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Anlage zum Ireiöerger Anzeiger und Tageblatt. Fr 189. Dienstag, dm 17. August. 1875. Lokales und Sachfisches. Freiberg, den 16. August. — Der Herr StaatSminister v. Gerber hat einen längeren Urlaub angetreten und sich zum Gebrauch einer Kur nach Kifsingen begeben. — Gestern Nachmittag feierte der hiesige kaufmännische Verein in den Räumlichkeiten des Tivoli sein diesjährige? Sommer fest. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, verlief dasselbe in heiterster Weise. Frohsinn und Humor übten in den verschiedensten Gestaltungen ihre Herrschaft und es ist in der That anerkennungSwerth, welche Opfer die Mitglieder des Vereins gebracht, um sämmtlichen Lheilnehmern recht fröhliche Stunden zu bereiten. Das haben sie auch vollauf erreicht. Der Charakter des Festes glich den Albert-Festen im großen Garten zu Dresden, indem auch hier in allerhand Buden und Verkaufsstellen liebüche Jungfrauen ihre Waare an den Mann zu bringen wußten. Es würde zu weit führen, aus alle die Einzelheiten einzugehen, die theils zum Verkauf gestellt waren, theilS aufgeführt wurden. In letzterer Beziehung erhöhten namentlich die Jndianervorstellungen in, Theater der Wittwe Magnus, der blutige Pantoffel an der Kirchhossmauer und ähnliche humoristische Darstellungen die Fest- sreude zum Festjubcl. Abends versammelte die Festtheilnehmer ein gemeinsames Mahl im Tivoli-Saale, an welches sich bis tief in die Nacht hinein ein Tanzvergnügen schloß. — Da eS unserem Herrn Referenten über das Begräbniß Les Bergakademikers Latinack nicht gleichgültig ist, weder direkt noch indirekt der Entstellung von Lhalsachen öffentlich beschuldigt zu werden, so geben wir ihm auf seinen Wunsch nochmals das Wort in dieser Angelegenheit. Er schreibt: „Wenn Jemand eine lange Rede vorbereitet hat, so ist eS leicht möglich, daß er im Vortrag manchmal den Faden verliert. Der geübte Redner pflegt dann einen sogenannten wilden Satz einzuschalten und sucht während der auf diese Weise gewonnenen Zeit, das verlorene Ende wieder zu erfassen. In dem Absätze der im Druck er schienenen Grabrede des Herrn Pastors Rosenkranz, der mit den Sätzen: „Doch was hat den Unglücklichen zu seiner That getrieben 1 Wir »mthmaßen wohl, müssen uns aber bescheiden, etwas Sicheres darüber wissen zu wollen" — beginnt, folgten weiter in der am Grabe gehaltenen Rede noch diese: „Woraus konnte ihm aber solche Unruhe erwachsend" „Wie konnte sich bei ihni, der uns von vielen Seiten als ein liebenswürdiger, edler Charakter geschildert wird, zu einer so schweren, unerträglichen Last geworden scind" „Auch darüber müssen wir uns bescheiden, ein bestimmtes Urtheil zu fällen, selbst wenn wir bald dieses bald jenes als Grund angeben hören; aber et« fürchterliches Geheimnitz mutzte es sei«, das er mit i« das Grab genommen 'hat." „Wir können aus der vorliegenden That nur so viel u. s. w. — Da nun der mit fetten Lettern gedruckte Satz in der gedruckt erschienenen Rede nicht enthalten ist, so müssen wir annchmen, daß cs ein solcher wilder Satz war. Auch kommt in derselben nicht ein einziges Mal das Wort „GehetvMitz" vor, welches Loch, wie es jedem Anwesenden wohl erinnerlich sein, wird, mehr mals gebraucht wurde. Wenn nun auch dieser, in jenem langen Absätze enthaltene Theil manches Harte enthält, so wollen wir es dem Herrn Pastor doch nicht zu genau nehmen: denn seine Auf gabe ist eS ja, Prinzipen der Moral zu verkünden und zu schützen, und wir find geneigt, ihm zu verzeihen, wenn er, iu gewissenhafter Befolgung jener Regeln über Konstruktion