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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörde» zu Freiberg und Brand. 110 1875^ Sonnabend, dm 15. Mai. Seite auf's Tapet gebracht worden sei. Im Jahre 1773 Gestern Bormittag verließ der russische Kaiser Berlin, schon habe Maria Theresia resolvirt, daß „dieDismenbrationIum sich über Brandenburg direkt nach Ems zu begeben. Jubiläum, um wenige Tage später in feierlicher Begleitung Preußens nicht das gebührende Entgegenkommen gefunden Preußens mcyr oas gevuyrenve ymgegenrommen gefunoen und sei deshalb fallen gelassen worden, so daß eigentlich l>^ des Bisthums Olmütz in drei Bisthümer in den geheimsten Wegen traktiret, deren eines zu Brünn, das andere zu Troppau errichtet werde". Auch sollte „die Separation dieser angezeigten Distrikte in dem Breslauer Bisthum, sowie der voit dem Bischof von Breslau in dem diesseitigen Antheil besitzenden beträchtlichen Güter und daher beziehenden Ein- goziation veranlaßt werden". Dieser Plan Maria Theresia's, auch unter Josef II. mehrfach ventilirt, habe aber von Seiten Aber Fürstbischof Förster hat ja nicht nur ein „Asyl" bei uns, er ist auch österreichischer Kirchenfürst und als olcher warmer Freund und Schoßkind des Herrn Stremayr- Im den Verlegenheiten zu begegnen, die aus dieser Doppel- iellung sich nothwendig ergeben müssen, wurde schon lange vorgeschlagen, die Trennung der Diözese zu bewerkstelligen. Wieder waren es die österreichischen Offiziösen, welche diesen Ausweg geradezu mit Begeisterung aufgriffen. Ja, in die Rüstkammer der historischen Forschung ging man zurück, um den Nachweis zu liefern, daß eigentlich dieser Gedanke der Trennung schon längst und ursprünglich von österreichischer auch die österreichischen Offiziösen wußten damals nicht oft und hoch und heilig genug zu betheuern, daß dem würdigen Breslauer Hirten nichts ferner liege als die bösartige Ab sicht, Oesterreich durch seine» Aufenthalt Verlegenheiten zu bereiten. Herr vr. Förster hat diese Absicht wirklich nicht ; er ist offenbar nur der Meinung, daß es sich Preußen ruhig gefallen lassen werde, wenn er von Johannisberg aus feine Diöcese administrirt. Die wohlunterrichteten Offiziösen aber haben seit der Zeit über den Breslauer Bischof wohl weislich geschwiegen. Inzwischen nehmen die Verhältnisse in Schlesien eine ernstere Physiognomie an. Die zurückgebliebenen Partisane des muthig davongelausenen Oberhirten Hetzen offenbar die über den Verlust ihres Bischofs bis zum Tod betrübte Bevölkerung, wie die Unruhen, die in Königshütte aus brachen, beweisen. Fanatisirte Weiber drangen — ganz wie in Tirol — in die Schulen ein, um ihre Kinder vor dem Unglücke des Altkatholizismus zu bewahren. Ob das Einschreiten des Militärs die Ruhe wieder vollständig her gestellt hat, bleibt noch abzuwarten; darüber aber, daß der intellektuelle Anstifter des Krawalls im sichern Neste zu Johannisberg sitzt, kann wohl ebensowenig ein Zweifel ob walten' als darüber, daß die preußische Regierung sich nicht lange geduldig diese Umtriebe gefallen laßen wird. Preußen es sich heute selbst zuzuschreiben habe, wenn ihni aus der noch bestehenden Do^pelstellnng des Breslauer Bischofs und dessen Aufenthalt in Oesterreich Unannehm lichkeiten erwachsen. Auf Oesterreichs Bereitwilligkeit könne demnach Preußen unbedingt zählen, wenn jetzt