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Anlage zum IreiVerger Anzeiger und HageblaÜ. 269. Donnerstag, dcu 18. November.1875. Lokales und Sächsisches. Freib«rg, dm 17. November. — Da» Ministerium deS Innern hat die Landtagswahlen im 1b., 17. und 25. ländlichen Wahlbezirk auf den 17. Dezember ausgeschrieben. Der 1b. Bezirk ist durch den Tod des Abgeord neten Kisersttin, der 17. und 25. Bezirk durch die Kassation der Wahlen deS Rittergutsbesitzers Oehmichen und deS RrttergutSbes. Schmidt zur Erledigung gekomnien. Die. hiesige königl. Amt?- hauptmannschast erläßt heute bereits di« nöthige Bekanntmachung für den 15. Bezirk. — Der Herr Amtshauptmann L« Ma ist re hat heute einen vierzehntägtgen Urlaub angetreten und wird besten Rückkehr am 4. künftigen Monats erwartet. — In der gestern abgehaltcnen öffentlichen Hauptverhandlung deS K. Bezirksgerichts unter dem Vorsitz deS Herrn Bez.-Ger- Direktor Stöckel und Verstärkung des Gericht- durch die Herren SerichtSschöffen Stadtrath Richter, Stadtrath Weber, Buchhändler Isens« u. Kaufmann A. Wagner wurde der Schloffergcselle LouiS Herrmann Seifert auS ClauSnitz, welchen Herr Stadtrath Adv. Sachß« vertheidigle, wegen acht schwerer Diebstähle, verübt mittels Erbrechens von Fensterscheiben und EinstcigenS, bez Erbrechen von Behältnissen in zwei Fällen, in den Nächten vom 16.—17. Olt. 1874 in ClauSnitz beim Gutsbesitzer Hebert, vom 20.—21. Nov. 1874 in ClauSnitz beim Gutsbesitzer Kempe, vom 13.—14. April 1875 in Kämmerswalde beim Gutsbesitzer Kaltofen, vom 15.—16 Aug. 1875 in VoigtSgrün beim Gutsbesitzer Ficken wirth, vom 17.—18. Aug. in Neustädtel beim Gutsbesitzer Matthe-, vom 20.—21. Aug. in Hohenkirchen beim Gutsbesitzer Hochmuth, vom 28.—29. Aug. in BurlhardtSgrün beim Thicr- arzt Götze, vom 1.—2. Sept in Geringswalde beim Gem.- Vorstand Neubert, bei denen es sich um Werthobjekte von 18 bis 117 Mark handelte, zu vierjähriger Zuchthausstrafe, Verlust der Ehrenrechte auf 3 Jahre und Zulässigkeit von Polizei aufsicht verurtheilt. Der Angeklagte, ein junger Mensch von 21 Jahren, Ler bereits ein Mal wegen Diebstahls Gefängniß- strafe erlitten hat, war der That allenthalben geständig und be hauptete nur in vier Fällen die Mitthäterschaft eines Böhmen, NamenS Thomas, den er zufällig auf der Landstraße getroffen, mit dem er habe sollen „unter die Wildiebe und Pascher gehen." Wegen deS Tragens der gestohlenen Sachen halte sich das Paar zuletzt veruneinigt und dann Seifert den letzten Diebstahl wieder allein begangen. Er wurde beim Verkauf der gestohlenen Sachen in Marienberg polizeilich angehalten. Sein Lebenslauf bot »ine Musterkarte von Vagantenthum in Sachsen, Böhmen, Schlesien, Baiern, Baden,Würtemberg. Seine sehr dürftige und herabge kommene Gestalt mit blöden Augen, machte «inen mitteiderregen- den Eindruck, der jedoch nicht zur Annahme mildernder Umstände führen konnte. — EinspruchSverhandlnng Donnerstag den 18. November Vormittags 9 Uhr in der Untersuchung wider Karl Heinrich Leberecht Franke in Dippoldiswalde wegen Diebstahls. Vorm. ^10 Uhr zur anderweiten Einspruchsverhandlung in der Unter suchung wider Friedrich Emil Lehnert auS Rothcnfurth wegen unbefugter JagdauSübung. Vormittag? 