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Amtsblatt für dir königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Dienstag, deu 10. August 1875 Z183. die Herzegowina das Meer selbst und besitzt dort zwei gute vernichtet zu werden. Obendrein bat die deutsch-österreichische Verfassungspartei noch so manche Aufgabe zu lösen. Feuillktou. Die Sitzungsprotokolle des elsaß-lothringischen Landesausschusses sollen in nächster Zeit zur Ver öffentlichung kommen. Dieselben werden im Lande selbst mit der größteil Spannung erwartet. Ueb-rhaupt ist die Beschäftigung der Elsässer mit ihren eigenen Angelegen heiten als der bedeutendste Erfolg der Berufung des Landes ¬ feindliche Haltung angenommen haben, Schaden zuzufügen. Es bedarf dies einer näheren Erklärung. Die Herzegowina bildet bekanntlich einen der sieben großen Bezirke der Provinz Bosnien und grenzt an das österreichische Königreich Dal matien und an Montenegro. Die dalmatinische Küste, welche es vom Meere trennt, ist äußerst schmal und an manchen Stellen könnte eine von der türkischen Grenze abgefeuette Flintenkugel über das österreichische Gebiet hinweg, daS adriatische Meer erreichen. An einer Stelle jedoch berührt zu Boden, wie er vorhin es gethan, da er unter den Bäumen der Landstraße dahinwandelte. „Jst'S möglich?" rief der Graukopf, seinem Retter sich nähernd. „Sie haben den verwegenen Muth und die edle Aufopferungsfähigkeit gehabt, sich diesen Thieren entgegen zuwerfen und sie zum Einhalten in ihrem verderblichen Laufe zu zwingen? O, seien Sie mir gesegnet tausend Mal, Sie braver, unbekannter, junger Mann! Sie müssen mir Ihren Namen nennen, ich muß Ihnen meinen Dank be weisen können! L-ie haben mir das Leben gerettet, mein Freund, und mein Leben hat für mich einen hohen Werth noch, obschon ich bereits so alt geworden bin. So sprechen Sie doch, junger Herr, wie heißen Sie?" Der Tollkühne hielt den Kopf noch immer gesenkt. Nur einen Moment hatte er, düsteren Ausdruck der Ver zweiflung in seinem Blick, aufgeschaut zu dem alten Herrn, der vor innigen« Dankgefühl außer sich schien — dann sah er wieder zu Boden wie vorhin und sagte mit finsterer, abstoßender Betonung: „Wie ich heiße, das kann gleichgiltig sein. Jedenfalls zeugt meine That nur scheinbar von Aufopferungsfähigkeit und verwegenem Muth, denn wem sein Leben ohnehin keinen Werth mehr hat, der schlägt es leicht für irgend etwas in die Schanze — vergessen Sie mich." Mit diesen Worten gab er die Zügel in die Hände des eben athemlos herankommenden Lohnkutschers und eilte scheu, ohne nur wieder einmal aufgeblickt zu haben, nach der anderen Seite und in der Richtung nach der Stadt davon. Aber der alte Herr schien an Gelenkigkeit seiner Glieder zu gewinnen. Er war rasch an des fluchtartig sich Entfernenden Seite, ergriff seine Hand und hielt ihn fest. „Nein, junger Mann," rief er eindringlich und mit bittendem Tone — „nein, so dürfen Sie nicht von mir scheiden! Wie, mein Lebensretter wäre unglücklich und Wagen, die Pferde bildeten seine Erwerbsquelle. Aber wie wollte er im Laufen die scheuen Rosse überholen? Da stoben sie dahin, immer weiter sich trotz seines athem- losen Rennens von ihm entfernend — und jetzt schon ganz nahe an den einen hohen Steinhaltfen — jetzt gewiß ein Bruch der Axe, ein Zerschellen des ganzen Wagens und entsetzt brach der arme Mann in seine Kniee zusammen, indessen der Graukopf im Wagen unwillkürlich die Augen schloß da sprang ein Mann mit einem elastischen, jugendlich kräftigen Satze unter den Bäumen hervor, eine verzweifelte Entschlossenheit lag in