Volltext Seite (XML)
„An die ferne Geliebte“, Liederkreis von Jeitteles, componirt von L. van Beethoven, gesungen von Herrn Dr. Guns. Nr. 1. Auf dein Hügel sitz’ ich, spähend In das blaue Nebelland, Nach den fernen Triften sehend, Wo ich dich, Geliebte, fand. Ach, den Blick kannst du nicht sehen Der zu dir so glühend eilt, Und die Seufzer, sie verwehen In dem Raume, der uns theilt. Weit bin ich von dir geschieden, Trennend liegen Berg und Thal Zwischen uns und unserm Frieden, Unserm Glück und unsrer Qual. Will denn nichts mehr zu dir dringen, Nichts der Liebe Bote sein? Singen will ich, Lieder singen, Die dir klagen meine Pein. Denn vor Liebesklang entweichet Jeder Raum und jede Zeit, Und ein liebend Herz erreichet, Was ein liebend Herz geweiht. Wo die Berge so blau Aus dem nebligen Grau Schauen herein, Wo die Sonne verglüht, Wo die Wolke umzieht, Möchte ich sein! — Dort im ruhigen Thai Schweigen Schmerzen und Qual. Wo im Gestein Still die Primel dort sinnt, Weht so leise der Wind, Möchte ich sein ! — Hin zum sinnigen Wald Drängt mich Liebesgewalt, Innere Pein; Ach, mich zög’s nicht von hier, Könnt’ ich, Traute, bei dir Ewiglich sein! Leichte Segler in den Höhen, Und du Bächlein klein und schmal, Könnt mein Liebchen ihr erspähen, Grüsst sie mir viel tausendmal! Seht ihr, Wolken, sie dann gehen Sinnend in dem stillen Thal, Lasst mein Bild vor ihr entstehen In dem luft’gen Himmelssaal. Nr. 3. Wird sie an den Büschen stehen Die nun herbstlich falb und kahl, Klagt ihr, wie mir ist geschehen, Klagt ihr, Yöglein, meine Qual. Stille Weste, bringt im Wehen Hin zu meiner Herzenswahl Meine Seufzer, die vergehen, Wie der Sonne letzter Strahl. Flüstr’ ihr zu mein Liebesdehen, Lass sie, Bächlein klein und schmal, Treu in deinen Wogen sehen Meine Thränen ohne Zahl.