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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand 1875 Z241 Sombcnd, den 1k. Oktober unsolider Basis beruht, wieder zu Kräften kommen. zum ersten Male die Einkommensteuer auf. In Gemäßheit Ich Sie heute wieder um Mich versammelt, um an Ihre, des deshalb auf dem vorigen Landtage verabschiedeten niberq. . r-M kommensteuer aufgebracht werden soll, bleibt von dem Er- —5 Uhr Regierung zu machenden Vorschläge abhängig. Grüur- Landtage mehrfach geäußerten Besorgnisse, daß die Staats- 9". Ler" Grund seiner trefflichen Ausführungen 2 Thesen auf, welche 672. IN, IN in Meiner Erwartung von dm Erfolgen der neuen Gesetze, in Meinem Vertrauen zu der Reife und dem verständigen Sinne der Bevölkerung Sachsens nicht getäuscht habe. Die neuen Gesetze und die dadurch geschaffenen Einrichtungen haben überall im Lande ein richtiges Verständniß und eine rege Theilnahme gefunden; die neugeschaffenen Organe der Selbstverwaltung haben, soweit die Erfahrungen bis jetzt unverändert dasselbe geblieben. Wie Ich stets darauf halte,! daß Meine Regierung, unter Aufrechterhaltung der reichs-I verfassungsmäßigen Rechte und Wahrung der Interessen des Landes die Reichsregierung in ihren Bemühungen zum Wohle des Reichs aufrichtig unterstützt, so hat sich Meine Regierung auch während des vergangenen Jahres eines freundlichen und wohlwollenden Entgegenkommens der Reichsregierung ununterbrochen zu erfreuen gehabt und alles berechtigt zu der Hoffnung, daß dieses erwünschte, auf gegenseitigem Vertrauen und auf der offenen Anerkennung und Achtung gegenseitiger Rechte und Pflichten beruhende Berhältniß auch künftig unverändert fortdauern wird. Für die inneren Verhältnisse Sachsens aber war das ver- Organisationsgesetze sind, nachdem Sie, Meine Herren, auf dem letzten Landtage die dazu erforderlichen Mittel bewilligt haben, während des vergangenen Jahres durchgängig aus- gesnhrt worden. Wenn Ich am Schluffe des letzten Land tags an dieser Stelle nur aussprechen konnte, daß es von der Art und Weise, wie die Betheiligten die durch jene Gesetze gegebene größere Ausdehnung der Selbstverwaltung verstehen und benutzen würden, abhängig bleibe, ob die neuen Einrichtungen den Nutzen gewähren würden, den Ich Mir von ihnen versprach, so gereicht es Mir zu großer Gesetzes hat in diesem Jahre eine allgemeine Abschätzung alles Einkommens im Lande stattgefunden. Die Resultate ", t" 18" AtevdS Utas«IS « 6 Ubr. «n tagen nur In dem verflossenen Jahre ist unsere Stellung im i derselben werden Ihnen vorgelegt werden; die Bestimmung deutschen Reiche und unser Berhältniß zu seiner Regierung! desjenigen Theils des Staatsbedarfs, der durch die Ein- auch bei einzelnen Einnahmequellen im Jahre 1874 ein Rück gang zu bemerken gewesen ist, so haben doch andere so bedeutende Mehrerträgniffe geliefert, daß auch der Abschluß des vorigen Jahres einen nicht unbedeutenden Ueberschuß !der Einnahmen über die Ausgaben ergiebt. dem Wohle des Landes gewidmeten, ernsten Arbeiten zu gehen. Zittau) 2d sind :rg von 8". 