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ted« Wochentag Neud» 6 Uhr für den andern Lag. Prel» »ierteljähr- Üch2MarkSüPs., »weimonatl. 1 Mt. bO Pf. und ein- monatl. 7ü Pf. Die Redaktion b«. findet sich Rinnen» gaffe ÄH. ll. Et. FreibergerAWiger und Tageblatt. »Utag» II Uhr für »tchfte Rr. angd» »ommen u. die ae» spaltene gelle »der deren Raum mit 10 Pf. berechnet. Inserate find PÄ an di« Expedition, Frotfcher'sche Mich- Handlung, zu sende«. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörde» zu Freiberg und Brand. 122. Simtag, dm 30. Mai. 1875. Abonnements - Einladung. Für de« Mouat Anni eröffnen wir ei« besonderes Abonnement. Vestelmngen werdm auswärts bei alle« Reichspostanstaltrn zum Preist vo« 7ü Pfg. auae- «ommcn, für Freiberg tu der Expedition, Frotscher',che Buchhandlung, Grbische Stratze Rr. 80». Wirtschaftliche Reaktionäre. Wir find nicht mehr weit von dem Termine entfernt, wo die bedeutenderen unserer Handelsverträge mit den fremden Staaten ablaufen und da beginnt denn hüben wie drüben eine rührige Agitation für Wiedereinführung oder Erhöhung der bestehenden Schutzzölle. Vor einiger Zeit trat ein be deutender und hochgeachteter Industrieller in Baiern auf, der offen die Forderung nach solchem Schutz der deutschen Industrie aufstellte, wenn sie nicht noch mehr, wie geschehen, zurückgehen solle. In Wien hat der Kongreß österreichischer VolkSwirthe sich in seiner Majorität dahin ausgesprochen, daß angemessene Werthzölle der nothleidenden Industrie zu Hilfe kommen müfsen und alle Handelsverträge, welche die selben nicht gestatten, bei deren demnächstigen Erlöschen zu kündigen seien. Am Rhein ist eine große Anzahl von Eisen- Industriellen heftig gegen die Absicht der Negierung aufge treten, welche die Eisenzölle aufheben will ; sie haben erklärt, daß sie geradezu ruinirt würden, wenn man auf diesem Beschluße verharr«. Solche Stimmen sind sicherlich beachtfnSwerth und man muß daraufhin die Frage sich vorlegen, ob denn in der That das erst halb und halb eingeführte System des Freihandels, welchem vor einem Jahrzehnt nur mit Mühe und unter lautem Jubel aller Freunde des Fortschritts auf wirthschast- lichrm Gebiet auch bei uns der Sieg wurde, sich als eine so große Täuschung erwiesen habe? Ueberblickt man die wirthschaftliche Entwicklung Deutsch lands im Ganzen, so kann man unmöglich finden, daß sie im letzten Jahrzehnt zurückgegangen sei, daß ihr die Freiheit des großen Weltmarktes geschadet habe, insofern die Wirkung dieses Verkehrs sich in dem Zustand des allgemeinen National- wohlstandes bei uns kenntlich macht. Im Gegentheil ist «ine so strotzende Fülle der allgemeinen Wohlhabenheit da gewesen, daß auf dem Boden derselben der ärgste Schwindel ein paar Jahre lang üppig gedeihen konnte und in den meisten industriellen Kreisen, welche jetzt mit ihren Klagen kommen, ein übermüthiges Gebühren sich spreizte. Warum denn damals so protzenhast und jetzt io jämmerlich bangend um die ganze Existenz? Man mag den moralischen Eindruck des französischen Krieges und des daraus entfloffenen, leider o schlecht als möglich benutzten MilliardensegenS immerhin n Betracht dabei bringen, daß sich der Uebermuth so prahlerisch hervorthat; aber so viel ist gewiß, daß der Auf schwung des Handels und der Industrie in Deutschland vor diesem Kriege einen in seiner Allgemeinheit uns ungekannten Wohlstand begründet hatte, so daß selbst der Krieg ihn nicht