der Theilungsplan neu auf's Tapet kommen sollte. Wir bezweifeln auch unsererseits diese Bereitwilligkeit Oesterreichs umsoweniger, als faktisch gar kein plausibler Grund zu einer Weigerung vorliegen würde. Wer mit der bloßen Bereitwilligkeit ist noch nicht Alles gethan und sie allein macht die Lage in Schlesien nicht weniger ernst. Es muß erst die Kurie auf das bezügliche Ansuchen Oesterreichs eingehen, und auch wenn man im Vatikan uns den Gefallen erweisen wollte, für den gewiß ausgiebige Gegendienste gefordert würden, darf man sich doch keiner Täuschung darüber hingeben, daß sich derartige Verhandlungen regelmäßig erklecklich in die Länge ziehen. Bis die Verhandlungen mit der Kurie in Fluß gebracht und zum Abschluß gelangt sind, wird noch viel Wasser durch Tiber und Donau fließen, denn Grund, sich zu beeilen, um Auf Schloß Johannisberg.. Unter vorstehender Ueberschrift stellt die „Deutsche Ztg." in Wie» folgende Betrachtung an: Auf Schloß Johannis berg hält sich's gar fröhlich Billeggiatur im „wunderschönen Monat Mai", wenn man auch ein von Preußen verfolgter Bischof ist. Herr vr. Förster hat sich darum schon ganz häuslich eingerichtet und gedenkt von Oesterreich aus ge- müthlich auch den preußischen Theil seiner Diöcese weiter zu verwalten; ja, preußische Blätter wollen sogar auf die Spur gekommen sein, daß er auch der vielberufene und vergebens gesuchte „geheime Delegat" für Posen sei. Noch biS zu Ende April hin wurden die ultramontanen Blätter nicht müde, zu versichern, daß der Breslauer Fürstbischof standhaft dem „Martyrium" entgegensetze, ja sich seiner freue, und daß es eine unwürdige Insinuation sei, ihm die Absicht eine- „feigen Fluchtversuches" zuzumuthen. Mit der Gloriole dieser Standhaftigkeit geschmückt, feierte der Hochwürdigste noch am 16. April Wohlgemuth sein Priester ¬ gefügt. Nachdem die mecklenburgische Regierung nun vier mal mit der beabsichtigten VerfaflungSreform von der Ritterschaft abgewiesen ist, richten sich die Bjicke aUf die Stellung des Reiches zu dieser Frage. Hier liegt bekannt lich die Sache so, daß der Reichstag in seiner jüngste» Session zum dritten Mal auf Antrag der mecklenburgischen Abgeordneten einen Zusatz-Artikel zur ReichsverfassuNg be schloß, gewisse Normativbestimmungen für die Verfassungen der einzelnen Bundesstaaten feststellend, woraus sich dt^ Umgestaltung der patrimonialständischen Verfassung in di^ o ... „ künfte und deren Ueberweisung an den Bischof zu Troppau des uttramontanen Junkers Ballestrem zu verduften. Aber I erwirkt und zu dem Ende auch iß Berlin eine geheime Ne- Zum Abschiede auf dem Bahnhofe waren außer Kaiser Wilhelm, der seinen kaiserlichen Gast dorthin geleitet hatte/ der Kronprinz, die Prinzen des königlichen Hauses, der Großherzog von Mecklenburg, Prinz August von Württem berg, der Herzog Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin, sowie der russische Botschafter mit dem Botschaftspersonal an wesend. Die Verabschiedung erfolgte in den herzlichsten Formen. Kaiser Alexander blieb bis zur LbfaHtt de» Zuges auf dem Perron des SalonwagwS im vertraute»' Gespräche mit Kaiser Wilhelm und den übrigen Anwesenden und verharrte in dieser Stellung auch, <a» sich der Zug bereits in Bewegung gesetzt hatte, den Zurückbleibende« in der freundlichsten Weise Abschiedsgrüße zuwinkend. DA " ' " ' I, Bo» t