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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Donnerstag, den 23. September 1875 .V22i spieligkeit legt dem Volke fort und fort neue Steuern auf, Verhältnisse zu dem jetzt gesunkenen Wirthschafts- Mllitärfiüchtigen nicht mit dem einfachen: „das hilft einmal I kommen, da bei welche im vermögen nicht mit dem einfachen: er, Feuilleton. r.E. -Säst, rsekv obigasst. 16,072 allein auf Elsaß-Lothringen dem Widerwillen der dortigen Bevölkerung errettig, mensches ttdnr. veida. Zei». öa-» pp a t Frl. BerU» u Frl. !n wu ermfti. häatzr tlpvrl- Äal». 1860 in Preußen viel minder von der militärpflichtigen Bevölkerung empfunden worden sein, und anderentheilS muß denen, die Soldaten werden sollen, ein friedliche» Leben lieber sein, als etwa zu erhoffender Kriegsruhm. Solche Scheu vor dem Soldatenstande, wie sie hier in amtlichen Listen zu lesen, ist kein gutes Zeichen. Aber man wird, trotz aller Verurtheilung dieser Dienstentziehung, nicht so sehr die jungen Militärflüchtlinge anklagen dürfen, die ihre besten Jahre hergeben sollen, sondern die Gesetze. In den kürzlich stattgefundenen Verhandlungen des „Ver-! eins für öffentliche Gesundheitspflege" zu München ist unter Anderem auch nachgewiesen worden, daß der deutsche Soldat im Frieden höchst unzulänglich ernährt wird. „Zustand des allmäligen Verhungerns" — drückte sich der Referent aus; und deshalb, fährt derselbe fort, wären auch die ärmsten Eltern gezwungen, sich am Munde abzudarben, um ihren Sohn damit in der Kaserne vor Hunger zu schützen. >«ue rach !aa- Üel» bis mm Nrr- pital ueste und noch iens- ähnt Uttel fiten venn Illich sich chme auch eine gegen das neue deutsche Regiment eine besonders starke Abneigung gegen den Militärdienst unter demselben Hand in Hand geht. Aber desto mehr wird jeder billig Denkende erstaunen, wenn die amtliche Statistik daneben 16,830 Mann aufführt, die bei der Aushebung'von 1874 in der Provinz Preußen ohne Entschuldigung fortgeblieben sind. Wenn dies in der alten Stammprovinz mit ihrer kräftigen und von jeher kriegstüchtigen Bevölkerung möglich sein konnte, dann fällt es natürlich ganz anders ins Gewicht und läßt keinen Zweifel mehr zu, daß selbst die Altpreußen die Last des Militärstaates drückend empfinden. Jene Zahl von 16,830 Ostpreußen, welche 1874 sich dem Militärdiens entzogen, beträgt ja mehr als das Doppelte der im Jahre 1860 im ganzen Königreich Preußen nach dem damaligen Um fang derart Ausgebliebenen. Damals blieben in ganz Preußen 7177 Mann aus, jetzt in einer einzigen Provinz l 6,830 Mann' Sprechen diese Zahlen nicht laut und mahnend genug? Man bedenke, daß zwischen 1860 und 1874 die neue Militärorganisation Preußens und auch des deutschen Reiches liegt, ebenso die Kriege von 1864, 1866 und 1870. Beachtet man dies, so bezahlt das Volk noch extra aus seiner Tasche bedeutend mehr zu dem Militärbudget, als sich aus der offiziellen Steuerquote pro Kopf ergiebt. Kein Wunder, daß auch die armen Eltern nichts dagegen haben, wenn ihr Sohn Reißaus nimmt, um sich den drei jährigen Dienst und den Eltern den dreijährigen Zuschuß zu ersparen. Wollte man aber die Verpflegung der Soldaten verbessern — wie viel höher würde dann dir Jahressnmme der Militärbudgets