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- Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand 1875 Dienstag, den 5. Oktober b. Feuilleton. .Noch nicht, Bella; ich kann die Ungewißheit nicht „Und Miß Dangerfield ist kein schönes Mädchen." „Ein Grund mehr, warum sie für Schönheit schwärmt, Gaston Dantree ist ein Fremdling, vielleicht ein Aben- teuerer, wird eines Tages hier herrschen. Sehen Sie das Pärchen nur an, Mrs. Vavasvr. Er sprach, als ob sie sich seit Jahren gekannt; ein geheimer Rapport machte die Beiden sofort zu Freunden. Sie folgte seinem Blicke. Der Walzer hatte eben geendet und gestützt auf Dantrees Arm betrat Isabella eben die grünen Räume des Konversatoriums. „Wahrhaftig nicht, und meines kleinen Kousins Nei gungen und Abneigungen beunruhigen mich sehr wenig. Nir. Gaston Dantree hat zu singen aufgehört und die Musik beginnt, wie wäre es, wenn wir eine freundschaft- 1 Mark. Bei einer über 5 Jahre verlängerten Schutzfrist wird für jedes weitere Jahr 1 Mark für jedes Muster oder Modell entrichtet. Ganz dieselben Bestimmungen gelten auch hinsichtlich des Schutzes der Photographien. Von Zeit zu Zeit wird in Börsenkreisen das Gerücht kolportirt, der Finanzminister Camphausen stehe auf dem Punkte von seinem Posten zurückzutreten. Es pflegt dies jedesmal zu geschehen, wenn eine das Finanzressvn nahe berührende Frage in der Presse erörtert wird und dabei Anschauungen zu Tage treten, die Herr Camphausen offenkundiger Weise nicht theilt. Auch in den letzten Tagen wurde an der Berliner Börse dem Minister wieder einmal das Sterbelied gesungen, anscheinend aus Anlaß der schutz- Mnerischen Artikel eines dortigen offiziösen Blattes, hinter denen man die Intentionen des Fürsten Reichskanzlers witterte: Die Herren werden vorläufig noch Geduld haben muffen. Der Finanzminister Camphausen hat niemals weniger an seinen Rücktritt gedacht, als gerade jetzt, wo wichtigere steuerpolitische Fragen im Reichstage zur Ver handlung kommen sollen — Fragen, hinsichtlich deren das Einverständniß zwischen dem Ressort-Chef und den, leitenden Staatsmanne nicht einen Augenblick in Frage gestellt gewesen ist. In der bairischen Abgeordnetenkammer wurde vorigen Sonnabend über den vom Abg. Kurz beantragten Erlaß einer Adresse debatirt. Der Abg. v. Stauffenberg ergriff das Wort, um sich gegen den Erlaß einer Adresse z> erklären; Redner führte zunächst aus, daß, wenn es sich um nichts Anderes handle als darum, den Gefühlen der Luft und der ganze reizende Raum war von süßem Dämmer licht erhellt. Aus der Ferne tönte Gaston Dantrees Gesang und ver klärte des Mädchens Antlitz mit solch innerem Glücke, daß es beinahe schön ward. Draußen stürmte und regnete eS, der Sturm heulte durch die Bäume und fegte die gelben Blätter fort ; aber Dunkelheit und Unwetter draußen machten die Szene innen nm so rosiger. „Isabella!" Sie sah und hörte ihn nicht, bis er vor ihr stand. Nun erhob sie die träumerischen Blicke und das stille Ent zücken war vorüber. „Du bist's, Peter! Welch' häßliche Gewohnheit, Dich wie eine Katze heranzuschleichcn." hierüber seien unmöglich, es würden jedoch nicht unwichtige und nicht uninteressante handelspolitische Aktenstücke dem nächst vorgelegt werden. Auf eine fernere Anfrage hob der Minister hervor, daß er nach menschlicher Voraussicht den