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St. Nicol« iiL zu rin« ontchenM stichst zahl- Anlage zum Ireiönger Anzeiger und Hageklatt 1875 Mittwoch, dm 17. Rovemta tz Sayda, 12. Novbr. Gestern fand im Dorfe Friede ¬ bach, Parochie Sayda, durch die königl. Bezirtsfchuiinfpettion die »um Opfer fielen. Im Laboratorium der Firma Uebernahme und Weihc des unter Lertung des Baumeisters „ , „ , . -..nk, in <^>v<>«v<>n-N-iiktavt ervlo. Gehe u Co. auf der Leipzigerstrahe in DreSdcn-Neustadt erplo- Reichsgesctze den geliefert werden, ebenfalls bereits an die Auffichts- AmtShauptmann- und diejenigen Formulare, welche nach dem Standesbeamten auf Kosten der Staatskaffe sowie eine Anzahl von Musterformularen sind fertig gestellt und cS soll mit ihrer Versendung — Wenn sich Waschfrauen zum Zeitvertreib hinter dem Waschfasse schaudererregende Geschichlchen erzählen, die hin und wieder an Wahrheit zu wünschen übrig lassen, lässt man es sich gefallen; wenn aber von einem Manne auf der Bierbank geradezu Unsinn geschwatzt wird, ja er bei Widerlegung desselben erregt und zornig wird, so möchte man denselben an dieser Stelle bemerken, vorsichtiger mit der Erzählung von Abenteuern zu Werke zu gehen, um nicht wegen Verbreitung wahrheitswidriger Gerüchte n. in fatale Lagen zu kommen,. So soll neulich ein Bürger in einer hiesigen Restauration behauptet haben, daß in der Nähe seiner Arbeitsstätte ein Teich liege, in welchen Knaben mit Steinen nach einem darauf schwimmenden Kinderkopfe geworfen hätten und nach jedem Wurfe Blut aus letzterem in die Höhe gespritzt sei. Dem Erzähler dieser Gänsehaut erzeugenden Geschichte können wir diesmal aus Grund cingezogencr Erkundigungen zur Be ruhigung mittheilen, daß der schwimmende Körper ein Kindeskopf nicht gewesen ist. — Berichteten wir gestern von einem Nachtquartier eines Mannes in einer Strohfeime, fo hatte vergangene Nacht eine zarte Jungfrau von 19 Jahren ein noch originelleres Lager gewählt, man fand sie -,'1 Uhr im Abort eines Hauses süß schlummernd vor. Zwecklos einige Zeil sich umhergelrieben, hatte sie, wahrscheinlich aus Mangel an dem Nölhigsten, ein besseres Obdach nicht finden können. — Dem Vernehmen nach ist die Verordnung zu Ausführung des RcichSgcsetzeS über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung vom 6. Februar 1875 nunmehr an die Redaktion des Gesetz- und Verordnungsblattes abgegeben und wird im An schluffe an das kürzlich von den Ständen berathcne Gesetz über einige Abänderungen des bürgerlichen Gesetzbuchs und damit im Zusammenhänge stehende Bestimmungen binnen Kurzem zur Publikation gelangen Die Bildung der Slandesamtsbezirke und die Bestellung der Standesbeamten ist bereits vor dem Erscheinen dieser Verordnung eingeleitct worden und, wie das „Dr. I." hört, fast überall zum Abschlusse gebracht. Die Standesregister Neubert daselbst neuerrichtelcn schönen SchulhauseS statt. Der Feier des Tages entsprechend, wurde Vormiitags von 9—10 Uhr zum ersten Male das Glöcklein im Thurme des neuen Schul gebäudes geläutet. Von 11 Uhr an begann die Uebernahme, wobei Herr Baumeister Haller aus Freiberg als technischer Sach verständiger der Schulinspcktion zur Seite stand. Nach Been digung derselben begab man sich zu dem alten Schulhause, an dem sich außer den Kindern der I. Klasse eine große Zahl der Bewohner FricdebachS jeglichen Alters und Geschlechts eingefunden hatte, und vor dem Herr Lehrer Breitfeld in kurzer, wohlge- lungcncr Rede Worte des Abschiedes sprach Von hier bewegte sich ein ansehnlicher Zug, während dessen die Schuljugend den VerS: ,,Unsern Ausgang