Volltext Seite (XML)
Starr und steif lag der alte Krieger, schweres röcheln des Athmen war das einzige Lebenszeichen. „Nun?" fragte Peter Tangerneid mit funkelnden Augen. „Ich kann noch keine entscheidende Antwort geben," sprach der Doktor ernst. Peter athmete tief am. Ter Tod lag aus dem fahlen blutleeren Antlitz. Nach der kurzen Herrschaft von fünf Monaten lag Sir Robert auf dem Todtenbette, und er war gesetzlicher Erbe- Isabella stand regungslos zu Füßen des Bettes und starrte auf die bleiche Gestalt. Sie hatte nichts abgelegt, keine Blume, keinen Juwel, nicht einmal die Handschuhe. Immer noch wallte der Brautschleier über ihre Schultern. Das Antlitz trug den Ausdruck marmorner Rube, die Augen hatten einen eisigen Blick. Schaudernd wandte sich Peter Dangerfield und verließ sachte das Zimmer. „Wer hätte das gedacht, daß sie es so ausnehmen würde," sprach er zu sich, „ich verstand sie nie, doch beute am wenigsten " Er trat an's Bogenfenster und blickte hinaus in die Nacht. Sturm und Regen hatten nachgelassen. Ein heftiger Nordwind peitschte die schwarzen Wolken nur vor sich ber, einzelne Sterne flimmerten matt, und in der fernen See spiegelte der Mond sein bleiches Antlitz. Das neue Jahr versprach in herrlicher Glorie auszu dämmern. „lind das hätte ihr Hochzeilsmorgen sein sollen und nun liegt der Bräutigam sterbend im Haus; ich möchte ihr keinen Schmerz sparen, aber doch muß ich gestehen, daß es hart zu tragen ist." Mit diesen Worten schritt Mr. Taugersield die Treppe hinab und betrat das Zimmer in dem Gaston Tantree lag. Doktor Otis, Mr. Talbot und Hauptmann de Vere waren bei ihm Man batte das Blut abgewaschen nnd die Wunde ver bunden. Gaston lag mit geschloffenen Augen und athmete schwach. Selbst wenn er im Sarge gebettet gewesen wäre, hätte er keinen leichenhasteren Ausdruck haben können. „Ist er todt?" fragte Mr Tangerneid. „Nein," antwortete Mr. Otis ruhig, „und so viel ich sehe, ist er nicht einmal in Todesgefahr. Was aber sollen wir mit ihm anfangen?" „Was —" Er hielt inne und trat zurück Eine weiße Gestalt glitt zwischen durch und trat auf den Verwundeten zu. Lautlos wie ein Gespenst nahte sie und stand vor dem Schmerzenslager des Mannes, den sie geliebt. Er hatte sie unmenschlich behandelt, aber in ihrem Antlitz zeigte sich kein Zorn, kein Schmerz, kein Mitleid, alles Gefühl schien erstorben. Wie staunend nur blickte sie auf ihn. Drei Stunden früher war er noch voll Leben, Kraft und Schön heit gewesen, jetzt war er hilfloser denn je. Wie nah steht das Leben dem Tode'. Stumm, entsetzt standen die vier Männer. Sie schien sie nicht zu beachten. Mr. Otis trat vor. „Erlauben Sie mir, Fräulein. Sie zu Ihrem Vater zurückzuführen, es ist das kein Anblick für Sie." Sie hob die schweren Lider und schien ihn erst jetzt zu sehen. „Wird er sterben?" fragte sie. „Ich hoffe nicht; Sie aber dürfen nicht hier sein, wenn er wieder zum Bewußtsein kommt." „Was wollen Sie mit ihm beginnen?" fuhr sie mit der gleich monotonen Stimme fort, „hier kann er nicht bleiben, wollen Sie ihn fortbringen?" Er sah sie zweifelnd an. „Fortbringen? Wohin? Meinen Sie vielleicht ins Spital?" „Nein, nicht in's Spital. Kann man ihn ohne Gefahr transportiren?" „Ja, wenn es sofort geschieht." „Wollen Sie mir einen Gefallen erweiieu?" „Wenn es in meinen Kräften steht, von Herzen gern." „So nehmen Sie ihn zu sich. Es ist zwar ein großes Opfer, das ich von Ihnen verlange, aber ich weiß, Sie werden es bringen. Die Kosten trage ich. Wollen Sie mir das zu Liebe thun? Sie legte die Hand auf seinen Arm und sah ihn flehend