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Erste Anlage zum Areikerger Anzeiger und Hagebkatt. JZ 81 Sonnabend, den 10. April. 1875. Lokales und Sächsisches. Freiberg. S. April. Der gestrige Tag ist in de» Annalen des Freiberger V°ilSschuiw«s-nS als ein bedeniungsvoller zu ver zeichnen. Die P-trsschul-, welche bisher mit imter der Direktion der Kngben-Bürg-rschuie gestanden, nun aber in Ucbereinstimmung mit den Forderungen des neuen BollSschulgesetzes und nach dem B-schinsse der städtischen Collegi-n mit der Eusebun- und Jacobi- Schule als ..Vereinigte einfach- Volksschule" -in selbständiges Ganzes zu bilden hat, sollte ihre Dirigenten, ihren Direetor nnd Vi-edire-Ior, erhallen. Es hatten sich deshalb die Vertreter der königlich-» und städtischen Behörden, die Collegien der Pelri-, Eusebicn- und Jacobischul- in einem größeren Schuizimmer der Petrischul« Util II Uhr eingesuttden, UNI Zeugin der selerliche» Einweisung des Direktors, Herrn Richter, und d-s Vicedirectors, Herrn Schütz«, zu sein. Nach dem Gesänge zweier Gesangbuch- Verse bestieg Herr BezirkSschulinspeetor Lohst das geschmückte Kalheder und wies in seiner, von richtigem Vcrftändniß sür die Ausgabe der einsachen Volksschule zeugenden Rede nach, welch" Hoh- Bedeutung gerade diese Bildungsstätte habe. Sie sei die Quelle, aus welcher der grötzere Theil des Volkes seine Bildung schöpft: hier soll er ausgerüstet werden sür den in der Jetztzeit nicht leichten Kamps. Die Leiter derselben, sowie alle an ihr Arbeiten den haben darum vorzugsweise die sittliche Kraft zu stählen: sie haben nicht ein buntes Allerlei zu pflegen, sondern zu einem klaren, liesen V-rstindnitz des iui engern Rahmen gegebenen Stoffes zu verhelfen. Di- hiernach zu organisirende einfache Volksschule sei keine leichte Ausgabe. Doch habe er volles Vertrauen zn der srisch-n Kraft des in den ersten Mannesjahrcn stellenden Direktors, sowie zu der reichen Erfahrung des ihm zur Seite stehende», erprob ten Vieedireilors. — Nach diesen trefflichen Worten wies er die Herren Georg Richter nnd Carl Schütze im Auftrage der höchsten Schulbehörde in die ihnen von der Collatnrbehördc über tragenen Aemter ei». Hiera» schloß sich die Antrittsrede des Herrn Dir. Richler. Er gedachte eingangs des Tages, da er mit seinen College» die erste Conserenz gehalte» hatte. Es war der 22. März — der Todestag Göthe s, der Geburtstag des deut sche» Kaisers, der erste Tag nach Frühlingsanfang. Er gemahne ihn an seine Ausgabe! „Mehr Lichl" zu schaffen, den PalriotiS- mus zu pflegen, die Keime sür alles Edie und Gule zu enl- wirkeln. Dies sührle ihn zu dcni Haupllheile stincr Rede, zur Bcanlworluug der 3 Frage»! ..Was sordern sie von mir? Was fordere ich von ihnen1 Welche Täuschungen werden uns nicht erspart« Bei Beantwortung der I. Frage zeichnete er seinen Standpunkt zu den einzelne» DiSkiplincn näher. Die 2. Frage richtete er I) an die königlichen nnd städtischen Behörden, von denen er Geduld, Thellnahme. Opserwilligkeit hoffe. 2) an seine Kollegen, von denen er Offenheil, Pflichttreu- und Fleiß verlange und 3) an die Kinder, von denen er Sittsamkeit, gleiß nnd Liebe zu ihren Lehrern sordere. Schließlich gedachle Redner der möglichen Täuschungen, die alle hier bethciliglcn Faktoren ersahren können. Nach dieser wohldurchdachten Red- wurde von -inlg-n Lehrern der ganz paffend gewählte Gesang: „Gott grüße Dich!" vorgetragen, nnd somit endete di- -rhebende Feier. Wir aber rnsen den Leitern der vereinigten einsachen Volksschnle, sowie allen an ihr Arbeitenden, anch hierdurch