segne Gott rc.' anstimmte, dem neuen Schulgehäude zu. In einem Unterrichtszimmer desselben erfolgte die Weihe. Herr Bezirksschulinspektor Lohse auS Freiberg betrat nach einem kurzen Gesänge der Kinder das Lehrcrpult und hielt in würdiger Weise eine gediegene, ebenso kräftige als herzliche, die hohe Bestimmung des neuen Gebäudes trefflich kennzeichnende Ansprache an die dichtgedrängte Versammlung. Hierauf sprach der Lokalschulinspektor Herr Böttrich ein kurzes inniges Weih gebet. Die schöne Feier beschloß der gemeinschaftliche Gesang: „Nun danket Alle Gott!" AuS Freude über die glü kliche Voll endung des Schulbaues hatte Ler Schulausschuß im Verein mit dem Gemeinderathe am Nachmittage ein Festessen im dortigen Gasthofe arrangirt, wozu die bei der Uebernahme und Weihe thätig gewesenen Herren, sowie der OrtSlehrer und einige Lehrer aus der Nachbarschaft als Gäste geladen waren. Die durch die vcrangegaugcne Feier gehobene freudige Feststimmung erhielt sich auch bei diesem Mahle rege und machte dasselbe zugleich für Geist und Herz wahrhaft genußreich. Den ersten Toast bracht« Herr Regierungs-Assessor von Pape, Vorstand der amtShauptmannschaft- lichen Delegation zu Sayda, auf Sc. Maj. den König Albert auS. Nachdem nach verschiedenen anderen Lrinksprüchen die Stimmung immer animirter geworden war, legte Herr BezirkS- schulinspcktor Lohse in gemüthlicher Weise den anwesenden Ge meindevertretern zur Erwägung ans Herz, dah zum Gedeihen. deS Schulunterrichts nicht blos ein neues SchulhauS mit einem tüchtigen Lehrer erforderlich sei, sondern dah nach dem Prinzip der Veranschaulichung deS Unterrichts auch gute Lehrmittel nöthig wären. Da entfaltete sich alsbald eine solche Opfcrwilligleit unter den Fricdcbacher Schulfreunden, dah es eine Lust war, dabei zu gegen zu sein, und wir können nicht umhin, die betreffenden Per sönlichkeiten nebst ihren Stiftungen namhaft zu machen. ES haben gestiftet: 1) Gutsbesitzer Ernst Philipp, welcher schon vorher der Schule zur Weihe eine gestickte seidene Fahne geschenkt hatte: «inen physikalischen Apparat von Bopp. 2) Gutsbesitzer Gotthelf Weiß bach: einen Globus. 3) Gutsbesitzer Fischer: ein Tellurtum. 4) Gutsbesitzer Kaden: eine Wandkarte von Europa. 5) Guts besitzer Hertwig: Wandbilder zum Anschauungsunterricht. 6) Die Begüterten Heinrich Müller und Hermann Braun: die anato mischen Wandkarten von Fiedler. 7) Schulgeldereinnehmer Müller: ein Barometer. 8) Erbrichler Jeheber und Vorstand Weihbach: je 15 M. zur Gründung einer Lehrcrbibliothck. 9) Baumeister Neubert und Gutsbesitzer Rauer: je 15 M. zu weiterer Ver mehrung deS Schulinventars. 10) Die Tischler Müller und Beer: Lineal, Reißschiene und Transporteur. 11) HolzdrechSler Barwaffcr: Geometrische Körper. Während dieser vielen opfer willigen Kundgebungen bewies die königl. BezirlSschulinspektion ihre große Freude darüber der Einwohnerschaft von Fricdebach dadurch, dah sie, in Gemeinschaft mit Herrn Baumeister Haller, der OrtS- schule eine Rechen- und eine Bruchrechenmaschine stiftete. — Und so möge denn diese neue Schule, wie über sie ein Brunnen d«S Segen? schon bei ihrer Gründung geflossen, auch ein SegenSquell werden dem gegenwärtigen und künftigen Geschlecht der Gemeind«, in der sie erbauet ist, für Zeit und Ewigkeit! AuS Dresden melden dortige Blätter eine bedauerliche Kata strophe, der gestern Vormittag in der elften Stunde leider zwei dirte ein Ballon, in welchem eine geringe Quantität von Muskat- nuhbrei behufs Scheidung in setteS und ätherisches Oel enthalten war. Da sich keine leicht entzündbaren Stoffe in umnittelbarer