8', 18". So heiße Ich Sie denn, Meine Herren, hiermit herzlich willkommen. Möge Gott Ihre Arbeiten segnen und sie zu einem gedeihlichen Ziele führen." Tagesschau. Freiberg, den 15. Oktober. Nach übereinstimmenden Meldungen mehrerer Berliner Blätter wird Fürst Bismarck, dem dringenden Nathe seines Arztes folgend, den Kaiser Wilhelm nicht nach Italien begleiten Der Gesundheitszustand des Reichskanzlers soll neuerdings wieder ein sehr unbefriedigender sein. Nach den 1) Die Verbesserung der Arbeiterzustände steht im Zu sammenhänge mit der sozialen Reform der Gesellschaft auf Grund der göttlichen Ordnungen und der Betheiligung der sittlichen Verantwortlichkeit, welche jedem Glieds der Gesell schaft zum Wohle des Ganzen obliegt. 2) Der Kongreß für innere Mission hält die gebildeten und besitzenden Klassen um ihrer bevorzugten Stellung willen für besonders verpflichtet, für die sittliche und soziale Hebung der arbeitenden Klaffen mit den Opfern einzutreten, welche das Gebot der christlichen Bruderliebe von ihnen fordert. Gemeinden des Landes gern bereit gewesen sind, den Forderungen des Gesetzes zu genügen, auch wenn ihnen zu diesem Zwecke bedeutende Opfer angesonnen werden mußten. Zu Meinem lebhaften Bedauern ist in den gewerblichen Verhältnissen des Landes, auf welche die allgemeine Geschäfts lage nicht ohne Einfluß hat bleiben können, die gewünschte Besserung noch nicht eingetreten. Umsomehr hat es Mich gefreut, bei den jüngst hier stattgehabten Ausstellungen wahrnehmen zu können, daß die sächsische Industrie sich dadurch in ihrem Streben nach Vervollkommnung ihrer Erzeugnisse nicht hat entmuthigen lasten und auch in Bezug auf die Mannichfaltigkeit ihrer Produkte in stetem Fort- schreiten begriffen ist, während gleichzeitig in weiteren Kreisen das Bestreben hervortritt, durch öffentliche Vor- führung guter, kunstgewerblicher Muster früherer Zeiten auf die Bildung des Geschmackes im Allgemeinen fördernd ein- zuwirken. Wenn der Weltfriede, wie wir alle wünschen, uns recht lange erhalten bleibt, wird auch die Bevölkerung die nöthige Zeit finden, um durch Arbeit und Sparsamkeit die Ver- Wie seiner Zeit der dritte Stand, so schiebt sich jetzt der vierte Stand in den Organismus der bürgerlichen Gesell schaft ein. Um deswillen ist der Plan einer sozial-politischen Revolution vielen ein Evangelium. Ein Zeichen der Zeit hierfür sind die 339,000 Stimmen der Sozialdemokraten bei der letzten Reichstagswahl, und ein Beweis, daß nicht blos gewöhnliche Nothstände, sondern eine gesellschaftliche Gefahr vorliegen. Die Sozialdemokratie ist aber keines falls etwa gleichbedeutend mit der Arbeiterfrage, sondern letztere hat nur durch die Sozialdemokraten ihre dermalige gefährliche Schärfe erhalten. Gegenüber jenen Nolhständen und im Hinblick auf die dem vierten Stande gerechter Weise zukcmmenden Ansprüche hat jeder Gebildete und Besitzende sich die Frage vorzulegen: Willst du Priester, oder Levit, oder Samariter sein? Referent zeigte nunmehr die Aufgaben, beziehentlich Mittel zur Heilung der vorhandenen Schäden und führte aus: Die Sozialdemokratie ist eine Gefahr für Bildung und Besitz. Denn von wahrer, sittlicher Bildung des Geistes und Herzens will sie nichts wissen; und umfassendste ikleie lersten !in. zwischen den einzelnen Ständen auf Grund des Evangeliums fallen muß, und andererseits der Arbeiter nicht etwa nur in einzelnen Zweigen gebildet werden darf, wie iu den Arbeiterbildungsschulen, die nichts weiter sind, als Vorschulen für die Sozialdemokratie — und zum andern müssen die Besitzenden, weil Eigenthum Pflichten auferlegt, den dermalen vorhandenen Nothständen in den besitzlosen Klaffen thatsächlich durch Vereine und Anstalten abhelfen: Neben der vollen Anerkennung des Rechtes Privateigenthum zu erwerben, muß mit demselben fürs allgemeine Wohl ge wirkt werden. In diesen! richtigen Gebrauche des Eigen thums besteht der rechte Sozialismus des Christenthums, dessen evangelische Forderung: „Geben sist seliger, denn Nehmen", sich mit dem obersten Grundsätze zur Beförderung echter Volkswohlfahrt deckt: „dem Ganzen dienen". Da gilts nun Mittel darzureichen, daß den Lehrlingen nicht ! nur die jetzt fehlende tüchtige technische Ausbildung, sondern auch zugleich die religiöse Erziehung kann gegeben werden; daß die»Töchter der Arbeiter Schutz und Halt vor der Prostitution empfangen; daß das Familienleben der Arbeiter durch gesündere Wohnungen, durch rechte Sonn- I tagsheiligung u. s. w. freundlicher und würdiger gestaltet werde. Da gilt es, allerlei Vereine für Dienstboten fürsorge, Armenpflege und dergl. zu stiften und mit den nöthigen Mitteln auszustatten, und endlich Hilfs- und Unterstü tzungskassen für die Fälle der Krankheit und der Noth zu gründen. In solcher Weise zu helfen, beseelt vom Geiste evangelischer Bruderliebe, ist die sittliche Pflicht aller Gebildeten nnd Besitzenden, und ist das einzige Heil mittel gegen die Sozialdemokratie. Geschieht's alsbald, so ist das soziale Uebel unserer Zeit noch zu heilen, doch es ist eben die höchste Zeit. Schließlich stellte Referent auf Die Thronrede. Im königlichen Residenzschloß zu Dresden fand gestern Mittag die feierliche Eröffnung des sächsischen Landtags Lurch den König in Person statt. Die von Sr. Majestät verlesene Thronrede lautet: „Meine Herren Stände! Nach einem Zwischenräume von nur einem Jahre sehe r Nun? » ALUM. Stzr in. dk!:i I " I lau-, Mist! »Pe. ung«. «ulen, Ln-! Lp»- I- Odir. St. r-Itz kr r A. achMirr» 1i --I VM.».. -N.»„ «L- Sai c. I TSLy -- Herrn i Orlar . Hrdvi, L-v-inG. Lrttnr in »res ve. ei St«!«. oer Gebildeten und Besitzenden für das Wohl Genugthuung, heute aussprechen zu können, daß Ich Michlder arbeitenden Klassen," über welches Oberkirchen- rath vi. Mühlhäußer aus Wilferdingen in Baden als Hauptreferent bestellt war. Sein fall zweistündiger Vor trag war ein Meisterstück erschöpfender und tief ergreifen ¬ der Behandlung dieses Kernpunktes der sozialen Frage vom religiös-sittlichen Gesichtspunkte, vom Gesichtspunkte der Gewissensverpflichtung des Einzelnen aus. Der Gedankengang war folgender: Die volle Existenz der sozialen Frage und insbesondere der Arbeiternoth muß .. .... j anerkannt werden. Verschuldet ist sie durch den Egoismus reichen, dre ihnen gestellte Aufgabe m einer Weise zu losen Zeit, durch die materialistische Geistesrichtung und gesucht, welche deutlich erkennen läßt, daß sie sich dabei den sinnlichen Lebensgenuß, welche aus den höheren Ständen nicht nur der ihnen gewährten Rechte, sondern auch der! in die tieferen Schichten des Volkes eingedrungen sind, damit verbundenen Pflichten vollständig bewußt gewesen sind. Infolge dessen geht der Mittelstand mehr und mehr zurück, «m- gl.ich M,Ugm h-, das .b-»°s d.m vergangenen Jahre durchgefuhrte Schulgesetz gehabt, und I ^in Gegenbeweis fürs Vorhandensein der Arbeiternoth ist mit besonderer Befriedigung erkenne ich es an, daß die " - - - . - Die innere MMm der deutschen evangelischen Kirche nnd deren 17. Kongreß M Dresden. IV. Es folgte nun die Verhandlung über das erste Haupt thema des Kongresses: „Die Mitverantwortlichkeit eine größere Nachfrage nach den Produkten der Industrie ^M^ungen und korporativen Gemeinschaften der bürger entstehen und damit auch diese, soweit sie nicht selbst auf lichen Gesellschaft und Hingabe an den sinnlichen Lebens unsolider Basis beruht, wieder zu Kräften kommen. Igenuß. Daraus ergiebt sich aber auch zugleich, daß die In dem Budget für vie bevorstehende Finanzperiode tritt Sozialdemokratie nur möglich ^worden ist durch die AM " o > schuld der ganzen Wrgerlrchen Gesellschaft, vor allem durch die aufgestellte Lehre der unbedingten freien Konkurrenz auf wirthschaftlichem Gebiete. Aus alledem folgt aber auch, daß die Sozialdemokratie zu bekämpfen ist mit allen Mitteln !des Geistes und des Gesetzes; dagegen für die Wohl fahrt der besitzlosen Klaffen aus eignem freien Entschlusse seitens der Gebildeten und Besitzenden und nicht etwa im Dienste einer politischen Partei einzutreten ist. Um deswillen muß, da selbstverständlich eine Rückkehr gebniffe Ihrer Berathungen über die Ihnen von Meiner weder zur frühem Gesetzgebung, noch zu früheren patriarchali- " Z o 1,. schen Zuständen möglich ist, zunächst das Recht des vierten. Erfreulich ist es Mir endlich, daß die auf dem letzten Standes anerkannt werden, selbst and ig in allen Fragen 'des Lebens mttzureden. Em aufrichtiges Zusammenwirken , .mit demselben ebnet dann ganz von selber den Boden für elnnahmen unter dem Drucke der gegenwärtigen Zeit- E gese tzmäßige Regelung der gewerblichen Verhält- verhältniffe leiden würden, sich nicht bestätigt haben. Wenn «iffe für welche eine nur freie Vereinigung keine nach- haltige dauemde Kraft hat. Und sodann ist im Hinblick darauf, daß die Arbeiterfrage nicht blos eine wirthschaftliche, sondern auch eine sittliche Frage ist, sowohl von der Kirche, wie von der Presse, unter Betonung der allgemeinen Mitschuld der Gesellschaft an den jetzigen Zuständen, muthig zu appelliren an die sittliche Verantwortlichkeit der Ge- Auch auf diesem Landtage werden Sie eine größeres bildeten und Besitzenden, einmal den Arbeiter zur wahren W Freiberger MtigeM gajse II Et. Handlung, zu sende«, und Tageblatt. dabei etwa die Vergnügungssucht der Arbeiter, die ist viel mehr eine krankhafte Erscheinung jener. Ebensowenig re- duzirt sich etwa die Arbeiterfrage in ihrer drohenden Schärfe, die sie angenommen hat, auf eine künstliche Aufhetzung der I^^^ona7eß'ei^immiq Eahm: Arbeiter. Nein, wir stehen am Beginn einer sozialen Krisis.' " " rue» Mögensverluste zu ersetzen, die sie als Folge maßlos über- Enteignung aller Habe der Besitzenden steckt sie an. Eins triebener Spekulationen erlitten hat, und mit der Vermeh- dreifache Wurzel hat aber das Uebel der Sozialdemokratie: . cm c lk.ltLoslösung des Geistes von aller göttlichen Ordnung, rung des allgemeinen Wohlstandes wrrd von selbst wieder ^mistische Loslösung des Einzelnen von den solidarischen gangene Jahr nach verschiedenen Richtungen hin von der! Unzahl meist durch frühere ständische Anträge veranlaßte! Bildung auf Grundlage des Christenthums zu erheben, ihn größten Bedeutung; es war ein Jahr der inneren Ent- Gesetzentwürfe zu berathen haben; es ist Sorge dafürl^r M Lage, Me^ k d--da» Um» sch-ld wi. >.g«d -ll. MgWch« Die auf dem vorletzten Landtage verabschiedetensvorgelegt werden sollen. " - - - - > -