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IreikeiM Anzeiger und , Tageblatt. Amtsblatt der Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. GerichtSLmter u. der Stadtritthe zu Freiberg u. Brand. 65. 8II. kür dm and. Tag. Ins» vndm bi« V. 11 II für nächste Nr. snqm. Sonnabend, 2V. März. ! »rrk »Ien«Ifttz.U r M«1. ! weiten dir zefpallrn» ZMe o»«i drrr» N.um mit >0 Pf». berechn»«. I 1875. Tagl-geschichte. In der DonnerStag-Sitzung des preußischen Abgeordneten- hauseS begann die Spezialdtskusfion des Gesetzentwurfs, betreffend di» Einstellung von StaatSleistungen an den römisch katholischen Klerus. — Gegen 8 1 nahm zunächst Frhr. v. Wendt (Zentrum) das Wort und bestritt die in den Motiven des Gesetzentwurf- behauptete Nothwendiqkeit zum Erlaß des vorliegenden Gesetze». Wenn man sich auf die Encyklika des Papstes vom 5 Februar beziehe, so beweise dies, daß man dieselbe aar nicht kenne und er sehe sich deshalb genöthtgt, das genannte Aktenstück zu verlesen. (Große Unruhe). Der Präsident v Bennigsen ersucht den Redner, dem allgemeinen Wunsch des Hauk S zu entsprechen und von dec Verlesung der allgemein bekannten Encyklika Abstand zu nehmen. Der Redner erklärt gleichwohl von seinem Rechte Gebrauch machen zu wollen und beginnt in der That das Aktenstück unter allge meinem Lärm zu verlesen. Der größte Theil der Mitglieder de- Hauses erhebt sich von den Plätzen und verläßt den Saal. Nach Beendigung der Verlesung spricht der Präsident v. Bennigsen sein lebhaftes Bedauern aus. daß der Redner die Geduld de» Hause» ohne Noth auf eine so harte Probe gestellt habe. Der einzig er sichtlich« Zweck diese» Verfahren» sei der, die Verlesung der Bulle von der Tribüne an dl« Stelle der Proklamation durch die Bischöfe zu s«tz«n. Nbg. v. Wendt verwahrt sich dagegen, daß man ihm andere Motiv« unterschiebe, al» diejenigen, die er selbst ausge sprochen: Der Präsident bemerkt, daß er b,i seiner Erklärung stehen bleibe. Aba. Frhr. v Wendt erwidert, daß die» auch seiner seits gelchehe und fährt dann unter großer Unruhe des Hauses fort, gegen die Vorlage zu polemisiren. Ein Erfolg im Sinne der Regierung fei von denstlben sicher nicht zu erwarten, denn vie Katholiken würden mit Vergnügen die Steuer zur Unterhaltung ihrer Geistlichen ausbringen. Der Betrag sei ja ein so geringer, daß — wie eln Fabrikarbeiter kürzlich bemerkte — die Kosten eines Frühstücks hinreichen, den auf den Einzeln n fallenden Antheil zu decken. Regierungs-Kommissar vr. Förster weist nochmals darauf hin, daß der Staat nur «ine natürliche Pflicht erfülle, wenn er den Feinden der EtaatSgeietze die Unterstützung au» Staatsmitteln entziehe. Abg. Werner konstatirt, daß ein Verfahren, wie das jenige de» Abg. Frh. v Wendt, im Hause unerhört und ein reiner Hohn auf die Geschäftsordnung sei. (Der Präsident ersucht den Redner, eine derartige Kritik de» durch ihn selbst bereit» erledigten Vorfall» zu unterlassen). Er hält eS für seine Pflicht, als Katholik zu konstattren, daß auch Mitglieder dieser Kirche sich an di» Ge setz» de» Staates für gebunden erachten. Abg Tbissen versichert in seiner Eigenschaft al» Domkapitular, daß der Kleru» gern die Folgen dieses Gesetzes auf sich nehmen werde. Der Herr, der die Raben auf dem Felde nährt, werde auch ihnen Hellen Der 8 1 wird hierauf in namentlicher Abstimmung mit 262 gegen 88 Stimmen angenommen. Bei 8 2 hebt Fürst Bismarck hervor: der Staat erfülle mit der Vorlage nur eine Anstant »Pflicht, indem er nicht Jene bezahle, die Aufruhr predigen und schüren. Wenn man bestreite, daß die Hoheit»rechte der Majestät soweit reichten, durch dieses Gesetz Gelder zu entziehen, so erinnere er an die Pflicht der Majestät, da» Recht zu schützen, Verbreche» niederzu- halten und Gelder nicht zu zahlen, wenn sie dazu wesentlich dienen, für die am Umstürze des Staat» arbeitenden Faktoren zur Vernichtung de» bürgerlichen Friedens verwendet zu werden. 