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I«". Amtsblatt für dir königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg nnd Brand. .A 120 Freitag, dm 28. Mai. 1875 thhauS. t 11, II. Nr. 605. Feuilleton ul und 8"», ", 5", -tM PW Zitt-n) rüh find ütten haben in i «r nSdorf. rel hier n Grab- Marmor. >te, das desfällen geneigtes -ehrenden irr M- ilro« R ittwoch ^s 2 bis , Lacke, os, Ce- npfiehlt Die jüngste Anwesenheit des Königs Albert in Berlin veranlaßt die „Deutsche Allgemeine Zeitung- zu folgender Betrachtung: Mit lebhaftem Interesse hat das sächsische Volk seinen hochverehrten Monarchen auf seinem Besuche am Kaiserhofe zu Berlin begleitet; mit aufrichtiger Freude und Genugthuung hat es von dem ebenso ausgezeichneten wie herzlichen Empfange Kenntniß genommen, der dem König auch diesmal, wie stets, sowohl von seilen des Kaisers und der ganzen kaiserlichen Familie, wie von seiten der Be völkerung der Reichshauptstadt zutheil geworden ist. Das rückhaltslvs innige Verhältniß, in welchem das sächsische Volk jetzt wiederum seinen angestammten König mit dem erhabenen Oberhaupte des Reichs verkehren sah, gibt dem selben eine erneute frohe Bürgschaft dafür, daß das Band, welches Sachsen dem Reiche -verknüpft, nicht blos eilt äußer lich, durch Verfassung und durch Verträge, sondern ein innerlich, durch wandellvses und osseues gegenseitiges Ver trauen, gefestetes und gefeites ist, daß für den Sachsen „königstreu" und „reichstreu" nickt etwa sich ausschließeude oder auch nur blos halb sich deckende Begriffe, sondern daß nseMt, sten Er- träuter- »ötzler, g»»» 0". r«' ihr eine Beruhigung, sich zu überzeuge», daß nicht das Ver schwinden des Kindes den unseligen Beschluß des Selbst mordes zur Reife gebracht hatte; Cäcilie schien gestorben zu sein, ohne Fortunata vermißt zu haben. Wie rührte sie die edelmüthigs Sorge um ihre Seelenruhe! Und doch — dachte sie bei sich - sie hat Dich nicht gekannt. Während dessen hatte Sergeskoi seine Stellung nicht verändert. Er hielt, den Oberkörper über den Tisch ge beugt, die Ellenbogen aufgestützt, die kleine Laterne vor die Leserin hin, indem er vorsichtig die dnnkle Wand derselben gegen die Thür richtete nnd zn beiden Seiten mit den Hän den ein Schattendach bildete. Seine Blicke brannten auf dem Gesicht des schönen Weibes, das in dieser magischen Beleuchtung selbst etwas Zauberhaftes in ihrer Erscheinung hatte. Wangen und Stirn waren roth angeglüht, hinter den halbgeöffneten feuchten Lippen schimmerten die weißen Zahnreihen wie flüssiges Elfenbein, das schwarze Haar hatte einen bläulichen Glanz, und selbst die tiefen Schatten u«l- ter den Augenbrauen schienen wie durchleuchtet. Lange ließ er sie ungestört, als könnte er sich von dem Bilde nicht trennen, das seine Phantasie reizte, indem es seine Sinne fesselte. Erst als Minute nach Minute hinging, ohne daß sie sich regte, wurde er unruhig und schloß die Hände vor dem Licht, so daß sich das Blatt verdunkelte. „Run — läßt der Brief noch Zweifel?" fragte er. „Ec beweist, daß die unglückliche Frau sich selbst das Leben nahm," antwortete Rosa kaum hörbar. „Er beweist noch mehr: daß Fürst Sergeskoi sie in den Tod getrieben." ,,Pah!" rief er, sich erhebend, „wir haften nicht für die Thorheiten Anderer." Dana legte er die Hand auf das Blatt. „Der Brief hat doch Werch für Sie?" fragte er, unheimlich lachend. „Mehr noch für mein Kind," entgegnete sie lebhafter. „Er rechtfertigt mich in feinen Augen, uud das — ich ge- ils- und 'inegicht, eh. In . 