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Das war ich sonst, eh’ ich’s im Düstern suchte, Mit Frevelwort mich und die Welt verfluchte. Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll, Dass Niemand weiss, wie er ihn mei den soll. Von Aberglauben früh und spat um garnt — Es eignet sich, es zeigt sich an, es warnt, Und so, verschüchtert, stehen wir allein; Die Pforte knarrt und Niemand kommt herein. (erschüttert) Ist Jemand hier? Sorge. x Die Frage fordert Ja! Faust. Und du, wer bist denn du? Sorge. Bin einmal da. Faust. Entferne dich! Sorge. Ich bin am rechten Ort. Faust (erst ergrimmt, dann besänftigt, für sich); Nimm dich in Acht und sprich kein Zauberwort! Sorge. Würde mich kein Ohr vernehmen, Müsst’ es doch im Herzen dröhnen; In verwandelter Gestalt Ueb’ ich grimmige Gewalt. Auf den Pfaden, auf der Welle, Ewig ängstlicher Geselle, Stets gefunden, nie gesucht, So geschmeichelt, wie verflucht! Hast du die Sorge nie gekannt? Faust. Ich bin nur durch die Welt gerannt, Ein jed’ Gelüst ergriff ich bei den Haaren; Was nicht genügte, liess ich fahren, Was mir entwischte, liess ich ziehn. Ich habe nur begehrt und nur voll bracht, Und abermals gewünscht, und so mit Macht Mein Leben durchgestürmt; erst gross und mächtig, Nun aber gehtes weise, geht’s bedächtig. Sorge. Wen ich einmal mir besitze, Dem ist alle Welt nichts nütze; Ew’ges Düstre steigt herunter, Sonne geht nicht auf, nicht unter; Bei vollkommen äussern Sinnen Wohnen Finsternisse drinnen; Und er weiss von allen Schätzen Sich nicht in Besitz zu setzen. Glück und Unglück wird zur Grille, Er verhungert in der Fülle; Sei es Wonne, sei es Plage, Schiebt er’s zu dem andern Tage, Ist der Zukunft nur gewärtig, Und so wird er nimmer fertig. Faust. Unselige Gespenster! so behandelt ihr Das menschliche Geschlecht zu tausend Malen; Gleichgültige Tage selbst verwandelt ihr In garst’gen Wirrwar netzumstrickter Qualen. Dämonen, weiss ich, wird man schwer lich los; Das geistig strenge Band ist nicht zu trennen; Doch deine Macht, o Sorge, schleichend, gross, Ich werde sie nicht anerkennen. Sorge. Erfahre sie, wenn ich geschwind Mich mit Verwünschung von dir wende! Die Menschen sind im ganzen Leben blind; Nun! Fauste, werde du’s am Ende! — (Sie haucht ihn an.) Faust (erblindet). Die Nacht scheint tiefer, tief hereinzu dringen, Allein im Innern leuchtet helles Licht; Was ich gedacht, ich eil’ es zu voll bringen ; Des Herren Wort, es gibt allein Ge wicht.