10 Uhr in der Unter suchung wider Friederike Konkordia verehel. Schuh von hier wegen Diebstahls. — Wir verfehlen nicht, die Bewohnerschaft Freibergs noch mals auf den morgen (Donnerstag) Abend 8 Uhr im Kaufhaus- saale stallfindenden Vortrag deS berühmten Ornithologen Herrn vr. Brehm auS Berlin aufmerksam zu machen. Ueberall, wo derselbe feinen reichen Schatz von Naturwissenschaften in populärer und höchst gediegener Weise zum Ausdruck bringt, zollt man ihm allseitige Bewunderung und Anerkennung. Freiberg wird hoffentlich iu dieser Beziehung hinter keiner anderen Stadt zurückbleiben. Vr. Brehm gilt als Ler gediegenste Kenner der deutschen Vogelwelt, die er zu seinem speziellen BerusSstudium erwählt. Im Juli 1847 trat er zu wissenschaftlichen Zwecken eine Reise nach Asrika an, von welcher er erst im Mai 1852 zurück- kehrte. Diese Reise wurde ursprünglich als natursorschende Jagd reise auf Veranlassung eines Barons Müller auS Württemberg unternommen, der aber Brehm treulos im Stiche ließ, so daß derselbe nur mit Unterstützung zweier edler Muhamcdaner seine Forschungen sortsetzcn konnte. Das Resultat der Reise, die sich zweimal bis Chartum, der Hauptstadt von Sudan, ausdehnte, legte Dr. Brehm in den „Reiseskizzen au« Nordasrika" nieder. Im Frühjahr 1862 begleitete er den Herzog Ernst von Sachsen- Koburg-Totha auf seinem JagdauSfluge nach den BogoSIändern in Asrika. Möge Niemand di« Grlegenheit sich entgehen lassen, diesen gediegenen Mann zu sehen und zu hören. — Mit dem gestrigen Tage konnte auch di« neu erbaut« Turnhalle d«S Gymnasiums Albertinum in Gebrauch genommen werden. ES hatten sich zu diesem Zweck um 4 Uhr die sämmllichen Schüler, sowie «in Theil deS Lehrerkollegiums in derselben ver sammelt, woraus nach einer dem Zweck durchaus entsprechenden Ansprache de- Herrn Turnlehrer Bär an den SchülercötuS von den sämmllichen klaffen der Reihe nach Freiübungen vorgenommen wurden. Möge die schöne und geräumige niit allen nöthigen Gerälh reichlich au?gcstattete Halle auch den Turnunterricht an, Gymnasium sich immer gedeihlicher entwickeln lassen. — Den Inhabern von Prag - Duxer Eisenbahn - Papieren können wir die wenig tröstlich« Mittheiiung machen, daß die Verhandlung«» des Direktoriums der Leipzig- Dresdner Eisendahngesellschaft mit dem Direk torium der Prag-Duxer Bahn wegen Uebernahme der Strecke Brür - LandeSgrcnz« resultatloS ver laus«« und destnitiv abgebrochen sind. Wie e« heißt, habe di« Prag-Durer Gesellschaft unter der Hand ihre Forderungen gesteigert, jo daß selten» de» Leipziger Direktoriums alle weiteren Verhandlungen als zwecklos definitiv eingestellt find. Infolge dieses unerwünschten Resultat- unterbleib« nun auch der projektirte Bau d«r Streck« Bienenmühl-LandeSgrenze, sowie der Theilstrecke Nossen-Lommatzsch. Ob die Verhandlungen in späterer Zeit nochmals ausgenommen, oder die Liquidation der Prag- Durer Bahn abgewartet werden wird — darüber find augen blicklich sichere Auskünfte nicht zu erlangen. — Die Winterszeit rückt nun heran, bei ihrem Einzug« find wohl auch alle Neu- beziehendlich VerbefferungSbaue in der Haupt sache vollende«, deshalb aber auch reif, um gesetzlichen Vorschriften zufolge zur Revision und Taxation für die Brandverficherung bei der Obrigkeit angcmcldet zu werden. Wir wollen deshalb mch» unterlassen, Bauunternehmer an diese Pflichten zu erinnern und sie ausmerlsam zu machen, daß diese Annieldung entweder münd lich oder mittelst schriftlicher Eingabe bei der OrtSverwaltungS- obrigkeit zu erfolgen hat und daß, wenn die Anmeldung unter bleibt, der Betreffende in Bezug auf die Baurevision in eine nach den Umständen rc. zu bemessende und im Wiederholungsfälle zu erhöhende Geldstrafe bis zu 300 M. und in Bezug auf die Taxation für die Brandversicherung