allgemeinen Frieden als gesichert betrachte; und als ihn schließlich das Delegationsmitglied Demel aufforderte, eventuelle Besorgnisse über die möglichen Endziele der von der Monarchie den südlichen Grenzereignissen gegenüber befolgten auswärtigen Politik zu zerstreuen, erklärte Graf Andrassy, die Monarchie diesseits und jenseits der Leitha habe nur ein untrennbares gemeinsames Interesse — die Erhaltung des europäischen Friedens, die Förderung der inneren und freien Entwickelung, die Kräftigung des Handels und der Industrie. Von diesen Zielen sei die auswärtige Politik niemals abgewichen, die Grenze für die auswärtige Aktion der kaiserlichen Regierung bildeten die europäischen Verträge. — Hierauf wurde in die Spezialberathung des Budgets für die auswärtigen Angelegenheiten ein getreten. Andrassy um nähere Auskunft über das Verhältniß Oester reich-Ungarns zu den fremden Mächten, insbesondere über dasjenige zu der Türkei. Graf Andrassy drückte zunächst seine Befriedigung darüber aus, daß von dem Berichterstatter die bekannten Argumente, die ihn zur Nichtvorleguug eines Rothbuchs bestimmt hätten, gewürdigt würden, verwahrte sich gleichzeitig aber auch gegen die Ansicht, als ob der Nichtvorlegung eines Rothbuchs eine ängstliche Geheim- lhuerei oder die Absicht, bedenkliche Plane zu verbergen, als Motiv zu Grunde liege; übrigens, fügte er hinzu, fei auch die prinzipielle Abschaffung des Rothbuchs nicht erfolgt. Die Anfrage des Berichterstatters nach dem Verhältniß Oesterreich-Ungarns zu den fremden Mächten, insbesondere zu der Türkei beantwortete Graf Andrassy in der nämlichen Weise, in der er dies schon früher in der Sitzung der ungarischen Delegation gethan, wobei er die Frage betreffs „Du hörtest mich nicht, weil Dn Mr. Dantrees Gesang zu eifrig lauschtest." „Wirklich? Nun, es lohnt sich wenigstens der Mühe, Mr. Dantree zu lauschen, das ist mehr, als ich von Dir sagen kann, Peterchen." „Du meinst, ich könne nicht singen, und Du hast Recht, meine Fähigkeiten stecken weder in der Kehle noch in den Lungen." „Noch sonst irgendwo." Die beiden trafen sich selten, ohne zu streiten. „lind wann dürfen wir unsere Glückwünsche darbringen, Kousine, derlei Liebeleien können doch nur einen Abschluß finden." „Das gleiche möchte ich bezüglich Deiner und der hübscken Mr. Vavasor bemerken." „Diesen Hohn dürftest Du mir sparen, Bella, Du weißt wohl, wen ich liebe" Tagesschau. Freiberg, den 4. Oktober. In der Bundesraths - Sitzung vom vorigen Freitage erfolgte unter Anderem auch die Vorlage eines Muster- schutzgesetzes, welches in die drei besonderen Entwürfe zerfällt: Urheberrecht an Kunstwerken, Urheberrecht an Mustern und Modellen und Schutz der Photographien. Das Urheberrecht sowohl an Kunstwerken als an Niustern und Modellen ist danach vererblich und auf Andere übertragbar. Jede Nachbildung von Kunstwerken ohne Genehmigung des Berechtigten ist verboten. Der Schutz gegen Nachbildung derselben wird für Lebensdauer des Urhebers und 3o Jahre nach seinem Tode gewährt. Vereine von Sachverständigen sollen Gutachten darüber abgeben, ob eine Nachbildung vorliegt. Das Gesetz findet auch auf solche Kunstwerke deutscher Künstler, welche im Auslande erscheinen, An wendung und schützt gleichfalls die Werke ausländischer Künstler, welche in Deutschland erscheinen. Der Schutz für