ein gutes Herz haben muß? Gutmütigkeit ist aber eine Eigenschaft, die den ganzen Menschen beherrscht und auf seine gesammte Denkweise influirt; sie kommt den: fremden Kinde eben so Rosa mußte nun aber doch unterrichtet werden, und da» geschah den» auch im Beisein der Professorin mit der ganzen hausherrlichen Würde, zu der er sich aufschwingen könnte. Rosa brach in Thränen au» und bat flehendlich, er möchte m. Sie sehe ein, daß sie Ichteru de» Rechte» brstellt „Sollte nicht aber die Besorgniß, daß das Kind bei der m de» Freiherrn ernstlich in Gefahr einer sehr lieblosen Mdlung käme doch gerechtfertigt sein?" wendete der fessor schon sehr klemlaut ein. „Wir dürfen doch die Diese leidenschaftlichen Klagen und Betheuerungen ver- ehlten ihren Eindruck auf das Ehepaar nicht. Die Pro- efforin suchte sie durch freundliche Zurede zu beschwichtigen, und Grimminger versprach, sich als Vormund verpflichten zu lassen und nach bestem Wissen ihre Sache zu führen. Er ging wirklich am nächsten Mittwoch auf's Gericht und erhielt seine Bestallung. — Ec hielt sich nun auch für verpflichtet, in den nächsten Feuilleton. Rosa Lichtmarl. Novelle von E. Wichert. IKorlsetzung.) „Und das Kind?" fuhr der Rath fort. „In welche Schule Nmt es? Was kann aus ihm werden, als das getreue »bild der Mutter? Glauben Sie mir, das Unglück, das w in Frage kommt, wuchert durch Generationen — meine ten geben reichliche Beläge. Nicht Schlechtigkeit, Noth hrt zum Fall. Wie anders, wenn das Kind gesichert ist? ie geben dem Mädchen daS beste Zeugniß, ich will glauben, ß Ihre Beobachtungen zutreffen. Dann wird sein weiteres Etliches Fortkommen nicht bedenklich sein. Nur freie Hand uß sie haben. Bestärken Sie nun aber den Eigensinn, ! laden Sie eine schwere Verantwortlichkeit auf sich, wenn lütter und Kind zu Schaden kommen. Der Baron kann vsa nicht zwingen, ihm das Kind zu überlassen, wenn sie k gesetzlichen Ansprüche gegen ihn nicht geltend machen El, am wenigsten bei so jugendlichem Alter de» KindrS ; Er »u dessen Besten handelt sie wahrhaftig nicht, wenn sie «risch bleibt." .Mutterliebel Darauf läßt sich viel sündigen. Lieber 'Uche« wir doch auch dort die einfachste ^Die «he des Frttherrn ist kinderlos; daS ist vir .*** hauptsächlichste Grund, weshalb sich da- Verhältni da» Bedürfnis, -inen mögliAt be ' NE?uÄUn ^ was doch nicht, sein. Hand nicht^^ «SAM-tz-n zu .machen ist, und um ihren Mann zu'von denen, die vom Gesetz zu Wä, sagen seinen Pflegling zu besuchen, um sich von seinem Wohlbefinden zu überzeugen. Die Pflegesrau schien bestürzt, als er sich der Vormund »es Kindes nannte und dasselbe zu sehen verlangte, und sie uchte darüber hinwegzukommen, indem sie in trotzig grober Weise erklärte, sie habe mit ihm gar nicht» zu schaffen, und es könne eben so gut jeder beliebige Fremde sich in ihre An gelegenheiten einmischen ; die Mutter de» Kindes möge selbst kommen, dann werde sie ihr Rede und Antwort geben. Das brachte den guten Professor denn doch in Harnisch; er zog das amtliche BestauungSschreiben mit Siegel und Unterschrift des Gericht» au» der Tasche und hielt es ihr vor die Augen. Das machte sie stutzig ; denn obgleich sie wahrscheinlich gar nicht einmal lesen konnte, so hatte sie doch dergleichen Ausfertigungen schon so oft respektiren gelernt, daß ste auch diesmal nicht dagegen zu opponiren wagte. „Machen Sie mit mir, was Eie wollen," sagte sie mür risch, — „ich habe das Kind gar nicht mehr." Der Professor war über diese unerwartete Nachricht so erschreckt, daß er da- Blatt au- der Hand fallen ließ. „Sie haben daS Kind nicht mehr —?" wiederholte er stammelnd. „ES ist Mir heute Vormittag abgeholt — ich bin nicht 'einmal zu Hause gewesen." zu statten, als dem verschuldeten Manne. Und warum nicht venigstens einen Versuch wagen?" Der Professor war nicht überzeugt, aber doch schwankend gemacht. Er empfahl sich mit dem Versprechen, sich die Sache nochmals genau zu überlegen, und jedenfalls Rosa ernstlich