diesen Mienen — noch ein Sprung — jetzt war er in gerader Linie vor den Pferden, deren Hufe ihn im nächsten Moment zermalmen mußten — mit festem und geschicktem Griffe packte er die Zügel dicht am Kopfe der Thiere und nun ein Ruck, dec ihn: durch alle Gelenke ging, daß es knackte, als müßten ihm alle Glieder ausgereukt worden sein — im selben Augenblicke standen die Rosse, zitternd am ganzen Körper, ganz still und regten sich nicht. Ein Schrei aus dem Innern des Wagens war bei diesem Vorgänge laut geworden; der alte Herr, der die Augen geschlossen gehabt, hatte den plötzlichen Ruck für die erwartete Entscheidung gehalten. Aber da tönte schon der jubelnde Ruf vom Besitzer des Fuhrwerks hinter ihm, der die ganze Szene in zitternder Angst und ohne Hoffnung auf das Gelingen des tollkühnen Unterfangens mit an gesehen — und nun, da er an der eigenen Person eben auch keinen Schaden fühlte, schlug er die Augen auf und! kletterte im nächsten Moment schon so schnell, als es seine alten Glieder zu Stande brachten, ans dem Wagen heraus. Da stand der einsame Wanderer, der diese kühne That vollbracht hatte, noch neben den Pferden, dem Alten den l Rücken zugewendet, hielt fest die Zügel und blickte düster Am Abgründe. Reman von Es. Lverner (Fortsetzung) Die beiden erschreckten Thiere schossen mit all ihrer Krajt und ohne des Zieles zu achten, auf das sie los stürmten, von hinnen. Sie durchmaßen den Naum im Fluge, mit Windeseile und da sie noch nach der linken, Seite bin abgesprungen waren, weil etwas rechts von der Mitte dec Straße jenes Korbgeflecht gelegen, da sie in der! nlit dem Sprunge einmal genommenen Richtung verharrten — so war der Augenblick nicht mehr fern, wo ein wirk liches Unglück sich ereignen mußte. Dort an den regel mäßigen Haufen klein zerschlagener Steine zum Straßen bau konnte der ohnehin ruckweise nach dieser und nach jener Seite fliegende Wagen iu's Wanken, zum Umstürzen kommen — dort konnte er gegen einen Baum geschleudert und zertrümmert werden — dort am abschüssigen Rande der Straße erwartete ihn endlich ganz gewiß das Geschick, in Stücken zu gehen. Und was stand bei diesen Möglichkeiten, diesen Wahr scheinlichkeiten dem alten Herrn bevor? Vielleicht — ein jäher Tod. Er rief nicht mehr um Hilfe. Er klammerte sich an den Wagen, aus welchem herauszuspringen seiner Gebrech lichkeit die Kraft ermangelte, mit beiden Händen krampf haft fest und blickte starr und entsetzt gerade vor sich hin, als habe er mit dem Schicksal, das so plötzlich ihn hier nEe, sich schon ausgesöhnt und als sähe er der Ent-! entgegen rEer Erwartung, aber auch mit Resignation Schreiend und rufend eilte der Kutscher, der sich aus ^gemacht hatte, trotz seines blutenden Ge- ßcyts er war hart genug ausgefallen -- dem Wagen ausschusses anzusehen und iy dieser Hinsicht hat es selbst sehr optimistische Erwartungen übertroffen. Die Befreun- j düng der Abgeordneten mit ihrer Aufgabe wurde in hohem ' Grade durch das Auftreten der Regierung gefördert. Die Offenheit, mit welcher die Verwaltung alle ihre Maß- ' regeln der Erörterung unterwarf und die Willfährigkeit, mit welcher sie den Einblick in ihr Vorgehen gestattete, hat die Deputirten im höchsten Grade überrascht und die Ansicht stark erschüttert, als ob eS sich für Deutschland nur . um die Administration eines eroberten Landes, nicht um die eifrigste Förderung der ekgeittn Interessen desselben handle. In dieser Beziehung hat eS Mmentlich günstig gewirkt, daß sich die Regierung den Beschwerden darüber nicht verschloß, daß das Reich zu seinem eigenen Vortheil bei