ein herzliches „Glückauf!" zu. — Wie die „Leipz. Ztg." berichtet, hat der Professor der Bergakademie, Herr Ur. Winkler, einen Rui nach Wien erhalten, denselben aber, gewiß zur Freude aller unserer Akademie näher Stehenden, abgeiehnt. — Montag, den 12. April, Vormittags 9 Uhr findet eine Hauplverbandlung in der llntersuchung wider Kari Gottlob Banm- gart aus Ruppendorf wegen schweren Diebstahls und Dienstag, den 13. April, Vormittags 9 Uhr in der Untersuchung wider Ernst LouiS Gründig aus Zug wegen schweren Diebstahls statt. — In der gestrigen Schwurgerichlsfllzung zu Dresden wurde Mathilde Hinkelmann aus Zug wegen Betrugs im Rück salle zu 2 Jahren Zuchthaus verurlhcilt. Dieselbe Halle sich be- kanullich als die Ehesrau des Schmiedemeisler Thiemer in Frei- bergSdors ansgegeben und für la. 36 Thlr. verschiedene Schnilt- waare» ans einem hiesigen Geschäfte c »Immunen, die Gegenstände aber im städllscheu L-ihhause versetz!. — Gestern Vorinillag wurde bei Ausräumung der Aborte des hiesigen BahnhoseS am" AnSgange der Schlotte des Damen- Appartements der Leichnam eines nengebonneu Kindes männlichen Geschlechts ansgesnnden nnd kurze Zeit daraus polizeilich auf- gehcben. Dresden. Al» 6. April wurde der zum geh. RegierungS- ralh und provisorischen Vorsitzende» der BrandversichernngS- lommiffion ernamlle bisherige AmlShauplmann Karl Gustav v. Oppen von den, SlaatSminister von Nostiz-Wallwitz im SitzungS- saale des Gebäudes der BrandversichernngSkommission in sein neues Amt seierlich cingewiescn. Bei dem am Abende des t. von Leipzig abgegangencn Schnellzuge der Bäuerisch-» Bahn ereignete sich ans Station Gaschwitz der Unsail. daß der letzte Packwagen aus dem Geleise gcrieth. Zum Glück gelang cs, den Zug alsbald anzu ballen, und dadurch größeres Unheil zu verhülen. Außer dem aus dem belressenden Packwagen befindlichem Bremser, welcher h-rabsiel und sich, jedoch nur ieichl, am Kopse Verletzle, kam Nie mand z» Schaden, auch konnic der Bahnzng nach kurzer Unler brechung seine Fahri bald Weiler fortsctzen. In der Nacht vom 7. zum 8. d. M. ist in Schön fel» das Haus deS Mühlenbesitzers Bauer total niedergebrannt. DaS Haus war an 2 Familien vermielhet. EnlstehungSursach« ist unbekannt. Einen schönen Beweis von Ehrlichkeit und Pfüchlbewußtsel» eines Knaben berichte« das Auerbacher Amtsblatt. D«r neunjährig^ Sohn des Gärtners Vogel sand in der Nähe vom Rittergut Auerbach ober» Theils ein Portemonnai mit 130 Thaler» nnd licferls dasselbe nebst Inhalt sofort an das GerichtSamt ab. ...... Vermischtes. " Georg He rwcgh. der FreiheitSsinger und Führer der politischen Lhriker aus den vierziger Jahren, ist am Morgen de» 7. April in Baden-Baden gestorben. Geboren war der „freie Mann und Säuger" am 31. Mai 1817 in Stuttgart. - lieber dieBestattung der «rmordetenFamilie in Wien entnehmen wir dortigen Blättern Folgendes: Der Andrang des Publikums war so groß, daß man die ausgebahrte» Kinderleichen ans dem Leichenhose in die Leichenkammer schaffe» nmhle, weil man Gefahr lies, daß die Särge von de« andrän- gendcn Masse »mgeworsen werden könnten. Aus vier Bahre» lagen vier kleine braune, offen« Holzsärg«, in den«n die weißge kleideten Leichen ruhlen. Die Kinder waren hier nach dem Al ter gereiht. Die Söpschen hatten sie mit künstlichen Blumen kränzen geschmückt, in der Hand hielten sie irische Blumensträuße. Nach 10 Uhr kam die Mutter mit dem kleinen Heinrich an der Hand, nm znm letztenmal« ihre lieben unschuldigen Kinder zu sehen und von ihnen den letzten Abschied zu nehmen. ES war eine