gefährdete und bei dem nachgefolgten Frieden er wie ein Theil der Siegesfreude gegenseitigbejubelt und — verjubelt wurde. Da war ja so viel Geld vorhanden, daß man nicht Aktien genug machen konnte, um den Leuten Papier für ihren Ueberfluß an Vermögen zu geben! Da wurde ja fast jedem großen industriellen Geschäft, welches dnrch die Segnungen des Freihandelsprinzips und der Handelsverträge emporgekommen war, der bisherige Spielraum zu klein und mit Millionen wurden daraus Aktiengeschäfte gegründet, oft schwindelhafte Größen an Stelle der bisherigen soliden Privatfirmen. Was bewies dies anders, als daß all' diese Aktiengesellschaften für Spinnereien, chemische Fabriken, Eisenbahnfabrikation, Maschinenbau u. s. w. auf Grund der gemachten schönen Erfahrungen mittels der großen Kapitalien mehr arbeiten laßen wollten, um noch mehr zu verdienen und noch mehr Beute aus dem großen Markt heimzuführen? Die Bäume wachsen aber nicht in den Himmel. Nach dem großen Aufschwung bi» 1871 folgte für unser wirth- schaftliches Leben eine natürliche Erholung, die der dann ausgebrochene Schwindel demoraftsirte. Ungewohnt des Wohlstandes, wurden leichtsinnig furchtbare Kapitalien von denen verschleudert, die fast zu mühelos eben erst zu großen Besitz oder Geschäftsertrag gekommen waren. Die Industrie selbst, jene, welche heute über schlechte Zeiten klagt, blähte sich über Gebühr auf, nachdem sie in ihren Aktien einen großen Theil des Nationalwohlstandes konzentrirt hatte, der nun mit ihrem Wohl nnd Wehe zusammenhing. Da diese Aktiengeschäfte oder vergrößerten EtablißementS nun einmal vorhanden waren, so suchten sie durch übergroße Thätigkeit sich rentabel und existenzfähig zu machen. Sie arbeiteten aber mehr, als der Markt bedurfte, und daher trat mit dem großen Krach bei ihnen Bankerott oder Rück gang des Geschäftsertrages ein. Die Entwickelung unserer Industrie, selbst von allen Schwindel abgesehen, hatte sich überhastet, sie leistete mehr, als nöthig war und als bei einer ruhigen, soliden Fortentwicklung derselben nöthig ge worden wäre. So zehrte sie mit dem Schwindel zusammen - am wirthschaftliche« Leben, anstatt es zu fördern. Sie hatte auch bei diesem Sprung ins maßlos Große nicht die erforderlichen Arbeitskräfte «nd mutzte sie deshalb gewalt- am durch Einstellung untüchtiger und ungeübter Kräfte vermehren, denen sie, um sie nur zu haben, hohen Lohn bot. Damit lockte sie die Arbeiter vom Lande herbei, brachte Arbeitermangel in der Landwirthschaft und damit Vertheuerung der Lebensmittel hervor. Das Schlimmste aber bestand darin, daß sie ein Geschlecht unreifer, ver dorbener Arbeiter erzog, denen nur das Elend bevorstand, wenn sie überflüssig wurden. Um viel zu produziren, wurde mit diesen Kräften natürlich auch schlecht produzirt, zu schlecht jedenfalls, um auf dem Weltmarkt mit Erfolg vnkurriren zu können. Die Folgen konnten nicht ausbleiben. Aus diese« industriellen Kreisen, welche aus eitel Habgier den NattonÄwvhlstand so schwer geschädigt haben, tönt ja nun zumeist d«r Ruf nach Schutzzöllen. Ihretwegen, damit sie nicht z» kurz kommen, soll die wirthschaftliche Reaktion erfolgen. Nachdem sie sich übernommen, schreien sie nach StaatShilfe, was doch Schutzzölle zu ihrem Gunsten nur bedeuten. Da- Allgemeine soll steuerpflichtig diesen dünkel haften Leute« verfallen, welche sich in Verkennung wirth- schaftlich«« Nutzens für die Förderer desselben halten, Ob wohl st« nicht in eigener Kraft zu bestehen vermochten. Nein, es ist nicht nöthig, sie zu schützen, nachdem sie so viel an unserem wirthschastlichen Mark verdorben haben. Sie mögen sich einschränken, wie es die Umstände erheischen und weniger arbeiten, «her mehr durch bessere und billigere Leistungen sich auszeichnen, um mit dem Ausland konkurriren zn ksmm». .Ans ihrs jetzige« «lagen nach dem Ende ihrer fetten Jahre eingehen, das hieße sich eine Krankheit großziehen. Tagesschau. Freiberg, den 29. Mai. Als Beleg für die Zunahme der klerikalen Agi tationen in dem letzten Jahre dient folgender handels statistischer Nachweis. In jenen Gegenden, wo althergebrachte weitberühmte Prozessionen abgehalten werden oder wo be rühmte Heiligenbilder oder sonstige Gegenstände religiöser Verehrung große Mengen Gläubiger anziehen, findet natür lich ein lebhafter Handel mit Rosenkränzen, Heiligenbildern und Statuen rc. statt. Diese Artikel werden zumeist vom Auslande, aus Frankreich, Belgien und Oesterreich einge führt und es läßt sich in Folge dessen ziemlich genau nach weisen, in welcher Menge dieselben importirt worden sind. Nach angestellten Erhebungen sind im abgelaufenen Jahre Wunder thun im Handumdrehen und die erfrischte, auf- athmende Menschheit zum herzlichsten Danke verpflichten. So wie jetzt kann es nicht fortgehen, Millionen hat die Wasserleitung gekostet, und die beste Frucht derselben, Er frischung und Gesundheit, verweigert man der mit Abgaben hinreichend gesegneten Bevölkerung. Man wende nicht ein, daß Kontrakte und frühere Abmachungen die Einrichtung einer zeitgemäßen Sprengeinrichtung verhindern oder doch verzögern. Kontrakte laßen sich lösen und rückgängig machen, und sind hierbei gewiße Opfer unvermeidlich, so bringe man sie willig, beim sie bezahlen sich tausendfach durch den ver besserten Gesundheitszustand der Gesammthevölkerung. Es giebt nichts Ungerechteres und Unpraktischeres als die jetzige Art der Straßenbesprengung, die wesentlich in den Händen einiger Fuhrknechte liegt, von deren guten Willen cs ab- ausstellung sowohl schriftlich als mündlich Alles, jedoch vergeblich, versucht worden ist, um den Stadtrath von dem höchst ungünstig gewählten Zeitpunkte der Umpflasterung der Ostraallee, der Zugangsstraße für die genannte Aus- tellung, zu überzeugen. Ein schlichter Bürger fragt sich mwillkührlich: Wem dient der Stadtrath? Der Stadt? hängt, wie viel und wie oft sie die Straße zu befahren die Güte haben wollen; von einer strengen Kontrole hat Schreiber dieses noch nichts gespürt. Somit vorwärts auch auf diesem Felde! Gedeihen und Wohlstand der Stadt stehen damit in Verbindung, und Sache der Behörden muß es sein, durch Einrichtungen willkommener Art Einheimischen wie Fremden den Aufenthalt in unserer sonst so schönen Stadt genießbar und erfreulich zu machen. """ , Es wirft ein eigenthümliches Licht auf unsre städtischen Ader diese O atschuldigung ist hinfällig geworden, mit der I Verhältnisse, wenn man offiziell zu lesen bekommt, daß Oder ist das Verhältnis; umgekehrt? Zweifellos das letzte, denn wie könnte man sonst an maaßgebender Stelle die Interessen der Stadt, die mit dieser Ausstellung eng ver kochten sind, so ganz und gar verkennen? Der Stadtrath ;at sich zwar entschuldigt und nachträglich Abhülfe ver brochen. Welch unbekannte, unauffindliche Person ist aber nun der eigentlich schuldige Theil, und wer wird die Kosten dieses muthwillig herbeigeführten