80 Pf. e. ungefähr 25 Kilometer oder beinahe vier deutschen Meile«. Im Ganzen sind 11 Forts vorhanden, von denen 7 au» der französische,l Zeit stammen und vier neuangelegt stud. Man hat sofort begonnen die vollendeten Forts zu armiren, mit Munition zu versehen und zu verproviantier«. Insbesondere werden große Massen von Konserven au- den Fabriken in Mainz dorthin geschafft, um dieselbe« einer wiederholten Probe ihrer Brauchbarkeit zu unter werfen. Die theil» vorhandenen, theilS im Bau begriffene« Magazine werden einen Proviant für etwa 40,000 Mann auf mehrere Jahre aufnehmen können. Die ganz« Ve» festigungSlinie von Metz ist durch Eisenbahnen und Tel«- araphen verbunden. WaS die Fortifikationen von Straß burg anlangt, so sind die Werke auf dem linken Rhein ufer schon sämmtlich in vertheidigungsfähigem Zustand«, die rechtsrheinischen Werke aber sollen bis 1877 beendet Tagesschau. Freiberg, den 27. Mai. Das gestern eingetroffene Dementi der französischen Regierung wegen SuSpendirung der Armeeorganisation widerlegt zwar etwas ganz Anderes, als behauptet worden ist, soll aber in den politischen Kreisen Berlins dennoch sehr beachtet worden sein, weil man dort voraussetzte, die französisch« Regierung würde nach den Vorgängen der letzten Woche eher die Gelegenheit zu einer Erklärung im entgegen gesetzten Sinne benutzen. Die Rücksicht auf die französische Rationaleitelkeit ist in Paris immer noch größer, als daS Interesse an der Erhaltung des Friedens-, darauf deutet der Umstand, daß der Herzog von DecazeS ausdrücklich die Nachricht in Abrede stellen läßt, nach welcher Frank reich der deutschen Regierung seine friedlichen Gesinnungen versichert habe. Beide Behauptungen beruhen natürlich - Mnüüuug. Mir de« Mo«at J««i eröffne« vir ei« besonderes Abo«»eme«t. Bestell««,e« »erde« a«»»iirts bei alle« NeichSposta«stalte« z«» Preise do« 76 Pfa. a«ze- «»««e«, für Kreiden, i« der Erdedition, Krotichersche v»chh>«dla«g, Erbliche Strotze Rr. «ES. werden. In Verbindung mit Main», Coblenz, Germersheim und Rastatt ostwärts, mit Diedenhofen, Breisach und Saarlouis west- und südwärts würden diese mächtig« Waffenplätze schon an sich eine der stärksten VertheidigungS- linien abgeben, es ist aber auch noch der Aus- b«v. Erweiterungsbau der Befestigungen von Köln in nächster Zeit in's Auge gefaßt, um einem feindlichen Angriffe von Nordwesten und Norden her begegnen zu können. Wie bereits erwähnt, ist in der Schweiz das Zivilehe» gesetz in der Volksabstimmung angenommen, dagegen die Verallgemeinerung des Stimmrechts abgelehnt worden Al bie Bundesregierung jene beiden Gesetze ausarbeitete, brach l die ultramontane Opposition mit aller Macht hervor und brachte eS mit Hilfe der orthodoxen Protestanten schnell dahin, die nach Artikel 89 der Bundesverfassung erforder lichen 30,000 Unterschriften für eine allgemeine Abstimmung über diese Gesetze zusammenzutrommely. Auch war es gan- schlau, das Zivilehegesetz mit dem Stimmgesetz zusammen in > die Agitation zu ziehen. Die Gegner beider Vorlagen find l an und für sich durchaus verschieden, da namentlich bei dem letzteren Gesetz das alteingesessene Gemeindebürgerthum und der Kantönligeist in der Opposition stand. ES war daher eine kluge Taktik der Ultramontanen, diese Bundesgenossen schaft für die Verwerfung des Zivilehegesetzes zu werben. Wie nun der Erfolg aufweisi, hat schließlich der Kantönli geist gesiegt und die Ultramontanen sind durchgefallen — ' das ist der Humor bei der Sache. — Die „Baseler Nach- > richten" melden, daß die Regierung des Kantons Bern be- - züglich der Ausweisung der Juraischen Geistlichen eine Denk schrift an den Bundesratb eingereicht habe, in welcher sie erklärt, daß vor dem Inkrafttreten deSKnltusgesetzes, welches die Regierung in der nächsten Sitzung des großen Rathes . vorlegen