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zu senden. »t« «w«« r«g MM »iertelMr- Sch,«»isLA «»«tmenatl. 1 VN. btt Pf. und ein- «»atl. 7» Pf. Li« RedEon du. MeraerAmeiger W 6 ^-tscher^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. 113. Donnerstag, den 20. Mai. 187Ai Ver Lag von Sedan nach dem Generalstabswerk. Wir geben in Folgendem, das noch heute lebhafte Interesse an der großen Entscheidungsschlacht voraussetzend, einen gedrängten Auszug über di« Vorgänge des denk würdigen 2. September 1870 nach der offiziellen Darstellung des neuesten Heftes des großen Generalstabswerks. Am Vorabend der Schlacht von Sedan wußte das deutsche Hauptquartier, daß die Armee des Marschalls Mac Mahon das linke Maasufer vollständig geräumt hatte und in der unmittelbaren Umgebung von Sedan versammelt stand. Aber daß der 1. September eine Schlacht bringen würde, daran zweifelte man noch am Abend des 31. August, man mußte, dem französischen Marschall das Klügste zu trauend, voraussetzen, daß er versuchen werde, sich der nahezu vollendeten Umzingelung auf irgend eine Weise zu entziehen, entweder durch schleunige Fortsetzung des Rück zugs in westlicher Richtung über MöziLres nach Paris hin oder durch plötzliches Vorbrechen auf Carignan zur Erreichung der Festung Metz, um sich mit Bazaine zu vereinigen, äußerstenfalls aber durch Entweichen über dir belgische Grenze. Keins von Beiden geschah, Marschall Mac Mahon ließ die letzten entscheidenden Stunden in Zaudern verstreichen und war über seine verzweifelte Lage vollstän dig im Unklaren. Ein auf dem Schlachtfeld« vorgefundenes uneröffnetes Schriftstück enthielt folgenden Tagesbefehl de» fra^ösischen Marschalls: „Morgen Ruhe für die ganze Armee"! Auf deutscher Seite ging keine Minute ver- lvren und hierin lag der Erfolg des Sedantages. Ueberall in Bereitschaft stand qus weiten Peripherien um Sedan di« zahlreiche deutsche Kavallerie, auf deren klaren, zuverlässigen Meldungen die entscheidenden Entschlüsse der obersten Heeresleitung fußen dürften. Am Abend des 31. August hielt man es im deutschen Hauptquartier für das Wahr scheinlichste, daß die französische Armee westwärts nach Mözieres hin zu entweichen beabsichtigen werde. Zugleich galt es den Weg nach Belgien zu verlegen. Diese Aufgabe fiel der III. Armee zu. Das Oberkommando traf am Abend des 31. August die nöthigen Anordnungen. DaS im Süden von Sedan auf dem linken Maasnfer stehende erste bairische Korps erhielt den speziellen Befehl, durch energischen Angriff einen möglichst großen Theil der feind lichen Armee festzuhalten, um der >>«. Armee Zeit zur Ausführung ihrer Bewegungen zu geben. So wurde im Frühnebel des 1. Septembet der Ueberfall gegen BaMes gewagt. Die Baiern überschreiten die Maas und mit Sturm dringen sie auf Bazeille» rin, Nach kurzem aber äußerst hartnäckigem Kampfe werden die Baiern auf dem einen Flügel von der Maasarmee, auf dem anderen von der l N. Armee unterstützt. Auf französischer Seite hielt man den entbrannten Kampf immer noch für einen Schein angriff. Von Vendresse gekommen, wo das Haupt quartier lag, verfolgte der König von Preußen die ganze Schlacht von der Höhe von TrönoiS aus. Bon dort konnte man nach Sedan hinunter, ja nach Sedan hineinsehen, Meit über Sedan hinaus aber die Bewegungen der Maas armee an der Givonne verfolgen, nicht aber mit den Augen auch Bazeilles erreichen. Von fünf zu fünf Minuten langten Meldungen über den Stand der Schlacht ein, die aller- wärts für die deutschen Waffen den günstigsten Fortgang nahm. Der Kampf entbrannte bald auf allen Seiten in heftigster Weise, die französischen Truppen, welche treffliche Ver- theidigungSlinien inne hatten, gingen an einzelnen Stellen z. B. bei Bazeilles angriffsweise hör, wurden aber schließlich überall zurückgewiesen und der Hreis um die Stadt immer enger. So hatte die Schlacht vqn früh drei bis Nachmittag vier