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Inserate «erden bi» Bor« nommen u. dir ae- spaltene Zeile »der Deren Raum mit 10 Ps. berechnet. .Inserate sind stet» an die Expedition, Frotscher'sche Buch handlung, zu senden. WFreibergerAmeiaer findet fich N?"ne^ 6 " und Tageblatt. Amtsblatt für di- königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud Sonntag, den k. Juni. 1875. 1W nicht, denn der Zorn über den Kulturkampf treibt täglich neue Blüthen! Das Schimpfen auf Juden und Juden- genossen, auf Freimaurer und daS moderne Heidenthum, die unverschämte Behauptung von der totalen Fäulntß der evangelischen Kirch« — solche Dinge wollen nicht mehr recht ziehen. Und da e« dem Ultramontanismus nicht an Er findungsgabe fehlt, kommt er nie in Verlegenheit. Aber alle diese Prahlereien werden es nie bewirken, daß der Herzwunsch Roms in Erfüllung geht und da» neue deutsche Reich eine Bußfahrt nach Canossa antritt l Kirchs auf Erden gebildet haben. « ist hiernach völlig klar, was man von der Be hauptung der römischen Hierarchie zu halten hat: die katholische Kirche sei die Eine und allgemeine. Sie ist ebensowenig Uuiversalkirche jemals gewesen und kann fiKkh« ebensowenig fein, wie es je einen Universal staal gegeben hat noch je geben wird. Sie maaßt sich mit vollstem Unrecht an, eine unmittelbare göttliche Stiftung zu sein, denn sie ist nichts mehr und nichts weniger als jede ander« unter den vorhandenen sichtbaren Kirchen. Die groß« Zahl der Anhänger alterirt die Wahrheit dieses Satzes nicht im Mindesten. Jener beklagenswerthe Grundirrthum der römisch-katho lischen Kirche hat von jeher die traurigsten Folgen gehabt . und macht es nach unserer Ansicht unmöglich, daß sie zum Frieden mit dem Staate und anderen Kirchengemeinschaften gelangt. Es liegt in ihrem Prinzip die ungeheuerlichste Ueberhebung! Dasselbe involvirt in seinen Konsequenzen jene maßlose Herrschsucht, jene unerträgliche Unduldsamkeit, jene souveräne Verachtung der modernen Kultur, die überall das entscheidende Wort sprechen will und die dies ja auch in der That beanspruchen dürfte, wenn der Papst wirklich Gottes Stellvertreter auf Erden wäre. Wie schrankenlos der Ultramontanismus in seinen Prä- lensionen ist, das tritt in dem kirchenpolitischen Kampfe der GENwart mit jedem Tage deutlicher hervor. Rach seiner Ueb« ist iü der römisch-katholischen Kirch« Alles Lickt Alles herrlich und vollkommen, wenn man nur das richtige Verständniß dafür hat. Wir wollen uns auf die katholische Dogmatik bei dieser Gelegenheit gar nicht einlassen, obgleich es vorau-zusehen ist, daß es nicht lange mehr dauern kann, bis die alten und neuen Glaubenssätze des Katholizismus auch aus diesem Gebiete di« Polemik gegen Rom neu entzünden werden. Nur daran sei erinnert, wie erst kürzlich noch das Kl ost erleben als die Blüthe der christlichen Frömmigkeit, als ein höherer Grad der christ- Uchen Vollkommenheit gepriesen und verherrlicht wurde, während doch die ganze nichtkathDlische Welt in ihm eine dem Geiste des Christenthu«» widersprechende, krankhafte Seelenstimmung verurtheilt. - Neue Prahlereien. , Bei der unmittelbar göttlichen Stiftung — dafür > wird ja die römisch-katholische Kirche von ihrer Klerisei aus gegeben — kann selbstverständlich nicht von Licht und Schatten geredet werden, da muß Alles nur Licht sein, da strahlt