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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand 1875 -V215 Donnerstag, den 16. September Be. Inmitten der Bestrebungen der Parteien, mit einer vertauscht t, Ober- stoben. und ru :tner mehr den Stand von 40 Mann. Ja, in den Kompagnien der vierten Bataillone und Depots giebt es keine anderen Gemeinen mehr als die Offizierburschen. Wir können noch hinzufügen, daß, obgleich der Jahrgang von 187k> 6 Monate länger unter den Fahnen gehalten wurde, um die Wirkungen des neuen Gesetzes über die Unteroffiziere abzuwarten, alle Diejenigen, welche keine Verpflichtungen mehr hatten, in die Heimath gingen. Was die Offiziere betrifft, so mußte man die Pensionsberechtigung von 25 auf 30 Jahre Dienstzeit hinausschieben, weil alle Haupt leute und ein Theil der höheren Offiziere sich beeilten, um ihren Abschied einzukommen. Die übrigen Waffengattungen stirendes ter gün- aus ein vom 13. März 1875 zurückbleiben würde. Allerdings hat man sich nicht genug beeilen können, alle Generale, Stabs-, Subaltern und Unteroffiziere zu ernennen; die Folge davon ist aber, daß jetzt die Infanterie-Kompagnie auf dem Papier auf 54 Mann herabgesetzt ist. Tritt man der ' Sache noch näher und sieht sich ein Infanterie-Regiment an, wie es zu den Uebungen ausrückt, so wird man sofort inne, daß es nicht mehr als ein schwaches Bataillon (von 3—400 Mann) vorstellt. Seit kürzlich die Jahresklaffe von 1870, welche im Anfang des letzten Krieges unter die Fahne gerufen worden war und volle fünf Jahre gedient hatte, beurlaubt worden ist, überschreiten die stärksten Kompagnien, Offiziere und Unteroffiziere einbegriffen, nicht iaamenkm erkauf bei ssvlk, steilstem. settstelli iß e Nr. Die sranMschc Ärmer und ihr Budget. Unter diesem Titel bringt die „Kölnische Zeitung" folgenden Artikel: Eine schlichte Prüfung des Heeres- Budgets, welches kürzlich votirt worden ist, führt zu der Ueberzeugung, daß es Frankreich sehr schwer werden wird, diejenige Zahl von Wehrpflichtigen einzustellen, welche zur Erzielung einer gehörigen Präsenzstärke der Friedens-Kadres nothwendig erscheint, sollen anders Offiziere und Unter offiziere die hinreichende Gelegenheit zu ihrer eigenen takti schen Ausbildung finden. Das Kadresgesetz setzte Friedens stärken fest, wie sie in Deutschland für unzureichend gehalten werden; zählt doch die französische Infanterie-Kompagnie nur 66 Gemeine, während die preußische 115 hat, abgesehen von der zeitweiligen Vertheilung des elsaß-lothringischen Kontingents auf die ganze Armee. Nimmt man die ge- sammte Iststärke des Regiments, so kommen in Frankreich auf 18 Kompagnien und den Stab 69 Offiziere und 1568 Unteroffiziere und Gemeine, in Preußen dagegen auf 12 Kompagnien 57 Offiziere und 1625 Unteroffiziere und Gemeine. Hieraus folgt, daß die Kommission die Iststärke der französischen Infanterie auf dem Friedensfuß so gering wie möglich bemessen hat, und daß, wenn man noch unter die Zahl von 66 Gemeinen per Kompagnie hinabgeht, die Es bleiben mithin 425 Millionen übrig, welche zur ' Unterhaltung von 3983 Generalen und Stabsoffizieren, 22,756 Offizieren niederer Grade, 107,795 Unteroffizieren und 179,239 Kapitulanten, im Ganzen von 413,773 Mann ihrer Dienstpflicht Genügenden, verfügbar sind. Wir bemerken, daß