Deutschland Verlegenheiten zu ersparen, hat doch die KuriS wirklich nicht. Wenn aber während dieser ganzen langen'- Zeit Fürstbischof Förster von Johannisberg aus auch den preußischen Theil seiner Diözese verwalten und die Be-, völkerung gegen die weltliche Obrigkeit Hetzen will, können wir uns immerhin, bei allem guten Willen Oesterreichs und , Deutschlands, auf politisch» Verwickelungen ernsthaftester. Natur gefaßt machen. Tagesschau. Freiberg, den 14» Mak «p ^Czaar yach JungenhsjW» Mk trPS Mn 24. V»«°M- «m 2S, setzt er seine WNe. . , r (mip eintägigem Aufenthalt, daselbst), Bertin und Warschau bÄ ! Petersburg fort, wo er am 4. Juu eintrifft. - Das neueste Hef^ des Generälstabs Werkes über den deutsch-französischen KriH ist jetzt auSMebea worden. Dasselbe ist in seinem ganzen Umfange der Schlacht' von Sedan gewidmet und enthält unter zahlreichen Anlagen und Plänen auch ein Faksimile jenes denkwürdigen Briefe» Napoleon's III., in welchem derselbe seinen Degen in dir Hände des Königs Wilhelm legt. Auch eine Skizze deS kleinen Landhauses bei Donchery, in welchem die Zusam menkunft beider Monarchen stattfand, ist dem Werke bei- ZNeibergerAMigeM ««d Tageblatt. ich Ihnen schulde, mit ihm sprechen. die Verzweiflung reißt darüber hinweg. Lassen Sie mich fort?" So hatte die Professorin das Mädchen noch nie gesehen. )as war nichts von der bescheidenen Zurückhaltung der Dienerin, und doch auch keine Spur von taktloser Ueber- -ebung, die für die Herrin entehrend sein konnte. ES ehlte auch der Art, wie sie ihre Sache führte, das thea- raliiche Pathos gänzlich, das in Vorfällen des bürgerlichen Lebens angewendet, sich in seiner Wirkung so leicht selbst aufhebt. Es kam ihr ans dem Herzen, was sie sprach, und Feuilleton. Rosa Llchtvnrt. Novelle von E. Wichert. tFortsetzunz.) Rosa stieß einen Laut aus, der wie ein verhaltenes Aechzen klang ; ihr Gesicht verzerrte sich schmerzhaft und die Augen umflorten sich. „Das Kind scheint bei jener Frau wirklich nicht gut auf gehoben gewesen zu sein," suchte die Professorin zu trösten ; „nach der Schilderung meines Mannes ist sie eine rohe Person —" iberzeugte deshalb von der Nutzlosigkeit des Widerspruchs. Seide Theile vergaßen in diesem Augenblicke die Luhölch Stellung, die sie sonst zu hüten und zu beobachten Hattens zwei Frauen standen einander gegenüber, und waS siS verhandelten, war ein Kapitel aus dem allgemeines Frauenrecht. „Ich will Sie nicht halten, liebe Rosa," sagte die Pro fessorin in ganz verändertem Tone, „aber ich bitte Sie, zu überlegen, ob es nicht in jeder Hinsicht angemessener wäre, wenn Sie, statt persönlich einzugreifen, einen Dritten fvt sich handeln ließen. Ich nehme an, daß der Freiherr, wenig Billigung auch sein gewaltthätlges Vorgehen verdien», doch in bester Absicht für das Kind zu sorgen glaubt. Sie werden dieser Voraussetzung zustimmen. Dann aber kants er wohl erwarten, daß Sie Mit Schonung Men ihn ver fahren und nicht sein Hau-recht aüf di» eMpstMichftt MW verletzen. Ihr Kind hat ja jetzt- eine» Vormund. Wie ich meinen Mann kenne, wird e- bei seiner Gewissenhaftigkeit nicht schwer halten, ihn von der Nsthwtndigkeit zit< über zeugen, für Sie beim Freiherrn eiNMtetttl. Ich sage nicht/ daß es mir lieb ist, GrimtniNgeriN diese seht unaiigetwhM' Angelegenheit verwickelt zu sehen; aber das kann MH Nicht hindern, zuzugeben, daß