Uhr gewogt; im deutschen Hauptquartier erfuhr man, daß alle Reserven eingetroffen und ein Durchbruch nicht mehr zu fürchten fei. Eine kräftige Peschützwirkung gegen die letzte Zufluchtsstätte des Feindes erschien unter solchen Um ständen als das geeignetste Mittel, ihn von der Hoffnungs losigkeit seiner Lage zu überzeugen und zum Niederlegen der Waffen zu bestimmen. Der König ordnete deshalb um vier Uhr Nachmittags an, daß die gesammte, auf dem linken Maasufer verfügbare Artillerie ihr Jener gegen Sedan vereinigen solle. Die Wirkung'dieser Kanonade zeigte sich bald; an vielen Stellen in Sedan brach Feuer aus, das feindliche Feuer verstummte und in der Stadt zog man die weiße Fahne in dem Augenblicke auf, wo ein bairisches Jägerbataillon eben die Pallisaden übersteigen wollte. Der König, welcher zwei Stabsoffiziere mit der Aufforderung zur Uebergabe nach Sedan gesandt, empfing unterdessen auf der Höhe von Frönois aus den Händen des französischen Generals Reille den Brief des Kaisers, welcher nur folgende Worte enthielt: „Nachdem es mir nicht vergönnt war in der Mitte meiner Truppen zu sterben, bleibt mir nichts übrig, als meinen Degen in die Hände Ew. Majestät zu legen." Da sich hienach der Kaiser nur für seine Person als Gefangener ergab und General Reille erklärte, daß er zu weiteren Verhandlungen nicht ermächtigt sei, so antwortete der König folgendermaßen: „Indem ich die Umstände, unter denen wir uns begegnen, bedauere, nehme ich den Degen Ew. Majestät an, und bitte Sie einen Offizier zu bevoll mächtigen, um über die Kapitulation der Armee zu »andeln, welche sich so brav unter Ihrem Befehl geschlagen mt. Meinerseits habe ich den General von Moltke hiezu, »estimmt." Die Kunde von den Vorgängen auf den Höhen bei Frönois verbreitete sich mit Blitzesschnelle in den Reihen., des siegreichen Heeres rings um Sedan und rief überall den lautesten Jubel hervor. General Wimpffen konnte sich aber trotzdem nicht zu einer Uebergabe auf Gnade und Ungnade entschließen. Die Verhandlungen wegen der Kapitulation zogen sich resultatloS die ganze Nacht hin durch. Inzwischen hielten sich die deutschen Truppen M Wiederaufnahme des Kampfes bereit; die Artillerie stand schußfertig in ihren Stellungen. Da von fraitzöfischer Seite noch immer kein Bevollmächtigter erschien, so wurde Hauptmann Ziegler vom Generalstabs de» großen Haupt quartiers nach Sedan entsendet, um dem General Wimpffey mitzutheilen, daß die Feindseligkeiten um 10 Uhr Vormit tags wieder beginnen würden, falls bis dahin das Zustande kommen der Kapitulation nicht gesichert sei. Der König verweigerte jede Unterredung mit dem Kaiser, so lang« hie Kapitulationsbedingungen nicht unterzeichnet. Nachdem General v, Moltke mit dieser Entscheidung im Schloß t Bellevue bei FrönylS, wo sich der Kaiser Napoleon auf hielt, eingetroffen war, erfolgte daselbst um 11 Uhr Vor- - mittags ohne ferneren Widerstand die Unterzeichnung der Kapitulation auf der am vorigen Abend von deutscher Seite erfolgten Grundlage. Das deutsche Herr hatte in der Schlacht bei Sedan ungefähr 460 Offiziere und 8600 Mann an Todten und Verwundeten verloren. Französischer-. seits betrug der durch die Schlacht und Kapitulation her beigeführte Verlust nach den darüber vorliegenden Berichten im Ganzen 124,000 Mann ; außerdem 1 Adler, 2 Fahnen, 419 Feldgeschütze und Mitrailleusen, 139 Festungsgeschütze, 1072 Fahrzeuge aller Art, 66,000 Gewehre und 6000 Pferde. — — — ' .. . > N M Tagesschflu. Freiberg, den 19. Mai. Wir haben den preußischen Bischöfen gestern doch Unrecht gethan und versäumen deshalb nicht, um Entschuldigung zu bitten. Ihre Eingabe an die Staatsregierung liegt nämlich heute vor und dokumentirt durchaus einen milderen Sinn, als man bisher von diesen Herren gewohnt war.. Namentlich sind zwei Stellen bemerkenswerth, in denen daS Bedürfnis nach Versöhnung ziemlich scharf hervortritt, während