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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand Freitag, den 6. August. 1875 Z180 Die G'Lomel-Feier. stierte. Treiber-. )4 e. tlklt '0 SW» W UW L4 711«; ,en sowie s u. fein Größen, inen von in Angst gerieth, durchsetzte, daß mit der Emanzipation der Katholiken auch die Einkünfte für den protestantischen Staats-Klerus durch Aufhebung vieler hohen Prälatenstellen, natürlich nur nach dem Tode ihrer Inhaber, geschmälert wurden. Trotz alledem mußte das katholische Irland noch jährlich gegen fünf Millionen Thaler aufbringen, um Geistliche zu erhalten, die es gar nicht brauchte. Die großen geistlichen Würdenträger bezogen enorme Summen und amüfirten sich damit in London. Diese Bischofsstellen waren meist schon seit Generationen bestimmten Familien zuge sichert; man hat beispielsweise berechnet, daß die Familie der Beresfords in drei Generationen ungefähr 27 Millionen Thaler aus dem irischen Kirchenseckel erhallen hat; daß ferner einer dieser Männer Gottes allein, nämlich der ver storbene Lord Beresfords, sich in 64 Amtsjahren als Dekan, Bischof und Erzbischof über fünf Millionen Thlr. zusammen scharrte. Da das katholische Irland nun einmal dazu aus ersehen ist. protestantische Zehnten aufzubringen, so läßt man sich's angelegen sein, jedes Kirchspiel mit einem Geist lichen der Staatskirche zu versehen-, der diese Zehnten zu verzehren hat. So giebt es Kirchspiele, wo nur ein Dutzend, ost ein halbes Dutzend, selbst nur ein oder gar kein Pro testant existirt — ganz gleich, sie haben ihren protestantischen Pfarrer, den sie bezahlen müssen, und sie haben auch eine protestantische Kirche, in die Niemand geht. Während seit zwanzig Jahren die Bevölkerung um drei Millionen geringer geworden ist, und, wie gesagt, nur 12 Protestanten auf 78 Katholiken kommen, sind doch in diesem Zeitraum die anglikanischen Kirchen von 1300 auf IG'O gestiegen. Solche unerhörte Verhältnisse machen es leicht erklärlich, , daß der Ire einen tiefen Haß gegen den Engländer in der 5. in stacker KV» weiß und kgarn, LV» aumwollt, LV Zwirn und Roggen )N.S., >M. »N.S., VM.V., c.-Oltbr ^v» ide, Wolle, n 1 Mack ben, Sorten Otl Leinölfirnisst iopal-, Ber»' Inserate werden bi« Bor mittag« 11 Uhr für nächste Rr. ange nommen u. die ge spaltene Zeile oder deren Raum mit 10 Pf. berechnet. Inserate sind stet« an die Expedition, Frotscher'sche Buch handlung, zu senden. geworden. Aber welche anderen verheerenden Folgen diese zweihundertjährigen Bekehrungsversuche für das unglückliche irische Volk gehabt, darüber sprechen die statistischen Berichte mit Schrecken. Im Jahre 1841 hatte, Irland eine Ein wohnerzahl von 8,174,031 Seelen und 1861 blos noch 5,793,967. Seitdem nimmt die Bevölkerung stetig ab und es giebt kein Land der Erde, aus dem so viele Auswanderer fortziehen, als aus Irland. Der Glaubensdruck und die Plünderungspraxis der englischen Staatskirche tragen hierbei die meiste Schuld. Denn wie im Jahre 1800 mit den schnödesten Mitteln es durchgesetzt wurde, daß man Irland in das britische Reich einverleibte, ihm sein Parlament und seine wenigstens noch anerkannte nationale Selbständigkeit nahm, so wurde auch die englische Staatskirche für dasselbe als die einzig rechtliche proklamirt und die katholische Nation ihr unter worfen. Eine unglaubliche Menge anglikanischer Bischofs sitze und Pfarreien errichtete man in Irland zu dem Zwecke, damit sie dem armen Volke