werden? Schon diese Umstände lassen es als unvermeidlich erscheinen, daß unser Militärsystem fürs Volk erleichtert werden muß, denn auf die Dauer isi"es* gar nicht zu halten. nichts!" hingenommen werden können. Es kann füglich einer Nation auch nicht wohl dabei sein, eine zu schwere Rüstung zu tragen; auch ist gar nicht anzunehmen, daß damit der Zweck ihrer besten Wehrhaftigkeit erfüllt wird, wenn sie die Kraft verliert, ihre Rüstung zu tragen. Unser Militärsystem muthet dem Volke sehr viel zu, indem eS eine dauernde Einrichtung geworden ist. Wie bedeutend darunter von Jahr zu Jahr das Volksvermögen leidet, darüber belehren die trockenen Zahlen der amtlichen Statistik in unwiderleglicher Weise. Dem Bundesrathe ist eine Uebersicht über die Ergebnisse des Heeresergänzungsgeschäftes im Jahre 1874 zugegangen, aus welcher sich ergiebt, daß nicht weniger als 82,418 Mann Dienstpflichtiger sich nicht gestellt haben und somit als Militärflüchtlinge angesehen werden. 8 ',418 junge Männer haben also lieber ihr Vaterland verlasse», als daß sie zur Fahne schwören wollten. Da sie sicherlich nur geflüchtet sind, da sie wegen ihrer körperlichen Beschaffenheit die Einreihung zum dreijährigen Dienste be stimmt zu erwarten hatten, so kann man wohl behaupten, Abonnements-Einladung. Mit dem 1. Oktober beginnt ein neues Abounc- meut für de« „Freiberger Anzeiger" und bitten wir, das Abonvemcnt möglichst frühzeitig erneuern zu wolle«, damit in de« Zusendnugev mit Beginn des nenen Quartals keiue Unterbrechung stattfindet. Die denische Militiirgesehgkbung. Seit den kriegerischen Erfolgen von 1870 hat natur gemäß der militärische Theil unsers Staatswesens sich einer außerordentlichen Hochachtung erfreut. Allen Respekt vor den Leistungen unserer Armeen damals und nicht minder vor einem tüchtigen, schlagfertigen Militärorganismus, welcher des Volkes Sicherheit und Vertheidigung im Noth falle gewährleistet. Aber es wird am Ende doch Zeit, sich zu fragen, ob in unserem Militärstaate Alles so unfehlbar sei, daß es darüber nichts mehr zu denken gebe. Von Jahr zu Jahr kostet die Rüstung Deutschlands mehr an Millionen und jetzt wird wieder eine jährliche Zulage von sechs Millionen Mark für die fortlaufenden Kosten des Ordi- nariums vom Reichstag gefordert werden. Diese Kost sich immer noch mehr als bislang dem Militärzwang ent ziehen werden. Von allem Anderen abgesehen ist also die Wirkung unsers Militärstaates nach dieser Richtung hin eine volkswirthschaftlich traurige, insofern wir eine massen hafte Auswanderung kräftiger junger Leute konstatirt sehen. Der Widerwille gegen den langjährigen Dienst treibt sie aus dem Vaterlande, und da ihrer so sehr viele sind, so geht aus diesem Umstande schon die Anfechtbarkeit der Militärgesetze genügend hervor. Gesetze, die solche Wirkung auf ein Volk üben, können nur in der Phantasie von Schwärmern unbedingt gepriesen werden ; ihre praktische Beurtheilung seitens Derer, die ihnen unterworfen sind, ist ein mächtiger Protest dagegen. Wenig auffällig ist es allerdings, daß von den 82,418 Banden an das schöne Mädchen gefesselt fühlte, so fand auch sie bald Gefallen an seinem ritterlichen Wesen und an seiner Bereitwilligkeit ihr und der alten Mutter zu dienen. Obgleich sie der damaligen