von Reden, einen Theil derselben pechschwarz, den anderen schneeweiß gefärbt, und dabei bis auf das Aeußerste die Tusche gebraucht hat; umsomehr, als nach dem Vergleich der geschriebenen mit der gesprochenen Rede er die Absicht nicht gehabt haben konnte, Sätze und Worte zu gebrauchen, die eben dir Bemerkungen in unserem Referate veranlaßten. Jedenfalls würden wir aber anrathen, sich von den Gefühlen nicht so weit hinreißen zu lassen, um zu wilden Sätzen Zuflucht nehmen zu müssen." — Einen Beweis dafür, daß Rohheiten einer gewissen Klasse unserer Einwohner wahrlich nicht zu den Seltenheiten gehören, liefern die von Zeit zu Zeit stattsindenden Schlägereien in Restau- ranonen niederen Ranges. So artete in der Nacht vom Sonn abend zum Sonntag in einer solchen Wirthschaft das Zechgelage von Steinmetzgern, Handarbeitern u. s. w. in eine so großartige Hauerei aus, daß dabei ein Dienstknecht arg am Kopfe, wahr scheinlich mit einem spitzen Instrumente, verwundet wurde und in Folge dessen stark blutete. Der Kampf pflanzte sich bis auf die Straße fort, so daß auch die umwohnenden Nachbarn noch aus Lem Schlummer gestört wurden. Traurig bei solchen Exzessen ist noch der Umstand, daß diese Raufbolde polizeiliche Gebote ge wöhnlich höhnisch und mit gemeinen Redensarten zurückweisen, ja bei nicht selten vorzunchmenden Arreturen Widerstand leisten. Dann allerdings brauchen diese sich auch nicht zu wundern, Henn sie den Händen der Justiz anheimfallen. — Nächsten Mittwoch, am fünfjährigen Gedenktage der Schlacht von St. Privat, wird die hiesige Jäger-Kapelle im Verein mit der Pionnier-Kapelle aus Dresden ein großes militärisches Doppelkonzert im Schützengarten veranstalten. Die rege Betheiligung bei dem vorjährigen Doppelkonzerte läßt um so mehr auch dies Jahr einen zahlreichen Besuch erwarten, als die Leistungen beider Kapellen allerwärts anerkannte sind. — Wie wir kürzlich mittheilten, war die vollständige Er öffnung der Chemnitz - Komotauer Eisenbahn, auch jenseits der Landesgrenze, auf den 16. d. M. in Aussicht genommen, Dies scheint jedoch nach der Jreitagsnummer des „Dresdner Börsen- und HandelsblatteS" noch einen kurzen Aufschub zu erleiden. Das vorgenannte Blatt schreibt darüber Folgendes: „Wie uns aus Prag gemeldet wird, soll die Theilstrecke Krcima - Reitzenhain der Buschtiehraderbahn am 23. d. M. definitiv dein Verkehr über geben werden. Diese Theilstrecke stellt bekanntlich die Verbindung Böhmens mit der Chemnitz-Komotauer Eisenbahn her, von welchem Tage ab alsdann die Letztere dem Durchgangsverkehr übergeben werden könnte.. Ist der Lokalverkehr auf dieser Bahn bisher schon an und sür sich ein recht reger zu nennen, so kann dieselbe die ihr zugetheilte Aufgabe, gleichzeitig ein Mittelglied des inter nationalen Verkehrs zu bilden, doch erst dann in vollem Umfange erfüllen, wenn obengenannte Strecke dem Betriebe übergeben ist." In Folge dieser Verzögerung ist denn auch die Eröffnung des in Reitzenhain zu errichtenden königl. sächs. Grenzzollamtes am Bahn hofe daselbst noch nicht erfolgt, jedoch steht auch dies nun in nächster Zeit zu erwarten. — Aus dem soeben erschienenen Programm des königl. Polytechnikums in Dresden für das nächste Studienjahr 1875—76 geht hervor, daß mit dem Beginn des neuen Se mesters (am 1. November) und mit dem Einzug in den Neubau eine neue Abtheilung für Hochbau eröffnet wird, welche außer der künstlerischen auch eine mehr wissenschaftliche und allgemeine Bildung des Architekten ermöglichen und namentlich die Mißstände im Studiengang beseitigen soll, von welchem bisher Diejenigen zu leiden hatten, die sich der Staatsprüfung im Hochbau unter werfen wollten. — Die wohlbekannten grünen Einthalerscheine der Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Kompagnie müssen natürlich auch dem RcichS- gesetz zum Opfer fallen; doch ist bereits für einen Ersatz derselben gesorgt. Es werden nämlich schon in allernächster Zeit Einbundert- markscheine der genannten Kompagnie in die Oeffentlichkeit gebracht werden. Aus Dresden meldet der „Anz.": Nach dem uns heute vorliegenden Berichte des Direktoriums und Ausschusses deS Hänichener SteinlohlenbauvcrcinS über di« durch Entweichung deS Direktors Beck entstandenen Verluste werden dieselben aus 293,800 Mark angegeben, also 23,800 M. mehr als kürzlich in einer Versammlung von Aktionären dieses Vereins angenommen wurde. Jene Summe vertheilt sich auf 117,500 M. baaren Kaffenbestand, 89,700 M Nominalwerth der bei der Sächsischen Bank deponirt gewesenen, mit 31,200 M. zum Reserve- und 58,500 M. zum Betriebsfond gehörenden Werth- papieren, 31,500 M. Nominalwerth der der Knappschaft gehörig gewesenen Papiere, 5100 M. 5 K Dresdner Stadtschuldscheine und 50,000 M. Valuta der begebenen Wechsel des Herrn Busch. Dieser Summe stehen gegenüber 10 Aktien des Vereins (von Beck als Kaution geleistet) und 3000 M. zur Komptoirkasse geleisteter Vorschuß BeckS. Das große Vertrauen, welches die Verwaltungsorgane demselben zugeführt haben, rechtfertigen die selben durch Beck's in den früheren Jahren um den Verein er worbene Verdienste und durch seine bis in die letzte Zeit ord nungsmäßige und exakte Geschäftsführung und die soziale Stel lung desselben. Eine Revision der Kasse ist zuletzt im Juli 1874 von dem Direktor Rüger vorgenommen worden; eS muhten 24,000 Lhlr. in der Hauptkaffe vorhanden sein, die auch vorgcfunden wurden. Auf den Effektenbestand ist die Re vision nicht ausgedehnt, weil angenommen wurde, daß die bei der Sächsischen Bank deponirten Effekten sich in sicherem Ge wahrsam befanden. In einer am 12 August zu Oederan abgehaltenen Sitzung des politischen Vereins wurde beschlossen, für die Wiederwahl des zeitherigen Vertreters im Landtag, Fabrikant Staußin Glauchau, einzutrcten; es fand die bisherige Thätigkeit desselben die vollste Anerkennung der Versammelten. Auch die Nachbarstädte, welche mit Oederan wählen, haben sich für die Wiederwahl erklärt. Der polit. Verein beschloß ferner, daß man sich der Sedanfeier lebhaft annehme. Ein trübes Bild christlicher Unduldsamkeit in unserem engeren Vaterlande Sachsen wird aus Brettnig gemeldet. Vor kurzer Zeit nahm sich dort die Schwester eines höchst achtbaren In dustriellen, Frau Amalie Schreiber geb. Gäbler, in einem Anfall geistiger Schwermuth das Leben. Der Pastor der Gemeinden Brettnig und Hauswalde schlug gleich von vorn herein trotz der Bitten der Angehörigen ein ehrenvolles Begräbniß ab, da die Verstorbene eine Selbstmörderin sei, und der auf Antrag der Hinterbliebenen zusammengerufene Kirchenvorstand entschied in demselben Sinne. Alle Bemühungen der Trauernden blieben demnach vergeblich, und erst nachdem dieselben eine mit bedeutenden Kosten verbundene Stelle zu einem Erbbcgräbnitz gelöst hatten, wurde die sterbliche Hülle ohne jede Feierlichkeit dem kühlen Schoohe der Mutter Erde übergeben. In Zwickau krachte am 14. das Gerüst am Ullrich'schen Neubau, in der Nordstraße zusammen. Von 4 Arbeitern stürzten 2 aus dem 4. Stockwerk herab; der eine, Maurer Wenisch, wurde anscheinend schwer verletzt nach dem Stadtkrankenhause gebracht, während der andere, Maurer Hammer, unverletzt davon gekommen ist