kolossale Summen abpreßten. Die katholischen Irländer mußten den Zehnten an die protestantischen Lords und Geistlichen zahlen, die im Genüße dieses Sündengeldes schwelgten. Alle Rebellionen dagegen brachten keine durchgreifende Abhilfe, wenn auch O'Counel in den dreißiger Jahren es im Parlament, welches durch die Mördereien auf der Insel Pinsel, M i Qualität sie rtM Moritz ct-d«. - B- Nehm mer m en mit ä Frl. richt in hau. reiden. ueldt«. fürsten. . Statt- ruestim rnitz in Heu Brust trägt. O'Connel kämpfte sein ganzes Leben, welches er auf einer Reise am 15. Mai 1847 in Genua schloß, ' hindurch gegen diese Vergewaltigung der irländischen Be völkerung. Er war Katholik, aber kein ultramontaner im heutigen Sinne. „Wir sind römische Katholiken," lautete sein Wahlspruch, „aber nicht die Sklaven Roms." Auch wollte der große irische Volksmann nicht durch die Revolu tion an das Ziel kommen, denn, pflegte er zu sagen, ein lebendiger Freund ist mehr werth, als ein ganzer Kirchhof voll todter Freunde. Die hundertjährige Gedächtnißfeier dieses Mannes wird in Irland mit demonstrativer Be geisterung begangen werden; möge sie für England eine Mahnung sein, die Sachen nicht bis auf den Punkt zu treiben, wo ein künftiger O'Connel vielleicht nur durch Blut einen Ausweg aus dem Elend zu finden sucht. kvr Mustm, an, Diesen Freitag, den 6. August, feiert Irland das hundertjährige Gedächtniß seines großen Volksmannes O'Connel. Geboren am 6. August 1775 zu Cahir in der irländischen Grafschaft Kerry, widmete O'Connel sein ganzes Leben der Befreiung seines Volkes vom englischen Joche. Und wahrlich, wie die „grüne Insel" nur durch Gewalt England unterworfen wurde, so hat England nie anders als gewaltthätig dort gehandelt und regiert. Schlimmer vielleicht noch als Polen unter Rußland ist es Irland unter dem freien England ergangen. Daher kann man es wohl erklärlich finden, daß Haß, Verzweiflung und Elend dies niedergetretene Volk seit einem Jahrhundert fort und fort nach jedem Mittel greifen ließ, um sich an seinen Unterdrückern zu rächen und das Joch wo möglich zu brechen. Das mordlustige Fenierthum in unseren Tagen ist nur ein neuer Ausdruck dieses irischen Nationalhaffes gegen Alles, was englisch heißt. Betrachten wir nur einmal das Gebiet der Kirche. Irland war ein durch und durch katholisches Land und es sollte mit Gewalt von dem protestantischen England bekehrt werden. Heinrich vm. und Cromwell setzten zu diesem Zwecke Maßregeln in Szene, die nicht viel anders waren, als die Bartholomäus-Nacht in Paris. Man verschenkte das Land an protestantisch-englische und schottische Barone, oder an die wenigen irischen Lords, welche sich bekehrten. Mit Feuer und Schwert predigte man dem Volke den! Protestantismus, und da dies nicht viel half, vertrieb man' die Verstockten aus dem Lande oder unterwarf sie einem Aussaugungssystem, bei welchem der Zehnte an die Kirche die Hauptrolle spielte. Trotz alledem find heute noch von hundert Seelen in Irland achtundsiebzig katholisch und nur zwölf anglikanischen Glaubens. Seit den letzten dreißig Jahren ist dieses Verhältniß für die englische Kirche nur um eine einzige Seele, das heißt um ein Prozent günstiger „Ja ich hörte, daß Sie in diesem Sinne zu unserem Sattlermeister sprachen," versetzte Werdenberg, welcher sein Grübeln jetzt plötzlich ganz und gar aufgegeben hatte. „Ich hörte es, und ich habe vielleicht kein Recht, nach den Grün den zu fragen, durch welche sie