Provisoriums, denn ein solches muß geschaffen werden, um die Zufuhr zur Ausstellung zu ermöglichen, tragen? Wir wagen zu vermuthen: Der Stadtsäckel. Mit heute geht die Pferdeausstellung auf dem Schlacht hofe der Dresdner Fleischerinnung zu Ende. Die getroffenen Einrichtungen waren zweckmäßige und die Ausstellung, mit der eine solche für Wagen und Geschirre verknüpft war, machte einen soliden und erfreulichen Eindruck. An Tausenden von Besuchern fehlte es nicht, namentlich waren heute, am Tage der Auslvosung, die Räumlichkeiten zum Theil überfüllt, so daß für eine ruhige Besichtigung wenig Naum und Zeit übrig blieb. Auch die königlichen Herr schaften verweilten in den Nachmittagsstunden auf dem Ausstellungsplatze. Diese Ausstellung soll alljährlich wiederholt werden; eS steht zu erwarten, daß sich in Zukunft die Privatbesitzer von schönen Pferden noch zahlreicher als . diesmal betheilige» werden, denn in diesem Jabre hatten im ausgedehntesten Maße die Pferdehändler die Aus- i stellung beschickt, so daß das Ganze dem unbefangene > Beobachter mehr den Eindruck eines Pferdemarktes manenter Nothstand unserer Stadt geworden, Alles murrt und macht seinemLerger in mehr oder weniger delikaten Worten Luft, die Sperlinge erzählen's auf den Straßen und die Staar« pfeifen's auf dem Dache, aber dort, wo man ein Ohr für diesen Nothschrei haben sollte, dort stellt man sich taub und läßt, unbekümmert um das Urtheil und den Nnmuth des Publikums, die Sache nach wie vor den alten Schlendr ian gehen. Wer da meint, ich sähe zu schwarz der lese die statistischen Mittheilungen nach, der sehe zr wieviel Todesfälle er allwöchentlich verzeichnet findet für Verzehrung und Brust- und Halskrankheiten aller Art! Hatten die zuständigen Behörden die Entschuldigung des Unvermögens für sich, so könnte inan diesen Grund gelten u"b müßte mit Würde das Unvermeidliche ertragen. FeuiUetou. Dresdner Briefe. VI. Es kommen Stunden, in denen ein pflichttreuer Kor respondent seine Feder statt in Tinte in Galle tauchen möchte, um ganz und voll den Groll zum Ausdruck zu bringe», der vom Herzen aus der laug'am dahin schleichenden Feder zu strömt. Es ist, um das oft Gesagte zu wiederholen, gerade zu empörend, daß unsere städtische Verwaltung nach wie vor den größten Theil ihrer Bürger wie ihrer Gäste zu- muthet, Tag um Tag, von früh bis zum Abend die lungen mörderischen, brustverzehreuden, giftgetränkten Staubwolken einzuathmen, es fordert den Langmuth des geduldigsten, lammfrommen Bürgers und Steuerzahlers heraus, der sich und seine Familie, seine Gesundheit und sein Leben bedroht sieht von diesem Würgengel, der in Staub und Wolken ge hüllt die Straßen durchzieht und für seine Gefährten, Lungenschwindsucht und Rachenbräune, immer und immer wieder neue Opfer fordert. Es ist daS geradezu ein per Berwirllichung unsrer kostbaren Wasserleitung, sie ist hin-1 Seiten des Direktoriums der Gewerbe- und Industrie' Mig geworden mit dem Augenblicke, da das segenbringende — Wasser die Kanäle füllte, da es nur des guten Willens noch bedarf, um die so langersehnte Wohlthat der brust kranken Bevölkerung mit einem Male zu Theil werden zu laßen. Man öffne einfach die Ventile der Wasserleitung, man setze Schläuche mit einfacher Spritzvorrichtung ein und besprenge mit dem durch natürlichen Drucke bewegteil will kommenen Naß Markt und Straßen, unausgesetzt und reichlich, so lange das Bedürfniß vorliegt, und man wird