Muster und Modelle wird auf 5 Jahre gewährt und kann länger ertragen, und Du sollst mich anhören. Es würde mich verrückt machen, müßte ich Deinem koquetten Spiel noch länger zusehen." „Warum thust Du's auch? Weder ich, noch Mr. Tan- tree wünschen Polizeiaufsicht. Du meinst doch Mr. Dantree, nicht war? Und bitte, Peter, mache kein solch tragisches Gesicht, es steht Dir nicht, und schließlich geht Dich's nichts an, mit wem ich mich unterhalte und für wen ich mich interessire." „Und weißt Du nicht, daß ich Dich liebe, Bella, mehr liebe, als Dantree je Dich lieben kann? Ich bitte Dich mein Weib zu werden. Isabella, nm Himmelswillen, lache nickt." Aber die Warnung kam zu spät. (Fvrts. folgt.) „Ich sehe, Air. Dangerfield, und doch setze ich meine Diamanten gegen die Blume in ibrem Knopfloch, daß Air. Gaston Dantree nie Gebieter von Scarswood Pack werden wird. Warum aber Sie Ihr Glück nickt wagen, begreife ich nicht, Sie sollten Alles auf's Spiel setzen, um Alles zu gewinnen oder zu verlieren." Sie entfernte sich mit den letzten Worten und leises höhnisches Lachen tönte zu ihm zurück. Was meinte sie mit den eigenthümlichen Worten? wie konnte sie verhindern, daß Gaston Dantree Isabella heirathete? Und doch war ihr Rath gut; warum verzweifeln, bevor er gesprochen. „Alles zu gewinnen oder zu verlieren," hallte es in ihm wieder und er strick den schwachen fahlen Bart. „Bei Gott, ich will's wagen, sie kann mich höchstens abweisen." Mr. Dantree wurde um ein Lied gebeten, er trat aus den« Konversatorinm, setzte fick an's Piano und präludirte. Jedermann lauschte. Isabella war zurückgeblieben, und Geheimuitzvoll. Rach dem amerikanischen Originale rcr Mrs. May Agnes Fleming frei bearbeilct von Lina Freifrau von Berlepsch. (Fortsetzung ) Die Bitterkeit in Mrs. Dangerfield's Ton war schärfer denn je; es war klar, daß die Erbin von Sears - Wvod-Park und der schöne Amerikaner ihm eilt Dorn im Auge waren. Er selbst war ein kleiner, bleicher, sehr blonder Mann mit einer schwachen, zänkischen Stimme. Uebrigens war es hart, sich durch eines Backfischchens tolle Leitenschaft den Familienbesitz entschlüpfen zu sehen. Auch er war arm, so arm wie Gaston Dantree und mit dreißig Jahren war das Gold sein Abgott, und der Besitz von Scarswood-Park seines Daseins Sehnen. „Aha," lachte Mrs. Vavasor, Miß Dangerfields Sklaven müssen gehorchen, und Scarswood Park kömmt aus der Familie. Das ist Schade, Mr. Dangerfield, und an Ihrer Stelle würde ich's verhindern." Sie blickte voll auf ihn; sein Antlitz erglühte bis zu den Wurzeln des fahlen Haares. „Ich!" lachte er rauh, „ich habe keine Aussicht, ich bin kein schöner Mann." langsam begab sich Peter Dangerfield ins Konversatorium W1 und fand sie in einer Fensternische. Hohe tropische Gewächse n! umgaben sie fächerartig, tropische Wohlgerücke erfüllten die'liche Quadrille zusammen tanzten? Ehrfurcht und Liebe gegen den König Ausdruck zu geben, der Bewegung im Orient nicht blos als schwebend, sondern Alle gern zustimnun würden, aber es handle sich notorisch geradezu im Brennpunkte der Krisis befindlich be- um noch etwas Anderes; das sei Allen bekannt. Da keine zeichnete. Auf die weitere Anfrage des Berichterstatters, Thronrede gehalten, so erscheine der Erlaß einer Adresse ob und in welchem Umfange anläßlich der Lage der Dinge ohne