an. Sein Herz fühlte Mitleid mit dem armen Mädchen, das unverschuldet so Schweres erdulden mußte, und vermochte nicht es abzulehnen. „Es soll geschehen, ^Fräulein, ich werde ihn sofort in mein Haus bringen lassen und mir alle Mühe geben ihn zu retten." „Ich wußte es ja, daß ich auf Sie vertrauen könne, und wenn es mir möglich ist, werde ich ihn dann bei Ihnen besuchen. Er darf nicht sterben, Mr. Otts, er darf nicht." Plötzliches Feuer erglühte in den starren Augen. Die hohe weiße Gestalt entfernte sich und die Männer sahen ihr in sprachlosem Staunen nach. „Was meint sie?" fragte de Vere, warum wünscht sie dem Schurken Genesung? Es wäre doch wabrhaslig das Beste, was er je auf der Welt gethan, wenn er dieselbe verließe. „Vielleicht wünscht sie es ihres Vaters wegen," bemerkte Mr. Talbot. „Nichts da," unterbrach Peter Taugersield, „sie wünscht ihrer selbst willen seine Genesung. Ich müßte mich sehr täuschen, wenn sie die Abrechnung mit ihm schon geschloffen hätte, und möchte um die Welt nicht in Tantret's Haut stecken, wenn er sich wieder erholt. Jetzt ist ihr Zustand ein unnatürlicher, bald aber wird sie erwachen, und um so furchtbarer sein, je ruhiger sie sich jetzt zeigt. Was aber wird Ihre Mutter sagen, Doktor, wenn Lie ihr Hans in ein Privathospital verwandeln?" „In meiner Mutter Augen ist Alles gut, was ich thue. Bitte Mr. Taugersield, lauen Sie das frömmste Pferd Vorspannen und uns keine Zeit verlieren, denn jeder Augenblick ist bedeutungsvoll." Ter Wagen fuhr vo^ und Gaston Tantree wurde sorg fältig hineingelegt. Obwohl Squire Talbot keim Svm- pathie für ihn fühlte, begleitete er ihn doch nach Castleford Gaston Däntree war sein Gastfreund gewesen und er fühlte sich verpflichtet, ihn untergebracht zu wißen. Hauptmann de Vere blieb auf Peter Tangersield's Bitte in Scarswood. Letzterer wollte unter den ge gebenen Verhältnissen weder heimkehren, noch allein zurück bleiben. Wie sollte die Nacht enden? Erholte sich Sir Robert wieder, oder begrüßte ibn das neue Jahr als des Schlosses Gebieter? Oben im Krankenzimmer flackerte das Nachtlicht düster und das Ticken der Uhr unterbrach allein die Todtenstille. Regungslos lag der Baron, Doktor Graves saß neben ihm und zählte die Schläge des ersterbenden Pulses. Man hatte nach London einem berühmten Arzte telegraphirt, aber es war zweifelhaft, ob derselbe den Kranken noch am Leben treffen würde. Und war es nicht bester, im Falle Gastov Tantree starb ? Zu Füßen des Lagers saß Isabella, gleich einer Todten- braut. Ein Schlag hatte ihr Alles genommen, Heimath, Vater, Geliebten, Namen, Freunde und Vermögen, — und doch blieb es zweifelhaft, ob sie in den ersten Stunden viel litt. Das Entsetzliche hatte sie betäubt und sie vermochte des Jammers Größe nicht zu fasten, die Thränen mochten später kommen, jetzt war sie deren unfähig. Wie ein Stein lag das Herz ihr in der Brust und heftiger Schmerz tobte ihr im Kopfe. Doktor Graves beobachtete sie staunend, welches andere Mädchen hätte sich so benommen? Nachdem sie den Bräutigam am Hochzeitsabend ver loren, und der geliebte Vater in den Armen des Todes lag, hatte sie keine Klage, keine Thräne, keinen Schmer zenslaut. Und während trübe das Nachtlicht flackerte und die bleichen Menschen wachten, erhob sich strahlend die Winter- sonne, und das neue Jahr hatte begonnen. Als sich besten erstes Leuchten durch die Gardinen stahl, öffneten sich des Kranken Augen und er kam zu sich. Die Lippen bewegten sich und sprachen einige unzusammen hängende Worte. Isabella beugte sich sofort über ihn. „Was willst