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Amtsblatt für die königlichen und städtische» Behörden z« Freiberg »nd Brand. 1875W Dienstag, den 1. Jnni. 123 dahin gestellt: soll das Entmündigungsverfahren zunächst Agitation für eine Papstadresse, Anstellung von Priestern, den Amtsgerichten zur Verhandlung und Erlassung ^welche aus Preußen vertrieben worden sind und Hauptfach ich die obenanstehende Befürchtung wegen übermäßiger Per ,Fremdenblatt" wissen will, weit präziser ausgesprochen -aben, als die ursprünglichen Berichte annehmen ließen. Er versicherte der Deputation, Haß er gewiß bestrebt sein eines Erkenntnisses zugetheilt werden, wobei jedoch die amtsgerichtliche Sentenz durch denjenigen, der sich durch dieselbe für verletzt erachtet, sei es im Wege der Berufung, sei es im Wege förmlicher Klageerhebung bei dem ordentlichen bürgerlichen Richter, also dem Landgerichte angefochten werden kann? Diese Frage wurde mit der gleichen überwiegenden Stimmenmehrheit bejaht. In gleicher Weise wurden diese Fragen hinsichtlich der Einleitung des Entmündigungsverfahrens wegen Ber schwendung gestellt und beantwortet. In Folge dieser Beschlüsse wird nun eine gänzliche Neubearbeitung des ganzen Titels über Entmündigungen nvthig, zu welchem Behuf« zunächst eine Subkommission eingesetzt wurde, welche in einigen Tagen einen neuen Entwurf vor ¬ da eine plötzliche Vertreibung der Ordensschwestern unthun- lich sei, weitere Schulschwestern nicht zugelaffen und über haupt neue Ordensmitglieder nicht mehr ausgenommen werden dürfen. Mit dieser Erklärung beruhigte sich für dies Mal das Abgeordnetenhalls. In Oesterreich ist bekanntlich seit einiger Zeit eine lebhafte Agitation in der Zollfrage im Gange, welche sich darauf richtet, durch die Erhöhung gewisser Einfuhrzölle die österreichische Industrie von der Konkurrenz des Auslandes zu befreien. Ueber die Linie, bis zu welcher diese neue Zollpolitik sich auszudehnen habe, herrscht jedoch in der Presse keineswegs Uebereinstimmung, und einzelne Organe sind bereits in eine ziemlich lebhafte Polemik über dieses Thema eingetreten. Wie das Wiener „Fremdenblatt" mit- theilt, hat am Montag eine Devutation österreichischer In dustrieller dem Grafen Andraffy ihre Aufwartung gemacht, um demselben die Wünsche und Beschwerden der öster reichischen Industrie vorzutragen, und die Deputation soll über den ihr zu Theil gewordenen Empfang höchlich be friedigt gewesen sein. Graf Andrassp soll sich, wie das „Sind die Christen ihre Feinde?" fragt der Geistliche ächelnd. „Das fragen Sie?" erwiderte Jener, mit den Augen winkernd und ein verschmitztes Lächeln im Gesichte; „das ollten sie doch wissen. Man predigt und hört und glaubt es überall: die Juden lügen, betrügen, hintergehen, stehlen, rauben und verrathen; jeder Bettler sei ein Millionär und bettle nur, nm seinen Reichthum zu vermehren; man ist mit dem Verdachte so rasch und man bestärkt sich so leicht darin. Wenn Sie mir jetzt ein Geldstück für meine Armen geben, eine Stunde später denken Sie: Der Jude wird Komödie gespielt und mich belogen haben; er selbst, ein armer Teufel, wird nicht so dumm sein, in späten Nacht stunden in den Fremdenstuben der Gasthöfe zu betteln, um am nächsten Morgen die zusammengescharrten Geldstücke an andere arme Leute zu vertheilen. Habe ich nicht Recht, lieber Herr ? Sie werden gewiß so denken und hundert Andere mit Ihnen!" „Aber Sie nehmen zuweilen doch auch von christlichen Durchreisenden etwas an, wie Sie selbst sagten; zwingt Sie denn Jemand, oder giebt