Litte gemäß selten das Frauen- gemach verließ, so hatte sie doch Gelegenheit viele stattliche Ritter zu sehen, die ihr dann und wann von ihrem Oheime zugesübrt wurden, lieber aber als Alle war ihr Ehrenberg, dessen stilles Werben um ihre Minne ihr nicht entgehen konnte. — Es war an einem schönen Sommerabende; Gertrud er ging sich ohne Begleitung in einem kühlen Kreuzgange, der in den Garten des erzbischöflichen Palastes mündete und durch verschiedene Abzweigungen mit dem Hause verbunden war. Vielleicht dachte sie gerade an de» Hauptmann und war deshalb nicht wenig erschrocken als dieser selbst plötzlich vor ihr stand. Sie wollte ihm zwar ausweichen und in's Haus zurückfliehen, er hielt sie aber an der Hand fest und suchte sichtlich einer heftigen inneren Erregung Herr zu werden. Endlich begann er: „Gertrud, eben komme ich eitz tot» Roggen l Morl WMcn «. Söcker» » RoN. amedlt: ummg: »t-ON. gen iol» 1 M. S, - M.S. ?r,1- Kai r.-Ltldr mir die Hand, Du bist ein schönes Mädchen geworden, seit ich Dich zum letzten Male sah; für Dich," fügte er lächelnd hinzu, „wird sich vielleicht etwas Anderes noch finden lassen, als der Schleier, den Deine Mutter zu nehmen gewillt ist. Doch kommt herein, und, Wolf Ehrenberg," hiermit wandte er sich zu dem jungen Hauptmann, der bis dahin in achtungsvoller Ferne geständen hatte, ohne jedoch seine glühenden Blicke von dem Mädchen abzuwenden, „Ihr mögt den Dienst bei den Frauen übernehmen, ihr Befehl gelte Euch so viel wie der meinige." Dann begaben sich Alle in das Innere des Hauses nnd Wolf Ehrenberg folgte m einiger Entfernung, zur großen Verwunderung seiner Kameraden still und in sich gekehrt. — Wochen waren seitdem vergangen und wie der junge Mann gleich vom Augenblick an sich mit unzerreißbaren n i gleicher replitz wie Ei« Stückchen VollsjUstiz ans dem Mittelalter von Wollqang Morus. Es war im Jahre 1158. Vor dem erzbischöflichen Palaste der Stadt Mainz hatte eben eine Sänfte Halt ge macht und der Hauptmann der begleitenden Wache eilte daß sie einen sehr starken Ausfall an unserer Arbeitskraft i So muß also einestheils die Last der Militäransprüche vor herbeigeführt haben. 82,418 Männer bilden mehr alsj " zwei Armeekorps; es ist wohl der Mühe Werth, zu bedenken, was es heißt, wenn eine solche Masse von Arbeitskraft der Nation abhanden kommt. Dieser Fall ist um so ernster, als eine fortwährende und immer bedeutendere Steigerung dieser Verlorenen zu befürchten ist. Denn wenn es deren im Jahre 1860 nur 1s Prozent gab und jetzt, binnen vierzehn Jahren, sie sich auf 9 Prozent erhöht haben, so läßt dies wohl vermuthen, daß auf Hundert Dienstpflichtige an die Thür derselben, um sie zu öffnen und den Insassen beim Aussteigen behilflich zu sein. Zuerst erschien eine schon bejahrte, ziemlich korpulente Dame, die den Beistand des jungen hübschen Hauptmannes so sehr in Anspruch nahm, daß ihm keine Zeit mehr übrig blieb, auch der zweiten in der Sänfte befindlichen Person seine Dienste anbieten zu können. Diese, eine liebliche Mädchengestalt, deren Aehnlichkeit mit der eben erwähnten Matrone sie leicht als deren Tochter erkennen ließ, sprang munter aus der Sänfte heraus, machte dem sich eben nach ihr hin wendenden Hauptmann eine zierliche Verbeugung und sagte