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— ' -— '—-—-- —— MWWMYWW MKeibergerAMger findet sich Rinnen- ' lind Tageblatt. - nSchste Rr. ange- nommeiM. di« ge spaltene Zeile »der deren Raum mit ' 10 Pf. berechnet. Ä Inserate sind stets an die Erpedttio», Frotscher'sche Buch handlung, zu senden. Amtsblatt für die königlichen 118 und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Mittwoch, dc« 2«. Mai. 1875. Die llnterrWsfraqe in Frankreich. FcuiUeton. wo die klerikale Partei dies Recht besitzt und wo es be kanntlich rein nltramontane Universitäten und höhere katholische Lehranstalten giebt. Die franM>chen Bischöse sagen, der Staat vernachlässige das höhere Unterrichtswesen; Cousin natürlich nicht auskommen, erneuere sich unter Napoleon lll., unter dessen Negierung indessen die Ultta- moutanen nach dieser Seite hin auch nichts ausrichteten, und jetzt erlangten während der vorigen Session der National versammlung bei der ersten Berathung dieses überaus wichtigen Grundsatzes die Ultramontanen eine eminente Mehrheit, denn 550 Stimmen sprachen sich für, 130 nur gegen die bischöflichen Anschläge auf die Freiheit des Unter richts aus. Die betreffende Vorlage wanderte nach dieser ersten Berathung in die Unterrichtslommission, von der sie demnächst wieder ins Plenum gebracht werden wird. liche auf Universitäten ihre Vorbildung erhalten und ihre wissenschaftliche Qualifikation vor Behörden, die der Staat ernennt, nachweisen müssen. Die friedliche Zukunft Deutsch lands beruht wesentlich mit darauf, daß staatliche und kirchliche Beamte ihre Studien auf Universitäten machen müssen, auf denen sich die religiösen, wissenschaftlichen und nationalen Interessen gegenseitig durchdringen und von denen hiermit vorauszusetzen ist, daß ein fanatischer und staatS- seindlicher Geist in den Schülern dieser Anstalten nicht auf kommen kann. So hohen Werth hat für uns die Univer- sitätsfrage. Ferner sanden bei uns in Deutschland die Universitäten stets eine sehr sorgliche Pflege seitens der einzelnen Staaten; man gönnte ihnen mehr Freiheit, als dies in Frankreich oder anderswo der Fall ist. Es waren in Deutschland nur diesen! sebauerlichen Wetter? Warte» — warten! Das Essen wurde gebracht; sie gab es unberührt zurück. Nicht daß sie, wie einmal in ähnlicher Lage, den Entschluß gefaßt hätte, zu bnngeru, aber in ihrer Stimmung bedurfte es eines solchen Beschlusses kaum. Sie mußte zurückdenkeu au ihr Gefängniß in Petersburg — damals kam unerwartet der Befreier! Acb! es war ein Tag über alle Tage. ES wiederholt sich kein Glück zweimal im Leben. — Die Nachmittagsstunden schlichen hin; es dämmerte schon in der engen Klause Sie gab die Hoffnung auf, das Kind hente noch zu sehen und zn küssen. Und doch — wenn sich draußen im Gange etwas bewegte — die Wölbung machte das geringste Geräusch vernehmbar —, fuhr sie freudig er schreckt auf und lauschte aufmerksam , ob sich der Schlüssel in's Schloß schieben und bei der Drehung der Schlüsselbund raffeln würde. Und jetzt wirklich d. h. die Leitung aller höheren Unterrichtsanstalten Sache des Staates, wiewohl dort nie der Zusammenhang der Fakultäten sich gebildet hat und sein erwähnter Segen für die Volksbildung daher auch nicht zum Vorschein kommen konnte. Zum großen Theil liegt dies darin begründet, daß beispielsweise die Vorbildung der Geistlichkeit ganz auf eigene Anstalten beschränkt bleibt und mit den weltlichen Wissen schaften gar nicht in Berührung kommt. Den höheren Unter richt hat die jeweilige Regierung meist nach den herrschenden Teildenzen geleitet; und da Frankreich mehr wie jedes andere Sollte es nicht eine vollkommene Resignation gebe»? fragte l sie sich, nicht ans Gleichgiltigkeit gegen Wahl »ad Wehe, sondern als reinste Empfindung der Selbstlosigkeit, als Frei heit vom Zwange der Leidenschaft! Vielleicht stand sie wirk lich auf dieser sonnigen Höhe, und mein, geblendetes Auge immer kurze und vorübergehende Perioden, wo sich Regie rungen zur Beförderung gewisser Tendenzen zur Ausschließung und Verfolgung ihrer Gegensätze berufen erachteten. Man erkannte schließlich immer wieder, daß die Wissenschaft nur bei freier Bewegung gedeiht, ja daß ihr selbst die kräftigste Eigenschaft innewohnt, Jrrthümer und Einseitigkeiten zu besiegen, zumal die deutsche Wissenschaft keinen größeren Ehrgeiz besitzt, als dem Vaterlande zu dienen und ihm begeisterte Jünger zur Erfüllung seiner staatlichen, kirch lichen und sonstigen öffentlichen Aufgaben zn erziehen. Auch in Frankreich ist seit der Revolution die Universität, Die Thatsache an sich ist über jedenfalls hochbedeutsam. M Außer den Republikanern traten sämmtliche liberalen Schattirungen der Nationalversammlung, auch alle monarchischen Fraktionen für diese „Freiheit" ein, deren Bedeutung man doch gerade in Frankreich genügend kennen - sollte. Denn Privatpersonen überlasten die Gründung und Dotirung höherer Lehranstalten recht gern dem Staate z und thuen dasür sehr wenig. Die Freiheit kommt lediglich den Bischöfen und ihrem ultramontanen Anhang zu statten. I Es war für die wenigen Gegner des Antrags gefährlich, auf Deutschland als das bester« Vorbild hinzuweisen, - z denn gerade wohl nur deshalb votirte man mit so 1 ' imposanter Majorität für die Liebhabereien des Ultra- 1 - montanismus. Man sieht daraus, daß Frankreich sich ! - immer mehr mit diesen klerikalen Tendenzen identifizirt, i was unter allen seinen bisherigen Regierungen für unmöglich galt. Es läßt die Fahne lvirk'icher Freiheit und Aufklärung immer mehr fallen. Sie ist in Deutsch lands Hände übergegangen und es wird sie kräftig zu < ' tragen wissen. Er schien ihr Zeit lassen zu wollen, sich an seinen An- I blick zu gewöhnen. Eine Minute lang veränderte er seine H Stellung nicht; nur die Augen blitzten zu ihr hinüber und sprachen eine Sprache, die sie mit Furcht erfüllte. Es war nicht ein Zeichen von Muth, daß sie auch ihrerseits den ! Blick fest auf ihn heftete. So sieht der Wehrlose voll Ent setzen dem Feinde in's Gesicht, der das Schwert über ihm schwingt. „Rosa", begann er endlich, „ich habe Dich nicht ver- gesteu." Dis Stimme durchschauerte sie. Sie wandte den Kopf i ab und streckte den Arm aus, die flache Hand wie zur Ab- j wehr qegeil ihn erhebend. Sprechen konnte sie nicht. „Der Dich damals befreite", fuhr er fort, „als Du in , meiner Macht warst, hat Dich zu Grunde gerichtet und j schimpflich verlassen. Der Scheinheilige, der Lügner! Unter > dem Deckmantel der tugendsameu Gerechtigkeitsliebe warf er ' sich zum Befreier auf, lockte Dich zu sich, umstrickte Dein schwaches Herz, betrog Dich. Ich war offen und ehrlich l gegen Dich: ich sagte Dir, daß ich Dich leidenschaftlich liebe ! > und besitzen wolle