Du, lieber Vater?" Er strengte sich furchtbar an zu sprechen, brachte aber nur unzusammenhängende Laute hervor. Des Mädchens Ohr hatte drei Worte erfaßt. „Indische Schatulle — Testament." Seine Stimme versagte, die matten Augen blickten mit erbarmungSwerthem Ausdruck auf sie. „Ein Testament in der indischen Schatulle? meinst Du das, Papa." Er nickte Ein Lichtstrabl überflog das todtenähnliche Antlitz. „Loll ich cs holen?" Wieder nickte er. „Schnellhauchte er heiser. Sie eilt« aus dem Zimmer. Die indische Schatulle war in der Bibliothek. Dott brannten noch hell die Kerzen, dort am Heerde hatte Er gestanden. Er, für den sie die Welt und all' ihren Glanz freudig hingegeben hätte, und der sie erbarmungslos von sich gestoßen. Mit düsterem Blick trat sie zu der Schatulle und suchte das Dokument, mit dem sie sofort wieder ins Kranken zimmer zurückkehrte, Sir Robert athmete schwer, erwartungs voll glühten die Augen. „Soll ich's vorlesen, Papa?" Er nickte. Sie entfaltete das Papier und las deutlich besten In halt; es testirte der geliebten Adoptivtochter dreitausend Pfund, die Mitgift seiner seligen Frau. Tas Dokument aber war noch nicht unterschrieben. „Du willst unterzeichnen?" fragte sie. „Schnell!" bauchte er. Man ordnete Alles und gab ihm die Feder in die Hand. Doktor Graves und Hauptmann de Vere, der eilig gerufen worden war, sungirteü als Zeugen. Ter Gelähmte versuchte zu unterzeichnen, — versuchte es — umsonst. Tie Feder entfiel der Hand, der Arm sank kraftlos herab und er seufzte verzweiüungsvoll. „Es ist umsonst", flüsterte der Arzt, ,^r regt sich nur in gefährlicher Weise aus, und wird doch nie wieder seinen Minen schreiben." Ter Sterbende Hötte es und blickte mit stummer, ent setzlicher Angst auf Isabella. „Zu spät, zu spät!" stöhnte er, „o mein Gott, zu spät —" Isabella umarmte ibn und schmiegte ibre Wange an die seine. „O, denke nicht an mich, Väterchen", bat sie schmei chelnd, „kümmert Dich nicht uni mich. Du bist trank, sehr krank." Eine Betäubung, der Vorbote des nahen Todes, mn- nachtete ihn. Die Augen schloffen sich, die bleichen Lippen murmelten, er stöhnte unaufhörlich. Der große Wende punkt war nahe. Nun stand die Sonne hoch am Himmel, und die ganze Welt jubelte dem neuen Jahr entgegen. In Castleford bildete die Tragödie von Scarswood Park das Tagesgespräch. In einem kleinen Hause einer entlegenen Vorstadt lag Gaston Dantree noch immer bewußtlos und in den hohen Gemächern des Schlosses lag dessen sterbender Gebieter. Umsonst alle ärztliche Hilse. Isabella verließ den Baler nicht, sie schlief und aß nicht. Wie sie vom Anfang an gewesen, war sie noch — thränen- und lautlos. Die duftenden Spitzen, der wallende Schleier, die weiße starrende Seide schmückten sie noch, nock blitzten am Arm und Nacken Diamanten und Perlen, im Haare nickte noch der Orangenzweig. So saß ne neben dem Sterbenden unv die Stunden schlichen träge und geisterhaft dahin. Und das war ihr Hochzeitstag! War sie nicht grau samer, herzzerreißender beraubt, denn je eine Witwe vor ihr? Ter kurze Januarnachmittag neigte sich zu Ende, die Schatten der Dämmerung sammelten sich. Der berühmte Arzt von London war gekommen, aber alle Aerzte des großen Babnlons vermochten hier nicht zu helfen. Tiefer und tiefer sank der feurige Sonnenball, Erde und Himmel mit Purpur verbrämend, und als das letzte Roth zwischen den Baumen des Parkes verblichen, schied Sir Robert auf immer von Scarswood Park und all' seinem irdischen Besitz. Ohne Kampf und Schmerz hatte die unsterbliche Seele den erkaltenden Körper verlasse». (Farlsttzung fotzt.) Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg- Frie-e-nrg. Wird denn noch nicht bald an die Besserung deiner schauderhast schlechten Wege gedacht? ^ie von mir in der Beilage zum Freiberger Anzeiger vom 8. Oktober 1875 gegen Frau Bäckerobermeister Mäke hier in lieber-, eilung gerichtete grundlose Annonce nehme ich hiermit zurück, bedauernd, daß ich mit solcher Frau Mäke beleidigt habe. Juliane Weigaut. Derjenige, welcher am 2. Kirmestag in der Saalstube desGasthofs Großhartmannsdorf ein Shawltuch an sich genommen hat, wird! veranlaßt, dasselbe im Gasthof abzugeben, widrigenfalls ich denselben namhaft machen werde. gLUir gratuliren Fräulein Wilhelmine Uhlig bei Herrn Endig in Rothenfurth zu ihrem 18. Wiegenfeste. Sie möge noch recht lange leben und ihr lieb' Schätzchen auch da neben. Ungenannt, doch wohlbekannt. « « L IL Herzliche GMlmmschc dem fi-suivin Vinns Ufllig in Notheufurth zu ihrem 19. Geburtstage: Wohl dem, der an der Blüthezeit Ter holden Jungfrau sich erfreut! Drum lassen wir recht hoch sie leben Und ihren H- auch daneben Und denken an vergang'nes Glück Erlebter Tage ost zurück. Lölnei' lass! Zpai'-Kuiiei' von vorzüglichem Geschmack nnd großer Haltbarkeit offerire ü 88 Pf. pro Pfund franco nach jeder Bahn station SachsenS. Kisten gratis. in Köln a. Rh. Proben von 9 Pfund versende per Post. Gutes fettes Schöpsenfleisch zu billigen Preisen empfiehlt Aug. Tzschvckel, Fleischergaffe. Achtung. Geehrtesten Herren Bäckern Freibergs und der Umgegend zur Nachricht, 'daß Bauen, Heerdlegen und Reparaturen seinen un gestörten Fortgang hat. Hochachtungsvoll L. Kuuze, Petrikirchhos Nr. 136. MchMdlilklMW fettes Lchöpseufteisch ü Pfd. 46 Pf., sowie fettes Rindfleisch » Pfd. 45 Pf., gewiegtes 50 Pf. empfiehlt diese Woche E. Fritzsche im Gasthof zum „goldenen Stern" in Brand. Achtung. Frischgeschlachtetes Rindflmch L Pfd. 46 Pf. ist diese Woche zu haben in Lottens- Schwingers Behausung in Brand. Empfehlung. Sehr schönes fettes Rindfleisch»Pfd 48Pf., Pökel-Schweinefleisch 70 Pf., Schöpsenfleisch 50 Pf.: Reitbahngaffe 37. Heinrich Lchmidt'S ^o^i'oüi- Kinilei' - empfiehlt als ärztlich geprüftes vorzügliches leicht verdauliches Nahrungsmittel für Kinder nnd Lungenkranke die Conditorei von Emil Hunde. Futtermehl und Roggenkleie ist stets billigst zu haben bei K. K. Gerstel am Bahnhof Freiberg und Frankenstein. Buchene nnd kieferne Scheite, S»" trvokvu, liefert in jedem Quantmn btt vor die Thüre billigst K. A. Gersten am Bahnhofs Mast-RiMtG beste Qualität, pro Pfund nur 55 Pf-, ^i Ritzscht, Burgsirave^ Mast-Ochsenstcisch verkauft Hr. Müller, innere BahnhM Herausgeber und Verleger T I. Frotscher in Freiberg. — Druck von Ernst Mauäisch in Freiberg, jeden W UbendS 6 den anbei Preis vie sich 2 Mar »wcimonal SV Ps. u monatl. Die Rcdal finde: sich gaffe 06^. Abo Mr eröffnen K auf deu 1 Mark sämmtltö zeichnete vikkxi lSrot Noch r in die Ji qegenwärti über di, heftiger K< oder Kasse: der betref Grundtend zwanges, Verwaltung der ganzen beschluß di lassen sein Konsequenz Reichs!« der frei jede freie dringende; daher liege kennen zn lichen und und wieder eigenen Zu die Aufgai: wesen min freien, als kaffen. Je amtes spr Hilfs kaffen und mit Pflicht beri der jetzige: Schädlichkei Aach dem »! s:ei i» Peter Z ganges uni Er wartete kam. Als Westen betr auf sein An „Sir P ist todt." Der Bei lebender Hu war todt, C neuen Geb« Sir Pet Dem M er an einem chem Hause Noch nie herrliches E Januar, da Das Lei: hebende Feie Herrschaft vi sich mit seine -var nicht Ai Wchwr und der jnnge Ai lrug, im Zo: