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uns heute zugehenden Berichte erklärten die Insurgenten eine Kommission nicht anerkennen zu können, in der wohl Vertreter der Pforte, jedoch kein Vertrauensmann der Rajah Sitz und Stimme bade. In rein militärischer Be ziehung könnte sie nur eine Waffenruhe aus Grundlage des uti possiäetiz annebmen. Nur Nir den Fall, daß die Machte Bürgschaft für die Ausführung der Konferenzbesch lüsie übernehmen würden, seien die Insurgenten, wenn mittlerweile Serbien und Montenegro in ihrer neutralen Haltung beharren, bereit, die Waffen niederz ulegen, um unnützes Blutvergießen zu verhüten. Die Mttbeilungen. die aus Serbien einlaufen, strotzen von Details militärischer Natur. Alle dieft Mel dungen, die wohl gleich allen Berichten aus dem 'lavocben Cüdosien an Uebenreibung leiden, lauten daraus hinaus, Serbien als am Vorabend kriegerischer Entschlüsse stehend, darzusiellen. So wird gemeldet, daß in Folge des Druckes, den die Tkuvschlina aut die Negierung üb:, der Kpisgs- mininer den Auftrag ercheilt hätte, Waffen an die bosnische Grenze zu verabfolgen. Weiter beißt es, daß Rüstungen in großem Maßstab« angeordnel seien. Als Beleg mr den Ernst der Situation wird die Tdaffacke angegeben, daß die konservativeren und reicheren Bewobner Bclgrad's, welche entschieden gegen jede abenteuerliche Politik idre-s Vaterlandes bisher Front gemacht, Vorbereitung treten, auf önereichiiches Gebiet, namentlich nach Semlin zu über siedeln. So grau auch die Sachlage nach dieser Darstellung gemalt wird, so in nach den letzten offiziellen Erklärungen doch zu erwarten, daß die serbische Regierung, wenngleich sie der herrschenden Strömung in Bezug aui mancherlei militärische Anordnungen Konzessionen macht, dennoch An stand nehmen werde, sich von den Agitationen und der aufgeregten Stimmung der im Momente allein das große Wort führenden Ultras in den Strudel der entfesselten Leidenschaften mitreißen zu laßen. Luck Italien wird jetzt bald seinen Kalholikrn-Kon- greß haben. Derselbe soll in der zweiten Hälfte des Ssv- tembers zu Floren; (der erste sand bekanntlich in Venedig statt) abgeballen werden. Aui der Tagesordnung stehen drei Haupttbema: erstens die Ausdehnung und Verbreitung der m Bologna begründeten Tsx» per I» ckben» äel!' issexuLmente (Verein für die Freigebung des Unterrichtes), zweitens eine feste Organisation der katholischen Presse Italiens, drittens die Gründung katholischer Vereine zu allerlei Zwecken. Ein Gerücht spricht bereits von einem allgemeinen europäischen katholischen Kongreß, der unter Zustimmung des Papstes im nächsten Jahre in Frankreich zusammentreten soll. Auch hierüber wird man angeblich in der Versammlung zu Floren; verhandeln. Die französische Flotte wird im Lauft des nächsten Jahres in Folge der von der Kammer zu diesem Zweck bewilligten Lummen eine starke Vermehrung erfahren. Be kanntlich ist dem Marineminister ein Kredit von 30 Mill, gewährt worden, mit denen er fünfzig neue Fahrzeuge Her stellen will. Einige derselben sind allerdings schon längere Zeit im Bau begriffen und bedürfen nur der Vollendung und Ausrüstung: Die Mehrzahl aber soll ganz neu in An griff genommen werden. Unter diesen befinden sich 7 Panzer schiffe erster und 5 zweiter Klaffe, s gepanzerte schwimmende Batterien, 4 Kanonenboote, 8 Kreuzer, 8 Transportschiffe und 4 auseinander zu nehmende Kanonenboote, welche von den großen Panzerschiffen mitgeführt werden sollen. In der letzten Zeit ist von Konstantinopel aus in tendenziöser Absicht die Nachricht verbreitet worden, daß die