uyr jeden Preis. Lu hättest fordern können; was ich Dir damals bot, schien Dir verabscheuens- Rosa Lichtwark. Novelle von E. Kicher'.. Langsamer, als in der Freiheit verrinnt die Zeit im Gefäugniß, nirgends bester, als da läßt sich begreifen lernen, daß sie nur ein Maß des menschlichen Geistes ist, mit dem er sich das Nacheinander vorstellbar macht. Gleicht die Stunde der Stunde und bleibt die eine Ivie die andere leer ¬ er wende «licht genug Mittel auf; hier könne nur die „Konkurrenz" helfen. Dieser Kampf der französischen Iltramontanen für die sogenannte „Freiheit" des höheren Unterrichts ist schon mehr als fünfzig Jahre alt: er begann « im Jahre 1818 unter der Restauration, konnte unter Ludwig Philipp gegen Männer wie Thiers, Guizot, Salvandy/ reichte nur nicht bin ruf zu der lichten Gestalt — und nun ich ausschaue, ist ne verschwunden. Das Gitter im Sonnenfeld wollte sich heilte nicht einmal ganz schwach nnd bleich au- die Wand malen. Dafür jagten graue Wolken an den Stäben vorüber, sich auf einander schichtend und das Dunkel noch verdüsternd. Mitunter prasselte auch ein Schauer Regeu in großen Tropfen an die grüngla sigen Scheiben, unheimlich musizirend. Rosa stützte den Kopf in die Hand und schieß müde die Augen. Hatte sie denn das auch geträumt, daß mau ihr das Kind versprochen? „Auf eine halbe Stunde," klang ibr noch in den Ohren; eS war ihr kurz erschienen, und jetzt hatte eine Minute hin gereicht, sie selig zu machen. Freilich, der Tag war noch lang! Warum mußte eS gerade Vormittag sein? Und bei von Thätigkeit, Ivie spinnt sich dann der Tag vom Morgen zum Abend hin, gleich einer unermeßlichen Ewigke.t in dem immer einen Gedanken: wär' er vorüber. ES ist ein Er eignis,, wenn die Sonne scheint und das Gitterfenster auf die Wand zeichnet, und die Augen haben eine Beschäftigung, -zu beobachten, wie der lichte Rand des Bildes sich langsam, ganz langsam über die kleinen Unebenheiten und Risse des Kalkbewurfs hebt oder senkt, und sich mehr nnd mehr au's Fenster zurückziebt und endlich durch die Eifenstäbe schlüpft. Wenn aber gar der Tag trübe ist! — Rosa hatte von dem letzten Verhör wenigstens eine Hoff nung in ihre Zelle zurückgenommen, und die Einsamkeit .schien ihr schon in der Vorfreude nicht mehr so drückend. Ihre Phantasie malte auf die weiße Wand lauter Engelsköpfe, : die mit großen klaren Kinderaugen aus Wolken guckten, und sie glichen sümmtlich Fortunata. In der Nacht träumte sie, daß die Thür sich leise öffnete und eine schöne Frau eintrat, die auf dem Arm das Kind trug und es auf ihr Bett nieder- legte; sie kannte die Frau nicht, aber sie wußte doch, daß es Cäcilie war, und sie faltete die Hände und flehte die Ver- klarte um Verzeihung an. Es war ihr recht leicht zu Muth, ? "wachte. Dann aber, als sie mehr und mehr Zeit hatte, über den Traum nachzudenken, fiel es ihr wieder schwer aufs Herz, daß sie der Verstorbenen doch vielleicht großes .unrecht gethan, das nun nicht mehr gut gemacht werden könnte. LürM schau. Freiberg, den 25. Mai. Im deutschen Bundesrathe ist die Einführung j einer allgemeinen Reichssteuer beautragt worden j und zwar durch Sachsen-Weimar. Als Hauptmotiv wird die Erscheinung angegeben, daß die Mehrzahl der kleineren ' . Staaten der Steuerlast, welcke ihnen durch die Matriknlar- Die Versailler Versammlung wird sich, wie jüngst schon von