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Imlicn^r Anzeiger und Amtsblatt der Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. SerichtSSmter u. der StadtrLthe zu Freiberg u. Bnpr^ ^44. I. M«»«, t». «och«'.«». » u. für dm m». Tag- 3-sn wn»«n tU V. t > U. für Nr. «»am. DienStag, SS. Februar. V«n» u«ant»^ > M«t. «ns«M »rrdri! »«,^>lr«»« g«U« «d«r »rrru n«u» «Nl >0 Pst. »«nchm«. 1875. 4- Freiberg, den 22. Februar 1875 Dit vergangene Woche war wieder einmal reich an Gerüchte« üb« d« beabsichtigten Rücktritt de-Reichskanzler« Fürsten Bismarck. Drei Gründe find es hauptsächlich, die den Fürsten zu dem Wunsch« »ach Entlastung bestimmen sollen. Zunächst der Virchow sche A»- vag «egen Ausdehnung d«r preußischen BerwaltungS-Reorgantsatton ms di« Rheinlande. Di» Regierung will dort »ine größer» provinziell« Selbständigkeit noch nicht «inführrn. wtil sie den Ver- sich«rung«n d«s Lbg. v. Sybtl, daß damit den Ultramontanen ein« schlimm« Waffe in die Hand gegeben werde, allzuvi«! Glaub«» btt- «ißt Da« AbgeordnetmhauS dachte ander« und nahm den virchow'sch« Antrag mit großer Majorität an. Da« Fürst Bitmarck hitrüber verstimmt sein mag, glauben wir recht wo!;!; aber wa» hat dieser Antrag mit dem deutschen Reichskanzler zu th«? Nicht«, gar nicht«! Allenfalls lieb« «S sich hören, wenn Kürst Bitmarck in seinem Nerger den Vorsitz im preußischen Ministerium uitderzulegen gedLchte; Wit man aber den Rücktritt al« R«tchSkanzler hiermit in Zusammenhang bring«» will, ist uns zeradezu uneifindUch und deshalb halt«» wir dies« Lr«art sür drrchau« unzutreffend. Mehr Wahrschetullchkeit hat d«r zwt'U Grund sstr sich. Fürst Bitmarck soll «nwtllig darüber srin, daß d«r Kampf q«g«n di, römisch«» Ueb«rgrtff« noch k«tn sttgrtichtS End« vorau«sehen last«. Der Reichskanzler muß also von vornherein sich über die Zeitdauer bist«« Kampfes getäuscht habe» Zur Lösung solcher Aufgaben be- dms es anhaltender Geduld und der Geschicklichkeit im kleinen Keime. Daß aber ein Mann, der an kühne« vorgehen gewöhnt iü sich vor einem Kamps« sch«ut, bet welchem e« auf ein langes I»1huug«rn ankommt, ist wohl sehr erklärlich. Allein wir sehen hier dü Rothwendigkeit nicht «in, daß d«r Reichskanzler die Strapazen dies«» Feldzuges mitmacht. Für die erforderlich» Ausdauer und Beharrlichkeit bürgt di« Stimmung im ganzen deutschen Volke, vstfle ja der Reichstag zum Ausdruck bringt; und di« lechnlsch» Taktik hat im Kultusminister Oe. Falk «inen bewährten Vertreter. Mithin kann un» auch dieser Srund nicht al« durch schlagend erscheinen Etwa« anderes ist es mit dem dritten Motiv. ES darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß Fürst Bismarck schon vor mehreren Monaten den Wunsch zu erkennen gab, sich in da» Privat leben zurückziihen zu dürfe». Damals wurde dieser Wunsch bereit« al« «in« von den Aerzten dringend empfohlenen Maßregel bezeichnet. Eingeweihte Personen wollten ferner zu jener Zeit wissen, daß die Familie dts Fürsten in ihn drang, den Reichskanzler niederzulegen, »» den Familienvater noch länger zu erhalten. E« gelang, Fürst BAmarck z«m Bleiben zu b«w«g«n. Auch dt»«mal soll der Fürst infolge einer Unterredung mit dem Kaiser auf seinen Rücktritt reichtet hab«». D«r Kaiser, so «rzählrn v»rli««r Blätt«r, hätt« von den Forderungen der Pflicht und Ehre gesprochen, welche ebenso, »io ihm f«lbst, d«m Fürsten Bt«marck geböten, trotz Alter und Krmtheit auszuharren und vo» der Durchsühnmg der übernommenen schmierigen Aufgabe nicht ab,»lassen. Darauf hab» Biämarck sei» Wort g»g»b«n, auch fernerhin d«m Kaiser wie bi«h»r mit Rath and That zu dien»». Es schließt di»s jedoch di« Annahme nicht an«, daß da« verlangen d«r A»rzt« sowie der Wunsch seiner Familie bestehn, bleib«» und d«» Rücktritt de« Fürst«« schließlich doch »MH zur Wirklichkeit mach« werden Man wird also »in« solch« Müfsttchkit immer im Aug« behalten müssen. Run sagt «au zwar, das d«tfch« Baterland künn« der Dienst« dtes«s Staat«- »amm« noch nicht «ntbehr«. Mr theilen dt«s« Ansicht vollkomm««, ab« »tr zi«h« nicht den Schluß, daß er sein, Dienst, ihm in d,r «<h«bg« Form Wetter wtdm« müsss Iß es den« nöthtg, daß der Fürst sein, Kräfte in drr täglichen Arbeit d« Staal«Maschine ausreibt? Können nicht ander» Männer einen Theil sttn« Arbeit übernehm«? Und in der Thai b»»«tchmt «an dm Fürst«, Hohe» loh» und Benni,s« bereits als dtejmtqm Persönlichkeit«, von denen drmnächst der «in» oder der and«, bemfm «erdm dürft», di» Amtsführung des Fürst« zu erleichtern. Die „Germania" veröffentlicht das «wähnt, Ru«dschr«tb»M des Papst»« vom 5. Febr. 1875 an di» Erzbischöfe «ndvischöf» in Preußin, in wachem er di« in Prmche, «lassen« kirchlich- poltttschen S«s»tz« für unqilttg erklärt!! Es hetßü in de» Rundschreiben: „Winn ihn« (d«» Bischös«) auch vielmehr glä» -e«d« Lobsprüch» al« Thräneu d»s Mitleids gebühr«, so fordem doch di« Emiedrtgung dir bischöflich«» Würde, di« verletz»»» dm Fr«th«it und der Rechte d«r Kirch«, di« Verfolgung»». von wetch« die Diöz»s«n Preußen« gedrückt werd«, vo» Un«, daß wir, dem. Un» von Sott Übertrag«« apostolisch«» Amt« qemäß, klagend di» Stimm» »rheben gegm jm» G«s»tz», welch« di« Quell« j««r berettK verwirkt« »nd vtiler noch zu befürcht«»»« Uebelthat« find, und daß Wir fü, di« durch gottlos» Gemalt »t»erq«tr»t«»m kirchlich» Freiheit mit all« Entschi»d«nh«it u»d mit der AntEl HM Mb» lich«n Rechtes austrete». Um di»s» «flicht Uns«« Amt« M «M füllen, «kläre« Wir durch diese« Schreib« G»m aff« Mms MEH» es angeht, »nd d»m ganz« katholisch«» Erdkreis«, daß jm» Etsch» »ngilttq sind, da fi« d« göttlich« Einrichtung der Kirch» «<mz «m gar Widerstreit«. D«nn nicht di« Mächtig« d« Erd» hat der H«r den Bischöfen s«in« Kirch« vorg«scht in d«n Dingen, Mich« d« heiligen Dienst bttreff« od«r d« h. Petrn«.Weit« w«dm» Alle, welch« sich d« StaatSg«s«tz«n füg«, als rechtlich »nd that- sächlich d«r größ«r«n Exkommunikation »«fall«» b»z»tch«mt. «Äm» aber (fährt der Papst fort), welch« Such feindlich gefinvt mH mögt» wifft». daß Ihr, tnd«m Ihr d«m Kats«r zu geb« veaaetgert. war Gottes ist, der königlich« Autorität k«in Umecht »»füg« «E ihr nicht« entzieh« werdet." — Di» „S«ma«ia" benurkt »och, daß vorstehend« Bull« s«tt «inigtn Tagt» in di« Händ» d« Bischösi gelangt ist, nicht durch d«n pästlich«» Ruuttu« in München, noch ans direktem Postw«,, sonder», „um d«r grüß««» Sich«h«tt willen" durch Prtvatvermittelung. Di» Bischöfe find üb« di» Art und Wels« der Veröffentlichung in Korr«spo»d«»z gttr«t»n, ab« d« „Wesif Merkur^' und nach ihm die „Snmania" hab«u schon vorh« die Bull« mttg«th«ilt, — wohl um von d« vischvf« »twalg« Pro- -esse abzul«nk«n. In Bay«rn trat vorig« Woche der Landtag zu stimr l«tzt« Session vor d«n Reuwahlen zusammen. Wir können uns auf große Sturmsten« gefaßt machen. Di« Klerikal« voll« «tum Antrag auf Stillung d«s IustizmintsterS vr. Fäustl, in Anklage zustand wegen Verlesung de« Konkordat« «inoringm, mu ihr« Wählern kein« Zwetfil an der Ung«broch»nh«tt ihres Muth»» « laffen. Nach den Niednlagin im Reichstag« mag ihn« solch» Kraftprobe allerdings sehr nothwendtg «rfchttn«. AreUtch Mrd« sie damit w«d«r den Iusttzmtntst« stürz«, noch di» RetchsziMih» von Baye« abw«nd«n Im Fürstenthum Waldeck lehnte der Landtag das gang» Etatgesetz ab. D« Srund dieses auffallende» Schritt»» iß gmüs«, daß man di» für »»«läßlich gehalt«« Erhöhung d« prmßtschm ZuichufleS zu dm Lmüwsansgabm weg« «och numgchch« Be- willigung d« prmßtschm Landtag« für nicht amüguch -«sichert hielt. D« Landtag d«S Fürst»nthmn« ist ohm Zwetftt corrrkt verfahr«, ab«r er hat nm anfs R»m ein«» eklatant« Beweis d«r Uuhaltbartett de« g»g«wärtigm ßaettsrußtUchM An stande« g«lt»f»rt. In v«st«rr»tch tritt vor d« mlgartschm Mtntßikrifl» augmblickltch all« aud»r« polMsch» JM«ff» zurück/ ,ßW» W»,