griechische Regierung sich beeilt habe, der hohen Pforte nicht blos ihre strikte Neutralität in Beziehung aus den ausgebrochenen Aufstand zu versichern, sondern auch derselben ihre Sympathien zu bezeugen, indem gleichzeitig von ihr angedeutet worden sei, daß Griechenland sich eventuell selbst aktiv auf die Seite der Türkei zu stellen bereit sei. Diese Nachricht entbehrt nicht nur jeder Grundlage, sondern widerspricht auch den Intentionen der griechischen Regierung, sowie der in Griechenland allgemein herrschenden Stimmung. Griechenland wird allerdings, so lange eine größere Kon flagration im Orient durch die Pression der Großmächte zurückgehalten wird, auf keinen Fall aus seiner Neutralität heraustreten, allein seine Sympathien sind ausschließlich am Seiten der Insurgenten, und eS wird im Lande auch daraus durchaus kein Hehl gemacht. Man giebt sich in Alben allgemein der Hoffnung hin, daß durch die Insur rektion in der Herzegowina die orientalische Frage einer Lösung entgegengehe, durch welche auch Griechenland zu einer wichtigeren Stellung gelangen werde. Tast mehr noch als die Herzegowina beschäftigt jetzt Züe Russen der Aufstand in Kbokand. Wenn man wissen will, wer denselben eigentlich veranlaßt bat uns zu welchem Zoe eck er veranlaßt wurde, der muß eine der neuesten Nummern des „Daily Telegraph" leien, in welcher die tieiinnersten Intentionen der russischen Regierung mit einem küh'-len Schlage bloßgel.'gt werden und man erst vollkommen verstehen lern:, worauf es sowohl in Kbokand als in ganz Zentralasien neuerdings auch in der Her zegowina abgesehen ist. Rußland will nämlich Persien verschlingen, um an den persischen Meerbusen zu gelangen und Konstantinopel auf diesem Umwege zu erobern. ^Nab Allem, was in der letzten Zeit in der englischen Preise, in den Klubs und selbst 'im Unteroauft über die binterlistigen Absichten Rußlands auf Ostindien geiagt worden ist, kommt zwar auch der „Daily Telegraph" zu der Einsicht, daß es mit diesen weitausiehenden Machinationen und Plänen des nordischen Bären aus Kalkutta und Bombav doch wohl eitel Humbug sein möchte. Unzweifelhaft sei dagegen die Politik der langen Hand, welche Rußland mit Bezug auf Persien treibe, denn im Winterpalais habe man nun einmal beschloßen, russische Häfen im persischen Meerbusen zu be sitzen und zwar immer mit dem langlebigsten aller Hinter gedanken, Konstantinopel zu erobern, diesmal aber freilich von Klein-Asien aus, also hinten herum! Auch die gegen wärtigen Unruhen in Bosnien und unter den Südilaven seien nur eine Diversion zu diesem Zweck. Deutsches Reich. In der verleben Sitzung der AciL-iustiz'oninwnm wurde die Bermbunz über die Ge'chwerenenzeriäue ftnzvwg. Die Frage, wem die Entscheidung über das Vorbandewein mildernder Um stände zulomms, entschied man zu Gunsten der Geschworenen und nicht ter Richter. Die Tlreiisraze, ob di: Aechtsdelebrung un anfechtbar 'ein wlle, entschied die Kommbnon dabin, daß jederzeit rom Vorsitzenden Rschisbelebrunz erweist werden dürft, daß die selbe aber vom Veribeidizer 'owobl als vom Staatsanwalt ange fochten werden könne und diele Anfechtung im Protokolle Au'nabme finden mü'ic. Ter Entwurf wollte dagegen die Belehrung von keiner Seite einer Erörterung untergeben lasten. — In ibrer gestrigen Sitzung sprach sich die Kommi'sion d.vür aus, Laß wenn die Geschworenen vor Abgabe ibres SoruLs einer weiteren Be lehrung bedürftn, dieselbe unter Zuziehung des Bertbeidigers und des SiaaiSanwalts nur im Berarbungszimmer der Geschworenen erweist werden dürft. Ter Entwurf baue die Bestimmung ge trosten, daß Lieft Belehrung in WenNicher Sitzung erftlzen ''olle, auch wenn sie nur das in den Verhandlungen zu beobachtende Ver'abren betreste. Kerner batte der Aegierunzsentw.tr' die Zu ziehung der Angeklagten nur dann Mr zulässig erklärt, wenn eine Aenderunz oder Vermehrung der Kragen beabsichtig! werde: die Kommi'sion nahm im Gegensätze dazu den bezüglichen Antrag aus ibrer Mitte an, Latz der Angeklagte in jedem Falle zuzezozen werken müste. Zn Bezug am eine Berichtigung des Spruches der Geschworenen aus formellen oder sachlichen Gründen einigte sich die Kommission in dem Anträge, daß den Geschworenen das Rech: der Berichtigung unbedingt zusteve. Tami: war die vom Entwurft aufgenommene Beschränkung amzebooen, daß zwar sach liche Mängel, nicht aber formelle berichtig: weiden ''olsten End lich wurde die Frage, ob das Gerick: die Sacke un:er Beseitigung des Spruches an das nächste Geschworenengericht verweben könne. wenn die Geschworenen sich zum Nach theUe deS Angeklagten geirrt hätten, mit dem Zusatze bejaht, daß dem neum Schwurgerichte nur diejenigen Fragen wieder vorgelegt werden sollen, welche zu Unzunsten Les Angeklagten entschieden worden find. Am Dienstag bat der Kronprinz deS deutschen Reichs iwd von Preußen die Znipizirung des ersten bairischen Armeekorps beendet und bei seiner Verabschiedung über die Leistungen der Truppen und deren Führer in jeder Beziehung seine vollste Be friedigung ausgesprochen. Oesterreich-Ungar«. Tie „Politische Korrespondenz" erkühn, daß die Emission da Prioritäten der ungarischen Nordostbabn, welche sich nach de» zwilchen der Unionbank und ter unzarilchen Regierung getroffen» Abkommen im Besitze der ersteren besinden, nahe bevorstehe und Latz der Finanzminister die omzielle Kolirunz derselben soeben bewilligt habe. — Am das EnnckieLenste LememiN der „Pefta Llovd" die Nackrickt. Latz die ungarisch; Regierung wegen Aus nahme einer Anleche von 90 Millionen GulLen in Unter handlungen stehe. Araukreich. Tie revublikani''chcn Blätter richten b-stize Angriffe gegen eine bei einem Banke: in Evreur verlegene Zuickrist des Admirals de la Ronciöre le Nourv. in welcher derselbe sich für die Einig ung aller konservativen Elemente ausgesprochen und sich puu a- gwenm Parteigänger der Regierung Mac Mabon s bekannt hatte, solange dieselbe am dem von ihr betretenen konservativen Wege mir Entschiedenheit bWarren wer!-: am Schlurft batte der Ad miral besonders hervorzeboben, wie er bo^s. Latz der Augenblick kommen werte, wo Frankreich wieter in ter Lage fti, frei keme Vahl zu treten unt unter ten eurovävchm Mächten wieter die jenige Stellung einzunwmen, die ibm durch Lie gegenwärtige Gestalt 'einer Regierung unterägt wer!:. Tft Blätter verlang» Latz Lem ALmiral ftin KommanLo über Las Gv'ckwaLcr ii Mittelmeer entzogen wrrLe. Türkei. Ein Telegramm H-wRn Pa'cka s an Len Vs» 3. L. M. meldet, Latz Lie Imurzmien. welcke sick auch :«r Ueber- zabe von Monastir unL Edouma (?> in Lie Berg; .uräckzejoza hatten, sich sortgeftm bei Len värki'ckm BwörLsn zur Unter werfung Nellen. Alles lme Laram 'ckließen, Latz Ler AarstmL balt ganz erlwchen ftin werke. — Nack einem am 6. L. der Regierung aus Serajewo zuzezonz-nen Telegramm ist eine circa 1000 Mann starke Banke ftrovher Zuzügler, wüche Lie Irma bei Losnitza über'chrüten barte, Lurch Lie türkvcken Truppen zcr- 'vrengt worden. — Secks Kanonen unL 5» Hinrerlatungszewchre welche von Serbien aus sirr L:e Imurz-nren abze'chickr und bei Gratiska zelanLe: worLcn waren. sinL von tm väRvckm Behörden mir Beschlag beleg: worden. — Einem Telegramm