in eine nach Höhe des vier fachen Betrages der der BrandversicherungSkaffe entzogenen Brand- versicherungSbeiträgc zu bemessende Geldstrafe verfällt Wir wollen bei dieser Gelegenheit auch noch auf eine Bestimmung Hinweisen, gegen welche oft gesündigt wird — nämlich daß Baumeister und Baugewerke, welche einen der Anzeige bei der Behörde unter liegenden, von dieser aber noch nicht genehmigten Bau in Angriff genommen haben oder fortführen (vergl. tz 9 deS Gesetzes von, 6 Juli 1863, das wegen polizeilicher Bcaussichtiguug der Bguc zu beobachtende Verfahren betr.), mit Geldstrafen bis zu 150 M. oder mit 3 Tagen bis zu 4 Wochen und im Wiederholungs fälle bis zu 8 Wochen zu erhöhender GefLngnißstrafe belegt werden rc. — Das Direktorium des hiesigen Frauen - Vereins wendet sich an alle Freunde der Kindcrwelt mit der dringenden Bitte um geeignete Geschenke zu einer WeihnachtSbescheerung für arme in der Näh- und Strohflechlschule beschäftigt« Kinder. Möge diese Bitte recht willige Herzen und Hände finden. Frau Ober- bergrälhin v. d. Planitz hat sich zur Empfangnahme der Liebes gaben bereit erklärt. — Auch in den hiesigen Buchhandlungen ist vor einigen Tagen seitens der königl. Staatsanwaltschaft die Beschlagnahme der in Zürich erschienenen Schrift erfolgt: „pro Aikilo"! Vor geschichte des Arnim'schen Prozesses, erste? Heft. Diese Beschlag nahme geschah wegen Beleidigung deS deutschen Kaisers und wegen Amtsehrenbeleidigungen deS Reichskanzlers. — In Bezug aus Ankauf von Waaren handle man etwas vorsichtig, denn nicht immer find die Waaren aus solide, ehrliche Weise erworben. Zum Erenipel wurden neuerdings zu ver schiedenen Malen Leder-Häute zu einem Gerber gebracht, die der selbe anfangs lauste, später aber -S nicht mehr that, vielmehr verlangte, daß der angebliche Auftraggeber von auSwärt- sich selbst einmal sehen lassen möchte. Der von dem Unbekannten abgeschickle Ueberbringer Ler Häute blieb aber daraushin weg und wurle sehr bald entdeckt, daß die letzteren von einem Hand arbeiter seinem Prinzipale gestohlen und mit Hilfe eines Dritten zum Verkauf gebracht worden waren. — Vor einiger Zeit erwähnten wir, daß die königl. General- direklion der sächsischen StaatSeisenbahnen beabsichtige, eine akkord- weise Verdingung von Güterbodenarbeit eintreten zu lassen. Wie auS dem heutigen Jnseratenthcile ersichtlich, soll dies zunächst bei den Gütererpeditionen Altenburg, Dresden-Neustadt, Eger, Freiberg, Görlitz, Löbau und Zwickau geschehen. (Vergl. die betr. Bekannt« ) — In Ler Sitzung Les Schöffengerichts zu Pirna wurde am 12. d. der Kutscher Friedrich Ed. Richter aus Freiberg wegen Diebstahl? zu 6 Monaten und I Woche Gesängniß verurtheilt. — Die seit vorigen Freitag in Dresden versammelte Finanzdeputation der zweiten Kammer de? sächsischen Landtage? hat ihre Arbeiten beendet und die Vorlagen der Regierung im Großen und Ganzen genehmigt, jedoch nicht ohne im Einzelnen erhebliche Abstriche vorgenommcn zu haben, deren Genehmigung von der Kammer zu erwarten ist und di« den Steuerzahlern de? Lande? zu Gute kommen werden. — Die einjährigen Freiwilligen Ler Kavallerie, der reitenden Artillerie und de? Train mußten bi? dahin für den Fall, daß sie nicht ihr eigenes Pferd benutzten, für die Benutzung eine? Rcgiment?pserdc?. exkl. der Ration?» und Hufbeschlaggelder, eine JahreSentschädigung von 32 Thalern zahlen. Jetzt, nachdem die die?mal Au?gehobenen schon seit dem 1. Oktober dienen, ist daS neue Wehrordnung?gesetz in Kraft