Nähe befanden, ist der Fall bis zur Zeit geradezu unerklärlich. In Folge der Detonation wurden etwa zwei Drittel des Par terres im vorderen Flügel des Gebäudes zerstört. DaS ein stürzende Dcckengewölbe begrub zwei Arbeiter, und als man di« Unglücklichen auS den Trümmern hervorzog, waren sie leider bereits todt. Der chemische Direktor der Fabrik entging nur wie durch ein Wunder dem gleichen Schicksale. Er war im Komptoir beschäftigt, als der über ihm befindliche Fußboden der Bibliothek einstürzte. Ein Bücherregal fiel zunächst auf ihn, so dah er unter den Büchern förmlich begraben war. Dieser Umstand rettete ihm vielleicht das Leben. Er kam, abgesehen von einigen nnbe- deutenden Hautabschürfungen im Gesichte, ohne Verletzung davon. Der durch die Explosion entstandene Brand war durch die schnell herbeigecilte Feuerwehr in kaum einer Stunde gelöscht, ohne dah ein Sturmsignal gegeben werden muhte. Der Schaden, welchen die Firma Gehe u. Co. durch den^lnglückssall erlitt, lätzt sich augenblicklich nicht übersehen, doch ist derselbe jedenfalls sehr bedeutend. AuS Pirna berichtet der dortige „Anz", dah in der Nacht zum 15. auf dem Wege von der „Hoffnung" zur Stadt «in des Anbaues frei liegen lasse, auch einen oberhalb des Anbaues im Garten stehenden Obstbaum, zur Herstellung besserer Anfahrt, beseitigen. Die hierauf zur Beschlußfassung vorliegenden Statuten über die bei VefitzveränderungSfällcn in Berthelsdorf an die Armen-, Schul-, Kirchen- und Gemeindekasse zu zahlenden Bei träge sanden, wie vorher schon durch die Kirchen- und Schul- inspektion, so auch durch den Bezirksausschuß die erforderliche Be stätigung und ebenso wurde das Regulativ über die in derselben Gemeinde sür Zwecke derselben zu erhebenden Abgaben n. von Tanzbclustigungen und öffentlichen Schaustellungen, Vorträgen und dergleichen zur Armenkasse, und b. von Auktionen und vom Gastwirlhschafts- und Schankgcwerbc zur Gemeindckaffe, ohne Ausstellung genehmigt. Dem Gesuche um Genehmigung der Statuten des Vereins Freundschaft in Niederschöna wurde zwar stattgegeben, dagegen beschlossen, die mit beantragie AuShängung einer Firma dem Vereine zu untersagen, da hierdurch dem zu errichtenden Vereinsschanke ein öffentlicher Charakter beigelegt werden würde. Nachdem sodann zu drei Abtrennungen von den Grundstücken Karl Benjamin Lippmanns in Clausnitz, Karl Heinrich Ncuber'S in Heidelberg und Christian August Fischer s und Gen. in Zelhau, die Genehmigung bez. unter der Bedingung, dah di« Trennstückskäufer die betreffenden Parzellen mit ihren Grundstücken konsolidiren, dispensationSwcise erthcilt worden war, wurde zur Beschlußfassung über die vorliegenden Anträge auf Genehmigung zur Errichtung von gewerblichen Anlagen überge gangen. Von diesen Gesuchen genehmigte der Bezirksausschuß ». das Eduard Wilhelm Heimann s in Klcinvoigtsberg um Ge nehmigung zur Errichtung eines Erdzicgelosens, b. Karl Gottlob Sohrs in Freiberg und Genossen um Gestattung der Errichtung einer Lack- und Firniß-Sicdcrci in Niederbobritzsch und v. der Administration der Revierwasserlaufanstalt zu Freiberg zur Errichtung eines neuen PulvertrockengcbäudeS bei ihrer in der Flur Langenrinna gelegenen Pulverfabrik, bedingungslos; wogegen 6. die Ausführung der von dem Revierausschusse in dem BcrgamtSrevier Freiberg beabsichtigten Errichtung einer Stau anlage nebst Wassermeßvorrichtung in der Flöha in Hirschberger Flur, nur unter Voraussetzung der Erfüllung der von dem tech nischen Sachverständigen gestellten Bedingungen gestattet wurde. Nicht minder gab der Bezirksausschuß seine Zustimmung zur Ab