Les Vals von Bosnien zmolzr sind Lie Im'urzenren, Lie sich in ziemlich erheblicher Anzahl Ler Tesilsen von So:s!a unL Mazwoum ermächtig» woll:en, von 2 gegen sie abze'ckickten Bataillonen türkischer Truppen nack wisLerbAren G:ftck:en oollstänLiz in Lie Fach: zsichliz» worLen. Tie lürkvcken Truppen baden Lie Tisilsen besetzt. Ae Imurzenlsn ließen anterrbalp Hunter: Tot:e unL eben ft viel VerwunLne am tem Maye. Ler Verlust Ler Türken war uner heblich. — Am:.icher Mnmeilunz zmolze ist Lie AokenLunz von Truppen nach Nock unt Lettin in Aussicht genommen, um jede» etwa von Lieftr Seite er'olzenten Anzrm zu begegnen und die Rube amr-ck: zu erhalten: es wirt austrükäch binzuzesügi, Latz tieft Maßnahme kein; ftintftlige K mtzebunz z;zen Serbien sei. Nach in E-minft von Seiten Ler In'urzem.en cmzezanzcnw Nackrickten bar am 5. L. ein hitziges Geftchi bei Tatra ttattze- ßanten, wo Lie Jmurzenten von 3G)0 Nizams mit einer Batterie angezrmen warten. Der Kamp' Lauerte bis i:ä: Abends und ende:; mit einer Niederlage der Türken. Latere Laben angeblich 20«) Mann an Todten verloren und eine große Anzahl von Verwundeten gehabt. Tie In'urgenten geben Wren Lerlust auf 5 Todie und 20 Verwundete an. einmal ein junger Mann gefiele, so brauche ne nur daran zu denken, daß er neben ibr auch nach ihrem reichen Erb- 1heil schaue, so wäre alle Illusion verschwunden. — Laßen Cie fich's nicht merken, Fräulein von Gemmingen, daß ich Ihnen in der ersten Stunde gleich diese Gesinnung meines Mündels verrathen und suchen Sie dem jungen schonen Wesen den Glauben an eigenen Werth zu geben. Sie seben selbst so klug und verständig aus, daß ich keinen Anstand nehme, zu der Fremden wie ;u einer Freundin zu sprechen; ich denke, Sie versieben mich." — Dabei erhob er sich, Hedwig die Hand drückend, um weiteren gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen. Hedwig wäre auch am liebsten in ihr trauliches Zimmer gegangen, um über alles Das nachzudenken, was ne gesehen und gehört hatte — doch mit einer gewißen Bitterkeit empfand sie, daß sie nicht mebr ihre eigene Herrin sei, sondern daß sie wohl noch die Verpflichtung habe, der Gräfin und ihrer Tochter nach Abfahrt der Gäue ibre Hilft anzubieten. Cie blieb also rubig in ihrer Ecke sitzen. Wieder flogen ihre Blicke zur Komteß« hinüber, die tanzte und plauderte, lachte und scherzte. Ein Wink von ihr und jeder der Herren flog, ibre Wünsche oder Befehle zu erfüllen. Sie wurde gefeiert und angebetet. „Es isi keine Kunst, gefeiert zu werden, wenn man fo reick isi," flüsterte wieder in Hedwig's Herzen der Geist der Unzuiriedenbeil, und halb ärgerlich auf sich selbst, erhob ne sicd und wollte in eines der anstoßenden Zimmer gehen, um dort ein Plätzchen aufzusuchen, wo sie dem Gewirr des großen Saales entrückt wäre. Adele sab ne aufsteben und kam freundlich, um sie zu fragen, ob sie nicht lieber zur Ruhe gehen wollte. „Ich übernehme Ihre Entschuldigung bei Mama, liebe Hedwig," sagte sie, „denn Sie sind nach der Reise gewiß sehr müde." Hedwig nahm dankbar das Anerbieten an und hatte nach kurzer Zeit die Gesellschaftsräume verlaßen. Oben aber angelangt, warf sie sich in ihr Lopha — und weinte bitterlich. Das Mädchen hatte die Thür des Zimmers geben bören und kam, um ihre Diensie anzubielsn. Sie fand es ganz natürlich, daß ein junges Mädchen, das zum ersten Male ihre Heimath und ihre Lieben vrrlasirn hat, von Heimweh ergriffen würde — deshalb mühte st; ncb, Hedwig zu lcvsten: diele jedoch dankte ihr und entließ ne bald. Fast schämte ne sich, als ne wieder allein war. denn der Tante und