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———- — Amtsblatt für die könialichcn und städtischen Bchörden zu Freiberg und Brand. 1875 Donnerstag den 3V. Sevlcmbcr 227 NT tt- rnall- -.dände reses Besitzes durch künstliche Preissteigerung der Eisen- abrikate geschützt zu werden." Aber selbst wenn man die Zollpolitik nach den Wünschen gewisser Jndustriekreise ein richten wollte, würde man nicht im Stande sein, die Folgen einer ungesunden Entwickelung zu heilen. Man würde vielleicht eine momentane Erleichterung schaffen, keineswegs aber eine dauernde Blüthe, einen bleibenden Aufschwung. Denn die meisten Industriezweige können allein durch den einheimischen Markt nicht bestehen, wenn man auch durch die höchsten Schutzzollmauern jede fremde Konkurrenz fern schäftigt er und er darf billigerweise nicht von der Eisen industrie durch Schutzzölle fort und fort belästigt werden." »r, lSe« St» »o« UlS Das ist im Wesentlichen der Inhalt des Schriftstückes, welches die Delegirtenkonferenz an die gesetzgebenden Körper schaften gerichtet hat. Als Entgegnung auf das entstellte und erzwungene Votum des volkswirthschaftlichen Kongresses wird es seine Wirkung nicht verfehlen. Ueberhaupt sind die Aussichten der fchutzzöllnerifchen Agitation trotz aller Rührigkeit nicht eben günstig. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß sich im Reichstage eine Majorität finden wird, die von den bisherigen Bahnen einer freisinnigen wirtschaftlichen Politik abzulenken geneigt wäre, und eben so wenig im Bundesrathe. Die beiden Männer in der Leitung der wirtschaftlichen und finanziellen Politik, Delbrück und Camphausen, haben sich so entschieden mit den freihändleri schen Bestrebungen identifizirt, daß sie eine Umkehr nimmer mehr befürworten und auch nicht ertragen könnten. So schwankend und haltlos ist der Gang unserer Entwickelung sicherlich nicht, daß eine augenblickliche Kalamität einzelner Industriezweige die gesammten Grundlagen erschüttern sollte, auf welchen seit Jahrzehnten unsere wirtschaftliche Ent wickelung sich aufgebaut hat. Wirth, der seine Ländereien zu theuer bezahlt hat? Wer dem Besitzer entwerteter Bankaktien? Ebenso wenig haben die Besitzer von Eisenwerksaktien ein Anrecht, vor Entwertung „Meiner Ansicht nach solltest Du mehr auf Deine Ge sundheit achten, Papa; ein alter Herr, dessen Leber in Indien gelitten, der eine Sepoykugel in der Lunge sitzen hat und überdies starke Neigung zu Schlaganfällen, sollte wirklich vorsichtig sein. Lies nun den Brief, Papa, und sage mir, welche Dame sich, ohne mein Wissen, erlaubt, Dir zu schreiben? Wo gehst Du denn hin?" Der Baron hatte sich erhoben. „In die Bibliothek, Kind, laß Dich nicht stören." A beugte sich zu ihr und küßte sie mit beinahe leiden schaftlicher Zärtlichkeit. „Mein Liebling, o mein Liebling, Gott schütze und segne Dich, was auch immer geschehen möge!" Die letzten Worte sprach er mit schmerzbewegter Stimme und eilte aus dem Zimmer, bevor die Tochter zu antworten vermochte. „Nun, wenn das nicht Alles übertrifft! Geheimnisse immer dreister werdende schutzzöllnerische Agitation hatte die Königsberger Handelskammer, welche an der Spitze der freihändlerischen Bewegung steht, veranlaßt, auf die Ein berufung einer außerordentlichen Konferenz des Vereins der Seestädte zu dringen, um auch das gewichtige Wort diefer Körperschaft in dem Kampf gegen Schutzzoll und Freihandel zu verwerthen. Die Konferenz trat vorige Woche in Berlin zusammen und war von 23 Delegirten besucht. Nachdem der Vor trink' dieses Wasser!" Er gehorchte mechanisch in seine Wangen zurück. „So, und nun sag' alterirte?" „Nein, Bella, es war fitzende, Herr Claussen-Bremen, die Sachlage dargelegt und die