werde, das Ausweisungsdekret nicht aufgehoben werden könne. Der Bundesrath wird im Laufe dieser Woche über die Angelegenheit Beschluß fassen. In Frankreich sind erst jetzt die Arbeiten in Betreff der Vertheilung der Kriegsentschädigung beeudet i worden. Von 9950 eingegangeuen Forderungen sind nur »es Zartgefühl — zum Verzicht. Und das Kind —! Wollte ich ihm nicht gern eine zweite Mutter sei»? Von der Stunde an, in der ick mich zuerst seines holden Lächelns erfreute, wird eS selbst ein Gegenstand des Strei tes zwischen denen, die ihm in Liebe zugethan sind, und was ihm als eine Gunst gewährt werden sollte, bedroht seine Zukunft. Das Maß des Unheils ist noch nicht voll. Zu meinem Schrecken wiederhole ich die Erfahrnug, daß ich selbst Leidenschasten anrege, die ich nicht zu erwidern vermag, und die deshalb um so feindlicher gegen Dich anstürmen werden. Ich habe Dir nicht verschwiegen, was mir während unserer Trennung begegnete; höre nun auch dieses Letzte: er, dem ich zu entfliehen gedachte, indem ich mich in Deine Arme warf, ist mir gefolgt — er hat eine Zusammenkunft erzwungen — ich habe ihn ab- gewiesen und — Dein Leben ist in Gefahr! Ich kann so viel Verantwortlichkeit für fremdes Menschenglück nickt länger tragen. Was bin ich Euch, Ivas bin ich mir selbst? Ein Zufall giebt mir das Mittel in die Hand, ei» Da sein ausznlöschen, das an sich selbst nicht mehr Freude haben kann. Mein Herz ist krank und kein Arzt kann es heilen. Nur eine Heilung giebt's: — daß es auf hört zu schlagen. Ich befreie mich nur von der Qual langen Leidens, indem ich Dich frei mache, glücklich zu sein und Glück zu bereiten. Laß es Rosa nicht erfahren, daß ich so aus dem Leben schied — laß es Niemand wissen. Und wenn Du kannst, lö'che auch in Deinem Gedächtniß das Andenken an diesen traurigen Vorfall aus, der hoffentlich der letzte ist, über den Du Dich zu be kümmern haben wirst. — Cäcil i e." Rosa hatte den Brief längst wieder und wieder gelesen, aber sie blickte noch immer auf daS Blatt. Mit welchen Empfindungen sah sic hier die Summe eines Lebens ziehen, das so reich angelegt schien und so trostlos endete. Es war dieses beides eins «nd untrennbar ist. So haben wir vom Anbeginn der Regierung König Albert'S an dessen Stellung zu Kaiser und Reich mit vollster Ueberzeugung erfaßt. Kraft dieser Ueberzeugung sind wir Anschauungen, die einen Schatten aus diese Stellung zu werfen schienen, mit Entschiedenheit entgegengetreten. Sicher in diesem Bewußt sein, weisen wir aber auch mit Verachtung Insinuationen zurück, die gegen uns und unsere Gesinnungsgenosse» — „gewisse „Reichstreue"", wie man un» spöttisch nennt —, von solchen gerichtet werden, die sich daS Monopol „königS- treuer Sachsen" anmaßen, während gerade ihr Verhalten und der von ihnen sehr unberechtigterweise erhobene An spruch, die eigentlichen Träger und Vertreter der königlichen Gesinnung zn sein, eS gewesen ist, was zu Mißdeutungen der obenberührten Art Veranlassung gegeben. Ob dem Besuche des Königs Albert bei seinem kaiser lichen Freunde irgendwelche politisch« Zwecke mit unterge legen haben, maßen wir uns nicht an, errathen zu wollen. Einen für Vie Ruhe und Wohlfahrt des Reiches jedenfalls sehr wichtigen Erfolg hat ohne Zweifel schon die bloße An wesenheit — gerade im gegenwärtigen Augenblicke'. — des nahezu ersten unter den Fürsten der Reiches und Bundes genossen des Kaisers Wilhelm am Sitze der Neichsregierung und dessen unverkennbar inniger Verkehr mit dem Ober- Haupte des Reiches und Preußens gehabt: den Feinden des I Reiches, den äußern wie den innern, ist dadurch aufs neue auf Wahrheit. Die Erörterungen über die Friedensfrage