schalkhaft lächelnd: „Ich bin Euch sehr dankbar für Eure Mhmaltung, ich wäre ohne Euch wohl schwerlich heraus- gekommen; mein Ohm, der Erzbischof muß Euch schon zu meinem Erzkämmerer machen." Gleich darauf war sie an der Seite ihrer Mutter, um diese zu unterstützen. Unterdessen war der Erzbischof mit vielem Gefolge unter der Thür erschienen und empfing feine Gäste mit größerer Herzlichkeit und mehr Hochachtung, als man dem stolzen Prälaten zugetraut hätte. War es doch auch seine einzige Schwester, die bedeutend älter als d^l, der Mutter vertreten hatte, als BL K! Tagesschau. Freiberg, den 22. Septbr. Die große Parade, welche der Kaiser am Montag auf dem Roggenthiner Felde bei Rostock über das 9. Armee korps abhielt, hatte eine um so größere Anziehungskraft auf die Bevölkerung von Stadt und Land ausgeübt, als so große Truppenaufstellungen im Lande Mecklenburg etwas noch nie Gesehenes sind. Die Fahrt vom grobherzoglichen Schlöffe in Rostock bis zum Poggenkrug, wo die Reitpferde bestiegen wurden, war von fortdauernden Hurrahrufen der Menschenmassen begleitet, welche sich die Straßen der Stadt, der Vorstadt und die Chaussee entlang aufgestellt oder bis zum Erscheinen des Kaisers gelagert hatten. Für Tribünen war sowohl längs des Weges, als auf dem Paradeplatz reichlich gesorgt und da es auch mecklenburgische Truppen waren, welche in Parade standen, so war der Enthusiasmus aus dem Vorgemache von Eures Oheims Zimmer, ich habe gehört, wie er drinnen Eure Hand dem Pfalzgrafen vom Rheine versprach, weil er ihn auf seine Seite bringen will, damit sie sich nachher mit um so größerer Macht gegen unsern herrlichen Kaiser Rothbart auflehnen können. Ich sag' Euch aber: ich leid's nicht, weil ich Euch lieb habe, weil Ihr mir theurer seid als Alles auf Erden, weil ich mir von Niemand mein Kleinod rauben lassen will; sprecht, redet, wollt Ihr mich glücklich machen, willst Du ihnen zum Trotz mein sein? l" Ehe noch die bestürzte Gertrud auf diesen glühenden Erguß antworte» konnte, trat plötz lich der Erzbischof aus dem Dämmerdunkel eines Seiten ganges, begleitet von einem Manne in der Rittertracht der damaligen Zeit, i» dem Wolf bald den Pfalzgrafen vom . Rhein erkannte. „Siebe das Wölslein bei dem Lamme," begann der Bischof höhnisch, „hätte kaum geglaubt, daß der trutzigliche Kriegsgesell da so girren könnte; wie könnt Ihr e< denn wagen, Ihr unverschämter Fant —" „Oho, Herr Bischof," brauste Ehrenberg auf. — „Sachte, mein Bürschchen," unterbrach ihn der Pfalz graf, „wer erlaubt Euch denn, seiner Heiligkeit dem Bischof in die Rede zu fallen, und überhaupt glaube ich hier auch noch ein Wörtchen mitreden zu dürfen, denn Gertrud ist meine Verlobte!" „„Nickt mit ihrer Einwilligung"" rief Ehrenberg, „und da Ihr mich einmal beim Werben um ihre Hand überrascht habt, so will ich meine Liebe zu ihr gar nicht leugnen. Seid Ihr der Pfalzgraf, so bin ich ein freier, angesehener Mann, der sie mit ebensoviel Recht wie Ihr zu seinem Gemahl erküren kann, und wenn Ihr nicht ' gesonnen seid, zurückzutreten, wohlan, so soll das Schwert i entscheiden." ' „Haltet Ihr mich denn für einen Narren, daß ich mit VonneN- Fimaz. :a >M". fieiberg. «MtchergtrAMUrW findet sich Rinnen. - _ Handlung, zu senden. ' ' «nd Tageblatt. »besitz». Km