und in seine Wohnung gehen konnte. Die anderen zwei oben mit beschäftigten Maurer retteten sich, als sie den Einsturz gewahrten, durch einen Sprung ins Fenster. Die Untersuchung wird sestzustellen haben, ob hier eine Fahrlässigkeit Seiten des Bauführers vorliegt. — An demselben Tage ertrank beim Wasserschöpsen im Marienthaler Bache die Ehefrau des Porzcllanmaler K.; dieselbe scheint von, sogenannten Schöpsbret abgerutscht zu sein, und blieben alle mit ihr vorgenommenen Wiederbelebungsversuche erfolglos. Landlvirthfchaftliches. Blumenkohl. Ein nicht allgemein bekanntes, aber sehr probates Mittel, die Blumenkohl-Ernte beinahe zu verdoppeln, besteht darin, daß man von der Blume, welche man abschneidet, 1 oder 2 Stengel stehen läßt, diese entwickeln sich binnen 10—14 Tagen fast zu derselben Gröhe, welche die erste Blume hatte. Entsuselungs- und Klärungspulver für alle Arten von Liqueuren. Dem Branntweinbrenner Franz Plattner in Dittersdorf wurde auf nachstehendes Verfahren ein Patent in Baiern (1. Juni 1873) verliehen. Nachdem die Digestion mit den zum jederartigen Liqueur, als Früchten-Liqueur, Magen-Perstko, ^qua vitao rc. gehörigen Ingredienzien und ge wöhnlichen Kartoffelbranntwein fertig und mit einem hinlänglichen Quantum von sogenanntem Farinezucker versüßt ist, wird die ab geseihte Flüssigkeit, je auf 8 Liter, mit 2 Loth chemisch reiner Stärke, 1 Loth präparirtem Eiweiß in feinster Pulverform und 1 Loth Milchzucker vermengt, die ganze Masse der Flüssigkeit mehrere Male stark geschüttelt und hierauf 24 Stunden in einem Glase oder anderen Gefäße ruhig stehen gelassen. Nach dieser Zeit klärt sich der so bereitete Liqueur hell, rein und auf das Schönste, bedarf keines Filtrums mehr, erhält einen eigenthüm- lichen Glanz und entfernt aus jedem des zur Digestion ver wendeten ordinairen fuselhaltigen Branntweins auS Kartoffeln jede Spur von Fuselöl, so daß der auf diese Art bereitete Liqueur an Feinheit und Wohlgeschmack die aus Frankreich und Holland eingeführten, durch Destillation bereiteten Liqueure weit übertrifft. Kaffeefiltrirapparat. Seit einigen Jahren wird, u»A. von S. H. Martini in Oberhain bei Hersfcld (Hessen) aus groben und langen Fasern, dem Anschein nach einem Gemenge von Baumwolle oder Leinen (Werg 1) mit Wolle, ein dickes, woll artiges Papier von graulichem Farbenton angefertigt, welches sich vortrefflich zum raschen Filtriren eignet und namentlich zur Bereitung des Kaffees an manchen Orten sehr beliebt ist. Es läßt sich zweckmäßig und ökonomisch nur bei solchen Filtrirsieben anwendcn, die aus einer durchlöcherten Scheibe bestehen. Diese gestatten auch allein, den Kaffee gut auszuziehen. Die Form eines konischen Sie es gestattet kein so vollkommenes Ausziehen, da das Wasser zum Theil durch die oberen Sieböffnungen läuft, ohne Lie ganze Masse des Kaffeepulvers zu durchdringen. Man schneidet sich aus dein Filtrirpapier eine Scheibe von gleicher Größe wie die Siebscheibe und legt sie auf diese auf; dann giebt man das Kaffeepulver in gewohnter Weise oben daraus. Die Flüssigkeit läuft durchaus klar durch, ohne die geringste Spur von Satz mitzunehmen, und nicht etwa verzögert, sondern mit größerer Geschwindigkeit, als ohne Anwendung des PapierS; eS verstopfen sich ohne Zweifel die Kanäle zwischen den Papierfasern weniger leicht, als die Oeffnungen in dem Blcchstebe. Eine Papierscheibe kann natürlich mir ein Mal dienen; der Preis derselben ist aber bei der großen Zahl von Scheiben, die man aus einem Bogen schneiden kann, geradezu verschwindend, kaum .DU Pfennig sür jede Taffe