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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand 1875. Freitag, den 22. Oktober. durchaus kosmopolitisches ist, die Kriegführung so und von Seiten der Regierungen vorzugsweise mit straf ¬ et iiberg. Feuilleton. rüh find i»»gm ktobn- verhalt wird nur dadurch verdunkelt, daß die Kurie begreiflicher Vorsicht niemals alle Mächte gleichzeitig Mitleidenschaft zog, vielmehr, obgleich ihr Prinzip Stimmrechts, der sogenannten freien, vom JesuitiSmuS gestifteten Universitäten, der von den Kanzeln herab gelenkten Preßfreiheit, des von frommen Orden umsonst übernommenen Volksunterrichts, der aus kirchlichen Stiftungen besorgten Armenpflege, so wäre die Grundlage des modernen Völker rechts selber zerstört und mit ihr der wahre Werth aller persönlichen Freiheit, welche ohne das Vorhandensein hin reichend starker, von der geistlichen Obervormundschast un abhängiger Staatsgewalten in ihr Nichts zurücksinken würde. in in ein zu rechtlichen Mitteln ansgefochten werden mußte, deren An wendung fast regelmäßig den Anschein der Härte hervorruft und den davon getroffenen ein natürlich menschliches Mit leiden zu verschaffen pflegt. Leider ist die Aussicht, daß die Einschränkung der päpstlichen Souveränetät als eine völkerrechtliche Angelegenheit von den Kulturstaaten begriffen werde, um so geringer, als die Kurie ihre geistliche Assistenz zu allen Zeiten den politischen Zwecken einzelner Mächte zur Verfügung stellen kann, um deren Bedürfniß für sich zu erkaufen. Doch wird man wahrscheinlich je länger, desto mehr begreifen, daß der stille Krieg eines fanatischen Priester- thuws gegen die heutige Gesittung der Sicherheit der Staaten durchaus uicht minder gefährlich werden kann, als der ehrlichere, kürzere, offene Zusammenstoß, in welchem sich weltlicke Mächte auf den Scklachtfeldern begegnen. Gelänge der römischen Kurie die Wiederherstellung der mittelalterlichen Hierarchie unter täuschender Beibehaltung des gesammten modernen konstitutionellen oder demokrati schen Apparats, des Vereins- und Versammlungsrechtes, des allgemeinen, gleichen, von der Geistlickkeit geleiteten o tot» R.S.. - Nai l 72,00 die politische Gemeinschaft verschiedener Konfessionen, die von der mühseligsten Arbeit vergangener Jahrhunderte errichtet wurde, beständig zu zerreißen sucht, die Abweisung ihrer Angriffe auf die öffentliche Ordnung als bejammerns würdige Verfolgung ihrer Glaubensfreiheiten beklagt, das Recht beansp"ucht, Staatsgesetze für ungültig zu erklären, Unterthanen des Eides zu entbinden, neue Glaubeusgesetze zu verkünden, wodurch nicht blos den Gebeten, sondern auch den Handlungen und Unterlassungen der Menschen eine als Gewissenspflicht geheiligte Richtung gegen den Staat gegeben werden könnte — dieselbe geistliche Macht zieht aus freiwilligen Geldbeiträgen der von ihr gleichsam zur Insurrektion genöthigten Unterthanen weltlicher Regie rungen und der ihr von Italien garant rten Rente die Mittel zur Unternehmung ihrer modernen Kreuzzüge. Daß die Stellung des Papstthums als eine Angelegen heit des internationalen Rechts aufgefaßt werden sollte, ist aus der Geschichte der staatskirchlichen Kämpfe darzuthun. Denn alle Staaten ohne Ausnahme sind der Reihe nach vom Papstthum angefallen worden. Der wirkliche Sach- lel -rg en us sch >er »u -rg. 'sch Me M cktk. Koggen Rap«, 2 ro. fallend -Sher, i Mart lmarkte Ü nach g »°» r", t". »0". nur von ", b", 5", Zittau), Eine völkerrechtliche Streitfrage. Der Besuch des deutschen Kaisers am Hofe des Königs von Italien bietet zur Beleuchtung der internationalen Stellung des andern „Souveräns" auf italienischem Terri torium nicht nur eine paffende Gelegenheit, sondern fordert gewissermaßen dazu heraus, denn die weltliche Souveränetät des Papstes ist neuerdings zu einer brennenden internatio nalen Frage geworden. Die Stellung des unfehlbar ge wordenen Papstthums ist weder eine kirchliche Angelegenheit der Katholiken allein, noch eine staatliche Gesetzgebungs- Angelegenheit der Italiener, sondern in erster Linie eine völkerrechtliche Streitfrage obersten Ranges. Obgleich das Völkerrecht mit einer allgemeinen Garantie territorialer Verhältnisse nichts zu schaffen hat, muß es dennoch an