haltung des Stiftungsfestes deS landwirlhschaftlichen Vereins zu Großschirma und zu Abhaltung von Tanzmusik zur Hochzeit eines Brautpaares im Gasthose zu Naundorf, welche Zustimmung um deswillen erforderlich, weil von den betreffenden Wirthcn die re- gulativmähigen Tanztage fchon benutzt worden waren; dagegen versagte man dem Gesuche des Gasthossbesitzers Friedrich August Seifert in Tuttendorf um Dispensation von den beschränkenden Bestimmungen deS TanzregnlalivS mit Rücksicht aus die Konse quenzen die Genehmigung und wurde die Sitzung nach 1 Uhr Nachmittags geschloffen. — Der Vorstand deS hiesigen Wahlvereins ladet seine Mitglieder zu einer Versammlung nächsten Montag Abend im Saale deS Burzkellers ein. Auf der Tagesordnung befinden sich in erster Linie die bevorstehenden Stadtverordnetenwahlen. Die Wichtigkeit derselben sür unser kommunales Leben legt den Wunsch einer recht zahl, eichen Betheiligung nahe. Ja wir gehen noch einen Schritt weiter und hoffen, daß auch Nichtmitgliedern der Zutritt gestattet ist, damit die Kandidatenliste in einer möglichst allgemeinen Versammlung sämmtlicher Wähler ausgestellt werde. — Wir haben leider wieder über einen Akt von Thier- quLlerei zu berichten. Zwei auf einem Baue vor dem Meißncr- thore beschäftigte Handarbeiter trieben eine Gans in ein mit gelöschtem Kalk angesülltes Loch, nachdem dieselbe im höchsten Grade abgemattet, zogen sie dieselbe wieder heraus und warfen sie in ein in der Nähe befindliches Wasserloch. Die Folge war, daß das arme Thier einige Tage alles dargereichte Futter ver schmähte. Nebenbei aber sei bemerkt, daß diese Burschen, als ihnen mit Fug und Recht Zurechtweisung ertheilt wurde, sich be leidigt gefühlt und der gröbsten Redensarten bedient haben. behörden der Standesämter (Stadträthe und schäften) noch in diesem Monate begonnen werden. Sieh, daß die Spinnweben weggekehrt und die blinden Fenster gereinigt werden, und des Grafen Tochter wird entzückt sein von der Pracht, die sie hier findet. Wenn sie aber versprochen, was nicht wahrscheinlich ist, und ich eben zu Hause bin, was auch nicht wahrscheinlich ist, ' so sag' ihnen, ich sei im Gebirge oder im Mond, ich sei nach Ballynohaggard oder zum Teufel, ich sei todt, begraben, wenn Du willst, denn ich will sie nicht sehen Nun geh'!" Und Rudolf O'Donnell wandte sich wieder zu den homerischen Versen und suchte zu vergessen, aber zwischen ihm und den Seiten schwebte das bleiche Gesicht, naß, schmerzvoll, wie er es gesehen. Und sie, die stolze Edeldame, wollte kommen, den Schmutz, das Elend der Ruine der O'Donnell's zu schauen, sich über irische Armuth, zerfallenes irisches Glück zu wundern. „Ich will sie nicht sehen", sagte er entschlossen, „will weder ihre Besuche, noch ihren Dank. Morgen gehe ich in die Berge und bleibe dort, bis sie wieder fort sind." Aber immer verfolgte ihn das schöne Antlitz. Endlich warf er die Ilias weg und stürmte hinaus, wo er fern im Thale die Lichter der Wohnhäuser blinken sah. Und Lady Carola blickte, ehe sie sich zur Ruhe begab, hinaus in die Sternennacht und auf die verfallene Burg, einst des Landes Stütze. „Welch' trauriges Loos", dachte sie, „der letzte Sprosse eines verarmten königlichen Geschlechtes zu sein, zu stolz, um zu arbeiten, zu arm, um standesgemäß zu leben und durch die Verhältnisse gezwungen, in einer Ruine zu leben. Papa muß etwas für ihn thun, wenn wir nach England -urückkehren. Er rettete mein Leben, und solch schwere Schuld muß abgetragen werden." Fortsetzung folgt.) Musikalisches. (Fortsetzung und Lchluff an» vor. Nr) Nach der bslln In'voro (Florenz), in