getreten, welches bestimmt, daß jeder einjährige Freiwillige gedachter Truppengattungen für den Gebrauch eines RegimcntspserdeS 100 Thlr. zu zahlen hat. Viele, die nun die Aufforderung zur Mehrzahlung erhalten haben, ver weigern dieselbe, da sie bei ihrem Eintritte nicht davon inkennt- niß gesetzt worden seien. Höchst wahrscheinlich wird dies zu einer Entscheidung deS Kriegsministers sühren. Au? Hainichen wird dem „Dr. Jr."untcrm 15. geschrieben: Der hiesige Weber Sch. war bereits im August d. I. wegen Mißhandlung seines 2jährigen Söhnchens bei der Polizei angezeigt worden, damals jedoch ohne Strafe davongekommcn. Am Donners tag den 12. d. M. nun hat Sch. wiederum sein Kind gezüchtigt, und zwar derart, daß dasselbe wenige Minuten darauf verstorben ist. Die Sektion hat Zutritt von Blut in? Gehirn infolge von Schlägen aus die Stirn, den Kopf u. s. w. ergeben. Sch. ist nebst seiner Ehefrau hiernach al?bald zur Hast gebracht worden. Ueber die Beerdigung de? Dilsidenten Schneider in Deuben enthält die heutige „Dre?d. Ztg." folgenden Bericht: Kurz vor der Beerdigung wurde den Leidtragenden die Mittheiiung, daß der Kirchenvorstand eine Rede an» Grab« verboten habe. Gedrängt von den Befühlen, dem Verstorbenen die ihm gebührende Ehre doch zu Theil werden zu lassen, hielt ein Freund desselben an dem in der Hau-flur niedergelassenen Sarge, welchen viele Anwesende umstanden, eine ergreisende Rede. Dann wurde der Sarg in den von Potschappel bereitwilligsl überlassenen prächtigen Leichenwagen gehoben, neb«n welchem, da der Verblich«»« d«m Bergmannsstande früher angehört«, mehrere Bergleute als Träger im Ornate folg» ten. Hierauf setzt« sich d«r Leichrnzug, auS fast hundert Personen bestehend, nach dem Kirchhofe zu in Bewegung. Auf den dahin führenden Wegen schloffen sich noch viele Freunde und Bekannte des Verstorbenen an. Da der Friedhof auf einer Anhöhe liegt, sah man ihn schon von Weitem infolge deS Verbote-, Niemandm außer den Leidtragenden hineinzulaffen, durch einen zweiten von Menschen gebildeten Zaun umgeben. Angelangt an dem Thor« des Friedhöfe», sand man den Ortspolizeidiener an demselben vor; der Sarg wurde aus dem Wagen gehoben und nach der durch christlich-priesterlichen und kirchenvorständlichen Beschluß bestimmten Ecke, in welcher sich da- Grab besand, getragen. In ter Ferne deS Friedhöfe? gewahrte man in Begleitung de- OrtS- vorstande? einen Gendarmen, augenscheinlich harrend der Dinge, die da kommen könnten. Ruhig, gemessen und der Würde ent sprechend, ließ man den Sarg in die Erde und in schlichten Worten dankte der frühere Redner für die überaus zahlreiche Theilnahme, dem Todten noch ein letzte? Lebewohl zurufend. In gleich würdiger Weise, wie der Zug gekommen, traten di« Leid tragenden ihren Heimweg an, sie waren sich bewußt, zwar nicht im Sinne der Kirchenbehörde gehandelt, aber doch eine Pflicht Ler Nächstenliebe und echt christlicher Humanität erfüllt zu haben. In der Turnhalle zu Crimmitschau stürzte am Sonntag während der Hebungen der Vizevorturner Otto Werner au» Seiferitz bei Meerane vom Reck und brach da- Genick. Nach kurzer Zeit hauchte der Unglückliche sein noch junges Leben au». Telegraphische Depesche«. Versailles, 16. Rovemßer. Die Ralioaalvers sammlang erledigte ia ihrer heutige« Sitzung mehrere unbedeutende Gesetzentwürfe «ud beschloß, i» der Nächsten Sitzung, welche erst am Donnerstag statt findet. die Wahl einer Kommission zur Vorderathnng des Pretzgesetzentwurfs vorznuehmen. Aas die