einem Grundsätze als an seiner unveräußerlichen Basis festhalten, daran nämlich, daß eine nach außen souveräne Herrschaft durchaus nicht von territorialem Besitz getrennt werden kann. Man mag entthronten Fürsten die persönlichen Ehrenrechte und Titulaturen im diplomatischen oder höfischen Verkehr zur Tröstung im Unglück belassen, aber es kann unter keinen Umständen zugestanden werden, daß irgend eine Person, die mit der materiellen Möglichkeit der Schadenszusügung ausgerüstet ist, nach völkerrechtlichen Die leit - pur »stet eS Der uger viel- Mts als ein- und Klich chiz. Md l der einer Uchen Familie wurden dym Kaiser Wilhelm telegraphische Glückwünsche gesandt. — Die Deputation der deutschen Kolonie, welche Sr. Majestät ihr Geschenk, bestehend in > einem schweren silbernen Schilde, überreichte, hatte sich der in Mosaik gearbeiteten Kunstwerk. Graf Molke erhielt als Geschenk die Büste des Königs, der Generaladjutant Graf v. d. Goltz eine mit Brillanten besetzte Tabatisre, Oberhvf- nnd Hausmarsckall Graf Pückler das Bildniß des Königs, ebenso der Flügeladjutant Graf Lehndorff. Der Geh. Staatssekretär v. Bülow, der Gesandte v. Keudell, die Chefs des Militär- und Zivilkabinets v. Albedyll und von Wilmowsky empfingen das Großkreuz zum St. Mau ritius- und Lazarusorden, der kaiserliche Leibarzt Ur. v. Lauer den Orden der italienischen Krone. Der Bürgermeister von Mailand ist in den Grafenstand erhoben. Au die Armen ließ der König 30,00) Frks. vertheilen. Der Erzbischof von Mailand bat die an ihn vom König erfolgte Einladung zum Diner aus Gesundheitsrücksichten nicht angenommen. Der Kaiser und der König sind mit ihrem Gefolge am Mittwoch früh nach Monza zur Jagd gereist. Schon zur Zeit des Besuchs Viktor Emanuels in Berlin wurde von den beiderseitigen Regierungen die Frage ventilirt, die Gesandtschaften in Rom und Berlin zum Range von Botschaften zu erheben. Die Ausführung dieses Gedankens unterblieb indeß mit Rücksicht auf die finanziellen Mehr kosten, welche der damaligen Lage der italienischen Finanzen nicht entsprach. Durch den Besuch des deutschen Kaisers in Mailand ist die Sache nun abermals zur Erörterung gelangt und zwar diesmal, wie man hört, mit mehr Aus- Der Sonne erste Strahlen verklärten den Osten. Allüberall neue Freude — neues Leben, aber der Herr und Gebieter von Scarswood Park kämpfte mit dem Tode. Endlich öffnete sich die Thüre, und Doktor Otis erschien auf der Schwelle. „Sir Robert ist bei Bewußtsein, Fräulein, und verlangt nach Ihnen." „Gott sei Dank!" Sie trat in's Zimmer, kniete am Bette nieder und küßte die bleiche Hand. „Wie geht Dir's, Papa?" Doktor Graves unterbrach sie sofort. „Sie dürfen nicht mit dem Kranken sprechen, Fräulein. Die nächste Gefahr ist gehoben, aber ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß jetzt und künftig die leiseste Auf regung verhängnißvoll wirken dürfte. Trinken Sie das, Sir Robert." Der Baron nahm die beruhigende Arznei, nachdem die Tochter versprochen hatte, bei ihm zu bleiben, und ent schlief bald. Doktor Graves entfernte sich und ließ den Assistenzarzt zurück. Bleich und still saß Isabella neben dem Lager. Die Zeit verging. Im Hau-'e blieb Alles still, draußen glitzerten die bereiften Bäume im Winter-Sonnenschein. Das junge Mädchen wurde immer bleicher, und den Arzt ergriff tiefes Mitgefühl. „Begeben Sie sich zur Ruhe, Miß Dangerfield," bat er, „die Gefahr ist gehoben, und Sie mögen Sir Robert ruhig meiner Sorge «»vertrauen." Sie schlug das Auge auf und lächelte schwach. „Sie sind sehr gütig, Herr Doktor, aber ich habe ver sprochen zu bleiben." Tagesschau. , Freiberg, den 21. Oktober. lieber die glänzende Aufnahme, welche Kaiser Wilhelm in Mailand findet, sind unsere Leser gestern bereits durch den Telegraphen unterrichtet worden. Wir knüpfen daran noch folgende uns heute zugegaugene Nachrichten. Der König Viktor Emanuel hatte sofort nach Ankunft des Kaisers Wilhelm ein Telegramm an den Kronprinzen des deutschen Reichs gesandt, worin er seine Freude über die Begegnung mit dem, Kaiser ausspricht. Ebenso haben alle Per sonen aus dem kaiserlichen Gefolge die Eindrücke, welche sie über den Empfang des Kaisers erhielten, nach Berlin telegraphisch berichtet. Von allen Mitgliedern