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Freitag, den 30. Juli. 174 Seite! Sie sammelt nicht, sie zerstreut! Suche man lieber ihm unter den Füßen Warum?" ittau) > find lei werden iallgebäude Herr Verwalter, wirklich da so kühn und verwegen äehlt in üwaaren- emäher lbd.f daß sie von allen evangelischen Christen angenommen werden kann. Dann aber beweise man seine Liebe zur evangelischen Kirche durch ein wenig mehr Selbstverleugnung und gewinne es über sich, nicht immer nach dem Trennenden zu suchen, sondern nach dem was versöhnhund einigt. ,Und des Letzteren giebt eS doch wahrlich so viel, daß ein verträgliches Zusammenleben und Zusammenwirken der konfessionell vielfach Dissentirenden sehr wohl möglich ist. Es gehört dazu nur guter Wille, ein wenig Demuth und jene christliche Liebe, die den Werth des Anderen freudig anerkennt und willig ist, mit ihm zu arbeiten, wenn er die Hand bietet. r Zrab- .rmor. , das ssällen teigtes cenden Aus- ett, :tt, empfiehlt ützler. deutlich hervor und die sogenannte Vermittlungspartei, so dankenSwerth auch ihr Bestreben an sich sein mag, kann die Unbehaglichkeit des Zustandes nur wenig mildern. Die Gemeinden selbst haben dadurch an ihrem kirchlichen Be wußtsein schwere Einbuße erlitten und verhalten sich zum größten Theil den konfessionellen und dogmatischen Streit fragen der Theologen gegenüber völlig indifferent, oder verfolgen sie sogar mit bitterem Spott. Wir wollen diese Zerfahrenheit unserer kirchlichen Zu stände nicht weiter ausmalen, aber wohl drängt sich die Frage auf: giebt es kein Mittel, die Uneinigkeiten unter den Bauleuten an unserer evangelischen Kirche zu bannen? Läßt sich absolut kein woäus vivsväi unter ihnen Herstellen? Wir antworten darauf: Ja wohl und sehr leicht! Bor Allem lasse man die dogmatische Rechthaberei bei „Derselbe, Herr. Er hatte wohl guten Grund, die Heimath zu meiden, und bei Gott, eigentlich ist es mir unbegreiflich, woher er selbst jetzt noch den Muth nimmt, zurückzukehren!" „Wird er für die Dauer in Brendlingen bleiben?" fragte Ludwig, welcher an den Verbannungsplan von Wally's Vater dachte, jenen Plan, durch welchen er dazu war bewogen worden, selber jedem ferneren Verkehr mit der Geliebten zu entsagen. Wenn Victor Weidenberg aus seiner englischen Hafenstadt füs die Dauer nach der Heimath zurückkehrte, dann war dieser Verbannungsplan vielleicht überhaupt nur erlogen gewesen, uni ihn zu betrügen — Der Dorfgeiger hatte sich von seinem Stuhle erhoben. Es schien, als habe er keine Ruhe zum Sitzen. Sein Amtsblatt -ür die königlichen und städtisch^ Behörden zu Freiberg und Brand. 1875 „Weil er ein Mörder ist, und wahrhaftig ein Mörder!" „Mann, was sprecht Ihr aus?" rief Ludwig. „Nichts, als was ich weiß und vertreten kann ; nichts, was ich nicht, stünde er jetzt hier vor mir, ihm in's An gesicht sagen würde. Er ist ein Mörder, Herr Verwalter, ein Mörder!" römischen Gegner eigentlich gar keine Kirche haben, kann uns weder befremden noch beunruhigen. Von jeher haben katholische Bischöfe und Priester den Abfall unserer Vor fahren von Rom als eine Sünde wider den heiligen Geist gebrandmarkt und unser Kirchenwesen wegwerfend als Ketzerei kritisirt. Besonders bemüht sich seit der Zeit des Kulturkampfes die Kaplan-Presse, die Mängel der protestan tischen Kirche in den grellsten Farben auszumalen und die evangelische Gemeinschaft für ein Konglomerat der ver schiedenartigsten Sekten zu bezeichnen. Ein recht triviales Wort — aber es paßt zu den Ver hältnissen — sagt sehr richtig: „Jeder weiß am Besten, Am Abgrunde. Roman von L:- ferner (,1orlsetzn»g ) wo ihn der Schuh drückt." Die evWMlische Kirche schließt keineswegs die Augen, um ihre eigenen Mängel nicht sehen zu müssen. Sie hat aber vor allen Dingen kein Verlangen für eine hierarchische Organisation nach dem Muster der „alleinseligmachenden" Kirche RomS. Dagegen täuscht sie sich nach einer Seite hin keineswegs Aber ihren leidenden Zustand. Die neuere Kirchengesetzgebnng des Reiches, die Fortschritte der Wissenschaften sowie die gaM Richtung unserer