Alles in höchster Vollkommenheit, wenn man es nur vom richtigen Gesichtspunkte aus anzuschauen vermag. Wir haben dasjenige, was wir für den Grundirrthum der katho lischen Kirche und für die Quelle aller kirchenpolitischen Kämpfe der Gegenwart halten, schon so oft ausgesprochen, daß wir es wohl kaum noch einmal zu wiederholen brauchen. Jeder, der sich aus innerer Ueberzeugung einen Christen nennt, behauptet auch den göttlichen Ursprung seiner christ lichen Religion und bezeichnet das Christenthum für eine göttliche Einrichtung, die in der Gesammtheil ihrer Bekenner ihre konkrete Gestalt erhalten hat, niemals aber ein einziger, in fich abgeschlossener Organismus geworden ist. Durch die mit vollster Hingabe geübte Thätigkeit der Jünger, welch« als des Meisters Missionäre hinauszogen in die Welt, ent standen naturgemäß einzelne christliche Gemeinden, die Wohl späterhin zu größeren Sprengeln zusammentraten, aber in Wirklichkeit niemals eine einzige, allgemeine, sichtbare Jetzt kommt nun aus dem römischen Lager eine neue Glorifikation jener katholischen Mifzüge hinzu, die man Wallfahrten und Prozessionen nennt. Daß der Protestantismus an solchem öffentlichen Schaugepränge, welches sich in die verkehrsreichen Straßen und auf belebte Plätze drängt, keinen Gefallen findttM wohl sehr natürlich. Die dabei vorkommenden Mißbräuche und Exzesse sind so groß und so notorisch, daß es fast lächerlich ist, wenn man sie noch ableugnen will. Die Echternacher Springprozession erinnert lebhaft an die tanzenden und heulenden Derwische! Es kann nur gebilligt werden, wenn die Regierungen, sowohl in Preußen wie neuerdings in Baiern, Maßregeln gegen! solchen Unfug getroffen und die Bevölkerung ausschließlich mit ihren Andachtsübungen in die Gotteshäuser verwiesen haben. Der Ultramontanismus ist natürlich außer sich darüber und die „Germania" versteigt sich sogar bis zu folgendem Ausspruch: „Ter Katholizismus ist seinen An hängern mehr als die private Sache einer bloßen religiösen Gemeinschaft; er ist das vollendest«, in sich und durch sich abgeschlossenste philosophische System, welches den größten Gelebrten befriedigt und dem kaum zum Gebrauch seiner Vernunft gelangten Kinde zu gänglich gemacht werden kann." Da haben wir's! Wer dieses durchgeistigte System näher kennen lernen will, mag sich's von der „Germania" entwickeln lasten; wir kenne» es nur als ein System, worin die katholische Kirche jene Unmasse der grobsinnlichsten Vorstellungen zu bringen ver steht, wie keine andere religiöse Gemeinschaft. Wundern darf man sich freilich über solche Prahlereien Das war ein schöner Abend, nicht wahr, mein Freund? Gewiß, mein liebes Weib, antwortete er. Es entfiel seinen Lippen, und der Seufzer, der hinter her folgen wollte, wurde unterdrückt. Anderen Tags fand die verabredete Partie statt. Man ging zu Fuß, und wo es der Weg erlaubte, lieh der Marchese der jungen Frau seinen Arm. Fortunato wurde zwar verstimmt darüber, namentlich weil er zu bemerken glaubte, daß Violanta sich mit besonderem Behagen, fast zutraulick, an den Arm des Kavaliers hing; aber er tröstete sich bald damit, daß die allgemeine Sitte bei solcher Gelegenheit dies Opfer von dem Ehemann erheisch« und Vro-! ,v«»vrn. uno a«v careggi nun oar. va« nwianm migen lanta am Ende nichts Anderes thue, als tvas jed« junge möge, da eilte sie freudig »ns offene Zimmer zum Piamno, Es war ganz natürlich, was sie da sprach; doch ihn schmerzte es. Seine Gesellschaft allein, seine Liebe genüg ten ihr nicht mehr — mußte ihn, dem sie allein noch immer der Inbegriff alles Glücks war, diese Ueberzeugung nicht kränken? Die Eisersucht regte sich in ihm und machte ihm den jungen Marchese verhaßt. Einsilbig, nachdenklich blieb er während des übrigen Theils des Tages, und weder der Florentiner noch Violanta, die scherzend und in leb haftem Gespräch ihm voraufgingen, schienen es zu bemerken. Careggi ging auch wieder mit nach Fortunato's Woh nung. Wie am Abend zuvor nahm mau den Kaffee zu sammen auf dem Balkon. Die prächtige Scheibe des Mondes leuchtete aus der See, auf welchem die Barken still dahin zogen , die Stelle vor dem Hause der ost gehörten Sängerin umkreisend, als erwarteten die Epazirrfahrer für den am Abend zuvor verlustig gegangenen Genuß heute entschädigt zu werden. Und als Careggi nun bat, das Violanta singen Feuilleton. Der Bettelmufiknnt. Novell« von Schmid,-Weißenset«. (F»rtfetzuog.) Indessen, es war nichts Vernünftiges dagegen tinzu- wenden, daß Careggi sich als alter Bekannter mit Vio lanta unterhielt und ebensowenig, daß er in Candenabbia zu bleiben erklärte. Er lud sich sogar ohne Umstände schon für denselben Abend ein, und nachdem die junge Frau ihr Vergnügen darüber ohne Zögern und Rückhalt kundgegeben, konnte Fortunato füglich nicht anders, als mit verstellter Freundlichkeit darin einzustimmen. Der Marchese blieb in dem großen Gasthof an der Landungsstelle von Candenabbia, die kleine Villa, welche das junge Paar bewohnte, hatte ihm Violanta gezeigt, als sie an derselben vorüberfuhren, und sie hatte ihm genau den Weg beschrieben, den er von der Promenade am User einschlagen müsse, um auf das Haus zu treffen. Fortunato, als er wieder allein mit seiner Frau, diesen Weg an ihrer Seite zurücklegte, wollte ihr wegen Allem, was geschehen, Vorwürfe machen. Es kam ihm vor, als sei nun mit einmal die Glückseligkeit der Flitterwochen ge trübt und als sei Violanta schuld daran. Aber er schämte sich, zu sagen, was ihn bedrückte; er fürchtete, sich lächer lich zu machen und konnte auch bei einigem Nachdenken nicht begreifen, weshalb er mit seiner Frau zürnen sollte. Eine heilige Scheu hielt ihn zurück, den ersten Mißton durch ein peinliches Gespräch in die junge Ehe zu bringen; " - M verantworten sei, ohne triftigen Grund die Geliebte anzuklagen und damit einen Unfrieden vom Zaun zu brechen. Und überdies war Violanta so lieb, so freundlich, so Tagesschau. Freiberg, den 5. Juni. Cämmtlicke preußische Blätter nehmen sich der be drohten Provinzialordnung an. Je nach ihrem politischen Parteistandpunkte warnen oder mahnen sie das Abgeord netenhaus, auf irgend welchen Vergleich mit dem Herren hause einzugehen. Die Fortschrittsorgane klagen: „Nun der Karren auf'S Schlimmste verfahren ist, kommen die National-Liberalen, um ihn aus dem Hohlweg zu ziehen. Mag auch ein Rad dabei in Stücke gehen, eine Achse brechen und ein Theil der Fracht im Stiche gelaffen werden müssen, genug, die statte Fraktion wird sich schon mit aller Macht ins Geschirr werfen und das Fuhrwerk durch den Engpaß durchquetschen. Nur möge sie uns alsdann nicht sagen wollen, e» sei noch dasselbe, welche» der Führer in die Enge hineingelenkt, denn nur «ls