der kaiser- Mit der Einverleibung Noms in das Königreich Italien ist die eigenthümliche Verschiebung eiugetreten, daß die italienische Gesetzgebung, um die Beunruhigung katholischer Mächte zu verhindern, dem Papste jene Stellung einräumte, welche als persönliche, landlose Souveränetät erscheint und den Italienern selbst weniger gefährlich ist, als andern Mächten, mit denen, wie aus einem sichern Versteck, der Papst Krieg zu führen gesonnen ist. Zunächst trifft freilich die Italiener kein Vorwurf, weil die von ihnen geschaffene Lage von sämmtlichen europäischen Staaten in entschieden übereilter Weise angenommen worden ist. Man erwäge einfach dies: der Papst, der in Uebereinstimmung mit der großen Mehrzahl der Katholiken die von ihm schrankenlos mit der Gewalt eines Feldmarschalls kriegerisch befehligte Kirche als eine dem Staat grundfätzlich nicht nur gleich berechtigte, sondern sogar übergeordnete Nechtsanstalt mit allen Ansprüchen auf äußerliche Macht- und Zwangsmittel leitet, verwirrt die für die menschliche Gesellschaft funda mentalen Begriffe von Krieg und Frieden. Dieselbe geist liche Macht, die die gesammte moderne Kultur verdammt, c in - Sm Mor ir in mgnft Lre». »den. »z in »ertha c mit ihn io Hoist es selbst, und ich kann Dich nicht davor retten — ich ünn " Die nndeutlichen Worte erstarken, das Haupt sank zurück. Mit einem Schrei des Entsetzens sprang Isabella zu ihm und läutete ungestüm. Sir Robert's Antlitz war dunkel geworden, die Gestalt starr: der Schlag hatte ihn gerührt. Das Gemach füllte sich mit der erschreckten Dienerschaft. Sir Robert wurde zu Bett gebracht und Belebungsversuche angestellt. Umsonst, als der Christmorgen tagte, lag er noch be wußtlos. Doktor Graves erschien mit seinem Assistenzarzt Doktor Otis; sie thaten ihr Bestes, aber Stunde um Stunde verging, und noch immer war der Kranke bewußtlos und starr. Auf der Aerzte Geheiß hatte sich Isabella aus dem Zimmer entfernt und schritt rastlos in dem langen Corridor auf und nieder. Gestern noch war er mit ihr ausgeritten, diesen Abend noch hatte er sich mit den Gästen unterhalten — und nun war er vielleicht schon todt? Wie still war das große Haus. Sollte die Thüre sich nicht öffnen und sie zum Vater dürfen? was hatte er ihr sagen wollen? welches Geheimniß lastete auf seinem Leben und drohte das ihre zu vergiften? Sie schauderte in dem leichten Gesellschaftskleide, das sie noch trug, aber sie dachte nicht daran, einen Shawl zu holen. , Wieder stand sie am Orielfenster und blickte hinaus. Roth und golden dämmerte der Morgen — der Christ- morgen. :wt ich« ein ter- Geheimnitzvoll. Rach dem amerikanischen Originale der MrS. May Agnes Fleming frei bearbeitet von Lina Freifrau von Berlepsch. (Fortsetzung.) „So versuch es nicht, Papa," bat Bella ängstlich, „laß mich dem Kammerdiener läuten und nach dem Arzt schicken." „Nein - nein — noch nicht. Ich habe beschloßen, Dir heute Alles zu sagen und geschieht es nicht, wer weiß ob ich dann je wieder den Muth habe. Und doch solltest Du's wissen, weil Du keine Stunde sicher bist; so lange jenes Weib lebt, stehst Du wie auf einem Vulkan. Auch Dantree sollst Du's sagen, und wenn er sich von Dir Wenkel, ist's bester vor als nach der Hochzeit. Er ist ja doch nur ein Feigling, ein Glücksjäger, und es wäre gut, wenn" — „Papa," unterbrach Isabella, „Du hast mir ver sprochen, nichts »»ehr gegen Gaston zu sagen, und er Provozirt Dich wahrlich nicht. Heute über acht Tage ist die Trauung, und verließe er mich nun, ich ertrüge das Leben nicht." Sir Robert sank hilflos in einen Sessel. „O was soll ich thun, was soll ich thun," ächzte er, „o daß ich's längst gesagt hätte!" „Was gesagt? Das Geheimniß, das Mrs. Vavasor kennt? Warum auch theilst Du mir's nicht mit? Ich kann Alles ertragen, Papa, nur nicht Deine harten Reden über Gaston, ich bm kein Kind mehr." "Armuth aber kannst Du nicht ertragen, Du sagtest E-Etz-n 1°^ w«d- d°° di-k >m.-r ih« wch-m Verantwortlichkeit, wenn chr eine politische Herrschaft über I Charakters als eine staatsrechtliche Angelegenheit erschien! beschenkte den Kaiser Wilhelm mit einem nach altem Stil Unterthanen oder Staatsgebiet entzogen ist. - . - - - .... WFmbeWrAWM« gaffe H Et. Handlung, zu senden, und Tageblatt.