heutigen Zeit drängen nach tiefgehender Umgestal tung bisheriger Verhältnisse auch auf diese« Gebiete. Wir stehen gewissermaßen mitten drinnen in einer kirchlichen Revolution und sind im Begriff, das Althergebrachte nach Abonnements-Gin ladung. Für die Monate «ud er-ffue« wir et« neues 2 Monats-Abonnement auf de« „Freiberger Anzeiger" znm Preise von 1 Mark 5« Pfennige. Bestellungen nehmen aus- »SrtS sSmmtliche Postanstalten and in Freiberg die ««terzeichnete Expedition entgegen. Krotfcher'sche Buchhandlung, Erbischestratze Rr. «OS. und er war thöricht gewesen, sich betrügen zu lassen. „Ich weiß nicht, wie lange der Mensch zu bleiben gedenkt," versetzte Erler. „Ich weiß nur, daß er als Besuch angekündigt ist und erwartet wird. Aber ich glaube nicht, daß er es lange aushält in Brendlingen. Er müßte sonst mehr als ein steinernes Herz haben. Der Boden wird und muß brennen." den Ideen der Gegenwart zu reformiren und umzugestalten. Jede derartige Uebergangsperiode in einem Organismus pflegt mit Krankheitserscheinungen verbunden zu sein und kann unter Umständen sogar gefährlich werden. Wo liegt MN md--«-nw-«„°nU-b-r,nn,-pM°d. d-r«nM,ch-nj-Im ««EmM h-quft-Ln, kr» und d°ch'ÜL Vor -er eigenen Thür. Nun ja, die ultramontanen Blätter haben so Unrecht ! nicht, wenn sie gegen die liberale Presse den Vorwurf er heben, sie kehre zu viel vor fremder und zu wenig vor eigener Thür. Unser Kulturkampf bringt es eben mit sich, daß wir mehr, als es uns lieb ist, mit Rom und der katholischen Kirche zu thun haben. Auch erscheint uns die Lage der evangelischen Kirche denn doch weit günstiger, als sie von jener Seite geschildert wird. Die klerikalen Wort führer suchen freilich eine gewisse For?e darin, von dem gegenwärtigem Zustande unserer Kirche äußerst abschreckende Bilder zu entwerfen. Es versteht sich von selbst, daß nur die streng orthodoxen Protestanten allenfalls Gnade vor ihren Augen finden. Der übrige große Rest repräsentirt bei ihnen nur das moderne Heidenthum und hat jedes Recht per Führung des Ehristennamens längst verscherzt. Am schärfsten wird der Mangel an Einheit gerügt und dagegen mit stolzem Selbstbewußtsein der durch Gott selbst fest gegliederte Prachtbau der Papstkirche hervorgehoben. Daß wir Protestanten nach der Auffassung unserer „Ihr habt mich allerdings etwas neugierig gemacht, Meister Erler", versetzte Ludwig nachdenklich — „obschon die Neugierde sonst gerade nicht meine L-ache ist. Wieder holt habt Ihr von einem Geheimnisse gesprochen, habt, räthselhafte Andeutungen fallen lassen — und dann Euer, wie es scheint, oft wiederkehrender Besuch des Friedhofes mit der Fiedel unter dem Arme — wie gesagt, ich bin neugierig geworden. Es muß hinter all dem doch mehr verborgen fein, als man Euch, rund herausgesagt, zuzutrauen gewöhnt ist, Meister Erler." Er blickte, als er das sagte, den Geiger scharf und forschend an. Dieser aber hielt den Blick ruhig aus. Nur ein wenig spöttisch zuckte es um seine Mundwinkel, und er sagte: »Wenigstens sind Sie ehrlich und gerade aus, Herr Verwalter, das steht fest." „Und Sie werden es auch sein, Meister Erler, und kurz und bündig dazu, nicht wahr?" „So viel sich das wird machen lassen: gewiß. Aber ich muh weit ausholen mit meiner Erzählung, Herr Verwalter, und im Handumdrehen bin ich nicht fertig. Der erste An fang aber ist von einem Manne, den Sie noch gar nicht kenne», der aber in der nächsten Zeit bei Herrn Werdenberg zum Besuch eintreffen wird." „Wer ist das?" fragte Ludwig rasch. Er dachte an einen jungen Mann, welchen der Vater Wally's vielleicht gewillt sein konnte, seiner Tochter als Gatten aufzudringen. „Es ist nicht Einer von der Art, wie Sie sürchten", erwiderte Erler, der Steinbachs Gedanken leicht errieth. Tagesschau. f Freiberg, den 29. Juli. In unserem Kulturkämpfe blasen die Gegner zum Rück züge. Die „Germania" bringt einen außerordentlich wich tigen Artikel, aus welchem sich die ganze Art des Rückzuges herauslesen läßt, wie sehr das ultramontane Organ den selben auch durch kolossale Unverschämtheiten zu verdecken sucht. Die „Germania" beginnt mit der Erklärung, es gehe andere Leute gar nichts an, was den Katholiken ihr Gewissen erlaube und was nicht, und sie selbst habe immer nur be hauptet, daß das Kirchenvermögens - Gesetz prinzipiell verwerflich sei, das that sächliche Verhalten der Katholik»« aber stets von der Entscheidung der Bischöfe abhängig gemacht. Keinesfalls dürfe man aus der jetzt eingetretenen Entscheidung folgern, daß die Katholiken sich auch anderen Mai-Gesetzen unterwerfen werden, „welche absolut dem katholischen Gewissen widerstreben und daher niemals von ganzes Wesen war aufgeregt und leidenschaftlich und dabei merkte man ihm doch nicht, wie sonst wohl oft, an, daß er vorher getrunken gehabt hätte. In Ludwig's Hirn wirbelte es. Wally's Oheim ein Mörder, er selber der Sohn eines Hingerichteten — was konnte, wenn des Geigers Angaben begründet waren, der Vater der Geliebten vernünftiger Weise noch gegen ihn einzuwenden behalten? „Aber wie kommt Ihr zu so tollen Behauptungen, Meister Erler?" fragte er. „Toll? Ja doch, ich bin darum der tolle Heinz ge worden, weil ich's wußte und doch an dem Unglück nichts mehr ändern konnte. Das kann einen Menschen toll und — verrückt machen. Aber mit wenigen Worten will ich die Hauptsache sagen. Ihr Vater, Herr Verwalter, ist gerichtet worden, weil er einen Raubmord soll verübt haben. Erinnern Sie sich, daß er den Raub zugab, den Mord aber bestritt? Man erzählte mir das wenigstens seiner Zeit so, denn gerade als die Geschichte spielte, war ich weit weg." „Es ist allerdings so, wie man es Euch gesagt hat. Mein Vater bestritt bis zum letzten Augenblicke seine Schuld an dem Tode des Offiziers. Er habe, sagte ev aus, den Offizier schon als Leichnam im Walde an einer Eiche liegend gefunden und habe ihn. weil er in Noth war, allerdings geplündert. Aber den Mord bestritt er, doch wußte er nicht, wer ihn mochte begangen haben. Ich habe mir einmal selbst die Akten und Protokolle vorlegen lassen." . A „Ihr armer, bejammernswerther Vater, ' bach," sagte hierauf der Geiger mit erhöbe»^ weroen. Stimme — „der hat die Wahrheit ausa^s1>lMl«M«r, mit einer Lüge in die Ewigkeit hinürerpfl. Auct. war kein Mörder, seine Hand war rein e dieser Beziehung können Sie vollständig be Kirche die Gefahr? Ohne Zweifel sind die innerhalb unserer Kirche vor- > handenen Differenzen überwiegend konfessioneller Natur und eben darum so schroff und intensiv. Der frei sinnige Protestant behauptet mit gleicher Entschiedenheit, wie der Ultra-Orthodoxe, daß fein religiöser und dogmatischer Standpunkt mit Christi Geist und Wort, mit den Resultaten einer vorurtheilsfreien Erforschung der heiligen Schrift, mit der dem Menschen von Gott verliehenen Vernunft übereinftimme. Wer darf sich zum Richt« Über den Anderen setzen? Der Protestantismus sah von scher äußerst mannig-! faltige Glapbensrichtungeu aus sich herporgehen und jede einzelne hat Unbedingt das Recht, als Ueberzeugungs- und Herzenssache auch von den Gegnern respektirt zu werden. So lange nicht von einer Partei der unwiderlegliche Be weis ihrer Unfehlbarkeit erbracht wird, ist die Pflicht gegen seitiger Duldung eine durchaus allgemeine. Die evangelische Kirche leidet aber gerade schwer an einer religiösen Unduldsamkeit ihrer Glieder unter sich! Pastoren auf der Kanzel, in Bibelstunden und Pastoral-Konferenzen, ja ganze kirchliche Behörden und Konsistorien scheinen eine wahre Befriedigung darin zu finden, gerade Dasjenige hervorzuheben und zu betonen, was uns trennt, während die große Masse hochwichtiger Wahrheiten, in denen wir Alle freudig übereinstimmen, nur nebensächlich behandelt wird. So tritt als Krankheitssymptom eine große Unver- träglichkeit, eine in hohem Maße gereizte Stimmung zwischen , den extremsten Richtungen in der evangelischen Kirche „Es ist der Oheim Wally's der Bruder ihres Vaters, Herr Victor 'Werdenberg " „Ah, derselbe, welcher feit langen Jahren nicht in der Heimath war?" vil-, iehlt Händler, 19 t. 4t werden arstall- MFmbergerArycheM findet sich Rinnen- „ . , Handlung, zu senden. " und Tageblatt.