herzerschütternd« Seen«, wie die Mutter sich über die Särge neigte und mit heißen Küssen die Kinder bedeckt« und mit Thränen sir benetzte. Da blieb kein Auge trocken. Und der kleine Hein rich schluchzte mit über den Verlust seines VaterS und seiner sämmtlichen Geschwister. Nach ersolgter kirchlicher Einsegnung wurden etwa um halb 11 Uhr die Särge in di« Leichenwagen gehoben. In vier hellblauen Wagen, gezogen von Schimmel», sührte man die Leichen durch süns Bezirke: durch die Josesftadt, Neubau, Mariahlls, Wieden, (an dem Trauerhause in der Goidegggasse vorbei), die Landstraße nach den, Central-Friedhose. Voran gingen zehn Musikanten, die den Trauermarsch bliff-n; im Trauerwageu gab die Mittler mit ihrem einzigen Kinde ihnen das Geleite. Ueberall stieß der Zug aus groß- Menschenmaffen. D-r Pomp benahm dem Zuge den ernsten düftern Charakter, den er im Grunde haben sollt«. Ein g-m-iniam-S Grab »ahm d«n Mörder und seine Opser aus. Verantwortlicher Nedakteur: Julius Braun in Freiberg. Greusinig sollen durch Unterzeichneten Diens Vormittags 9 Uhr sollen bei mir Nr. 421» I. Et. »tlisbii undManchetteu, Prtrrsftrake Rr. 85 phosphat-Fabrik. FrischaeschlachteteS verpfl. Auktionator. stücke, eine gute Gasuhr u. d. m. gegen baare Zahlung össeullich versteigert werden. nach Maaß von besten Leinen, Dowlas, weiß u. bunten Madapo- lam, unter Garantie des guten Passens, sowie leinene Eine möblirte Stuve mit Schlaskammer ist sofort billig zu ver- miethen. <. Meißnergaffe. Müdisdorf, den 16. März 1875. Die Ortsgerichten daselbst. Mhl-Auction. Im 'Auftrage des Herrn Am Ende ans Für eine reuommirteLtbenSbersicherungS- Gesellichaft suche ich eine» soliden und thätigen ttsupt-Hgkntsn in Freiberg sür diesen Platz nnd die Um gegend Offerten erbittet baidigst Auktion. Nächsten Montag, den >2. dieses Mo»., Bierschank-Anzeige Vom 10. bis 17. 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Großhartmannsdorf, am 6. April 1875. der -." ahn Chlorkalkgeruch angezogen hat, inl « I,!<>.»iili,« verschiedenen Posten gegen baare Zahlung! öffentlich versteigert werden. u „ und Kammer. Offerten belieb- man b«l»igst I! Preisangabe in der Exped. d. BI. nieder- zulegen. (8. 2760) srlpl»«»»« Dresden, Pragerstraße 6. -nf Anordnung des König!. Gerichtsamis ö.u Brand, sollen de» 12. April r o. von H?l0U0d)^-kkU(I.k0U. Vormittags 10 an im Hause Nr. 43 des Wäsche, münniiche und weibliche Kleidung«- Ms". Ein Pferd !wird sofort verkauft vom Lohnkutfcher 11(1 Mil 1111 M«rsch»er im schwarzen Roß. LLHrliche, ordnungsliebende Leute, die die AW Aufwartung im Hause mit besorge», können vom 1. Juni d. I. an Logis erhalten. Näheres zu erfahren: hinter den Mönche» Eine Ainderkutsche 2 unverheiratete Arbeiter v" fl Aucti^.lor. 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MN Aussicht ist von?!. Mai an zu circa 100 Schsfl. Hafer, 8 Schsfl. Erbse» 'versammiungdeSKrank-nunl-rstützung«- LLr«, MlW»Ls IßinmsUa«,' Kornicyutten, -0 i^cyoa Roril. uno .yaser IlRLLUt antreten laut die M gebundstroh, circa 100 Clr. Heu und Grummt,.. . ... -kt ! Wo. sagt die Cxped. d. Bl. 40 Ctr. Erdäpfel, Kohl- und Weibrüben,>0«", 2 Thlk. 10 Rgr., empsteylt Butter- und Milchgesäße, Ketten und ver- Oie LeÜerhtlUstlUUst V0U schieden,« Haus- und Wirthschastsgeräthe. De» 2l. April ebendaselbst Vormittags 11 Uhr werden 2 Parzellen" obere Ktfselgane V48. anstehendes Fichten-Stamm- und Stangen-) L» )ttrpi-tlK Holz auf dem Auctionswege verlaust. ^2 Z?ft,llkT Niederclausnitz. stehen zum Verlaus, Rappen, im Sachsenhos ding- Fritzsche, Burkhardt o. Neubert zu Freiberg.