ihrem verlaßenen Heim batten ibre Tbränen nickt gegolten. Lich und ihr Geschick batte ns beweint. "Wieder kam es bei den Gedanken daran wie ein deftiger Schmer; über ne; ein Licht vom Tische nehmend, trat ne damit vor den Sviegel; ein düsteres Feuer brannte in ihren Augen, als sie ihr Bild betrachtete und zu sich selbst'vrack: „Bin ich nickt jung, bin ich nicht schön, bade ick nicht Kenntnisse und Talent — warum ist dies blonde Kind da unten von Allen geliebt, vergöttert, am Händen getragen und begehrt — und ich unbeachtet und vergeßen'? Weil ns reich ist — und ich — nicht!" Die herauftönende Ballmusik war ein wunderbarrr Kontrast zu diesem Lslbstgsspräch, und die noch lange er tönenden Walzermelodien zauberten vor Hedwig's schlaffes« Augen immer wieder das Bild der blonden Ballkonigin, bis sie gegen Morgen, rrst nachdem die letzten Eauivagen weggefahren waren, in einen unruhigen Lch-m fiel. Als ne am anderen Morgen erwachte, schien die Sonne freundlick in ihr Gemach — die Vögel unter ihren Fenstern sangen, das Morgengeläut tönte vom naben Kirchlein, und es war ibr, als sei der gestrige Tag mit ''einen Amregungsn und Schmerzen ein wüner Traum gewesen, den ns sich aus dsn Lugen kvaschen könne — doch ns mußte auch die Seele wieder frei machen von den Eindrücken, dis ns gesirrn empfangen, und die Hände faltend, betete st« leift : „Herr gieb mir Demuth!" Es wurde ihr erleichtert, ihre guten Vonätzs zu palten, denn als sie sich zum Frühstück herunlerbegab, ward sie von der Gräfin und ihrer Tochter empfangen wie ein Mit glied dir Familie. Die Gräfin und Adele, in einfacher Morgentoilette, standen ihr nicht mehr fern, wie gestern im vrunkenden Feststaar und bald kühlte sie sich in ihrer Nähe wohl. Man sprach natürlich über das gestrige Fest — die Damen gaben Hrdwig Erklärung über diesen und jene» Gast, und es berühr:; Hedwig angenehm, daß Keiner schan beurtdsilt und einzelne Mangel und Lächerlichkeiten nur mit der äußersten Müde erwähnt wurden. Es ist io leick:. die Febler Anderer zu frdsn und da rüber zu Gericht zu sitzens abrr schwerer , dis Vorzüge brrcas zu finden und zu schätzen: deshalb leben wir im gewöhnliche» Leben, wie die meisten Mrm'Len Lis lsichtrrr An der 8er- urtbsilunz wählen Es muß dis Brille jenes Weisen sei», die als Erbtbeil am die Menschen gekommen isi. Der Teuftl.schsnfte ne ihm, um «eine Seele zu verderben,!« vergrößerte die Fehler ''einer Mitmenschen um s Lier- w» Fünffache und k«ß ihre Tugenden zur Unsichtbarkeit p ''ammenichrumvftn. Drum kühle doch Jeder, der ein lieb- lofts Urtbeil aussprechen will, ob er nick: die Teufelsbrille am der Naft sitzen bade. Nack dem Frühstück gingen die beiden Mädchen in da Park, und Adele wurde nicht müde, der neuen Gefährtin d:sr einen schönen Baum, da eine seltene Ltrauchart p zeigen. Kein Plätzchen, wo nicht Hedwig heut einen Luza blick sitzen, kein Blick nach den Bergen, den sie nicht be wundern mußte, bis dir Glocke zum Eßen ertönt«. Nachmittag munzirt« man, wobei Adele entzückt war über Hedwig's dubichr Ltimme: dann wurde von beida Mädchrn eins kleine malerische Hütte skizzin, um ihr« Fertigkeit gegen Einander zu meßen, und Aoends vereinigt »an sich im Boudoir der Gräfin und las. Hrdwig begab sich Heu: lächrlnd und glücklich zur Ruhe und schlief bald fest. — Wer gestern Zeuge ibrer Leida 'chaftlichkeit gewesen wäre, hatte denken müßen, daß der verlebte Tag einen großen Umschwung in ihr Geschick ze- bracht hätte, und doch war es nur die Ruhe desselben, bi« auch in ihr Gemüth die Ruhe hatte wieder einkehren lasse». zFcrtseymig folgt.)