Jemand, ohne daß ver langt wird?" friedenstellen" „Dem könnt Ihr ja leicht abhelfen 1 lachte der hoch würdige Geistliche. „Und wie?" „Werdet Christen!" „Ich werde ebensogut da unten bei unserm stillen Kadisch schlafen," versetzt der Jude. „Sehen Sie, Herr, was dort drüben ist, weiß kein Mensch, ebensowenig ein unwissender Jude wie ein gelehrter Geistlicher; möglich, daß Ihnen mein Kadisch ebensogut oder bester noch bekommen könnte als mir Ihre Messe." „Schaut's, schaut's, der Jud hat Witz!" höhnte der Geistliche. „Auch nicht einmal Witz soll er haben!" ruft Pereles, „Gott der Gerechte Alles ist zu viel, was der Jud hat oder ist ; ist er Kaufmann, so tadelt man, daß der Jud nichts Anderes thut, als handeln und handeln; wird er. „Wohl, ohne daß ich es verlangte. Es kommen oft Gutsherren, Verwalter, Offiziere vorüber, die mich seit Jahren kenne»; „Jakob" oder „Jankel", sagen sie, „Her kommen!" denn diese Herren rufen unsereins, wie man einen Hund ruft, und dutzen uns, wenn wir auch dreima so alt sind. „Nimm, hier hast du einen Gulden für deine Bettelfamilien, und mache, daß du weiter kommst." Ich fürchte mich vor diesen gestrengen Herren, nehme de» Gulden und trage ihn zum Pfarrer. O! der hält große Stücke auf mick!" „Am Ende liest er Messen für Sie, wenn Sie gestorben sind?" Unter den französischen Blättern führt gegenwärtig. „Siecle" eine sehr verständige Sprache, indem eS das Miß fallen der Ultramontanen über das Verbot der Feier zur Einweihung der Kirche Sacrö^Eoeur als fehr ungerechtfertigt darstellt. Die katholische Religion, sagt das Pariser Blatt, ist ersichtlich im Besitze aller der Vortheile, welche sie über haupt verlangen kann. Die souveräne Nationalversammlung ist klerikaler als alle Landesvertretungen seit der Restauration. Niemals, weder unter der Negierung Louis Philipp'- noch unter dem Kaiserreiche hätte man es wagen dürfen, den Wallfahrten eine solche Ausdehnung zu geben, wie in den letzten Jahren ; niemals wagten die Bischöfe in einem so. hohen Tone auf die Edikte der Regierung zu antworten. Niemals hat man in den Hirtenschreiben sowohl als in den Beichtstühlen die Politik so häufig und so kühn mit den Bahnen der christlichen Moral vermischt. Man hat die Feldalmoseniers wiedereingeführt, welche wir seit der Restau ration nicht mehr kannten, man hat den Bischöfen wieder Sitz und Stimme im oberen Unterrichtsrathe verliehen:^ man bringt immer wieder ein Gesetz zur Sprache, welches keinen anderen Zweck hat, als unter dem Namen der Frei heit der katholischen Geistlichkeit das Monopol des Unter richts einzusühren. Alles dies schmeckt nicht nach Verfolgung. . Und wen» eine Regierung, welche solche Maßregeln gutheißt fochten worden sein. Die früher bereits ausgesprochene Vermuthung, daß die klerikale Agitation auch in der württembergischen Landes- Vertretung zur Sprache gebracht werden würde, hat sich jetzt in der That bestätigt. In Form einer Interpellation wurde von der Regierung Rechenschaft verlangt über ihr Verhalten dem Ultramontanismus gegenüber. Unter den Beschwerden, welche man gegen das Ministerium vorbrachte, figurirt die zu lösen sei. Rian stimmte vorerst nur über die Prinzipien ab. Die erste zur Abstimmung gestellte Frage war die: soll das Entmündigungsverfahren im Anschluß an das Vorbild des preußischen und französischen Rechts lediglich in den strikten Formen eines landgerichtlichen Zivilprozeffes zum Austrag gebracht werden ? Die Frage wurde mit 17 gegen 9 Stimme» verneint. Die zweite Frage wurde Arzt, so sagt man: der Stand