haben lediglich in vertraulichen Besprechungen zwischen Minister und Gesandten stattgeftmden und die Ausführung des KadreSgesetzes ist nicht eingestellt, sondern nach den eigenen Erklärungen des KriegsminilterS nur eingeschränkt worden. ES wäre zu bedauern, wenn das mit einer gewissen Ostentativ« von der „Agence Havas" veröffentlichte Dementi zu irgend welchen Beunruhigungen Anlaß gäbe, für die in der That jeder positive Anhalt fehlt. sozusagen greifbar vor Augen geführt worden, in welch un geheurer Täuschung sie sich befinden würden, wenn sie nur im entferntesten, wir sagen nicht, auf einen Zwiespalt, aber auch nur auf einen geringen Grad von Harmonie und Willenseinigkeit zwischem dem Kaiser und den Fürsten Deutschlands oder zwischen Preußen und den andern deut schen Staaten spekuliren wollten. Kaum mochte ein anderer deutscher Fürst so geeignet sein, das Gewicht dieser Willens- eiwgleit gleichsam verkörpert in sich darzustellen, wie König Albert, der durch seine hervorragend» Betheiligung an den Waffenthaten des großen Reichsrrieges das in seiner Wehr haftigkeit geeinte und in seiner Einheit wehrhafte Deutsch land so glänzend repräsentirt, und der zugleich durch sein persönliches Walten auch nach anderer Seite hin den Gegnern des Reiches den Wahn benimmt, als sei es nur der protestantische Theil der Fürsten und Völker Deutsch lands, der mit den Uebcrgriffen, des Ultramontanismus sich im Widerspruche befindet. Und so dürfen wir gewiß auch von diesem neuesten Besuche König Albert's in Berlin ebenso für das Reich nnd dessen große, allumfassende In teressen, wie für unser Sachsen mit seinen kleinen«, be- scheidenern Anliegen die besten Früchte erhoffen. Aus dem Reichs laude meldet man, daß die neuen Besestigungswerke um Metz ziemlich vollendet sind. Der Gürtel von Forts, der die Stadt in weitem Kreise umgiebt, ist geschlossen. Alle Forts mit Ausnahme desjenigen von Woippu, das seinem Ausbau im nächsten Jahre entgegen- sieht, sieben fertig da nid nmfassen rin.-«: Kreis von Ros« Lichtwart. Novelle vou S. Wichert. «Fortsetzung und Schluß.) Rosa nahm das Testament der Verstorbenen nicht ohne «ine gewisse Scheu in Empfang; doch war der vermuthliche Inhalt für sie zu wichtig, als daß sie es hätte ablehnen können. Sie las: „Norbert! Wenn es wesentlich von der Beschaffen heit unseres Gemüthes und von unserem Willen abhängt, uns glücklich zn fühlen, so scheint es nicht eben so in unsere Machtbefugnis; gesetzt zu sein, Andere glücklich zu machen. Unser redlichster Wille wird oft durch wider streitende Mächte, deren wir nicht Herr werden können, ausgewogen, und unsere Neigungen erwärmen nicht, weil ihnen keine Empfänglichkeit entgegengebracht werden kann. Ja, es ließe sich vielleicht behaupten, daß Menschen geboren werden und sterben, deren Aufgabe darin gesetzt ist, durch ihr Dasein überall, wo sie zu Anderen in Be ziehung treten, Störungen hervvrzurufen, an denen sie sich dann nach vergeblichen Ausgleichungsversuchen selbst ausreiben. Ich betrachle mich zu ihnen gehörig. Wie ich von früher Jugend an unheilvoll in Dein Leben einge griffen habe, weil ich Dir daS höchste Recht des Menschen, das Recht der freien Selbstbestimmung, verkümmerte, be lastet mich schwer, obschon ich mehr fremde als eigene Schuld zu beklagen habe. Du hast die Schranken durch brochen, in denen die Pflicht uns halten sollte - ich hab's überwinden können; aber auch mit der freundschaftlichsten Gesinnung stehe ich, so lange ich lebe, der Erfüllung Deiner Wünsche im Wege und zwinge Rosa — nicht durch mein eifersüchtiges Verbot, sondern durch ihr eige- ^KribtMAnMtW und Tageblatt. - stets zu >asse. !"6,., 9. n Sorten,