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s Freiberger LMM Mel sich Rinnen. , - - ' und Tageblatt. Inserate werden bi- Bor mittag» 11 Uhr für nächste Nr. ange nommen u. die ge» spaltene Zeile oder deren Raum mit l v Pf. berechnet. Jnferate find stet» an die Expedition, Frotscher'sche Buch handlung, zu senden. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand Mittwoch, den 20. Oltoder 1875 H? 244 und Ministerium ernster nehmen müssen, trotzdem ihm Muster nehmen möchte, welches bekanntlich gerade rn jüngster Zett ultramontane Heißsporne Wie Bischof v. Haneberg sehr widerlich geworden sind. Er muß daß ihm nicht mit einer Negierung gedient sein kann, die maxime ist Höber zu stellen, als die Existenz eines dortigen Eine Verlängerung der Lebensdauer des Kabinets Lutz- Pfretzschmer bedeutet nicht eine Lösung, sondern nur eine Vertagung der Frage: „Hie Welf! Hie Waibling!" Will man eine radikale Lösung, so lasse man den Ultramon- tanisnius an's Ruder und er wird sich gründlich — ab- wirthschaften. Nur auf diese Weise kann ihm ein- für allemal der Garaus gemacht und Baiern aufrichtig für das Reich gewonnen werden. Denn Letzteres — deß sind wir gewiß — wird mit den Herren Jörg und Genossen wenig Umstände machen. die konstitutionelle Frage stellen: entweder nochmals durch neue Wahlen die Stiminung des Landes zu befragen, oder aber ein neues dem Geist der Adresse verwandteres Ministerium berufen. Im Grunde wird es wohl auf Eins hinauskommen, denn die neuen Wahlen — das haben wir damals auch in Preußen gesehen — würden nach der Auflösung der jetzigen Kammer dem Ministerium Lutz und Pfretzschmer eher eine größere als geringere Oppositions partei zuführen. Aber auch selbst auf die Gefahr hin, ein ultramontanes Ministerium ans Ruder kommen zu sehen, muß Jeder — der es überhaupt ehrlich mit Verfassungsregiment und konstitutionellem Wesen meint — diese Konsequenz zulasten. Der Geist des deutschen Volkes steht freilich jetzt solchen Fragen sehr apathisch gegenüber, doch ist es Pflicht einer rechtschaffenen Presse, immer wieder vor diesem politischen Verkommen zu warnen. Ein Sieg des konstitutionellen Prinzips in Baiern über eine unkonstitutionelle Regierungs ¬ ultramontanen Ministeriums; und zwar um so mehr, als eine solche Regierung der Macht der eigenen Partei kaum förderlich sein würde. Ist einmal die Mehrheit der bairi schen Kammer ultramontan, so ist diese Thatsache ebenso wichtig, als würde diese Majorität nach konstitutionellem Recht regierungsfähig. Allerdings bleibt dem Könige Ludwig auch der Versuch noch übrig, nach etwaiger Auflösung der jetzigen Kammer an das bairische Volk zu appelliren und ihm klar zu machen, daß bei einem abernialigen Wahlsiege der Ultramontanen diese Partei an die Negierung kommen würde — entgegen der öffentlichen Meinung in Deutschland, entgegen irgend einem nennenswerthen Vortheil für die Baiern selbst und irgend einer Möglichkeit, in Reichspolitik zu machen. Das Reich hat auch von einem ultramontanen Ministerium in Baiern nichts zu fürchten und ein solches wird sich unfähig fühlen, einen Konflikt mit demselben zu bestehen. Seine Herrlichkeit wäre eitel Schein und das bairische Volk würve aus dieser Erfahrung vielleicht den besten Nutzen ziehen. Unzweifelhaft wird König Ludwig auch konstitutionell handeln wollen. Ebenso glauben wir nicht, daß das Mi nisterium Lutz etwa das Ministerium Bismarck von 1862 bis 1866 sich zum trotz der ihm oppositionellen Mehrheit des Abgeordneten hauses unverrückbar auf feinem Posten blieb. Ein solcher Ausweg, selbst wenn ihn König Ludwig billigen sollte, würde weder für das konstitutionelle Prinzip noch für Baiern selbst ein Segen sein. Denn die Erfahrungen der letzten Jahre, während welcher das jetzige bairische Ministerium die ultramontane Mehrheit der Kammer ignorirte, weil diese nur ein oder zwei Stimmen betrug, haben gelehrt, daß es wohl mit dieser Gewistensstille auf dem Posten bleiben konnte, daß aber von einer fördernden Regierung nicht die Rede war. Eine Regierung aber, die nichts zu leisten vermag, weil sie wegen einer feindlichen Kammermehrheit — mag dieselbe ultramontan oder liberal sein — mit der Gesetzgebung nicht vorwärts kommt, ist doch sicherlich nicht als ein Glück des Landes zu bezeichnen. Da arbeitet wohl die Maschine im alten Geleise weiter, doch die Entwicklung der Gesetzgebung in unserer schnell schreitenden Zeit steht still und das Staatsleben kommt darüber zurück. In Baiern zumal liegt so viel im Argen, Vie Krisis in Gaiern. Kammerauflösung oder Entlassung des Ministeriums — das sind die beiden Wege, auf welcher die bairische Krisis beseitigt werden muß. Welchen Weg wird König Ludwig einschlagen? Darüber laßt sich zur Zeit allerdings nichts Bestimmtes sagen. Unseren Gefühlen der Sympathie würde die Kammerauflösung mehr entsprechen, als die Entlastung des Ministeriums. Allein es wäre falsch, in der Politik sich von Gefühlen leiten zu lasten. Hier muß die nüchterne, kalte Erwägung gegebener That- sachen jede Beeinflussung des Gefühls von sich weisen. Von diesem Standpunkte aus die Situation betrachtet, drängen sich uns folgende Erwägungen auf. Wir sehen feit den Zeiten der preußischen Verfastungskämpfe zum ersten Male wieder eine Kammermajorität im offenen Kampfe mit dem Ministerium und beide Theile entschlossen, es bis aufs Aeußerste ankommen zu lasten. Es ist also eine echt konstitutionelle Frage, die hier ihre Lösung finden soll. Deshalb verdient der Vorgang die lebhafteste Auf merksamkeit weit über die Grenze Baierns hinaus. von einem Fuß auf den anderen wippt und doch nicht von der Stelle kommt. Zudem hat dieses Ministerium nicht einmal einen festen Charakter, den es im Kampfe der beiden großen Parteien in die Wagschals zu werfen vermöchte. Erst neuerdings hat es sich wieder für seelenlos erklärt und jede Zuge hörigkeit zur liberalen Partei ab gelehnt. Mit dieser wässrigen Parteilosigkeit glauben sich die Herren Lutz und Pfretzschmer zwischen den Parteien halten zu können — nachahmend jene preußische Ministerpraxis, die — allem konstitutionellen Brauch zuwider — sich auf des Königs Willen und Vertrauen zur Führung der Geschäfte berief und die Negierung als bloßes königliches Dienerthum handhabt. Es ist dies ein so bedenkliches Prinzip, daß man im Interesse einer ehrlichen konstitutionellen Fortent wicklung in Deutschland wirklich nur wünschen kann, es käme in Baiern zu Falle, nachdem es in Preußen vor neun Jahren unausgetragen sich in auswärtige Kriegser folge verlief. Angesichts der mit drei Stimmen Majorität ange nommenen ultramontauen Adresse mit dem albernen Schlußsatz: „Frieden mit seinem Volke haben zu wollen" — wird König Ludwig den offenen Konflikt zwischen Kammer meinem Dache dulden und wir Dangerfields wissen Wort zn halten. Hätte ich aber so gehandelt, so hättest Du in Deiner blinden Leidenschaft mich gehaßt und das hätte ich nicht Ertragen. Heirathe ihn denn, Kind, meinetwegen auch am Sylvesterabend. Was liegt an ein paar Monaten früher oder später? Gott im Himmel bewahre Dich vor einem gebrochenen Herzen." Sie antwortete nicht und barg das Antlitz an seiner Schulter. „Ich fürchte für Deine Zukunft, Kind, mehr als ich sagen darf. Höre mich, Bella," — und des alten Mannes Stimme bebte, — „könntest Du Armuth ertragen?" „Armuth, Papa?" Sie hob das Haupt und blickte verwundert auf ihn. „Ja, Bella, Armuth. Nicht die Armuth, der wir in Indien ausgesetzt waren, wo wir Dienerschaft hatten und eines Obersts Gehalt, sondern jene Armuth, wo man allein im Leben steht ohne Freunde, ohne Mittel, gezwungen für Andere zu arbeiten, um das Stückchen Brot zu verdienen, schlechte Kleider zu tragen, schlechte Kost zu genießen: könntest Du das ertragen, mein Kind?" „Arm? arm?" wiederholte sie in unsagbarer Ver wunderung, „die Tochter eines Barons, die Erbin von Scarswood Park arm? Aber, Papa, daS ist ja ganz un möglich." „Angenommen, es wäre doch so," sprach er mit fieber hafter Unruhe, „könntest Du's ertragen?" „Nein, ich wollte lieber sterben. Was hilft es aber, derlei unmöglichen Unsinn anzunehmen; ich bin Isabella Dangerfield, und es ist eben so unwahrscheinlich, daß ich je arm werde, als daß ich eine Reise in den Mond an träte." Der alte Herr blieb ruhig, seine Selbstbeherrschung war vollkommen, nichts verrieth des Herzens Weh. „Und