Freihändler gegen vielfache ungerechte Vorwürfe in Schutz genommen, wurde eine Eingabe ans Reichskanzler amt, den Bundes rath und Reichstag besprochen, deren Schluß die Bitte war: „Alle Petitionen und Anträge auf Verlängerung oder Erhöhung der Schutzzölle über das in den betreffenden Gesetzen bestimmte Ziel und Maß entschieden zurückzuweisen und unbeirrt in der durch die internationalen Verträge eingeleiteten Handelspolitik fortzufahren." Die Eingabe weist in überzeugender Darlegung nach, daß nicht überstürzte oder unbillige Zolltarifreformen gewisse Zweige der deutschen Industrie, namentlich das Eisenfach, in die augenblickliche Kalamität gebracht, sondern nur die eigene krankhafte Ueberspannung, der fieberhafte Schwindel und der unausbleibliche Rückschlag dagegen. „Jeder Ver such," heißt es weiter, „dies Uebel mit einer Staatsmaßregel zu bekämpfen, ist eine Ungerechtigkeit. Wer hilft dem Land ¬ er xr Für den Freihandel. Unter den zahlreichen Kundgebungen, welche der gegen wärtige Streit über die Ziele und Aufgabe der deutschen Zollpolitik täglich hervorruft, verdient das Votum des Delegirtentages der deutschen Seestädte als die Stimme des deutschen Großhandels besondere Beachtung. Die Bei den ersten Worten halte sich über des indischen Offiziers Züge ein Ausdruck des Entsetzens gelagert. Eine graue Blässe überzog sein Antlitz und wie gebannt hafteten seine Augen auf dem verbängnißvollen Brief. „Was ist's, Papa! Du bekommst einen Anfall! schnell und langsam kehrte die Farbe mir, ob Dich der Brief so ... , nur einer meiner gewöhnlichen Anfälle. Geh', Kind, es ist nun vorüber." Inserat« werden bis Vor mittag« t1 Uhr für nächste Nr. ange nommen u. die ge spaltene Zeile oder deren Raum mit 10 Pf. berechnet. Inserate sind stet» an die Expeditton, Frotsrhor'sche Buch handlung, zu senden. Tagesschau. Freiberg, den 29. Septbr. So schlimm sieht es also mit den Friedensvermittelungen in der Herzegowina doch nicht aus, wie die drei Konsuln Rußlands, Frankreichs und Englands der Welt mit ihren pessimistischen Berichten Glauben machen wollten. Jetzt haben nämlich auch die Konsuln Deutschlands, Oesterreichs und Italiens über ihre Mission sich geäußert und zwar weitaus günstiger, als ihre Kollegen aus den zuerst ge nannten drei Ländern. Darnach verlangen die Insurgenten einen Waffenstillstand, um ihre Forderungen zu formuliren. liebe ich übrigens nur in Sensationsnovellen, und da ich vor Papa keine habe, sehe ich nicht ein, warum er vor mir welche haben sollte." Isabella Dangerfield erhob sich mit gekränkter Miene und schritt langsam die breite glänzende Treppe empor. „Es war der Brief und kein Anfall," sprach sie zu sich, „wer aber hat ihn geschrieben und warum? Bei Tische soll mir Papa Alles sagen, nun aber werde ich zunächst meinen Morgenritt machen." Sie betrat ihr Zimmer und sang das Lied, das gestern der Fremde gesungen, dessen herrliche Stimme und dunkele Schönheit inzwischen ihre siebzehnjährige Phantasie rastlos beschäftigt hatte. i.riisplioäe » ein 1'vmplor», li sponäe o rar» » mv!" „Wie schön er war! wenn je ich heirathe, muß es solch ein Mann sein! Peter Dangerfield! warum nicht gar! Und doch sehe ich lieber ihn zu meinen Füßen als keinen. Möcht' wissen, ob er mich liebt oder meine achttausend Pfund Rente? Bring' mein grünes Reitkleid, Ninon, und befiehl, daß Jlderim gesattelt werde. Sorge auch dafür, daß mir kein Groom folge." „Aber Mademoiselle, der gnädige Herr will " „Wirst Du tbun, was ich will, Ninon? Ich sage Dir, ich will keinen Reitknecht hinter mir, will nicht unter Polizeiaufsicht ausreiten, und was die Leute sagen, ist mir einerlei." Ninon widersprach nicht mehr, schweigend kleidete sie die ;unge Herrin an