8 2 fand gleichfalls Annahme Der Entwurf eine» Reichs-Eisenbahn-Gesetzes ist vollendet, doch ist bi« zur eventuellen Veröffentlichung noch ein Wetter Weg. Nach dem „Brl. Akt." würde zunächst im Reichs- Eisenbahn - Amte »ine Revision statlfinden; daun erst ginge Entwurf an die verbündeten Regierungen, welch« »ntw«d«r tm BundeSrathe sofort in die Beratbung treten, od»r dies« zunächst einer Enquete-Kommission überlasten werden. Daß das System des früheren Entwurfs aufqegeben worden ist, wird bestätigt, leider fehlt jede Andeutung über da« nunmehr adoptirt» System, und mit derselben auch jede Basts für eine BeuriHeilung der Sache. Wie man der „Magd. Ztg." von Berlin teleqraphtrt, hat di» spanische Regierung „den früher wegen mangelnder Beweisstück» zurückgewiesenen AuSlteferunqSantraq gegen de« in Bayern sich anfhaltenden Jnfanten Alfonso, Bruder de« Don Carlo«, weg«« gemeiner Verbrechen jetzt erneuert und die gerichtltchen Dokument» vorqelegt." Urber denselben Gegenstand erfährt di» „Post" Fol gend»«: „Di» svanischr Regierung hat di» Au«li»s»rung d«S zur Zeit auf deutschem Boden befindlich«« Jnkantrn Alfonso von Bourbon und Este, Brud«r des Jnfanten Don Carlos, w«q«n -e» meiner Verbrechen (Mord. Brandstiftung, Rothzucht «.) verlangt. Zwischen dem deutschen Reich und Spant«» besteht k«t» AuSli«fe- rungSvertrag; dag«g«n haben di. deutschen StaoU» »inz»la solch« Verträge geschlossen. - Z. v. Bayer» am 28. Juni 186Y, Trotz« herzogthum Hessen am 17. Februar 1862. Di» spanischerstii» dem Jnfanten zur Last gelegten Delikt« fallt» unter NrtUll VH, 1, 3, 4 de- bayerisch spanischen Vertrag«. Der Smvkang de« Kaiser« von Oesterreich in Venedig wird ein großartiger werden. Vom italienisch«» Hof« soll«» sich nebst dem König noch die Prinzen Humbert, Amaden«, d«r H»rzog Thomas von Genua und der Prinz Eugen von Savoyen-Larignan, somit sämmtltche männlich« Mitglieder der italienischen Kö»igS- familie in Venedig einsinden, und wenn «S der Gesundheitszustand der Kronprinzessin Margarethe erlaubt, wird auch diese nach Venedig kommen Sin italienisches Geschwader wird dem Kaiser von Venedig bis in die österreichisch«» Gewässer da» Shreng»l«tt« geb«» und werden der Kronprinz und di« Prinzen Amadeu» und Thoma« sich ebenfalls mit diesem Geschwader einschiffen und de» Kaiser di« an die dalmatinische Küste geleiten. Das österreichische Abgeordnetenhaus nahm da» Gesetz üb«r den BerwaltunqSgerichtShof an. Bei der Monarchen,usammenkunft sind Besprechungen über di» Srneurrung d«r österreichtsch-italieni- schen Handelsverträge wahrscheinlich, da der Referent für di« handel«- politischen Angelegenheiten de« auswärtigen Ministeriums den Kaiser begleitet. Au» Rom, 13. März, wird geschrieben: Mehr al« all» Kammerdebatten, mehr als die französischen KonstttutionSkämpf» und der spanische Bürgerkrieg zieht der in Deutschland wüthend« Kamps zwischen Staat und Jesuiten die Augen der Italiener auf sich. Die kirchenpolttischen Gesetze des Berliner KabinetS werd«n von allen bedeutenderen Blättern stets wörtlich mitqetheilt und täglich sind in den Journalen lange Abhandlungen über dies« An gelegenheit zu finden Neben dem wunderlichsten Zeug, welche» aus Nnkenntnlß der Verhältnisse zu Tage gefördert wird, findet man nicht selten unbefangenes Urthetl und sachliche Widerlegungen der päpstlichen Ansprüche. Das Verfahren des deutschen Episkopats wird allgemein und offen verurtheilt, und mit großer Befriedigung verfolgt man das ruhig» Vorgehen des Berliner KabinetS. In der französische» Nationalversammlung wurde am 17. di« Diskussion über die an ein» Anzahl von Beamtin de« Kaiserreichs gezahlten Pensionen fortgesetzt. Di« Versammlung nahm mit 322 gegen 307 Stimmen «in Amendement Ttrard'S an, durch welches die Regierung ausgesordert wird, vor weiterer Zahlung der b»tt«ffende» P«nston»u sestzustellen, ob alle formale« Bestimmungen, deren Erfüllung gesetzckäßig zum vtzug» h«r he-