Du willigst wirklich ein, Du guter, lieber Papa," Tagesschau. Freiberg, den 19. Oktober. Aus allen Orten, welche Kaiser Wilhelm auf seiner Reise nach Mailand berührte, bringt der Telegraph Kunde von dem überaus festlichen Empfang, den man ihm be reitete. In Mailand selbst, wo der kaiserliche Extrazüg Montag Nachmittag 4 Uhr 20 Minuten eintraf, war der Zutritt nach der Bahnhofshalle für Jeden, welcher keine ausdrückliche Einladung erhalten, auf's Strengste verboten. Der Kaiser wurde von dem Könige Viktor Emanuel, den Prinzen des Königshauses, den Ministern, dem Präfekten, dem Syndikus der Stadt und den Spitzen der Zivil- und Militärbehörden empfangen. Nach dem Verlassen des Salon wagens ging Se Majestät dem Könige entgegen und begrüßte denselben unter enthusiastischen Zurufen der zahlreich an wesenden Bevölkerung auf das Herzlichste. Gleichzeitig er tönten Artilleriesalven und die Musik der auf dem Bahn hofe aufgestellten Ehrenwache spieltedie preußische Volkshhmne schmeichelte das Mädchen, „Du willigst ein? Wohl bin ich erst 17 Jahre alt und ein unerfahrenes kindisches Ding, aber laß mich glücklich sein in meiner Weise. Ich kann ja nichts dafür, daß ich Gaston so lieb habe, und Du ver- Uerst mich nicht, wenn ich ihn heirathe, Du gewinnst einen Sohn, und wir leben, wie's im Feenmärchen heißt, glück lich bis an's Ende aller Tage." Sir Robert seufzte und erhob sich. „So sei's; bezüglich der Aussteuer gab ich Dir freie Hand, zu Deinem Verlobten aber kann ich keine Neigung fassen und werde es nie können. Heirathe ihn, wenn Du willst, aber ich sähe Dich lieber todt, als in seinen Händen, bring ihn mir möglichst wenig in die Nähe, — und Bella —" Er hielt inne. „Was, Papa?" fragte sie traurig. Es schmerzte sie, daß die beiden Menschen, die sie hienieden am meisten liebte, einander so abgeneigt waren. Der Baron stand am Fenster und blickte hinaus in den herbstlichen Sturm. „Beleidige Mrs. Vavasor nicht. Du bist sehr abgeneigt und verbirgst es kaum; aber das geht nicht." „Warum nicht Papa?" „Ich kann das nicht sagen, aber schon als Gast sollte sie artig behandelt werden." „Ich will's versuhen, aber wirklich, ich kann sie nicht leiden, es überläuft mich kalt, wenn sie mir nur in die Nähe kommt. Sie erinnert mich mit ihrem lautlosen Schritt und ihren glitzernden Augen an eine giftige Otter und ich begreife nicht, Papa, warum Du ihr nicht, falls das sie beeinflussen könnte, so viel Geld giebst, als sie will, und sie fortschickst?" „Weil — nun weil die Welt zivilisirt ist. Laß uns der Gastfreundschaft Unverletzlichkeit ehren. Zudem bin ' ich gewissermaßen in ihrer Gewalt, sie kann uns mehr Feuilleton. Geheimnisvoll. Nach dem amerikanischen Originale der MrS. May Agnes Fleming frei bearbeitet von L ina Frei srau von Berlepsch. (Fortsetzung.) „O Bella, Dein Zürnen beweist seinen Werth nicht. Ich wiederhole, Du weißt nichts von ihm, als was er selbst zu sagen für gut fand. Und glaubst Du wirklich, daß wenn irgend etwas Dich Deines Erbes beraubte, er seinem Worte treu bliebe? daß er Dich zum Weibe nähme, falls Du arm wärest?" „Ich glaube es, Papa, ich weiß, wie ich ihm gegenüber handeln würde und warum sollte er weniger großmüthia fein? Es mag Deine Pflicht sein, Papa, mich auf all' das aufmerksam zu machen, aber Du quälst mich mit derlei Reden und ich sehe keinen Zweck dafür." Und doch waren es nicht des Vaters Worte, die sie quälten, es war der Zweifel im eigenen Herzen. All' ihre blmde Liebe vermochte nicht, sie an Gaston Dantree's Werth und Treue glauben zu lassen. Der Oberst hatte sie gelehrt, die Lüge als eines Feiglings erbärmliches Ge- dahren zu verachten; wahr und muthig und treu wie Gold zu fein: und sie fühlte, daß ihr Verlobter all' das nicht war-baß er beweglicher war, als Quecksilber. D" Vater zog sie an sich und küßte sie. „Ich will nichts weiter sagen, Kind, und doch ist es s^. grausame Schonung. Weißt Du, was ich gethan Me, als der Mensch um Dich warb? Ich hätte gesagt, ich s°H°u sie haben, weil sie, falls Gretna ^re!n^^ dulde fähig wäre, Ihnen nach ina tsreen zu folgen, aber so lange ich lebe erkält sie w?n„ »ungern wäre. Ich werde ihr me verzeihen, sie nie unter