Jemand, deß ein- Amt- überstimMA «sich seines Amtes Lasten tragen muß- Lassw Sie Mich noch weniger wissen, was Sie thun. Ich erschrecke vor! Es gtebt eine Grenze für menschlichen Gehorsam und Ihnen, Rosa! Der Amtsgerichtsrath scheint doch richtig zu vermuthen, daß Haß gegen die unglückliche Frau, die Ihnen im Wege steht, und Rachegefühl gegen den Mann, der Sie betrog, auf Ihre Entschlüsse den gewichtigsten Einfluß üben." Rosa's schlanke Gestalt erhob sich aus der gebückten Hal tung, in welcher die Bittende vor ihrer Herrin gestanden hatte, über ihr gewöhnliches Maaß hinaus. Die Brust schien aus den Hüften, der Hals aus der Brust vorzu wachsen, und der schöne Kopf richtete sich so stolz in den Nacken, als ob eine beleidigte Königin an die Achtnng zu erinnern hätte, die man ihr zolle. „Weil ich fordere, was mein ist?" sagte sie so einschneidend langsam und nach drücklich, daß es die Professorin kalt überrieselte. „Was habe ich auf der ganzen Welt, als das Kind? Eine Andere > mag sich dieses Zeugnisses ihrer Schwäche schämen; ich ge- . stehe frei und ehrlich: ich habe geliebt! Es ist etwas wunderlich Süßes und Beglückendes, zu lieben, und auch jetzt, da ich mir jede Hoffnung abgeschnitten habe, möchte l ich doch Nichts aus meinem Leden zurücktauschen — Nichts. „Lassen Sie mich fort," rief Rosa, die gar nicht darau gehört zu haben schien, „ich bitte Sie, lassen Sie mich fort!" Sie ergriff dabei mit leidenschaftlichem Eifer ihre Hand und zeigte in dem Ausdruck ihres Gesichts und in ihrem ganzen Benehmen eine Wildheit, die in der Professorin die Befürch- > tung aufkommen ließ, daß ihr Verstand gelitten habe. > „WaS wollen Sie thun?" fragte sie, ängstlich einen Schritt zurücktretend. „Ich will sehen, ob man der Mutter ihr Kind verwei- I gertl" zitterte Rosa gewaltsam heraus: „ob es noch eine i Gerechtigkeit im Lande giebt, die auch eine arme Waise für I sich anrufen kann. Wenn man mir die Thür schließt, werde I ich auf der Schwelle stehen und das Unrecht, das man mi I thut, auf die Straße hinaus schreien. Und wenn man mic nicht hört, soll man mich doch nicht wegschaffen, so lang noch ein Hauch Leben in mir ist! Man kann mich zertreten, aber mcht zum Schwelgen bringen, bevor man mich zertreten 'hat. Lassen Sie mich fort!" s' _ »Ich werde Ihnen nicht erlauben, in dieser aufgeregten WStimmung da- Hau- zu verlassen«" entgegnete die Pro- I fessvrin mit aller Energie, zu der sie sich zu zwingen > mochte. „Sie wissen nicht, was Sie sprechen, Sie w< Di» Erinnerung ist mir geblieben und dieses lebendige Pfand, daß sie kein Traum ist. Alles Heiligste, was ich in den seligsten Stunden meines Lebens empfunden habe, pocht mir nun entgegen aus diesem kleinen Herzen, lacht mich an aus diesen Hellen Augen. Ich will nichts, als da« Kind, ich brauche zu meinem Glücke nichts mehr. Und diesen letzten Trost soll ich mir rauben lassen? Soll fern stehen und fremder und fremder werden diesem Herzen, diesen Augen? Für das Kind lebe ich — allein für das Kind; und daß ich hier diene al- Magd und mich demüthige vor de^en, die der Zufall begütert hat — für wen geschiet A als für das Letzte und Einzige, das ich noch liebe Neig! halten Sie- mich nicht zurück! Machen Sie meine pr ver-.DMstbarkeit nicht zur Sklaverei. Zwingen Sie mich werden nicht, die Pflichten zu mißachten, die ich Ihnen schulde.