in's Gewissen zu reden. Schon unterwegs aber verloren bei ihm die Gründe des AmtSgerichtSraths erheblich an Gewicht, und als er sie gar seiner Frau auseinander zu setzen unternahm, verwirrte er sich so sehr in Widersprüche mn seinen eigenen Vorstellungen, daß die Wirkung auf sie nicht groß sein konnte. „Diese Juristen sind entsetzliche Menschen," schloß er zu letzt ärgerlich; „sie bilden sich ein, Alles besser zu wissen, weil sie pessimistisch stets an das Schlimmste glauben. Wenn auf seinen Gast folgenden Toast auS: „Als Chef de» Regiments erhebe ich da- Glas. Ew. Majestät haben der. prenßischen Armee stets viele Beweise großer Güte und Zuneigung bewiesen und am heutigen Tage dieselben er neuert, indem Ew. Majestät geruhten, mit un» hier ein Dejeuner einzunehmen. In meinem Namen, im Ramen meiner Armee spreche ich meinen tiefgefühltesten Dank für alle Beweise der Zuneigung aus und hoffe auch fernere Erhaltung derselben. Ich sehe darin die Garantie gegen- eitiger Freundschaft und Waffenbrüderschaft. Se. Majestät der Kaiser Alexander lebe hoch! Hurrahl" Kaiser Alexander antwortete: „Auf das Wohl Seiner Majestät des Kaiser» und Königs Wilhelm und Seines braven ersten Garde- rrgiments zu Fuß. Hurrahl" Darauf umarmte» und küßten sich' beide Mouarchen. Die halbamtliche „Pro- vinzial;Korrespondenz" erinnert bei dieser Gelegenheft an den Trinkspruch, welchen Kaiser Alexander vor zwei Jahren , auf „seinen besten Freund, den deutschen Kaiser" mit d«Mr Hinzufügen auSbracht»: „Uns« FreuudschastSverbaud/ von den Eltern herstammend, hoffentlich auf die Kinder üb«-, gehend, giebt di« beste Bürgschaft für den Allen erwünschte« Frieden Europa's." Die jetzige emeute Bekundung de» innigen Verhältnisses zwischen den beiden mächtigen Staaten, führt dann das erwähnte Regierungsorga» fori, wird nicht blos in Deutschland, sondern unter den Friedensfreunden aller Nationen als ein neue- Unterpfand e iner wetteren friedlichen Entwickelung freudig begrüßt werden. Nachdem gerade in jüngster Zeit auf Grund gewisser Stimmungen und Anzeichen in benachbarten Staaten, auf deren mögliche Folgen sich die Aufmerksamkeit der politischen Kreise richtete, eine gewisse Beunruhigung und unklare B esorgniß in fast allen Ländern hervorgetreten ist, und nachdem die Gegner Deutschlands sich nicht gescheut haben, in Umkehrung der Thatsachen unserer Regierung dunkele Krieg-pläne zuzuschreiben, wird die offenkundige Wiederbethätigung der gemeinsamen Kaiserpolitik überall die beruhigende Ueber- zeugung neu beleben, daß das deutsche Reich heute wie vor drei Jahren ernst und entschieden den Friede^ esselu, bringt sie ein Opfer und nimmt sei» Kind als dass seien, wenig Schutz zu erwarten habe. Aber Gott, der ihr i.^. — ------ -----— , Herz kenne, werde ihr helfen. Ziffer ihrer Einfuhr noch auf der dem Kriege zu erreichen pflegte, verloren haben, wo sich bekanntlich di» größte» Baumwöllen- abriken befinden." Von dem Ausfall in der Stideneinfuhr ägt Beaulieu nicht»; man erkennt, daß die französische Bevölkerung in ihrem Haushalte sich größerer Sparsamkeit befleißigt und das seidene Kleid von dem schlichtenen baum wollenen Gewände verdrängt Word«» ist Besonders hervortretend ist der Aufschwung, welchen die Ausfuhr französischer Rohprodukte, namentlich des Rohzuckers, der Butter und Eier genommen hat. Während des ersten Trimester- hat Frankreich sür 20 Mill. Rohzucker m S Ausland geschickt, vor dem Kriege belief sich j beiden Kaisern in Potsdam gab, brachte Kaiser Wilhelm die höchste Zahl auf 9 Millionen. In den ersten vier Mo- - - - - - - - - - — " ' ' naten hat das Ausland von Frankreich für 19 Millionen Butter gekauft, welche ein einzige- Mal vor dem Kriege 17 Millionen eintrug. Der Export von Eiern verschaffte eingetragen. Hier muß jedenfalls ^französische Industrie aus »er bedrängten Lage der engltsHe»nund deutschen Nutzen gezogen habe«. Aber daß sie dies in so hohem Maaße ver- WNeibergerAiyeigerW * " »nd Tagedlatt.