ruht in den Händen der Juden ; widmet er sich der Landwirthschaft, so entsteht ein Gezeter unter den Edelleuten, daß der Moschku in die Nach- mrschast rückt und daß ihm um des Himmels willen ja keine Gründe verpachtet oder verlaust werden, sonst geht das ganze Galizien in jüdische Hände über und sie bauen sich hier ihr Palästina wieder. Geht er mit der nationalen Partei, so zischelt man, er sei anmaßend und aufdringlich, daß er gewiß irgendwelche eigennützige Absichten haben müsse; lehnt er sich hingegen an die Regierung, so be schuldigt man ihn des Landesverrathes. Er mag sich kehren und wenden wie er wolle, er thut Keinem Recht. Es ist wie mit der Schwiegertochter und der bösen Schwieger mutter; die arme in's Halls eingewanderte junge Frau mag sich noch so willig und gehorsam zeigen, noch so arbeit- ' sam und fleißig sein, sie kann nie die keifende Mama zu legen wird. In Berlin trat vorigen Sonnabend der deutsche Handelstag zusammen. Gleich in seiner ersten Sitzung sprach er die Erwartung aus, daß sowohl die Reichs regierung wie der Reichstag dem Beschlusse der Reichsjustiz kommission, die Handelsgerichte zu streichen, keine Folge geben werde. Der Vorsitzende, Kvmmerzienrath Delbrück, motivirte die Resolution, indem er ausführte, daß der Handelsstaud keine Sonderstellung einnehmen wolle, in zivil rechtlichen Sachen werde er sich dem Zivilgerichte unter werfen. Allein über Handelsstreitigkeiten zu urtheilen, sei der rechtsgelehrte Richter außer Stande, da der Handel solche Dimensionen angenommen, daß nur Fachleute die «inschlagenden Recktsstreitigkeiten richtig beurtheilen könnten. Ebenso gut wie die Handelsgerickle könne man dann anck Tagesschau. Freiberg, den 31. Mai. Der König von Schweden hat, nachdem er Freitag Abend in Berlin eingetroffen, am Sonnabend Nachmittag das diplomatische Korps im königlichen Schlöffe empfangen; die Vorstellung erfolgte durch den belgischen Gesandten Baron Nvthomb. Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist bis jetzt noch nicht aus Lauenburg zurückgekehrt, wird indeß zum Dienstag erwartet und also noch am letzten Tage der Anwesenheit des schwedischen Gastes vermuthlich in Berlin zugegen sein. Die Reichsjustizkommission hatte, wie unsere Leser bereits wissen, sich zunächst schlüssig zu »lachen, wie die hochwichtige Frage der Entmündigung von Wahn sinnigen und von Verschwendern nach den Anschauungen und Bedürfnissen der Jetztzeit legislatorisch am richtigsten verde, bei den bevorstehenden Zollverhandlungen die Interessen beider Reichshälsten gebührend zu berücksichtigen, daß er aoer einen Gegensatz dieser Interessen nicht anzuerkennen vermöge. Die italienische Deputirtenkammer hat die Projekt» des Kriegsministers über die Rüstung und Vertheidigung Italiens mit großer Majorität angenommen. Man spricht jetzt viel von einer Vertagung der Kammer bis zum Herbste. Die Landboten suchen das Verlangen damit zu motiviren, daß in der zu Rom herrschenden Hitze nicht zu existiren sei. Im Publikum und der Presse ist man jedoch darüber ganz anderer Ansicht. Es erregt allgemeine Verwunderung und Mißbehagen, daß die Kammer ihre Arbeit schließen will, zu einer Zeit, wo noch die wichtigsten Aufgaben ihrer Er ledigung harren. Neben verschiedenen Eisenbahnprojektey, welche seit Jahren verschoben sind und dringend der Aus führung bedürfen, handelt es sich noch darum, die finanziellen Maßregeln zu genehmigen, welche nothwendig sind, um di» Besitzer von Staatsobligationen zu befriedigen, die noch; Zinsen für 3 Semester zu erwarten