und that, wie ihr geheißen. Als die Erbin von Scarswood Park durch die Halle schritt, welche die vor Jahrhunderten ihre Ahnen getragen, geschmückt war, sah sie frisch und reizend genug aus. Das unbefangener Erwägung auf der Hand. „Die augenblick liche Bedrängniß", meint die Delegirtenkonferenz Weiler, „wird vorübergehen, wenn man sie nicht durch Anwendung verkehrter Mittel verschärft. Die wechselnde Gunst und Ungunst der Verhältnisse muß die Eisenindustrie Ivie jedes andere Gewerbe über sich ergehen lassen. Das wichtigste und vornehmste Gewerbe in jedem Staate bleibt immer der Ackerbau. Zehnmal mehr Kapitalien und Menschen be- Korrespondenz in Paris? Eine elegante Hand, dickes,par- fümirtes Papier und das sentimentale Motto: » Ii-oi!' Ja, Papa, von wem ist denn das?" Feuilleton. Geheimnitzvoll. Rach dem amerikanischen Oiiginale der MrS. May Agnes Fleming stei bra,beitet von Lina Freifrau von Berlepsch. (Fortsetzung.) „Nun, mein Kind, Peter ist nicht hübsch, nicht be zaubernd, aber er ist ein kluger kleiner Kerl und dürfte einen besseren Gatten abgeben, als manch schöner Mann. Schöne Männer sind eitel wie Pfauen und meist so in sich selbst verliebt, daß in den leeren Herzen und Köpfen nicht Raum für ein anderes Wesen bleibt. Sei nicht stntimental, Kind, Helden finden sich heutzutage nur in Romanen, und wie gesagt, Peter ist ein kluger kleiner Kerl und liebt Dich." „Ein kluger kleiner Kerl! Ein kluger kleiner Kerl!" wiederholte Bella verächtlich, „vor wenigen Minuten sagtest Du mir, Papa, ich möchte das betreffende Thema fallen ^ssen, ich bitte Dich nun um das Gleiche. Ich würde Deinen klugen kleinen Kerl nicht heirathen und wenn mein Aden davon abhinge ; unbegreiflich aber ist mir, wie Du Deiner Tochter und Erbin rathen kannst, sich an einen Advokaten mit einem Ratten- gesicht wegzuwerfen. Wenn es noch Gaston Dantren Papa,." h kommt die Post; gicb mir den Schlüssel, und "nr> - aber Papa, was hast Du für eine Damen ¬ halten würde, solidem sie sind darauf angewiesen, zu exportiren, ausländische Absatzgebiete sich zu erobem. Die in den benachbarten Staaten bestehenden, ohnehin starken schutzzöllnerische» Neigungen würden aber vollends zum Durchbruch kommen, wenn das deutsche Reich, bisher der Vorkämpfer freihändlerischer Prinzipien, seinen Grund sätzen untreu würde. Ein allgemeines Absperrungssystem der europäischen Staaten wäre die Folge und der ganze inter nationale Verkehr und Welthandel würde auf Jahrzehnte zurückgeworfen werden. Wie aber darunter gerade die hochentwickelte, mit ihrem Ueberfluß auf fremde Märkte I angewiesene deutsche Industrie leiden müßte, das liegt bei Einladung MM Abonnement. Mit dem 1. Oktober c. beginnt ein «enes Quartal des Freiberger Anzeiger. , MIM, «,-rkamh-ttm »-» GtnMchm S-dM In odj,Illner, l-chg-mük-r Welle i» bchan«-In und bet nicht ,, »er-uldE» Sl"m--,,n «M-n» NN» LIN- -»Inch« i» er»-»--. 2° S°«m der inmn»PMM»n» »--«-'«»-» »rlrM st-»le m-»l- Mch-M-, wahr,»» lle iu Bema auf die nutzeren und deutschen Reichsaugelegeuheiten der nationalen Fahne folgt. - ' 5 «uck im neuen Quartal wird das Feuilleton den geehrten Lesern interessante Erzählungen bieten, um auch nach die,er Seite hin den Ansprüchen Publikums zu genügen. Neuhinzutretende Abounenten bekommen auf Verlangen den Anfang der Novelle „Geheimnitzvoll" gratis nachgeliefert. ' d "«2er Abovnementspreis beträgt wie bisher 2 Mark 25 Pfennige. Dagegen steht fich die Expedition gezwungen, infolge der immer grötzereu verbreitnng des Blattes, der bedeutenden Mehrausgaben für Redattion, Drvck «nd Papier eine Erhöhung der Jnsertionsgebühren auf 1> Pfeuuige für WWWMWP W Freiberger Dyeigtr Die Redaktion^. findet fich Rinnen- . . " und Tageblatt.