der Zoll verwaltung und bei der Universität dem Neichslande Lasten aufgelegt habe, welche im gegenwärtigen Zustande dem Lande allein nicht verbleiben könnten. Die Schwierigkeiten, welche aus dem Umstand erwuchsen, daß die Elsaß-Lothringer bisher nur auf französisches Recht und auf französische Verwaltuugspraxis eingeübt waren und welche sich be sonders bei der Berathung des Landeshaushalts geltend machten, wurden durch jenes Entgegenkommen leicht über wunden. Von eigenen Anträgen und besonders von dem Verlangen nach einer Landesverfassung hat sich der Aus schuß besonders durch die Erwägung abhalten lassen, mit der Regierung nicht in direkten Widerspruch zu gerathen, dagegen hoffen die Deputirten, daß ihre Beschlüsse bei der ' Reichsregierung und dem Reichstage vn blov Annahme finden werden.' Auch österreichische Blätter klagen über die gegen wärtige Flauheit im liberalen Lager. Im politischen Leben, sagt die „Deutsche Zta.," ist der Müßiggang jederzeit ein l großer Fehler, er macht weitere Kreise für politische Fragen nachgerade stumpfsinnig und setzt ichwer errungene Erfolge Häfen," die Türkei aber hat es sich zur Aufgabe"gemacht, der Ge ahr aus, bec der ersten besten Wandlung der Dinge dieselben geschlossen zu halten, selbst für seine eigenen Schiffe; vernichtet zu werden. Oberen; A d" deutsch-österreichische auS welchen Gründen läßt sich nicht ersehen. Daraus erklärt Verfassungspartm nmh so manche Aufgabe zu lösen, sich anch dis*sonderbare Erscheinung, daß die sonst so rührige Die sorgfältige Durchführung unserer kirchenpolitischen Ge setze, die Hebung der Volksbildung und der Industrie, die Abschaffung des bisherigen Wahlmvdus, welchem die öster reichische Delegation eine für das Gemeinwohl nachtheilige Zusammensetzung verdankt, die Wahrung unserer Interessen gegenüber der andern Reichshälfte — all' dies muß ohne Zaudern angestrebt werden und erheischt ein einheitliches Vorgehen derjenigen Partei, bereit Interessen sich mit denen des Reiches decken. Die Deutschen in Mähren sind die Ersten, welche die Nothwendigkeit einer strammer» Partei- Organisation erkannt haben. Möge sich aber diese Er kenntnis) in allen deutsch-österreichischen Kronländecn Bahn brechen. Nur in einem einheitlichen Vorgehen aller Partei genossen liegt die Gewähr für eine frohe Zukunft. Die Einigkeit des deutsch-liberalen Lagers ist das beste Präser- vativmittel gegen etwaige Versuche zur Vernichtung unserer und dem Pferden nach. Zwar stand sein Leben nicht auf dem Spiele, aber er war ein armer Mann und' der italienische Handelswelt mit der benachbarten großen und zum Theil reichen Provinz Bosnien nicht die mindesten kommerziellen Verbindungen hat; sie erklärt auch die geringe Entwickelung der Provinz selbst, der ihre natürliche Zugänge abgeschnitten sind. Die Berichte der italienischen Konsuln nun, welche neuerdings eingegangen sind, behaupten, daß die Abschließung der türkischen" Küste auf die Konkurrenz der dalmatinischen Hafenplätze zurückzuführen seien, welche mit Hilfe des Wiener Einflusses in Konstantinopel die Schließung der Häfen durchsetzten. Jetzt hofft man nun, daß die türkische Regierung durch die Noth dazu getrieben, die Häfen zu einer Landung von Truppen benutzen und damit die Schließung derselben brechen werde. Diese Oeff- nung der Küste für die Schifffahrt fremder Nationen würde vermuthlich Bosnien und besonders der Herzegowina größeren Nutzen verschaffen, als dieselben durch alle Ausstände erreichen freiheitlichen Errungenschaften. Sie ist aber auch der ein zige Weg, der uns offen steht, um bei der Revision des Ausgleiches mit Ungarn nicht wieder in eine Beust'sche „Zwangslage" zu Ungunsten unserer Gerechtsame und un serer Finanzen Hineinzugerathen. Dem ungarischen Reichstage werden gleich nach seinen Zusammentritte der Voranschlag für 1876, der im Vergleiche mit rem diesjährigen Budget Ersparungen von fünf Millionen aufweist (vergl. Oesterr.-Ung.), ferner einige auf Regelung des Staatshaushaltes bezügliche Gesetzent würfe unterbreitet werden. Nach der Konstituirung der Ausschüsse wird der Reichstag im Hinblicke auf die Dele- gationsberathungen vertagt werden. Mitte Oktober tritt das Haus wieder zusammen und die einzelnen Ressort minister unterbreiten ihre zahlreichen Gesetzentwürfe. : In Italien schenkt man dem Aufstande in der Herzegowina größere Aufmerksamkeit, als anderwärts; nicht allein, weil die in Aufruhr befindliche Provinz in unmittel barster Nähe liegt, sondern auch, weil durch den Aufstand sich eine Gelegenheit zu bieten scheint, dem italienischen Handel neue Absatzgebiete zu eröffnen und zugleich den Dalmatinern, welche in letzter Zeit eine den Italienern Tagesschau. < Freiberg, den 9. August. Kaiser Wilhelm verließ vorigen Sonnabend Vormittag Bad Gastein unter herzlicher Theilnahme der ganzen Be völkerung. Auf der Terrasse ließ sich der Kaiser die Beamten des Ortes vorstellen, richtete an jeden einige freundliche Worte und versprach im nächsten Jahre wiederzukehren. Hierauf spielte die Badekapelle die preußische Volkshymne. Die auf dem Straubinger Platz versammelten Kurgäste brachten ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus, der na» allen Setten freundlichst grüßend in dem mit Blumen geschmückten vierspännigen Wagen Platz nahm, worauf die Wfabrt erfolgte. Alle Häuser des Badeortes waren festlich mit Fabnen geschmückt. Am Abende traf der Kaiser in Salzburg ein, wo er übernachtete und seine Rückreise am folgenden Tage (Sonntag) bis Eger fortsetzte. Heute berührte er unser Sachsenland und ist Vormittag 10 Uhr vom König Albert in Plauen begrüßt worden. Beide Majestäten fuhren gemeinschaftlich nach Leipzig, von wo aus der Kaiser seine Reise nach Berlin fortsetzte, während König Albert sich über Dresden nach Pillnitz begab. Neuerdings bildet die Münznoth wieder eine stehende Rubrik in den Zeitungen. Daß dieselbe indeß nicht so groß, sein kann, wie sie von mancher Seite geschildert wird, läßt sich am besten mit Zahlen über die Ausprägung, die Ver- theilung und den Verbleib der Reichs-Silber-, Nickel- und Kupfermünzen beweisen. Bis Ende Juni d. I. waren 98 Millionen Mark den einzelnen deutschen Regierungen überwiesen. Der Süden wurde selbstverständlich mit dem schwierigeren Uebergang von der Gulden- und Kreuzer rechnung zur Mark- und Pfennigrechnung bevorzugt und dort finden sich und auch schon nördlich vom Main, beispiels weise im Taunus, sehr viel von den genannten Münzen. Baiern erhielt 30 Millionen, Württemberg 19, Baden 15, Elsaß-Lothringen und Hessen je 6 Millionen Mark von der oben angegebenen Summe. Inzwischen sind noch weit über 30 Millionen Mark in den genannten Münzen (Silber, Nickel und Kupfer) ausgeprägt, nach dem Juli-Ausweise aber die Prägung von Goldmünzen, von denen eine Summe von über 110t Millionen Mark vorräthig ist, vorläufig ein gestellt worden. Nach dem Münzgesetz vom 9. Juli 1873, wenn dasselbe voll und ganz in Kraft getreten sein wird, ist übrigens Niemand verpflichtet, Zahlungen im Betrage von über 20 Mark in Silber- und Zahlungen im Betrage von über 1 Mark in Nickel- und Kupfermünzen anzunehmcn. »NeiberaerAMigerW und Tageblatt. §