Tages ordnung dieser Sitzung wurde autzerdem «och die verathung des Entwurfs einer Postkovventio« zwischen Deutschland «nd Frankreich, die Postmandate betreffend, gesetzt. Madrid, 16. November. Der Klügeladjntant des Don Karlos, Aubire, hat dem General Quesada ein an den König ÄlsouS gerichtetes Schreibe« des Do« Karlos eivgehäadigt. Ueber de« J»hatt des Schreibens ist Zuverlässige- noch nicht dekamtt. — Die Antwort der spanischen Regierung auf die letzte Rote der päpstlichen Kurte ist heute de« KardimU Simeoni zagrstellt worden. PeterSbnrg, 17. November. DaS „Ao«nml St. PeterSbnrg" knüpft an den gestrige« Artikel des Regienmg-anzeigerS an «vd weist nach, daß di» Be unruhigung der öffentliche« Meinung in der orien talische« Krage von Börseugruppen und Protektionisten anSgehe; beide seien gleichmätzig interesfirt, da» Ver trauen «iederznhalte«. Diese egoistischen Männer würde« a« dem nuerschütterliche« Giabernehme« der Drei-Katsermächte und an dem Kriede«Sbedürf«isse Gesammt-EuropaS zerschellen; sie könnte« weder die wirthschastliche Entwtckemag dauerad hemme«, »och die Mächte verhindern, gemeinschaftlich mit der Türket den uothwendigen Reformen für den Orient «ächz«- forschen, welche geeignet find, eine friedliche und un eigennützige Lösnng her-eizasührea. Strousberg und Ofenheim. Eintm Wiener Feuilletonisten entlehnen wir über die genannten beiden Männer folgende Parallele: „Nun, jetzt habt ihr ja auch euern Ofenheim!" redete ein Wiener mich, den Norddeutschen, mit einem Lächeln malitiöser Genugthuung an, als die Katastrophe über Strausberg herein brach. Ich hätte ihm erwidern können, daß der Eisenbahnkönig, wenn auch in Ostpreußen geboren, doch im Grunde schon seit einem Luftrum, al? ihm der Boden in der Wilhclmstraße zu heiß geworden und er den Schauplatz seiner Geschäfte nach Zbirow verlegt, eher der „ihre" al? der „unsere" zu nennen sei. Aber wie wenig ich auch Neigung habe, mich zur Vertheidiguug Strousberg'? aufzuwcrfen, hat er denn doch daS vollste Recht, jeden Vergleich mit Ofcnheim al- eine Injurie zurückzuweisen. Die Aehnlichkeit ist eine rein äußerliche, daß über beide eine Katastrophe hereingebrochen ist und nicht einmal diese äußerliche Parallele hält bei näherer Besichtigung Stand. Wat haben die Wunderwerke der Maschinen- und Waggonfabriken, die Strousberg um Zbirow in? Leben gerufen, und die selbst der Lair als wahre Musteranstalten in ihrer Art erkennt, wenn er jenen Etablissement» einen höchst lohnenden Touristen-Besuch von den böhmischen Bädern abstattet: wa? haben sie gemein mit den luftigen Eisenbahnen, die der Ritter von Ponteuxin gebaut und auf denen über ab- rutschende Mihuczeni-Dämme Leute mit Laternen den im Schritt- cinherfehrenden Lokomotiven vorangehen müssen 7 Und jen« wun derbar gehaltenen Arbeiter-Kolonien, deren Insassen stürmisch v«r- langen, Graf Andraffy solle nur dasür sorgen, daß Rußland den ' „Doctor" wieder sreigebe, der würde schon Alle» in Ordnung bringen und ihnen zu dem rückständigen Lohn vrrhelsen: wa» haben sie zu schaffen mit jenen Beamten Osenheim'S, di« aus da» Schicksal ihre? Herrn und Meister», je nachdem fi« mit ihm an der Krippe gestanden und gesreffen hatten, theUS mit schlotterig«, Angst über den AuSgang de» Prozesse», cheii» mit schlschwir- hehlter Schadenfreude blickte« 7 Und an ihren Werken, heißt e» ja, sollt ihr sie erkennen! Rein, innerlich eristirt in der That keine Verwandtschaft zwifche» beiden Männern. Sie hab«n beide den zweifelhaften Ruhm, in