ein Trümmerwerk kann es daraus hervorgehe». Und dann». ist e- unsere Meinung, man thüt« besser, es sitzen zu lasten und später mit den besten Theile» der Fracht draußen vor der Schlucht einen neuen Wagen zu beladen, inzwischen aber Sorge zu tragen, daß der herrenhäusliche Engpaß für die unbeschädigte : Durchfahrt unserer Resormgesetze genügend erweitert werde, , wenn'S denn nun einmal nicht möglich sein soll, ihn ganz zu applaniren. Möge doch einmal lieber gar Nichts zu Stande kommen, als etwas Halbes und NothdürftigeS k Nutzlos werden die Arbeiten darum doch nicht gewesen sein, l denn sie werden sich das nächste Mal nur um so rascher » abwickeln lasten. Wer sich bewußt ist, das Rechte zu > wollen, kann doch nicht soweit von seinem Ziele abirren, ' daß er auch das Unrechte in den Kauf nimmt. Wenn die Nachgiebigkeit der Volksvertretung gegen die Reaktionsge- lüste des Herrenhauses niemals eine Grenze hat, so wer- ' den selbstverständlich auch jene Reaktionsgelüste niemals ; «ine Grenze finden, und darum rechtfertigt sich der Wunsch, , daß das Abgeordnetenhaus in diesem Falle ein Exempel statuire, möchte selbst der Minister des Innern, der an der Situation die meiste Schuld trägt, darüber in die Brüche gehen." Dagegen erklären die Organe der National-Libe ralen : „Wir würden es vor dem Lande nicht verantworten können, den Gesetzentwurf deshalb zurückzuweisen, weil statt Frau unter gleichen Umständen gethan hätte, wenn ein l Freund des Hauses sich aufmerksam gegen sie erwiese. , Von Zeit zu Zeit ruhte man sich auf duftendem Rasen im l Schatten der Felsen oder der Kastanien aus; dann gab der > Marchese der jungen Frau wohl eine Blume, die er frisch l gepflückt und die sie sich vor ihren Busen steckte, oder er sprach mit ihr und ließ dabei lange und lächelnd seine > Augen auf ihr ruhen. Dies Alles gefiel Fortunato gar nicht, und doch wußte er es nicht zu hindern. Er pflückte auch eine Blume und gab sie ihr, sie dankte ihm zärtlich und steckte sie auch vor ihre Brust. Er setzte sich auch neben sie, ergriff ihre Hand und senkte wie fragend mit innigstem Ausdruck seinen Blick in ihre Augen. Dann drückte sie seine Hand, lächelte ihm zu und sagte wohl: — Fortunato, welch ein Vergnügen macht doch solche Pattie in Gesellschaft! anschmiegend wie immer. Sie verhehlte dabei nicht, wie, angenehm ihr die Unterhaltung mit dem Marchese gewesen und wie viel Vergnügen sie sich von dein Abend vei spreche, weil er znm Besuch kommen würde. Sie ahnte nicht, daß Fortunato ganz der entgegengesetzten Meinung sei, und weil sie dies nicht ahnte, schwieg er und duldete er aus Liebe zu ihr. Wittlich stellte sich der Marchese um sieben Uhr nach dem Tiner ein. Violanta servirte den Kaffee auf dem Balkon, und die Unterhaltung floß bald so ungezwungen zwischen alle» Dreien, daß die Zeit wie im Fluge enteilte und es Nacht war, ehe man sich dessen versah. Careggi war jung schön, «in eleganter und ein geistreicher Mann. Er wußte den anregendsten Gesellschafter zu machen, und es gab, indem man immer wieder an die gemeinsam ver lebten Stunden in Florenz anknüpfte, so viel zu erzählen. Als er endlich Abschied nahm, hatte man für den nächsten Tag eine Partie in die Berge von San Fidele verabredet, und als er fort war, legte Violanta ihre» Weißen Arm um den Nacken Fortunato's und sagte mit Innigkeit zu ihm: