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den rag. Amtsblatt für bt« königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand Dounerstag, da» 15. Juli. 1875. anderweiten Thätigkeit für die Vereinszwecke aufbrtngen, was hier, wie zum Kriegführen in erster Reihe nöthig ist, Geld, Geld und wiederum Geld. Nach längeren und eingehenderen Debatten wurden auf der Generalversammlung folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Die Versammlung ist damit einverstanden, daß politische, soziale oder kirchliche Agitation nicht Aufgabe der Gesellschaft sein kann, hält aber daran fest, daß die BildungSvereine in freier Toleranz gegen Meinungs verschiedenheiten auf allen Gebieten des öffentlichen Leben» keine andere sein, als die sittliche Bewahrung und Durch- fildung ihrer Mitglieder und so mittelbar des deutschen Volkes. Um dieses Ziel zu erreichen, ist in negativer Be stehung jede Agitation zu augenblicklichen politischen, sozia listischen und konfessionell kirchlichen Zwecken fern zu halten; nach der positiven aber das intellektuelle Leben durch Ver mittlung wirklicher Kenntnisse und wahrer Erkenntniß bei den Mitgliedern zu förtem und zwar auf allen Gebieten, zu denen der Mensch überhaupt ein sittliches Verhältniß hat: dem Reiche der Natur, dem der Menschen und dem Reiche Gottes, d. h. lediglich des religiösen Lebens. Aus breitung positiver Erkenntniß der Naturerscheinungen und ihrer Gesetze in den Grenzen der wirklich festgestellten Thatsachen: Vermittlung der innerhalb der Familie, der Gemeinde, des Staates und der bürgerlichen Gesellschaft waltenden Ordnungen und Gesetze, Pflege des Familien- R— Has find im Wesentlichen die Hauptaufgaben der MildungSvereine in sittlich-intellektueller Beziehung. In wirtschaftlicher Hinsicht ist ihre Bedeutung zunächst Hine mehr mittelbare, dann aber auch eine unmittelbare durch Vereinigung der Mitglieder einzelner Vereine zu Unternehmungen zu gegenseitiger Unterstützung, Kranken- Dassen, Konsumvereinen u. s. w. Der Referent schloß seinen Mortrag mit einem Hinweis auf die große Aufgabe, die Mcht durch Gesetze allein zu erledigen sei, die geistige und Mttliche Hebung des Volkes und mit der Aufforderung, an Mesem Werke sich in regster Weise zu betheiligen. I Wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, umfaßt die Mesellschaft gegenwärtig 17 Zweigverbände, 18 Provinzial- Beztehung namentlich der Wanderlehrer Julius Keller sich ganz hervorragende Verdienste erwarb. Die stärkste Zu nahme an Mitgliedern ergiebt sich überhaupt für Schlesien (207 gegen 3b Mitglieder im Vorjahr), ferner für Reuß ä. L. (64 Mitglieder gegen 1 Mitglied im Vorjahr), eben so für Sachsen-Koburg-Gotha. Ein Blick auf die geo graphische Vertheilung der Mitglieder mit Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit der einzelnen Gegenden ergiebt das für die größeren Städte eben nicht schmeichel hafte Resultat, daß sie, die natürlichen Sitze der Wohl habenheit und höheren Bildung, mit Ausnahme von Leipzig, sich keineswegs an den Bestrebungen des Vereins so be theiligen, wie man es erwarten sollte. Vollends steht Berlin buhler wirklich so ganz klar?" ' „O, das doch wohl, Herr Werdenberg! Diese Be weggründe liegen ja auf der Hand — und wenn ich mich auch bei Ihnen täuschen sollte, was würde denn dadurch wesentlich geändert? Ihr bisheriger Verwalter ist es, welchen Ihre Tochter liebt — und damit sind meine Hoffnungen mit einem Schlage für immer vernichtet. Nein, nein, rufen Sie Herrn Steinbach zurück — und machen Sie ihn und Fräulein Wally glücklich! Fräulein Wally verdient es, glücklich zu sein — o, sie verdient es so sehr." „Das ist ja eben mein Schmerz," rief Werdenberg, fast verzweifelt — „daß ich für ein Unglück erachte, worin das Mädchen in seiner thörichte» Neigung ein Glück sieht! Und nun wollen auch Sie noch, auf den ich so viel ver traute, gegen mich sein?" „Ich kann nicht gegen das sein, was ich für eine Pflicht der Ehre erachte, Herr Werdenberg! Der heut von mir betretene Weg verdient weitaus den Vorzug vor jenem, welchen ich vor kaum einer Woche ging. Rufen Sie Herm Stembach zurück — oder wenn Sie etwas gegen ihn ein- zuwenden haben, jo nehme ich ihn in meinen Dienst und Volksbildmlz. In Göttingen trat dieser Tage die fünft» ordentliche teweralversammlung der Gesellschaft für Verbreitung von SvlkLbildung zusammen. Wir haben früher bereit» auf die Lichtigkeit der Volksbildungsvereine aufmerksam gemacht md fassen hier nochmals in Kürze zusammen, worin die lufgabe derselben besteht. Sie soll und darf, wie Referent )r. Brandes in der Generalversammlung näher ausführte, „Bitte, Herr Nordheim, ich stehe zur Disposition," ent- zegnete der alte Herr. „Ich komme soeben von einer Unterredung mit Fräulein ^uy; ich theilte ihr unser Gespräch vom Montage mit »nd daß ,ch nun erfahren, wie wenig Hoffnung ich mir KU —Herz machen dürfe. Still, Herr Werdenberg affen Sie mich ausreden. Ich mußte so handeln, wie ich gehandelt habe, wenn ich vor mir selber als Mann dastehen wollte — ich darf nun und nimmermehr Wally's Frieden zerstören, ihr Glück ihr rauben. Ich trete von Meiner Werbung hiermit zurück; ich will und werde nicht N^ranlaffung sein, daß in Ihr bisber so ruhiges, ^rfm!"FE^"^en Zwietracht und Unsegen einkehren Motte kurz, hastig, abgerissen, gleich "ur mühsam und mit schweren Kampfe los. Dabei blickte er starr zu Boden — oder FeuiUetük. Am Abgründe. Roman von Ev. Werner (Fortsetzung) ? 161 .Mbände, die Mitgliederrahl beträgt 4299, was gegen das Die MtseUschast für verorenunq rw« Mrjahr eine Steigerung von 37 Proc. ergiebt. Unter den selben befinden sich 600 körperschaftliche Mitglieder (eine Steigerung gegen das Vorjahr von 233); unter ihnen 96 Bildungsvereine, fast doppelt so viel wie im Vorjahre. Die Thätigkeit des Verein» «streckte sich wie bisher auf die Förderung von Fortbildungsschulen, Volksbibliothcken, Veranstaltung von Vorträgen, die Gründung von Volks bildungsvereinen, literarische Publikationen u. s. w. Auf allen Gebieten wurden die erfreulichsten Resultate erzielt ; so wurden über 600 Vorträge gehalten, 40 neue Bibliotheken, 144 neu» Vereine in's Leben gerufen, wobei in letzterer so ergaben die Einnahmen an Mitgliederbeiträgen 14,192 Thlr. (10j Proc. mehr, wie im Vorjahr); das bei weitem stärkere Anwachsen der Mitgliederzahl (37 Proc.) liefett den erfreulichen Beweis dafür, daß die Mitglieder sich mehr und mehr aus den Kreisen der sogenannten kleinen Leute ergänzen. Die Gesammteinnahmen betrugen 44,576 Thlr. 10 Sgr. 11 Pf., die Gesammtausgaben 21,175 Thlr., so daß das Vermögen der Gesellschaft sich gegenwärtig auf 23,400 Thlr. beläuft. So erfreulich dieser Vermögensstand an und für sich erscheint, so ist doch, wenn der Verein seiner stets größer werdenden Aufgabe irgendwie gerecht werden soll, noch eine ganz erhebliche Vermehrung desselben unbedingt erforderlich; wenn vollends das dem Verein vor schwebende und praktisch noch zu verwirklichende Ideal, in jeder Stadt, in jedem Dorf eine Bildungshalle in's Leben treten zu lassen, erreicht werden soll, so ist vor allem nöthig, daß die einzelnen Mitglieder wie die Verbände neben ihrer auch einmal gerade aus auf die Wand, auf eine bunte Blume in der Tapete, und seine Hände waren fest zu sammengekrampft, indessen seine Arme lässig am Körper Hemieder hingen. Werdenberg hatte ihn unterbrechen wollen, hatte es aber bei seiner kurzen, abgerissenen Rede weise nicht zu Stande gebracht und ließ ihn aussprechen. Jetzt schwieg er endlich und der alte Herr, verwundert seinen schon ergrauenden Kopf schüttelnd, sagte kurz, fast vorwurfsvoll: „Daß die liebe Jugend doch gar so hitzig und über stürzt ist! Konnten Sie denn nicht ein klein wenig be- : sonnener vorgehen? Sind Ihnen denn die Beweggründe ' meines Handelns gegenüber — gegenüber Ihrem Neben- Aufklärung und Verständigung suchen müssen und ver spricht sich von der richtigen Ausführung dieser toleranten Gemeinschaft das Beste für die sittliche Ausgleichung der vorhandenen Gegensätze und die gemeinsame. sittliche Hebung des Volkes. 2) Die Versammlung empfiehlt den geschloffenen ört lichen Bildungsvereinen, die Frauen, Töchter und sonstigen weiblichen Angehörigen der Mitglieder möglichst ost und regelmäßig zu ihren Vorträgen, Verhandlungen und Festen - heranzuziehen; den Zweigvereinen der Gesellschaft aber' giebt sie anheim, in umfassender Weise bei allen ihren Bestrebungen sowohl die bestehenden Bildungsbedürfnisse des weiblichen Geschlechts zu berücksichtigen, als auch die in denselben vorhandenen verfügbaren Kräfte in geeigneter Weise zu verwerthen. ä 3) Es ist lebhaft zu wünschen, daß die Lokalpresse überall in Deutschland sich der Bildungsaufgaben der Zeit thätig annehme; die Bildungsvereine werden auf- gefordett, dafür anregend und mithelfend zu wirken. 4) Die Generalversammlung empfiehlt den Vorständen der einzelnen Vereine bezüglich der unter ihrer Verwal tung stehenden Bibliotheken 1) regelmäßige statistische Nachweise anzulegen, aus welchen hervorgeht: «.Zahl der während eines bestimmten Zeitraums (Woche, Monat, Jahr) der Bibliothek entnommenen Bände, d. Titel der verliehenen Werke und Literaturzweige, welchem die selben angehören, o. Wie oft dieselben gelesen wurden. 3. Stand und Beschäftigung der Leser, soweit thunlich nach gewissen größeren Kategorien wie Kaufleute, Hand werker, Beamte, Frauen, Schüler u. s. w. e. Vertheilung der einzelnen Fächer und Werke unter dieselben. 2) Darauf hinzuwirken, daß den einzelnen Mitgliedern in geeigneter Weise (Vortrag, Unterricht, Fragekasten u.s.w.) die nvthi- gen Fingerzeige in der Auswahl der Lektüre geboten werden. Am Ende der Generalversammlung faßte der Vorsitzende Sie werden so auch Gelegenheit haben, sich von seinem Werth oder Unwerth, von der Berechtigung oder Nichtbe rechtigung Ihres Widerwillens zu überzeugen." „Um Gottes willen, wohinaus wollen Sie? Dieser Mann wird niemals mein Schwiegersohn werden, niemals!" Nordheim schüttelte traurig, aber bestimmt den Kopf und sagte: TmbergerAn eMW Handlung,zu sende«. «nd Magtvlatt. „Woher haben Sie diesen Katalog landwirthschaftlicher Maschinen, Herr Nordheim?" fragte den von dem Ge spräche mit Wally in das Herrenhaus zurückkehrenden jungen Mann der Brendlinger Herr, indem er ihm ein Austrittes Heft entgegenhielt. „Den habe ich noch von meinem letzten Besuche der englischen Fabrik selber, Herr Werdenberg. Wenn er Sie interessitt, so steht er gern zu Ihrer Verfügung, sivwie manches Andere, was ich in diesem Genre besitze. Indessen, Herr Werdenberg — würden Sie in der Stim- mung fein, jetzt von etwas wesentlich Verschiedenem sprechen „Vielleicht sind Sie ebenfalls überstürzt in Ihren Be hauptungen, Herr Werdenberg. Steinbach besitzt Wally'S Neigung. Erwarten wir die weitere Entwickelung, die letzte Entscheidung nicht von unserer heutigen Besprechung, sondern von der Zeit. Sie wird schon das zu Tage fördern, was das Richtige ist — und ich muß mich eben mit meinem Schicksale bescheiden." Da plötzlich erscholl Musik, heitere Klänge in da», ernste Gespräch hinein. Die Zeit war gekommen, das fest zu beginnen und eine Deputation seiner Arbeiter kam herein, um den Festgeber und Gutsherm zur Eröff nung der Feier abzuholen. Mit einem schweren Seufzer reichte der funge Mann dem Vater Wally's seine Hand, blickte ihn ernst und traurig an und folgte dann den Schnittern. In eigenthümlicher Stimmung, halb Rührung, halb Aerger, blieb Werdenberg zurück und sah dem Davon gehenden nach. Von jener Stelle am Rande des Waldes, wo der tolle Heinz als Bote Wally's ihn begrüßte, ihm in der Feme den Wagen zeigte, in welchem die Erwartete nach entgegen gesetzter Richtung davonroilte, theilzunehmen an dem Feste im Hause seines verhaßten Nebenbuhlers — von jener , Stelle war Ludwig Steinbach, der frühere Verwalter von : Brendlingen, in den Wald hineingestürmt, kopflos, ohne Richtung, hastig, als wolle und müsse er sich selber ent- ' fliehen. Das Hirn brannte ihm und seine Pulse flogen, vattenven Krönungen unv in dieser Beziehung in allerletzter, dagegen das kleine Fried ¬ lebens, der Vaterlandsliebe und des thatkräftigen, opferungs- berg in der Wetterau an erster Stelle. villige'n Bürgersinnes; Vermeidung alles dessen, was das' WaS die finanzielle Lage der Gesellschaft angeht, religiöse Leben des Einzelnen stören könnte, denn zur eigent lichen Pflegt desselben sind ja die Kirchengemeinschaften da — Fördemng vor allem der religiösen Toleranz, dämm ^brr auch prinzipieller Kampf gegen jede kirchliche Hierarchie »weimo «> Vs. ei»-