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Amtsblatt für die könialichen «nd städtischen Behörden zu Freiberg und Brand F1KV 1875. '1 Folge unserer freihändlerischen Politik, über- Jahr Haupt unser« ganzen dermaltgen Hirthschaftssystems sei; tdels-I denn man ist nicht bei den Klagen über die Beseitigung raben früheren manu, M werd« ltbäud», L! und ein S in der ng -ause. ch er ne ln en en der Zölle stehen geblieben, sondem man greift unsere Ge werbe- und Arbeitergesetzgebung an und rekurirt am letzten Ende auch auf die Wirkungen der fünf Milliarden. Nun wird freilich kein Verständiger bestreiten, daß unter dem Einflüsse aller dieser Verhältnisse die Krise sich schlimmer gestaltet haben mag, als es sonst vielleicht der Fall gewesen wäre; aber daß die Krisis selbst andere, außerhalb der spezifischen Eigenthümlichkeiten unserer Wirtschaftspolitik gelegene Ursachen gehabt haben muß, ist doch durch die einfache Thatsache unwiderleglich dargethan, daß sie nicht eine deutsche, sondern eine Weltkrisis ist. Der bekannte Demokrat Karl Vogt hat jüngst eine Parallele zwischen Deutschland und Frankreich gezogen. Nach derselben sind die Deutschen durch ihre Siege und den Milliardensegen rein toll geworden; inan setzte, sagt Vogt, sich hochmüthig über alle Warnungsrufe hinweg, opferte Wallach Haus- >ut verkaufen: nommene Schuldenlast nöthig geworden war. So lange solche Thatsachen vorhanden sind, kann die Idee eines gegenseitig unbeschränkten Handelsverkehrs sich nur mühsam Bahn brechen und ist steten Rückfällen aus gesetzt. Es braucht nur eine Zeit der Stagnation und des Rückganges flotten Absatzes zu kommen und in allen Ländern erheben sich die schutzzöllnerischen Gelüste leidender Industrie zweige. So in Oesterreich und in Deutschland. Mit Un geduld erwarten jn Oesterreich zahlreiche Industrielle das Erlöschen der Handelsverträge mit Deutschland und Frank reich. Schon das nahe bevorstehende Erlöschen des öster reichisch-italienischen Handelsvertrages hat eine große Be wegung zu Gunsten der Schutzzölle in Cisleithanien erwachen lassen. Diese Agitation bedenkt gar nicht, daß gerade der Verkehrserleichterungen zwei Staaten nicht gefolgt, welche für den europäischen Handel große Bedeutung haben: Rußland «nd die Vereinigten Staaten Nordamerikas. Rußland milderte nur wenig sein hergebrachtes Schutzzoll- System und die Folge war, daß seine Einnahmen aus den. Zöllen ganz bedeutend stiegen und seine Industrie von ' pl Jahr mehr erstarkte. Nordamerika ging vom Freihandels- System zum Schutzzoll über und verdankte seinen Zöllen eine erhöhte Jahreseinnahme, die für die im Kriege über- in Aufnahme gebracht hat. Aber auch in Deutschland regt sich wieder das müh-!liche Misere. Anders die Franzosen I Da ist ein stilles, am zurückgedrängte schuWöllnerische Verlangen mancher emsiges, planmäßiges Sichemporarbeiten, ein Wetteifer aller Industriezweige. So langt der Absatz flott ging, dachten volkswirthschaftlichen Kräfte, daß es schon heute kein Zweifel unsere Industriellen an keine Schutzzölle. Ja sie ließen sich mehr sein kann: materiell ist Frankreich der Sieg verblieben, sogar Zollermäßigungen gefallen und man sah es gar nicht Dies Bild macht Herrn Vogt und seiner absonderlichen für bedenklich an, als die Reichsregierung und der Reichstag! Vaterlandsliebe alle Ehre ; aber es scheint, als ob die Be- die Zölle auf diverse Eisenfabrikate mit dem 1. Januar 1877 richte der industriellen-Organe Frankreichs den Weg in ganz aufzuheben beschloß. Bei dem ungewöhnlichen Auf-«seine Studirstube nicht fänden, denn sonst müßte er wissen, schwung der Produktion und des Verbrauchs erblickte man daß Frankreich zur Zeit auch an einer volkswirthschaftlichen im Freihandelssystem eher einen Portheil als einen Nach- Krisis leidet. Daß Oesterreich und England unter derselben theil. Heute ist die Situation eine ganz andere. Zuerst Kalamität seufzen, ist allbekannt. Wie ließe sich also an kam die Eisenbranche mit ihrer schutzzöllnerischen Agitation,!nehmen, daß unser Zollsystem und überhaupt unsere spezi- und jetzt haben sich auch die Lederfabrikanten angeschlossen, fische Wirtschaftspolitik die gegenwärtige Lage unserer Die Schwere der Krisis, welche auf der deutschen Jn-! Industrie verschuldet habe und wie ließe sich hoffen, durch dustrie lastet, macht es allerdings begreiflich, wenn die Be-1 eine Aendernng des Zollsystems im schutzzöllnerischen Sinne drückten nach dem ersten besten Mittel Haschen, das ihnen! die eigentlichen Ursachen dieser Lage zu beseitigen? rathetest Du nicht mehr, als Mama starb? Es wäre, wie Du sicher zugestehst, um meiner Erziehung willen ehr erwünscht gewesen. Nein, nein, entweder werde ich Ludwigs Weib oder ich heirathe nie." Und bei diesem Bescheide war das charakterfeste Mädchen stehen geblieben und nichts hatte ihr eine andere Erklärung abzubringen vermocht. Nun, da er auf dem Wege nach Nordheims Besitzung begriffen war, dachte Werdenberg wieder an dieses Zwiegespräch, an diesen Gegensatz seines eigenen Entschlusses: „Du heirathest wen Du willst, nur nicht diesen!" und des Entschlusses seiner Tochter: „Ich heirathe entweder diesen oder Keinen!" Sollte denn des Mädchens Wille für ihn gar unbesieg bar sein? Die ganze Eigenartigkeit seines Charakters und seiner bisherigen Lebenserfahrungen sträubte sich gegen die Bejahung dieser Frage. Er, Werdenberg, der nun ein Millionär war und der einen ungeheuren Einfluß weit und breit besaß, er konnte es nicht für möglich hallen, daß zwei junge Leute sich auf die Dauer seinem Willen mit Erfolg widersetzen könnten, zwei junge Leute noch dazu, deren Eins seine eigene Tochter, das Andere sein Pflegesohn, gewissermaßen ein Produkt seiner menschenfreundlichen Gesinnungs- und Handlungsweise war. Er stand ja nicht vor der ersten Schwierigkeit in seinem Leben, und alle hatte er besiegt — und daß er sie besiegte, war die Veranlassung geworden zu seinem Wohlstände und äußerlichen Glücke. Sollte er nun zurückschrecken vor einem Hindernisse, das sich seinem inneren Frieden und seinen: häuslichen Glücke entgegen stellte? „Ich glaube es nicht!" murmelt? er wie zur Antwott auf seine fragenden Gedanken leise vor sich hin. „Nur geschickt und zugleich mit Kraft aufgefaßt, und auch diese d, t zum Unruhige Zeiten. So wenig auch das politische Leben zu irgend welchen Befürchtungen Anlaß giebt, so stehen doch auf wirthschaft- iichem Gebiet unserem deutschen Vaterlande unruhige Zeiten bevor. In spätestens zwei Jahren werden die meisten Handelsverträge erloschen sein. Als sie in den sechziger Jahren abgeschlossen wurden, da konnte man sich der Hoff nung hingeben, das Freihandelssystem, auf dem sie bafirten, werde in Kurzem weitere und immer weitere Siege zu ver zeichnen haben. Jn Frankreich, Belgien, Oesterreich würden, so glaubte man, die sichtlichen Fortschritte der Industrie die früheren schutzzöllnerischen Vorurtheile mindern und wider legen. Der französische Handelsminister hat jüngst selbst an- «kannt, daß sich unter dem Einfluß dieser Handelsverträge der Werth der französischen Einfuhr im Spezial-Handel von 1859 bis 1874 von 1640 Millionen auf 3784 Millionen Franks, der Werth der Ausfuhr von 2266 auf 3877 Mill, erhöht habe. Leider haben diese Thatsachen keine überzeugende Gewalt für die Industriellen gehabt «nd mit den schutzzöllnerischen Borurtheilen verbinden sich jetzt die finanziellen Interessen der Staaten. Auch waren auf dem Wege der gegenseitigen die en. l- reiere Verkehr der österreichischen Spinnerek und Weberei: mit zügelloser Leidenschaft dem Moloch Militarismus, ver droßt Beschäftigung gegeben und sie auf allen Weltmärkten schmähte die ernste Arbeit, stürzte sich in die planlosesten Unternehmungen und das Ende ist die heutige wirthschäft- Päßler. ört werden !>arstall' Erscheint Ede» «ochentM « UhrM kn andern M». «reis virrtML ÜchSMartSPf., »»rimouMt. 1 Ml. b0 Pf. «d ein. monatl. 75 Pf. Di» Redaktion be- FeuiUetou. Am Abgrunde. Roman von Ed Werner (Fortsetzung.) Da lächelte Wally, und in diesem Lächeln lag die un säglichste Trauer und eine Unendlichkeit von Liebe, und sie sagte ruhig und ernst: „Laß Dein Mühen sein, mich meiner Liebe abwendig zu machen, lieber Vater, ich werde Dir keine ungehorsame Tochter sein, gewiß nicht. Ohne Deine Einwilligung werde ich meine Hand nicht vergeben, selbst wenn ich könnte; aber mein Herz ist schon vergeben, und wenn es auch noch nicht vergeben wäre, so weiß ich doch, daß es un möglich wäre, ihn: Befehle zu ertheilen. Ich liebe nun einmal diesen braven Sohn eines dem Arme der Gerechtig keit verfallenen Vaters, und nichts auf Erden, davon bin ich wie von meinem Dasein überzeugt, ist mächtig genug, mese Liebe aus meinem Herzen zn reißen!" „Aber diese Liebe ist hoffnungslos, ewig hoffnungs los!" hatte der Vater ausgerufen — „denn wenn Du den mir soeben versprochenen Gehorsam recht verstehst, so wirst Du niemals, auch nach meinem dermaleinstigen Tode nicht Steinbachs Weib werden können." „Muß ich denn sein Weib werden?" hatte Wally gefragt. „Ich liebe ihn, er liebt mich — und im Bewußt sein dieser Liebe und ihrer Erwiderung werde ich leben, treu und ohne Wanken bis an mein Ende, das glaube mir, Vater." ! „Aber Du wirst andere Männer kennen lernen und Du wirst darunter Manchen finden, der es verdiente, von Dir geliebt zu werden." „Kann man zwei Mal lieben, Vater? Warum hei- unmvglich ist. . Somit führt eine ruhige Betrachtung zn dem Resultats daß in einer Wiedereinführung der Schutzzölle ein durch greifendes Mittel gegen Krisen, wie die heutige, nicht'ge funden werden kann. Ist dies aber der Fall, so verbietet es sich von selbst, der augenblicklichen Unterstützung einzelner leidender Industriezweige wegen ein System auftugeben, unter dessen Herrschaft unsere Volkswirthschaft, wie Niemand leugnen kann, zu der höchsten bis jetzt erreichten Blitthe emporgestiegen war. Eine ruhige Betrachtung!' Ja wenn man nur immer, mit Ruhe und Besonnenheit derartigen Fragen gegenüber' treten wollte, dann würde die jetzige schutzzöllnerische Agita tion sehr bald ihren Boden verlieren. Da dies leider nicht geschieht, so haben wir auf wirthschastlichem Gebiete un ruhige Zeiten zu erwarten. Es ist ja nicht einmal die Möglichkeit ausgeschlossen, daß sich theilweise die Zollkriege und Retensionen wiederholen, die wir durch den Geist der Verträge der sechsziger Jahre fürimmec überwunden glaubten. Schwierigkeit hört auf , eine solche zu sein. Noch habe ich stets meine Absicht erreicht." Doch da war ja schon das Gehöft erreicht und der Wagen hielt vor dem Portale des Herrenhauses. Nordheim hörte nicht so bald, wer es sei, der ihn mit einem Besuch beehre, als er auch schon eilig herbeikam und seinen Gast begrüßte. Werdenberg stieg aus und trat neben dem jungen Mann in das Herrenhaus ein. „Eigentlich, Herr Nordheim", sagte er — eigentlich gilt mein Besuch nicht Ihnen, sondern Ihrem nunmehrigen Verwalter, Herrn Steinbach." „So werde ich Herrn Steinbach auf der Stelle rufen lassen. Er ist nicht weit vom Hofe, nur auf dem Hinter felde beim Rübenstutzen und Verladen beschäftigt, Herr Werdenberg", entgegnete Nordheim rasch, ohne sich seine Enttäuschung merken zu lassen. „Sie würden mir damit allerdings einen großen Ge fallen erweisen, Herr Nordheim", erwiderte Wally's Vater freimüthig. Der Kutscher des Gutsbesitzer, welcher zugleich die Obliegenheiten eines Bedienten zu erfüllen hatte, mußte hinaus auf's Feld. „Es wird ungefähr eine Viertelstunde nöthig sein, um Herrn Steinbach hier erscheinen zu lassen, Herr Werdenberg", sagte Nordheim, brennend vor Begierde, die Veranlassung und Absicht dieses sonderbaren Besuches des alten Herm bei Ludtvig zu erfahren. „O, das thut nichts, so lange warte ich schon. Haben Sie Herrn Steinbach sagen lassen, daß ich es bin, der mit ihm zu sprechen wünscht?" „Allerdings habe ich das sagen lassen, Herr Werdenberg. ' Sollte ich daran nicht recht gethau haben?" fragte Nordheim - rasch. Mittwoch, den 21. Inti. s-——SÜSS! . > Abhilfe zu versprechen scheint. Um so mehr hat aber der! Wie wenig der Schutzzoll geeignet ist, vor der Wieder ruhige Beobachter die Pflicht, an ihre Besonnenheit zu kehr solcher Krisen zu bewahren, beweist das Beispiel der appelliren und sie zum ernsten Nachdenken über die Frage «Vereinigten Staaten Nordamerikas, welche zu ersuchen: ob durch die von ihnen verlangten Maßregeln Ian einer wo möglich noch stärkeren und intensiveren wirth- das Uebel denn wirklich an der Wurzel getroffen werde? ! schastlichen Thätigkeit kranken, als die europäischen Staaten.. Wer als Heilmittel für unsere gegenwärtige Wirtschaft-! Unser moderner Verkehr hat eben an die Stelle vereinzel- liche Krankheit den Schutzzoll verlangt, der kann nur Inen Volkswirthschasten nachgerade eine große Weltwirch- von der Ansicht ausgehen, daß die Krankheit einelschaft gefetzt, gegen welche eine Abschließung schlechterdings NelbeMMeiMW Handlung, zu senden. und Tageblatt. -al, nd, and and soll nm )00 Her- Haft Her-