in Deutschland die Offiziere und Einjährig- Freiwilligen nicht in dem gewöhnlichen Dienststande von 1 pCt. der Bevölkerung einbegriffen sind, was zu Gunsten der deutschen Armee ein Mehr von 10,000 Mann des Friedensfußes im Vergleich zur französischen ergiebt, und das niit einem um 60 Millionen Franks geringeren Jahres aufwande. Die Zahl der Reit- und Zugpferde beträgt in Frankreich 91,000, also etwas welliger als in Deutschland. Was bei der Betrachtung der durch das Budget fest gestellteil Stärken am meisten auffällt, ist das außergewöhn liche Zahlenverhältniß der Grade zu den gemeinen Soldaten, und auf den letzteren eben lasten immer die Stärkeherab setzungen. Zudem vermindert man immer nur den Stand der Infanterie, statt dies für alle Waffen gleichmäßig durch zuführen, so oaß die Hauptwaffe, von der die Kavallerie und Artillerie Hülfswaffen sind, wie Nebensache betrachtet wird und meistentheils nur dürftige Skelette der Re gimenter zeigt. r Art tont» Marst-ll eu - 280. haben sich weder der Kriegsminister noch die Kommission gescheut, diese an sich schon lächerlich geringen Stärken noch in einem ansehnlichen Verhältniß zu vermindern, statt diese Unmenge überflüssiger Offiziere, welche die Stäbe belasten, zu streichen. Mit einem Heeres-Budget von 500,038,000 Franks vermag Frankreich den Stand der Kompagnien einschließlich der Nichtstreitbaren nicht über 54 Gemeine zu steigern. Allerdings muß man von jener Summe 40 Millionen für die Gendarmerie und 35 Millionen sür verschiedene Ein nahmen abziehen, worunter auch die Einzahlungen, welche die Einjährig-Freiwilligen zu leisten haben, vorkommen, die für 12,000 solcher Individuen auf 18 Millionen veranschlagt werden Das entspricht nicht mehr dem System der Ein jahrig-Freiwilligen, wie man es in Deutschland kennt, sondern ist nur ein Mittel, wodurch sich die wohlhabenderen Klaffen der seiner Zeit durch Thiers durchgesctzteu fünf jährigen aktiven Dienstzeit entziehen, indem sie eine doppelt so hohe Summe zahlen, als man zum Unterhalt eines Mannes während der Dauer eines Dienstjahres nöthig hat. Mitglieder der Mehrzahl nach in militärischen Angelegen heiten vollständig unbewandert sind, und mit einem Kriegs minister, dessen Hauptsorge es stets ist, sich in seiner Stel lung zu behaupten und zu dem Zwecke die Menge Ab geordneter, welche ihn umlagern, zufriedenzustellen, ist man zu Vereinbarungen gelangt, welche einem deutschen Staats bürger unverständlich bleiben müssen. Nach einem Hinweis auf die in Frankreich gegenwärtig bestehenden eigenartigen parlamentarischen Verhältnisse, die in den wichtigsten Angelegenheiten und speziell auch in militärischen Fragen, nicht selten zu abnormen, kaum ver ständlichen Beschlüssen führen, fährt die „Köln. Ztg." fort: So haben die Abgeordneten innerhalb fünf Minuten das Kriegs-Budget von 500 Millionen zum Gesetz erhoben, ohne sich im geringsten darum zu kümmern, aus welchen Beweggründen das Kadresgesetz von 1875 damit zum tobten Buchstaben herabgewürdigt wurde. Jndeß gesteht der Kriegs-Minister in einer dem Budget vorangeschickten Bemerkung selber ein, daß im Jahre 1876 die budget gemäße Friedensstärke um 49,350 Mann und 11,917 Pferde hinter dem verfassungsmäßigen Minimum des Gesetzes werden zwar etwas weniger schlecht als die Infanterie