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— Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand V 229 1875 Sonnabend, den 2. Oktober wickelten Kreise auf denselben hinlenken. Feuilleton. sind Sie gekommen, und was wollen Lie?" landen, welche die Anforderungen der Wissenschaft, mit - denen der Praxis verbinden will, dies aber nur dann dauernd erreichen kann, wenn sie ihren Abiturienten, die dieselbe Zeit zur Vorbereitung brauchten, wie die des Gymnasiums, die denselben Aufwand von Anstrengung nöthig hatten und von gleich vorgebildeten Lehrern unter richtet wurden, wie die des Gymnasiums, ebenso die Pforten zur Universität erschließen kann. Es ist merkwürdig, daß man auf nationalökonomischem Gebiet gegen den Satz, „wozu ich befähigt bin, dazu bin ich auch berechtigt", keine Einwendungen macht, aber ihn auf geistige Gebiete nicht anwenden will. Ist der Abiturient der Realschule, der gründlichen Unterricht in den Naturwissenschaften, in den neueren Sprachen genossen hat, befähigt oder nicht, Medizin zu studiren? Wer ist zum Studiren der Naturwissenschaften besser vorgebildet, der Gymnasialabiturient, der zwar Gymnafialbildung schwärmt, scheut man sich, den Versuch zu machen und den Wettlauf zu gestatten. Lasse man doch eine Zeit lang, etwa I5 Jahre, die Realschule zu allen Fächern vorbereiten wie das Gymnasium; ist die Gymnasial bildung die bessere, so müssen doch die ihrer theilhaftig gewordenen Aerzte, Juristen, Lehrer sich tüchtiger erweisen, als die anderen, und da der Staat der Preisrichter ist, die Abhaltung der Staatsexamina, die Beförderung in höhere Stellen u. s. w. in der Hand hat, so möchte die Gefahr für das Wohl des Staates, daß Ignoranten ec. in die höheren Stellen gelangen, nicht so groß sein. Es ist wie mit dem Ringe in Lessing's berühmter Ringparabel. Jsi die Gymnasialbildung an sich so viel vorzüglicher, so müßte sie doch auch bei gleichen Rechten für Gymnasium und Realschule, in den Augen des Publikums als die werth- vollere gelten und die Gvmnasien würden die überwiegende Alles dies wird von einer Partei hartnäckig verweigert; a man führt die größere Schülerzahl der Gymnasien be- chnders als Beweis für die Vortrefflichkeit dieser Schule an, ohne zu berücksichtigen, daß, was doch so klar auf der Hand liegt, allein die unbeschränkten Berechtigungen hier die Schüler zuführen, die fehlenden dort dieselben fernhalten. Es ist weder die Absicht dieser Zeilen, die gegen die Real schulen erhobenen Vorwürfe als nichtige nachzuweisen, noch die Realschulbildung als die vorzüglichere hinzustellen. Jede Schule, Realschule wie Gymnasium, hat ihre Mängel uni> ihre Vorzüge. Aber wir möchten gegen die Zurücksetzung dieser Schulen Protest erheben und vor Allem die Theil- nahme auch der nicht unmittelbar in diesen Streit ver- die Gymnasien allein die Vorbereitung zur Wissenschaft gebm oder nicht, d. h. sollen die Realschulen den Gym nasien gleichgeachtet werden loder nicht, herbeifüh- ren. Diese Frage, die Gegenstand eines vieljährigen Kampfes der Betheiligten ist, hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr zugespitzt. Auch hier heißt die Parole: Schutzzoll oder Freihandel. Das Gymnasium ist in seinen Privilegien, die angeblich beste Vorbereitung zu allen höheren Staatsämtern, zu jeder wissenschaftlichen wie praktischen Laufbahn zu gewähren, durch den Staat erhalten worden. Der Gymnasialabiturient hat allein das Recht, sich frei entscheiden zu können, ob er einen wissenschaftlichen oder einen praktischen Beruf wählen will; Universität, Forst-, Bauakademie, Polytechnikum rc. öffnen ihm bereitwilligst ihre Pforten. Aber während die Vorbildung des jungen Mannes heut noch dieselbe ist, wie vor 60 Jahren, wenigstens mit ganz geringen Ausnahmen, rnd die Anforderungen der verschiedenen Wissenschaften, noch mehr aber die der Industrie, wesentlich andere geworden. So ist denn eine neue Schulart, die Realschule, ent- Mehrzahl der Schüler erhalten, denn jeder Vater würde j« einen Söhnen eine möglichst gute Bildung zu geben suchen. „Verblüht! Schminke, Email, Belladonna und dergleichen sind sehr nützliche Dinge, aber sie können eine Frau von siebenunddreißig Jahren nicht in ein zwanzigjähriges Mäd chen verwandeln. Und doch ist mein Aussehen