hierzu bewogen werden. Trotzdem, Herr Nordheim, muß ich Ihnen sagen, daß ich ihr gutes Recht wohl kenne, und daß es mir nicht in den Sinn kommen kann und wird, Ihnen es irgendwie im bösen Sinne anzurechnen, wenn Sie so scharf, als es in Ihrer Macht steht, gegen den Schuldigen vorgehen. Er ist in meinem Hause erzogen worden, ich war sein Pflegevater, und das Gefühl, ihn vor der Welt als das gebrandmarkt zu sehen, was er ist, würde unbestreitbar für mich etwas ungemein Drückendes und Peinliches haben — aber all das darf und soll für Sie nicht die Veranlassung werden, Ihn straflos ausgehen zu laßen. Keine Rücksicht auf mich und mein Haus in dieser Angelegenheit, Herr Nordheim! Sie sind der Geschädigte — suchen Sie sich ihr Recht, un beirrt darin durch die freundliche Gesinnung, welche Sie gegen mich hegen, denn auch ich kann nicht und werde nicht, wie ich wiederholt betone, ein energisches Vorgehen Ihrer seits von Wirkung sein laßen auf die Beschaffenheit der Beziehungen zwischen Ihnen und mir " Ter alte Herr hatte diese Worte, in welchen die ganze Ehrenhaftigkeit seiner Gesinnung lag, rasch, lebhaft und mit Nachdruck gesprochen und dem jungen Mann dabei fest in's Auge geblickt. Nordheim aber schüttelte unter diesem Blicke gegen den Schluß der Rede hin ruhig, doch entschieden den Kopf und sagte: Hem Werdenberg, es ist Ihnen unmöglich, den Entschluß zu verändern, welchen ich bereits gefaßt hatte, ehe ich die Schwelle Ihres Hauses überschritt. Mir persönlich erwächst auS der Verfolgung des Schuldigen ein verhältnißmäßig nur geringer Nutzen — wenn nämlich die verlorne Summe überhaupt noch von ihm zurückzuerhalten wäre. Wozu ein Aufsehen ohne Noth erregen? Ich jage den Burschen auf der Stelle fort und damit ist es gut. Zu Ihnen aber kam ich, weil ich weiß, in welchen Bezieöungen der verächtliche Mensch zu Fräulein Wally stand. Fräulein Wally Ivar ich es schuldig, ihr die Augen über diesen — Ehrlosen zu öffnen. Das war die Absicht meines heutigen Besuches, mit welchem ich nur darum so eilte, nur darum vielleicht bedauerlich rasch vor ging, weil ich, wie Sie ganz gegen meinen Wunsch bereits erfahren haben, vor einer ernsten Katastrophe stehe. Morgen kann ich aufgehört haben zu athmen, Herr Werdenberg, morgen kann dieses Herz aufgehört haben zu schlagen — und es wäre zu spät gewesen, um das zu sagen, was ich sagen mußte. Ich habe es aufgegeben, für meine Person ! noch etwas zu hoffen und zu wünschen, aber ich mußte das Meinige dazu thun, um eine Entheiligung des Heiligsten, das ich kenne, zu verhüten — eines reinen frommen Herzens. Das ist der Sinn meiner Handlungsweise, Herr Werden berg, und in diesem Sinne bitte ich Sie, das heut gehörte nicht in die Oeffentlichkeit dringen zu laßen. Grüßen Sie Fräulein Wally von mir, Herr Werdenberg, zum letzten Male vielleicht — und — leben Sie wohl!" Mit steigender, vortrefflich gespielter Erregung, mit immer rascherer Redeweise und in immer bewegterm Tone sprach der Arglistige diese Worte, bis er zuletzt, von Rührung scheinbar überwältigt, nur noch stockend fortfahren konnte, sich endlich abwendete, so abgewendet einen Moment die Hand nach Werdenberg hin zum Abschiede ausstreckte, und, als sei es ihm unmöglich, noch länger an sich zu halten, urplötzlich hinauseilte. Werdenberg behielt nicht die Zeit, ihm nachzurufen, und er fühlte auch nicht den Beruf in sich, es zu thun. Er ließ ihn scheiden. Das Wort, welches er ihm hatte sagen wollen: „Herr