außerordentliche Umstände nicht angezeigt. Es seil militärische Dispositionen getroffen seien, erwiderte Graf viel bester, mit der Bearbeitung der umfangreichen I Andrassy, daß er sich angesichts ähnlicher Eventualitäten Regierungsvorlagen zu beginnen und die Aufregung des! nur zweierlei Politik denken könne, nämlich: entweder bei Landes nicht noch zu steigern ; überdies würde bei Berathung! jedem Ereignisse mobilisiren zu lasten, um vor Allem ge- deS Budgets Gelegenheit zu einer ausgiebigen Berücksichtigung! schützt zu sein, oder dem Staate eine solche Stellung zu der Wünsche nnd Beschwerden des Volkes gegeben werden;!erwirken, daß ein einfaches Wort genüge, denselben vor mit Rücksicht hierauf erklärte Redner namens seiner politi-1 Ueberraschungen zu bewahren. Er neige der letzteren Rich- schen Freunde, eine Adresse an den König zur Zeit nicht I tung zu. Militärisch sei bisher nichts geschehen, was nicht angezeigt halten zu können. Der Antrag Kurz auf Erlaß! im Interesse einer einfachen Bewachung der Grenze und einer Ädreye wurde alsdann in namentlicher Abstimmung! zur Erfüllung der Pflichten der Neutralität nothwendig ge- mit 79 gegen 77 Stimmen angenommen. Es folgte darauf!wesen wäre. In dieser Beziehung seien außerordentliche die Berathung des Antrages Horn auf Feststellung der! Ausgaben bis jetzt nicht gemacht worden, die einzigen Aus- Reihensolge bei der Verhandlung über die beanstandeten I lagen seien durch die unabweisliche Gastfreundschaft gegen Wahlen und soll nach dem Anträge über die Beanstandung I die Flüchtigen veranlaßt und in Bezug daraus werde die der fünf Abgeordneten des I. Münchener Wahlbezirks zuerst I Regierung nothwendiger Weise mit einer Forderung vor entschieden werden. Das Haus genehmigte den Antrag Horn! die Delegationen treten müssen. Eine weitere Anfrage, ob auf 15 Jahre ausgedehnt werden. Jede "Eintragung kostet mit 79 gegen 77 Stimmen und nahm alsdann die Wahl es richtig sei, daß die Insurgenten Zuzug aus Serbien und 10 Mark, jeder Schein oder Auszug aus dem Musterregister des Adreß-AuSschusses vor. I Montenegro erhielten und ob Schritte zur Fernhaltung cnsolcher Zuzüge geschehen seien, beantwortete der Minister Nach den Worten des österrekchtschen Reichskanzlers!^^- ß^ß ade derlei Nachrichten übertrieben seien und daß efindet sich alw der Aufstand um die massenhafte Theilnahme der Be- Krisis , trotzdem auch fern zu halten. Auf die Bemerkung eines d"i,Meden als geiichert betrachtet.^ daß es von besonderem Interesse "E' Wilhelm und sein oberster Nath die Reise würde, die Richtung kennen zu lernen, in welcher die A^l.^'i unlenieh urden, wenn sie furch^ dem Abschlusse neuer Handelsverträge zu E Osten losplatzen konnte. Dw Gelegenheit, I gehen würde, und daß dabei die einheimischen Jn- bei welcher Andrassy diese Worte der OetMtlichkeit^ mehr als bisher zu beachten und zu schützen sein m ^reltag-iLitzung des Fjmmz-^.^ ^widerte Graf Andrassy, eingehende Erklärungen ausichusses der Reichsrathsdelegation erstattete Schaup' - -- - — -- Bericht über den Etat für das Auswärtige. Derselbe er klärte sich mit der dieses Mal nicht erfolgten Vorlegung eines Nothbuchs zwar einverstanden, bat indes; den Grafen Erscheint Inserate Jeden Wochentag k M j W werden bis Bor- WFmßermMeMrM gaffe VVx. II Et. Handlung, zu senden. und Tageblatt. .