wunderbar gut, wenn man bedenkt, wie ich gelebt, und welch' harter Kampf das Leben oft für mich war. Wäre ich klug, so würde ich das mir geschehene Unrecht vergessen, meiner Rache entsagen, und mich hier zur Ruhe setzen. Ob Sir Robert mich wohl heiraihete?" Die Thür öffnete sich und Sir Robert trat ein. Lächelnd wandte sich Mrs. Vavasor zu ihm. Er war sehr bleich und ernst. Einen Augenblick standen sie sich schweigend gegenüber „Wie geht's, Sir Robert," begann die Dame endlich. „Erinnern Sie sich noch, als wir schieden, fanden Sie mich, das eigene Bild bewundernd vor dem Spiegel, jetzt, da wir gestern bereits erwähnten, verpflichtet, Reichssilbermünzest im Betrage von mehr als 20 Mark und Nickel- und Kupfer- Stimmen unbetheiligter Reichstagsabgeordneten zu gewinnen; denn die nächste Reichstagssession muß die Entscheidung bringen. Eine ähnliche Bewegung vollzieht sich auf geistigem Gebiete in den Fragen des höheren Schulwesens. Auch hier wird voraussichtlich die nächste Zukunst die Würfel lallen sehen und eine Entscheidung über die Frage, sollen Sie bot ihm die Hand, er aber wandte sich mit einer Geberde des Abscheues von ihr und trat an den Kamin. „Warum sind Lie gekommen?" „O owl! welch grausame Frage! Ich stehe allein in der weiten, herzlosen Welt, komme zu einem Edelmann, der mir vor fünfzehn Jahren so befreundet war, und er frägt rauh: warum sind Sie gekommen?" „Bitte, spielen Sie nicht Komödie, Mrs. Vavasor, Sie finden an mir kein dankbares Publikum. Sagen Sie mrr „Zu dienen." „Das Fräulein feiert wohl heute ihren Geburtstag? Wie reizend es sein muß, reich und hübsch und vornehm zu sein." Wieder lachte Mrs. Vavasor in unangenehm berühren der Weise. „Miß Dangerfield ist wohl sehr hübsch Mrs. —?" „Harrison, Madame," entgegnete die Haushälterin steif, „in meinen Augen ist Miß Isabella allerdings sehr hübsch. Erlauben Sie mir, Ihre Ankunft Sir Robert zu melden." Mrs. Vavasor drehte das Gas auf, bis das Zimmer Tagesschau. Freiberg, den 1. Oktober. Mit dem Inkrafttreten der Reichs Währung im ge- sammten Reichsgebiete am 1. Januar l876 werden sämmt- liche Landeswährungen außer Kours gesetzt. Das Reich tritt aus dem Uebergangsstadium der Doppelwährung in die alleinige Goldwährung über und Niemand ist, wie wir Um den Uebergang zur neuen Münzeinheit nach Möglichkeit zu erleichtern, erfolgt die Ausprägung kleiner Münzstücke gegenwärtig mit erhöhter Thätigkeit. Im ganzen Reichs gebiete sind bisher eingezogen 274 Millionen Mark an Landes-, Silber- und Kupfermünzen, ausgeprägt sind aller dings zur Zeit nur 148 Millionen Mark an Reichs-, Silber-, Nickel-, und Kupfermünzen; cs ist dabei aber zu beachten, daß in jenen 274 Millionen Mark 4>- Millionen Thaler in Ein- und Doppelthalerstücken, also 120 Millionen Mark enthalten sind, die durch Gold ersetzt werden und an Goldmünzen sind 1175 Millionen Mark ausgeprägt. Was die Landeskupfermünzen allein betrifft, so sind deren nur im Betrage von 853,000 Mark eingezogen, dafür aber 5,840,000 Mark in Reichskupfermünzen ausgeprägt. Es stellt sich also heraus, daß im ganzen Reiche thatsächlich eine Vermehrung des Kleingeldes gegen früher eingetreten ist. In diplomatischen Kreisen Frankreichs laufen wieder einmal Gerüchte von einem Wechsel auf mehreren hervor ragenden Posten um. Die beiden Botschafter in Peters burg und Berlin General Le Flö und Vicomte de Gontant- Geistige Schutzzölle. Unter diesem Titel stellt die „Breslauer Ztg." folgende Betrachtung an: Freihandel oder Schutzzoll ist wieder die Parole auf allen Versammlungen von Industriellen oder Volkswirthen. In zwei scharf getrennte Lager scheiden sich die Interessenten, je nachdem sie von der bereits beschlossenen Aushebung der Schutzzölle für Eisen vom 1. Januar 1876 ab Glück oder Unglück für unser deutsches Vaterland erwarten. Während man auf der einen Seite der Eisenindustrie— die durch Ausführung der beschlossenen Aufhebung des Zolles, zumal bei der jetzigen Kalamität aller Industriezweige, in ihrer Existenz, wie man sagt, gefährdet ist—durch Ausnahme maßregeln entgegenzukommen geneigt ist, fordert man auf der anderen Seite Durchführung der Beschlüsse, um dem Lande möglichst billige Produkte auch von auswärts zuzu führen und stellt den Satz auf, was nicht