be handelt, nichts desto weniger weigern sich die Unteroffiziere dieser Truppentheile in gleicher Weise fortzudienen. Soweit ist man in Frankreich mit einem Kriegsbudget von 500 Millionen gekommen. Man besoldet Stämme ohne gemeine Soldaten, und dennoch bedarf man der letzteren als eines unentbehrlichen Mittels, um erstere zu ergänzen und auszubilden. ul. imerei jdorfe, rfwege wissen ist in achung schöner Kauf- ITHlr. Ueber- Mig zu «l 1. Etage. , Blei tarftall ß Unter- I it einem I »«- iltMßr I nur den l w selbige I : Verkauf. I n einer mdenen ei mit m, soll Thaler, otheken Thaler, mer zu >emmel, Thaler -Sh, sie. einmal klagte sie sich der schnödesten Verrätherei gegen Hedwig an, dann wieder kam bei der Erinnerung ein Gefühl des Glücks über sie, wie sie es noch nie empfunden, und das kleine Herz klopfte und arbeitete so unruhig, daß sie sich vor Tagesanbruch schon vom Lager erhob, und ehe noch ein Mensch im Hause auf war, bei der Mutter in's Zimmer trat. Die Gräfin war erschreckt und verwundert über den frühen Besuch, Adele aber ließ ihr keine Zeit zum Erstaunen, sondern ihr um den Hals fallend, rief sie: „Mama, ich komme heut mit einer ganz außergewöhnlichen Bitte, aber wenn Tu mich lieb hast, wirst Du sie mir er füllen — meine Ruhe, mein Glück hängt davon ab." Diese heftig und leidenschaftlich hervorgestoßenen Worte brachten auch die sonst so ruhige Gräfin aus der Fassung, und sich aufrichtend und Adele betrachtend, fragte sie ernst, was denn geschehen sei. „Erst, liebe Mama, versprich mir, daß Du thun willst, um was ich Dich bitte — nicht wahr, Mama, Du liebst Deine Adele noch und thust ihr den Gefallen?" „Aber Kind," sagte die Gräfin und nahm die Hand Adelen's in die ihrige: „Du bist so aufgeregt, sage mir nur endlich vernünftig, um was es sich handelt, und sei versichert, daß ich gern thun werde, was Du wünschest, wenn Tu irgend eine vernünstige Bitte hast." „Sieh, Mama," sprach jetzt Adele ruhig, „ich habe mir immer gewünscht , Jemand glücklich machen zu können, ich habe mir ost gesagt, wozu nützt uns unser vieles Geld, wenn wir nicht Gutes damit tbun. Jetzt ist der Augen blick da, liebe Mama, — erlaube mir, daß ich Hedwig, die ich so herzlich liebe, soviel schenken darf, daß sie ibren Vetter heirathen kann —" und als hätte dies letzte Wort ihr ihre ganze Stärke geraubt, sank sie weinend in die . Arme ihrer Mutter, und di» Gräfin hatte alle Mühe, sie mit s. w., ver- zutem öesitz- selder Haler, re bei zuflüstern können: „Unter allen Umständen muß ich Dich i heut noch sprechen. „Ick bin der glücklichste Mensch, Hedwig," sagte er leise, doch voll Begeisterung, „und kann Dir nicht sagen, wie selig ich bin. Ich glaube, Adele liebt mich" - und nun erzählte er der Kousine den Hergang im alten Thurm, so : wie jedes Wort, das er mit Adele am ganzen Abend ge- , sprechen, und preßte dabei den kleinen Strauß unzählige mal auf seine Lippen. „Aber jetzt, Hedwig, hört die Ver stellung auf — ich hätte dort oben am alten Fenster vor ihr auf die Kniee sinken mögen, und ihr schwören, daß, wäre sie eine arme Nätherin, ich sie gerade so lieben würde, wie ich sie jetzt liebe, und hätte ihr abbittcn mögen, daß ich sie so lange betrügen konnte. Morgen gestehe ich.ihr Alles — wer weiß, ob sie nach dann nicht verachtet, und ich diesen