den Kreis der Seinen gedenkt Cherubini zurückzukehren; doch bei seiner Ankunft in Paris weiß ihn sein Freund und Landsmann, der berühmte Violinist Viotti, an sein Haus zu fesseln und zu längerem Aufenthalt in Paris zn bewegen. Genug, ' Cherubini entscheidet sich endlich, gebannt durch den eigen- thümlichen Zauber, den die Weltstadt von jeher auf Fremde und Einheimische übte, sich dauernd hier niederzulassen. Die angesehenere Stellnng, die der Künstler in Paris im Ver gleich zu Italien einnahm, die schnellere Aussicht, hier zu Ruhm und Glück zu gelangen, waren wohl nicht die letzten, schwächsten Gründe, die diesen Entschluß förderten. Nur noch einmal verließ er Paris, um in Turin das Drama Iphigenie in Aulis zu komponiren und aufzusühren. Zurück gekehrt, schloß er sich in Gemeinschaft mit Möhul und Gretry mit ganzem Eiser den reformatorischen Bestrebungen an, welche von Gluck ausgegangen waren. Er sah, daß seinen Landsleuten die lang behauptete Herrschaft über die musi kalische Bühne mit einem Male von Deutschen und Fran zosen streitig gemacht worden war; an den idealen Gebilden deutscher Meister aber ward er inne, daß die lächelnde Grazie und Formenschöne, die melodische Redseligkeit der vaterländischen Muße nicht das letzte, höchste Ziel der Kunst sei. Nach langer, mühevoller Arbeit, nach manchem miß glückten Versuche (Demophon) war er endlich im Stande, Werke wie Lodoiska, Medea und den Wasserträger, welchen Robert Schumann eine geistreiche, meisterliche Oper nennt, zu schaffen. Am 18. Juli 1791, mitten unter den Schrecken : der Revolution, erfolgte die erste Aufführung seiner treff lichen Oper Lodoiska. Die politischen Ereignisse in Frankreich nahmen unter- dessen eine immer verhängnißvollere Wendung. Die Straßen der Hauptstadt hallten wieder von revolutionären Gesängen; die Kunst feierte gezwungen. Nach der Ge fangennahme des Königs schlossen auch die Theater ihre Thüren, zwar nur, um sie binnen kurzer Zeit um so zahl reicher wieder aufzuthun; beschenkte doch die so freudig begrüßte Freiheit, die alle Privilegien überflüssig machte, Paris mit nicht weniger als fünf und zwanzig Bühnen. Selbst das Unglück vermochte die angeborene VergnügungS- lust in dem französischen Volke nicht zu ertödten. „Morgens wurde guillotinirt und Abends konnte man keinen Platz im Theater haben." Mit diesen Worten charakterisirte des Meisters Gattin, Ferdinand Hiller gegenüber, die damalige Zeitlage. Seine Eigenschaft als Direktor der italienischen Oper hatte ihn bisher am Herd der Revolution zurück gehalten. Nun sich diese aber im September 1792 auf löste, fehlten ihm die Mittel, um, gleich der Mehrzahl seiner Freunde, Frankreich zu verlassen. In tiefer Zurück- gezogenheit lebte er nur seiner Kunst und seiner Familie und vollendete die Oper Elisa. Eine interessante Episode erzählt uns seine Tochter. Es war in den Tagen wahn sinnigster Erregtheit, als eine Horde Sanscülotten die Straßen durchzog, die Luft mit wüstem Gesang erfüllend. Plötzlich wandelte dies entmenschte Volk die Lust an, sich auch einmal an dem edlen Luxus der Vornehmen, der Kunst, zu ergötzen. Begierig griffen sie mehrere der nam haftesten Tonkünstler in ihren Häusern auf — darunter Möhul und Cherubini — und zwangen sie, ihnen zu folgen und in ihre Lieder einzustimmen. Cherubini war kühn genug, sich bestimmt zu weigern und schon drohte lautes Murmeln des Unwillens und der Ruf: „Rieder mit dem Royalisten!" ihm ernste Gefahr — da reichte ihm einer seiner besonnerenen Gefährten eine Violine und überredete > ihn sich den Umständen zu fügen. Dieb rettete ihm da-