lebensfähig sei, dürfe nicht durch besondere Gesetze in seinem Bestehen ge halten werden. Die Freihändler, welche früher im Reichs tage den Sieg errungen und auch die Unterstützung der Regierung gefunden haben, werden jetzt durch eine lebhafte Agitation der Schutzzöllner angegriffen, im Norden wie im Süden ins Werk gesetzt, um die öffentliche Meinung, die „Gut; ich bin gekommen, weil ich Sie völlig in der Gewalt habe, und will als geehrter Gast bleiben, so lange es mir beliebt. Ist das verständlich?" Ihre schwarzen Augen schienen ihn zu verhöhnen, in den leinen spiegelte sich Haß und Abscheu. „Sie wollen Geld. Sie sollen es haben, obgleich ich längst Ihnen den Preis bezahlte, und Sie versprachen, mich nicht weiter zu belästigen. Hier bleiben aber können Sie nicht, das ist einfach unmöglich." „Warum nicht gar; ich bin gekommen, um zu bleiben. Meine Koffer sind in der Halle, und Sie werden sofort Befehl geben, daß sie in mein Zimmer gebracht werden. Geld brauche ich selbstverständlich, Jedermann braucht das. Achttausend Pfund Rente, einen der schönsten Besitze in Sussex und solch' alte Familie. Von James I. in den Freiherrnstand erhoben und Ritter Jahrhunderte früher. Wie stolz Ihre Tochter auf ihre Abstammung und die lange Abnenreihe sein muß!" Und wieder ertönte das schrille unheimliche Lachen. „Lassen Sie gefälligst meine Tochter aus dem Spiel und beflecken Sie ihren Namen nicht. Hätten Sie einen Funken Weiblichkeit, einen Funken Selbstachtung, Sie würden nie ihr nahe kommen. Gehen Sie, um Himmels willen, und ich gebe Ihnen, was Sie wollen." Mrs. Vavasor trat an den Spiegel und nahm langsam den Hut ab. „Da ich beabsichtige, bei Gelegenheit Ihrer Abend unterhaltung noch heute Ihren Gästen vorgestellt zu werden, dürste es gerathen sein, mich sofort auf mein Zimmer zu begeben. Ist Mr. Peter Dangerfield anwesend? Ich freue mich sehr, ihn kennen zu lernen. Er ist Ihres : Bruders einziger Sohn und präsumtiver Erbe — nach : Ihrer Tochter. Wie unangenehm für den jungen Mann, nach fünfzehn Jahren uns wieder treffen, finden Sie mich I auch vor demselben. Freilich bewundere ich mich nun nicht mehr, ich bin in der langen schweren Zeit Wohl alt und häßlich geworden. Lie aber sind die schöne militärische Er scheinung geblieben, die Sie damals waren. Wollen Sie mir nicht die Hand reichen, Sir Robert, und ein armes kleines Frauchen, drs eigens von Paris kam, um Sie ein mal zu sehen, willkommen heißen?" Geheimnitzvoll. Nach dem amerikanischen Oiiginale der MiS. May Agnes Fleming frei bearbeitet von Lina Freifrau von Berlepsch. (Fortsetzung) „Will sehen, wie der Baron mich aufnimmt und was er mir von seiner Tochter sagt?" „Mein Brief konnte ihm nicht angenehm sein, er glaubte mich wohl lange todt." Der Wagen hielt. Mrs. Vavasor trat in die weite Halle, wo Mrs. Harrison in aller Würde einer Haushälterin sie empfing. „Mrs. Vavasor, wie ich glaube." Die Fremde antwortete bejahend mit bezauberndem Lächeln. „Der gnädige Herr gebot mir, Ihre Ankunft sofort zu melden. Folgen Sie mir gefälligst, Madame." Sie führte Mrs. Vavasor in ein elegantes schwach er leuchtetes Gemach. „Wie hübsch es hier ist! und Sie sind gewiß die Haus hälterin, meine Liebe?" förmlich im Lichte schwamm, und trat dann vor den hohen j klar und deutlich die Wahrheit, wenn Sie können, warum Spiegel. sind Sie gekommen, und was wollen Sie?" man doch von mancher Seite die Berechtigung nicht gewähren,l von mehr als 20 Mark und Nickel- und Kupfer ¬ weil das Heiligthum der alten Sprachen nicht in aus- "Unzen im ,Mark in Zahlung zu ., . >5. - I nehmen; die gesetzliche Zahlung ist eben Gold und es reichender Weise sich dem Junger erschlossen habe, weil das! werden diejenigen Kassen bezeichnet, welche Reichsgoldmünzen A und O aller höheren Bildung, das Griechische, ihm mangele, ^egen Einzahlung von Reichssilbermünzen rc. verabfolgen. Während man aber so viel von der Vorzüglichkeit der Griechisch versteht, aber neuere Sprachen und Naturwissen schäften fast gar nicht kennt, oder der Realschule Abiturient? Wenn man aber auch die Befähigung zugiebt, so wi Erscheint Inserate jeden Wochentag k M f W ' werden bis Bor- WFMtWrlnMer« find« sich Mimen. Frotscher'sche Buch. gasse Ibz. II Et. Handlung, zu senden. und Tageblatt.