Betrug mit dem Glück meines ganzen Lebens büßen muß." „Ich bitte Dich, Felix," sagte Hedwig leise und besänf tigend, „übereile nichls; Tu bist jetzt leidenschaftlich erregt; überlege Tir die Sache, ehe Tu sprichst; bedenke, daß Tu auf diese Weise vielleicht erst recht Dein Glück auf das Spiel fetzen würdest. Tu willst übermorgen abreisen — thue es — und überlaß das Andere mir; ich habe Tir bewiesen, daß meine Klugheit richtig zu rechnen versteht — und nun gute Nacht!" Damit schloß sie hinter Felix die Thür, der leise wieder in sein Zimmer schlich, ohne an Ruhe und Schlaf denken zu können. Auch Adele hätte sich am liebsten heut noch der Mutter an des Herz geworfen und ihr Alles gestanden, doch ' e sagte sich, dap die Gräfin zu sehr erschrecken würde, wenn sie zu so spater Stunde noch Einlaß bei ihr begehrte, und beschloß, sie am andern Morgen ganz früh aufzusuchen. Tie Ereignisse dieser Nacht ließen ihr wenig Ruhe, Tagesschau. Freiberg, den 15. Septbr. Kaiser Wilhelm begab sich gestern von Liegnitz nach Hainau, woselbst das Korpsmanöver an der wilden Deichsel begann und mit einem allgemeinen Sturm der Infanterie auf die Weitzdorfer Höhen sowie mit einer glänzenden Kavallerieattague in die Flanke des markirten Feindes endete. Der Kaiser sprach sich sehr befriedigt über die Truppen aus und zum Zeichen dessen ließ er die gesammte Kavallerie des Armeekorps im Parademarsch vorüber defi- liren. Um 2 Uhr kehrte derselbe wieder nach Liegnitz zu rück. Beim Galadiner auf dem Schlosse brachte Se. Majestät folgenden Toast aus: „Ich trinke auf das Wühl beider Armeekorps, welche im Kriege, wie im Frieden gewußt allgemeine Ausbildung der Truppen und die besondere des Militär-Kommission in der National-Versammlung, deren Stammpersonals in Frage gestellt wird. Trotz alledem Feuilleton. Zu klug. Novell« von G. v. Moser. (Forlseyung) „Ta kommt der Wagen," flüsterte sie; „daß Alles so schnell vorübergehcn muß — war es nicht schön hier oben?" „Co schön, daß ich cs nie vergessen werde," sagte Felix feurig und ergriff Adelen's Hand, die sie ihm nicht entzog; „brechen Sie mir ein Epheublatt, Komtesse Adele, zum Andenken an diefe Stunde!" „Hier," sagte sie hastig und legte ihm den Vergißmein- nichtstranß in die Hand, den er ihr selbst gepflückt hatte und den sie den ganzen Abend am Busen getragen hatte. — Er küßte ihr die Hand — ein zitternder Ton, wie „Adele" klingend — traf ihr Ohr — sie trat einen Schritt zurück, und bemerkte jetzt erst, daß Hedwig nicht mehr da war. Während sie sich nach ihr umsah, trat Hedwig von dem Altan zurück in's Gemach und fragte Adele ganz unbefangen, ob sie denn nicht endlich anfange müde zu werden. „Ich für mein Theil," meinte sie scherzend, „hätte nicht dafür gestanden, daß ich trotz dem schönen Schauspiel cin- geichlafen wäre, wenn in der alten Burg der Hohenheim's eine komfortablere Einrichtung gewesen wäre; doch die Tiele unter mir und der Himmel über mir, das war zu primitiv." Es war gut, daß Hedwig plauderte, denn Adele und Felix waren stumm, und Beide froh, als sie zu Hause an- ^men und nun mit ihren Gedanken allein waren. Nachdem es im Hause still geworden, klopfte es leise an Hedwig s Thür und Felix bat sie um Einlaß. Er hatte ihr nur, als sie aus dem Wagen gestiegen waren, MmbtWrAMMW und Tageblatt.