Kaffee. Volkswirtschaftliches. Während an den deutschen Börsenplätzen Geld sich ziemlich steif hält und der Privat-DiSkont sich auf etwa« über 4 Prozent stellt, ist dasselbe in England äußerst flüssig, so daß die Bank von England eine weitere Herabsetzung um j ß vorzunehmen sich ver anlaßt sah. Hier hielt sich die osfizille Zinsrate nach wie vor aus 5 Prozent. Der jüngste AuSweiS der Preußischen Bank giebt abermals ein treues Bild von der Stagnation de« Handels und de» Verkehr«. So ging der Wechselbestand weiter ,um 14 Millionen Mark zurück und die Lombardforderungen nahmen um 2,3 Mill. M. ab. Die Anleihe der Stadt Dresden in Höhe von 7,500,080 M., verzinslich mit 4t Prozent; hat die Genehmigung de« Ministeriums deS Innern erhalten. Die Stadt Meißen sucht ebenfalls eine Anleihe von 1 Mill. Mark aufzubringen. Die Bauarbeiten auf der Sächsisch-Thüringischen Bahn (Gera-Greiz-Plauen) haben eine Unterbrechung erlitten, da die Unter nehmer in Folge finanzieller Differenzen dieselben einstellten. — Dagegen beruht e« auf einem Jrrthum, daß auf der Mehltbeuer« Weldaer Bahn ein ähnlicher Vorgang sich ereignet haben soll. Durch den Niedergang eines TagbaueS hatte sich ein Stück des Bahnkörpers der Bielathalbahn (Außig-Teplitzer Bahn) gesenkt, so daß daselbst zeitweilig «ne Betriebsstörung entstand. Vermischtes. * Die zwei Fässer mit Silber, welche die Taucher in Szilly aus dein Wrack des Dampfers „Schiller" holten, sollen im Ganzen 20,000 Lstr. enthalten. Die Taucher sagen, daß sie eine große Kluft in dem Felsen unter dem Wrack deS „Schiller" entdeckt haben, durch welche die Bergung in hohem Grade er leichtert wird. * Neuer Taucherapparat. Im Beisein der Mitglieder des Torpedokomitees von der Admiralität und einiger anderer Flotten- und Jngenieuroffiziere fanden kürzlich in London in einem abgeschlossenen Raume des zum Alexanderpalast gehörigen Parkes praktische Versuche mit einer neuen Tauchervorrichtung statt, deren Erfolg die anwesenden Offiziere als über alle Er wartung befriedigend bezeichnen. Mit derselben ausgerüstet, ver mag sich ein Mann mehrere Stunden lang unter Wasser auf- zuhaltcn, ohne mit der Oberfläche oder dem Ufer auch nur die geringste Verbindung zu bewahren oder feine Thätigkeit unter dem Wasser zu beschränken. Er kann da unten Licht anzünden und sich einer wasserdichten Laterne bedienen. Seine unterseeischen Wanderungen vermag er vermittelst eines Kompasses zu regeln. Es soll überhaupt wenige Beschäftigungen geben, die der Taucher nicht unter Wasser auszuführen im Stande wäre. Bewährt sich die Vorrichtung bei größeren Versuchen in derselben Weise, so ist damit unbedingt ein großer Fortschritt für die Küstenvertheidigung gewonnen. Es würden sich durch die Taucher nicht nur Torpedos gegen hcrannahende feindliche Schiffe mit sicherem Erfolge und ohne Gefahr der Entdeckung anbringen, sondern auch wichtige Punkte gegen feindliche Torpedos bewachen lassen. Weitere Ver suche stehen bevor. ' „ * Woher kommen die Cylinder-Hüte. Diese Frage beantwortete zu Nutz und Frommen aller Betheiligten und besonders der Hutmacher, die nach gelehrtem Wissen in ihrem Fache streben, ein englisches Blatt mit der Angabe, daß die Cylinderhüte schon vor vielen Jahrhunderten in Thibet getragen wurden. Dieses Land in Zentralasien ist also die eigentliche GcburtSstätte derselben. Und dazu hatte man in Thibet Cylinder von allen Farben. Die gewöhnlichen Staatsbürger tragen weiße, die Beamten schwarze, die thibetanischen Mönche gelbe und der Grohlama allein, der höchste geistliche Würdenträger, darf sich einen purpurrothen erlauben.