uns augedeutet wurde, demnächst wieder mit der Frage des höheren Unterrichts oder der Universitäts frage beschästigen, denn unter letzterem Begriff versteht man in Frankreich die Leitung des höheren Unterrichts. Die Fakultäten bestehen dort meist gesondert. In Deutsch land kommen einzelne Fakultäten nur ausnahmsweise vor; ihre Gesammtheit pflegt eine höhere Lehranstalt oder Universität zu bilden. Und dergleichen Universitäten besitzen wir bekanntlich sehr zahlreich, denn auch selbst die kleineren deutschen Staaten suchten von jeher ihren Ruhm darin, eine Universität zu besitzen. Gerade die Zusammen ziehung der vier Fakultäten in eine Lehranstalt hat sich um die deutsche Bildung ein hohes Verdienst erworben, indem theologische, philosophische, rechtsgelehrte, sprach- und naturwissenschaftliche Studien stets eng verbunden blieben und selten auf einseitige Bahnen geriethen. Wegen dieser innigen Verbindung der weltlichen und geistlichen Aisten schaften, der Vorbildung für Staat und Kirche, versteht es sich daher auch in Deutschland ganz von selbst, daß der St a at als Schützer und Leiter der Universitäten angesehen wird. Das Projekt einer aus Privatmitteln zu gründenden katholischen Universität kann bei uns wohl von Ultramon-j tauen ausgedacht, wird aber nie ausgesührt werden. Das deutsche Reich, die deutschen Staaten würden, wenn selbst eine solche Anstalt ins Leben träte, ihren Zöglingen die Anstellungsberechtigung versagen. Es ist jetzt in allen deutschen Staaten eine gesetzliche Grundforderung, daß Geist- Sie sprang auf und beugte den Oberkörper weit vor, während sich di- zitternde Hand am Tische hielt. Es war nicht die Stunde, in dec sich der Gefangemvärter zu melden pflegte. Wer anders konnte es fein, als — Dir schwere Thür öffnete sich knarrend Eine Gestalt im Mantel trat ein. Es war dieselbe Gestalt, die sie schon einmal gesehen zu haben sich erinnerte — ebenso verhüllt, ebenso in der Dämmerung. Ganz recht — damals vor dem fceiherrlichen Hause. Der Athem stockte ihr. Nun sank der Arm herunter, der den eilten Zipfel des Mantels halb vor's Gesicht gehalten hatte. — Sie stieß einen Schrei aus und sank in den Stuhl zurück. Fürst SergeSkoi stand vor ihr. Land mit den Dynastien wechselte, kam es nicht selten vor, daß bedeutenden wissenschaftlichen Größen, die ihre Ueber- zeugungen nicht Ivie Handschuhe tauschten, der Lehrstuhl ent zogen wurde. Der ganze höhere Unterricht — von der Er ziehung der Geistlichen überhaupt abgesehen — verfolgte eben nur eure wesentlich staatliche und praktische Richtung auf deu Beruf. Zur größeren Entwickelung kamen daher auch nur die politischen, die sozialen, die exakten Wissen schaften, gelegentlich auch die Sprachwissenschaften und die Geschichte. Die Regierung des letzten Kaiserreichs wird beschuldigt, sehr kärglich für die Ausstattung der Kollk-ges und für die Besoldung ihrer Lehrer gesorgt zu haben. Nun ist neuerlich wieder die Frage wegen der „Freiheit" der höheren Unterrichtsanstalten in Frankreich zur Sprache gekommen. Man hat das „Monopol" des Staats bestritten. Diese Agitation geht von den Bischöfen aus. Sie sind nicht zufrieden, ihre Geistlichen ganz nach ihrer Art zu er ziehen, sondern sie beanspruchen auch das Recht, höhere Unterrichlsanstalten auf eigene Hand zn errichten und zu leiten. Sie haben das Vorbild Belgiens vor Augen,