Nordheim, Sie sind ein Ehrenmann!" stiche andere Marnen, iehlt zu den Auswahl du Fabrik von KI, M. Feuilleton. < Am Abgrunde. Roman von Ed. Werner (Fortsetzung ) Nordheim schwieg noch immer, trotz dieser Worte des alten Herrn, denn diese Worte waren nicht an ihn gerichtet, diese Worte sprach Werdenberg zu sich selber, wie man aus seinem noch immer geradeaus starrenden Blicke leicht er kannte — und vielleicht wußte er im Augenblick nicht einmal mit Deutlichkeit, daß er nicht allein in dem Zimmersei. „Ein Dieb — ein Dieb — und in meinem Hause ist er groß geworden!" Jetzt hielt es Nordheim doch geboten, sich zu melden. „Herr Werdenberg." sagte er mit milder, fast bittender Betonung. Der alte Herr fuhr aus seinem Träumen und Grübeln und blickte mit einem immer mehr an Ausdruck der Achtung gewinnenden Blicke auf Nordheim. „Ich vergaß, daß Sie hier sind," sagte er, dem jungen Mann die Hand reichend. „Und ich war unbescheiden genug, zu bleiben, trotzdem ich das bemerkte," fügte Nordheim hinzu, den Händedruck! des Vaters der reichen und schönen Wally erwidernd. „O nicht doch, wie können Sie von einer Unbescheiden heit reden, da doch . . ." „Um Vergebung, Herr Werdenberg", unterbrach ihn Nordheim — „die Unbescheidenheit läßt sich nicht hinweg- läugnen, aber vielleicht einigermaßen entschuldigen. Ich konnte nicht gehen, ohne die traurige Angelegenheit, welche mich heute wider Willen zu Ihnen geführt hat, noch mit einigen letzten Worten zu berühren. Sie hörten vorhin bereits meinen Entschluß, die ganze Cache niederzuschlagen." Tagesschau. Freiberg, den 5. August. Das fünfte deutsche Bundesschießen in Stutt gart nimmt einen recht erfreulichen Verlauf. Wir haben bereits über den Festzug berichtet und tragen zuvörderst heute noch Einiges über den festlichen Schmuck nach, den >die schwäbische Haupt- und Residenzstadt zu Ehren ihrer Gäste angelegt. Am Königsbau, am fast verlaßenen Palais der verewigten Königin-Mutter, am alten Schloße, am königlichen Hoftheater, am Palais der königlichen Prinzessin Friedrich, überall, überall reiche und reichste Beflaggung. Das Kriegs-, das Justizministerium, das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, vor Allem aber das Ministe rium des Innern zeigen geschmackvolle Dekorationen. Die ganze Hauptstädterstraße, der Wilhelms-Platz sammt Straße zeigt ebenso reiche als geschmackvolle Ausstattung; besonders tritt die Dekoration an der Laiblin'schen Champagner-Fa brik hervor. Im Paterre sehen wir die Farben der deut schen Bundesstaaten: Sachsen, Baden, Preußen einer-, und Baiern, Württemberg, Hessen andererseits; darüber, durch das ganze Stockwerk sich hinziehend, eine Draperie in den Landesfarben, überragt von Standarten mit den Inschriften „Helvetia", „Austria" und in der Mitte, besonders aus gezeichnet, „Germania"; dann folgen auf den Flügeln: Frankfurt, Bremen, Wien und Hannover. Im obersten Stockwerke schließt eine stattliche Fahne mit den Reichs farben, umgeben von dergleichen Draperien, die harmonische Dekoration ab. Den Eingang der Thorstraße ziert eine eigenartige Ehrenpforte mit reichster Beflaggung; da heißt es: „Grüß Euch Gott, Ihr Wackern Gäste! Glück au! zum fröhlichen Feste!" In der Neckarstraße tritt das Palais des Prinzen Weimar hervor; zwischen riesigen Flaggen in den Farben des Reiches wehen obenan große Flaggen in den württem- berg'schen und weimar'schen Hausfarben. In der untern VreibergerAWiger Met sich Rinnen» . , " und Tageblatt.