haben. Eine so delikat» Frage sollte allerdings nicht auf die lange Bank geschoben : werden. — Mit dem Gesetzentwurf über Ausnahmemaßregeln , in Betreff der öffentlichen Sicherheit auf Sicilien hat die Regierung statistische Tabelle» über die Sicherheits- Verhältnisse in den verschiedenen Provinzen vorgelegt, wie sie sich im Jahre 1873 darstellen. Danach kam in dem genannten Jahre in Sicilien auf je 3194 Einwohner ein das Handelsrecht abschaffen. Der Einwand, daß der Zivil richter nur nach Anhörung von Sachverständigen urtheile, ei hier nicht stichhaltig, da eS dem Richter in verwickelten Men schwer werden dürste, die Sachverständigen überhaupt verstehen. Es sei deshalb nur ein Recht, was der Handelsstand mit Beibehaltung resp Einführung der Handelsgerichte verlange. Dem Vernehmen nach hat die Rathskammer des Stadt gerichts in Frankfurt a. M. auf die Beschwerde der Redakteure der „Frankfurter Zeitung" wegen Zeugniß- zwangs die vom Rügegerichte erkannten und angedrohten Zwangs- und Strafmittel für nicht gerechtfertigt erklärt und die bezüglichen Beschlüsse des Rügegerichts wieder aufgehoben. Die gedachte Entscheidung der Rathskammer des Stadtgerichts soll jedoch, wie das „Jntelligenzblatt" erfährt, von der Staatsanwaltschaft sofort wieder ange- FeuiUeton. Et« Almosenier. Erzählung von L. Herzbcrg-FrLnkel. (Fortsetzung.) Der gute Mann ist von dieser seiner heiligen Mission durchdrungen ; er opfert ihr den Schlaf seiner Nächte, er duldet die barsche Zurückweisung, die Verdächtigungen, die ihm seitens der angebettelten Fremden begegnen, er hat nur Einen Beruf, dem er lebt, nur Einen Gedanken, der ihn erfüllt: Sammeln und Vertheilen! Aus der weiten Tasche seines langen Talars eine Blechbüchse ziehend, hält er sie seinem Manne hin, der eine kleine Silbermünze in dieselbe gleiten läßt. Auch der Geistliche zieht ein Geldstück ans seiner Börse. „Da habt Ihr auch was von mir." Der Bettler steckt rasch die Büchse ein, und eine ab wehrende Handbewegung machend, sagt er: „Ich nehme nur von Juden eine Gabe. Diese kennen die Verhältnisse, sie können leicht erfragen, was der Jacob PereleS mit dem gesammelten Gelbe mache, ob ich den Bettel für mich als Gewerbe oder im Interesse ärmerer Leut« betreibe. Christen aber verdächtigen uns, sie trauen dem Juden eher viel Schlechtes als ein wenig Gutes zu. Wenn Sie, lieber Herr, mir in Ihrer Großmuth ein Geld- stuck rerche», so kommt Ihnen doch zuweilen der Gedanke, h^be Komödie gespielt, um Sie zu betrügen. Oft schon habe ich von christlichen Fremden was annehmen müssen, doch gehen Sie zu dem Herrn Dechanten dieses Ortes hin und fragen Sie ihn, ob ich es ihm nicht für seine Armen brachte. Diese müssen ja am Ende auch leben und Niemand ist hier, der sich ihrer annähme. Auch seinen Feinden soll man Gutes thun, steht geschrieben." ledm^WocheMag «er. ME »W Lie Redaktion ve» M F an die Lpedition^ findet sich Rinnen» Frotscher'sche Buch< »affe S«^. ll. Et. — — Handlung, zu senden. lind TageblMt. »reitung des Ordenswesens. Der Kultusminister bemühte ich, in seiner Antwort die einzelnen Beschwerdepunkte als genannte» r» au, >e sro» «.»»ivo^ner v»» rnerhebliche darzustellen. Was die Duldung der Schul- Mord, auf je 544 eine Verwundung und auf je 3o98 ein chwestern anlange, so hänge dieselbe zusammen mit den I Angriff. ahrelangen vergeblichen Verhandlungen mit dem Bischof über diese Frage. Eine Regelung habe deshalb noch nicht stattfinden können, weil die Reichsregierung jetzt die Sache in die Hand genommen. Es würden indessen von jetzt an,