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«ndcr sich Rinnen- (A gaste Rix. ll Et. und Tageblatt. Inserat« werden bis Vor mittags 11 Uhr für nächste Nr. ange nommen u. die ge spaltene Zeile oder deren Raum mit 15 Pf. berechnet. Inserate sind stets an die Expedition, Frotscher'sche Buch- Handlung, zu senden. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. .R 235 Sonnabend, den 8. Oktober. 1875. Feuilleton. Herr M. W- Huber in seinem Bortrage anstellt, einen an nähernden Begriff: Im Jahre 1871 passirten 33,000 De peschen die europäisch-indischen Linien. DieZahl von 45 Tagen als Durchschnittszeit angenommen, welche ein Brief gebraucht, um von Europa nach Indien, Australien oder China zu gelangen, während eine Depesche in längstens zwei Tagen an ihrem Bestimmungsort ankommt, ergiebt für jede Depesche einen Gewinn von 43 Tagen, für die 33,000 Depeschen eines Jahres sohin einen Zeitgewinn von vierzig Jahr hunderten. Die nämliche Berechnung auf die 240,000 De peschen angewendet, welche jährlich die transatlantischen Kabel durchlaufen, ergiebt einen Gewinn von 65 Jahr- Hunderten. Demnach wird durch den transozeanischen Tele- , graphen, seinem gegenwärtigen Bestände nach, in jedem - Jahre die Zeit von mehr als 10,OM Jahren gewonnen. — Von Bombay bis Madras hat der Telegraph Land verbindung, taucht dann ins bengalische Meer und berührt zu Penang (nördliches Ende von Sumatra), zu Singapora (südliches Ende von Malakka), zu Saigon und endlich zu Seit dem Jahre 1859 bereits ist Melbourne mit Tasmanien (Vandiemensland) durch ein Kabel verbunden, und mit dem Ende vorigen Jahres ward der gleiche Zu sammenhang zwischen Sydnev und Neuseeland hergestellt, welch' letzteres bereits ein vollständiges Laud-Telcgraphen- Hvngkong das Land. Die Linie ist im Besitze von sieben vereinigten Kompagnieen, die ihren Hauptsitz zu London ' haben. Die Telegraphenlinie England-Indien wurde im Jahre 1870 fertig gestellt; ihre weiteren Fortsetzungen find noch jüngeren Datums. Eine gerade Verbindung Marseille- Hongkong mit Abzweigung nach Borneo und Singapore ist ernstlich in Aussicht genommen. — Eine zweite und zwar dreifache europäisch-asiatische Verbindung vereinigt sich mit der Hauptlinie in Bombay; von Abuschir am persischen Golf laufen diese Linien gemeinsam die Küste des persischen und arabischen Meeres entlang. Die erste derselben geht von Cromer in England aus, über Hannover, Berlin, Wien, Konstantinopel, und durch Kleinasien; die zweite von Rewbiggin über Dänemark nach Libau, über Warschau nach Odessa, durch das schwarze Meer nach Tiflis, von da nac Abuschir; die von Peterhend durch Schweden nach St. Petersburg, Moskau, Charkow und Tiflis, wo sie mit der zweiten sich vereinigt. Australiens gelegt, eine der denkwürdigsten Unternehmungen der Neuzeit. In den letzten Monaten des vorigen Jahres erst wurde dasselbe vollendet, und schon sind neue Projekte einer telegraphischen Durchschneidung Westaustraliens in Ausführung begriffen. Nicht allein den Verkehr zwischen zivilisirten Ländern vermittelt der Telegraph, er wird viel mehr selbst Pivnnier der Kultur und bahnt der geographischen Forschung ihre Wege. Die Ueberlaudverbindung der russischen Kaiserstadt mit Sibirien ist bereits seit dem Jahre 1863 vollendete That- sache. Die bis Kiachta an der chinesischen Grenzt fort geführte Linie wurde im Jahre 1871 mit Umgehung des himmlischen Reiches längs der Schilka und des Amur nach Alexandrowsk, von dort unterseeisch nach Nangasaki auf Japan, nach Shanghai und Hongkong fortgeführt. Seit wenigen Monaten erst ist der ungeheure elektrische Kreis von London durch das atlantische, mittelländische, rothe und indische Meer, über Indien, China, Sibirien und Rußland nach London zurück, geschlossen. Die europäisch-australische Kabelverbindung, jüngeren Datums noch, als die europäisch-asiatischen Linien, zweigt von den letzteren bei Singapore ab; von dort geht ein Kabel nach Batavia, anschließend an den Telegraphen, welcher Java seiner ganzen Länge nach durchläuft. Ein anderes Kabel geht über die Insel Timor nach Port Dar win an der nordaustralischen Küste. An sie schließt sich der australische Ueberland-Telegraph nach Adelaide, mitten durch den, vorher so gut wie unbekannten Kontinent ruht auch vor dem stillen Meere nicht. Zwei Linien sind es, welche Herr Field zur nächsten Ausführung in Vorschlag bringt: erstens von Viktoria (Kolumbia an der Westküste Nordamerikas) nach der sibirisch-russischen Linie, über die Aleuten nach Yokohama, mit Abzweigung nach Shanghai; und zweitens von San Franzisko nach den Sandwichs- Jnseln, und von da sich gabelnd nach Japan und Sibirien einerseits, über New - Kaledonien nach Süd-Australien andererseits. Weitere Projekte betreffen die Verbindung Amerika's mit China, eine nordische Linie von Neu-Archangel über Kamtschatka und Petropawlowsk nach Sibirien, vom Kap der guten Hoffnung und Natal nach Madagaskar und Aden. So zieht sich Jahr für Jahr enger das Netz um den Erdball zusammen, welches von Ort zu Ort, von Küste zn Küste das geflügelte Wort dahin trägt und unsere eigenen Gedanken mit denen unserer Antipoden verkettet. Bon der Großartigkeit dieser Leistungen giebt eine Berechnung, welche netz besitzt. Wir stehen nun vor einer großen, zur Zeit noch un ausgefüllten Lücke, welche noch nicht erlaubt, den elek trischen Funken um den Erdball herum, von Paris z. B. wieder nach Paris zu senden; es fehlt ein Kabel durch den stillen Ozean, es fehlt zur Zeit noch eine direkte Kabelverbindung Amerikas mit Australien und Asien. An Projekten einer solchen Verbindung mangelt es jedoch keineswegs, und ist die Ausführung wenn nicht aller, so doch einiger dieser Projekte nur eine Frage der Zeit, und wahrscheinlich der allernächsten Zeit. Der Unternehmungsgeist des Amerikaners Cyrus Field der bereits über den atlantischen Ozean den Draht spannte, lichte sah die kleine künstliche Dame um zehn Jahre älter aus, als in der künstlichen Beleuchtung, die sie eben verlassen. „Welch trostloses Wetter", seufzte sie, ließ den Vorhang fallen und begab sich zur Ruhe. Die große Thurmuhr verkündete die zehnte Stunde als Mrs Vavasor die Treppe herabkam. „Ob ich wohl die Erste bin", lächelte sie, indem sie schwarzen Haar immer schön aus. Was sagten Sie, Baron? Ich müsse Scarswood Park verlassen? Das erinnert sicher lich nicht an arabische Gastfreundschaft. Warum soll ich gehen und warum sofort?" „Warum? und Sic fragen das?" „Gewiß; warum kann ich nicht so lange es mir gefällt in Scarswood bleiben? „Weil Sie kein passender Umgang für meine Tochter geliebt hätten, wären Sie wohl ein besseres Weib gewor den. Sie aber liebten nie ein menschliches Wesen außer sich selbst." Sahst Du je das Erbleichen heftiger Gemüthsb ewegung unter Schminke? Nach Sir Robert's letzten Worten trat eine lange Pause ein; er sah, wie ihr Aussehen sich veränderte. „Nie ein menschliches Wesen geliebt!" wiederholte sie langsam und brach dann in schrilles Lachen aus. „Wenn man aber ein halbes Jahrhundert in diesem Erdenthal verlebt hat, sollte Einen wobt nichts mehr er staunen, und doch dürfte meine Geschichte Sie überraschen, (Fortsetzung.) 5. Kapitel. Vor dem Frühstück. Im düsteren Grau des Oktobermorgens kehrten Sir Robert's Gäste nach Hause zurück. Mit leuchtenden triumphirenden Blicken begab sich Mrs. Vavasor in ihr Zimmer. Peter Dangerfield war in ihrer Hand biegsam wie Wachs, Gaston Dantree würde sie unter Tausenden zu Jsabellen's Verlobten gewählt haben, und Sir Robert hatte die Nacht in einer Art Fege feuer verlebt. „Armer alter Sir Robert!" sprach sie zu sich, „er that mir nie ein Leid. Wie deutlich sich aber die Abneigung gegen mich in seinen Zügen spiegelt, Isabella müßte cs sehen, hätte sie Augen für irgend etwas außer Gaston. Mir scheint, der hübsche Sänger hat sich erklärt. Es wäre ein Hauptspaß, sie heirathen zu lassen und dann zu sprechen. Cie waren einst eine vornehme Dame, Milady, nun aber sind Sie tvdt und vergessen. Harriet aber, die Sie so pfiffig täuschten, lebt und haßt Sie im Grabe, wie sie im Leben Sie haßte." die Thür des Speisesaales öffnete, „nein, Sir Robert ist schon da. Wie früh Sie aufstehen, lieber Baron, Sie ver gessen Ihre militärische Pünktlichkeit nicht, obgleich Sie nun der reichste Edelmann in ganz Sussex sind." Sie bot ihm die juwelengeschmückte Hand, die der alte Herr so wenig nahm als am vergangenen Abend. Hoch und ernst und streng stand er vor ihr. „Wir sind allein, Mrs. Vavasor, wenn Sie so zu nennen, sich belieben, und brauchen nicht Komödie zu spielen. Ich erwarte Sie seit einer Stunde, um Ihnen zu sagen, daß Sie Scarswood - Park sofort verlassen müssen." Sir Robert's Gast nahm eine Theerose aus einem Bouquet und befestigte sie im Haar. „So das macht sich gut; gelbe Rosen nehmen sich im Tagesschau. Freiberg, den 8. Oktober. Die beabsichtigte Einführung der Brausteuer hat in den betheiligten Kreisen große Aufregung hervorgerufen und den Entschluß entstehen lassen, Gegenschritte gegen das Projekt zu thun. Der deutsche Brauerbund hat deshalb von Kassel aus eine Versammlung sämmtlicher Brauer Deutschland's zum 18. Oktober nach Leipzig zum Zwecke der Agitation gegen die beabsichtigte Erhöhung der Brau malzsteuer berufen. Sollte die projektirte Steuer in's Leben treten, so würde sie, wie es in dem Aufruf heißt, den Bierkonsum außerordentlich beeinträchtigen und das .Zeit ist Geld!" Geheimnitzvoll. Rach dem amerikanischen Originale der MrS. May Agnes Fleming frei traebritet von Lina Fr eisrau von Berlepsch. „Und wieder frage ich — warum?" „Ich habe Ihnen die Antwort bereits gegeben. Sie sind kein Umgang für ein junges Mädchen. Ich weiß, welches Leben Sie in Homburg führten." „Wirklich? und was spricht in diesem Leben zu meinen Ungunsten? Zugegeben, daß ich ein Honorar empfing, um einige Gimpel, die mehr Gold als Verstand besaßen, in den Kursaal zu locken, zugegeben, daß ich gelegentlich selbst spielte: frage ich, von was sollte ich armes, hilfloses Weib leben? Ich verdiente mein Brot, wie ich konnte. Sie sagen, es sei nicht ehrenhaft, einer Spielbank als Köter zu dienen. Gut; ich wählte den Beruf aus Noth, nicht aus Vorliebe. Ich war unfähig zu arbeiten und schämte mich zu betteln. Als ick aber von Ihrem Glücke hörte, entsagte ich sofort jenem Leben, überzeugt, daß Sie mich weder Hunger noch Kälte mehr dulden lassen würden. Und dann sollte ich Isabella nach fünfzehn langen Jahren Wieder sehen: welche Freude!" Sie schlug die Hände zusammen und blickte mit großen flehenden Augen zu ihm auf. Der Baron seufzte schwer. „Gott erbarme sich Ihrer, Harriet! wenn Sie das Kind Das Telegraphennetz der Erde. ii. Die ersten Versuche der Kabellegung im Mittelmeere wurden bereits im Jahre 1853 angestellt, allein erst im Jahre 1870 gelang es, Marskille mit Bona in Algier zu verbinden. Gegenwärtig bestehen noch kleinere Kabellinien zwischen Spanien und den Balearen, von Italien nach den Inseln Korsika und Sardinien, von Otranto nach Balona (Türkei) einerseits, nach Korfu und Athen andererseits. Projektirt sind die Linien Triest-Korfu-Alexandrien und Marseille-Algier. Die Linien des Mittelmeeres, dessen bedeutendstes Tele graphenkabel wir noch unerwähnt gelassen, leiten uns un mittelbar auf das Telegraphennetz Asiens hinüber, welches, den Zweigen eines Baumes gleich, von dem Hauptstamme der anglo-indischen Telegraphenlinie ab sich verzweigt. Von Falmouth in England ausgehend, biegt dieses Kabel um die Westecken Frankreichs und der pyrenäischen Halbinsel, berührt Lissabon, Gibraltar, zieht dann geradlinig auf Malta, wo dasselbe von Italien herüber die Depeschen aus Europa, von Bona her die aus Afrika empfängt. Dann läuft die Linie über Suez in's rothe Meer, um das Kap Aden und querdurch den indischen Ozean nach Bombay. sind," entgegnete der alte Offizier eisig, „weil Sie Jsa- bella's Pfad überhaupt nie gekreuzt hätten, wenn in Ihnen Im Zimmer brannten noch Wachslichter. Mrs. Vavasor zog die Vorhänge zurück und blickte hinaus in den grauen regnerischen Morgen. Die Ulmen und Buchen beugten sich im Sturme, ein bleierner Horizont spannte sich über die nasse Erde und veua s Psao uvervanpi ine gcireuzi yanen, wv« verlor sich ferne in der grauen See. Im fahlen Morgen j noch ein Funke Herz und Ehre geblieben wäre.