die ' 's t konnte und legte ihn hinter sich wieder ohne ihn in'S Schloß springen zu lasten. emtich deutlich Gegenstände erkennen konnte. Dort stand ie eine Weile, ohne sich zu rühren. Feuilleton. Rosa Lichtwart. Novelle von L. Wichert. Nach einiger Zeit erschienen von der Straße her vor dem Gitter zwei dunkle Gestalten und nahmen dicht hinter der Ecke des vorspringenden Nachbarhauses Stellung. Es waren zwei Männer, von denen der eine in eine,» langen Mantel gehüllt war, besten hoch aufgeschlagener Kragen das Gesicht größtentheils verdeckte. Sie sprachen leise mit einander, als ob sie etwas verabredeten. Dann entfernte sich der andere durch die Thoröffnung, während der Mann im Mantel zurück trat und unsichtbar wurde. Der Eintretende näherte sich auf dem Fahrwege der Thür. Die Dunkelheit war nicht so tief, daß Rosa nicht eineu alten Diener in Livräe erkennen konnte. Das Gesicht war ihr fremd, aber sie zweifelte nicht, daß er zum Haust gehöre,-da er gut Bescheid wußte. Der alte Mann klopfte dreimal in kurzen Absätzen an das Fenster des Portiers, das sich mit ausgestreckter Hand erreichen ließ, und wartete dann in der Stellung eines Horchende» auf den Er folg. Gleich daranf wurde von innen her die Hausthür auf gezogen. Der Alte schritt die Steinstusep hinauf, überzeugte sich davon, daß der Durchgang frei sei, trat dann aber nicht in's Haus ein, sondern kehrte aus demselben Riege, auf dem er gekommen war, zurück und verschwand ebenfalls hinter der Ecke. Rosa hatte nicht Zeit, über dieses sonderbare Verfahren Bermuthuugen anzustellen; blitzschnell fuhr ihr her Gedanke durch den Kopf, daß sie aus demselben für sich selbst Nutzen ziehen könne, und daß sie keinen Augenblick zu zögern habe, wenn sie dazu entschlossen sei. Eit trat eiligst über den Dje; dicht an's Hans, huschte an der Wand entlang bis zu Steintreppe, bewegt« leis« den Thürflügel so weit zurück, daß überdachte, was weiter zu thun sei. Sie kannte die Lokalität genügend, um die Treppe hinauf zu finden. Es schien ihr .edoch gerathen, erst abzuwarten, ob der Diener zurückkommen werde, da ja wohl die Thüre nicht ohne Grund offen ge laffen war. Bald darauf hörte sie auch draußen flüstern, und das bestimmte sie noch mehr, sich zunächst versteckt zu halten. So trat sie denn hinter einen der mächtigen Treppen pfeiler, der einen Vorsprung bildete und war sicher, hier nicht bemerkt zu werden. Mit dem alten Diener kam wieder der Mann im Mantel. Sie schritten die Treppe aufwärts. „Die Baronin muß durchaus vorbereitet werden," hörte sie den Einen sagen. „ES ist bester, wenn ich sie überrasche," lautete die Antwort, ' „Sie melden mich und lasten mich sofort ein. Dann sorgen.' Sie dafür, daß wir ungestört find. Ich denke, Sie wetdeit? nicht vergessen haben, daß ich freigebig bin, wenn man Mit ' nach Wunsch dient. Komme ich zum Ziel, so können Sie ein reicher Mann werden, JonaS." Der alte hüstelte leise, entgegnete aber nichts. In der Stimme seines Begleiters war etwas gewesen, > das Rosa bekannt in's Ohr klang. Dadas Gespräch aber kaum halblaut geführt wurde, und der Mantel noch den Ton dämpfte, konnte sie auch leicht irren. Jedenfalls grübelte sie nicht weiter darüber nach, sondern lauschte aufmerksam auf jedes Geräusch oben und schlich, al» sich nach einer Weile Sie blickte durch das eiserne Gitter auf den Vorhof nach der Thüre, zu der um das Bvsquet und den Rasenplatz zwei Wege führten. Einige Fenster der oberen Etage waren matt erleuchtet. Dahinter mußten die Zimmer der Baronin liegen und in einem derfelben stand Fortunata s Wiege. Sie wußte, daß der Freiherr regelmäßig an diesem Tage außer dem Hause in einer Gesellschaft von Standesgenosten den Abend und «inen Theil der Nacht zubrachte; sie hatte gerade deshalb diesen Zeitpunkt gewählt, um ihm nicht zu begegnen. Das Gitterthor stand, wie immer weit offen, aber die Hausthür war geschloffen. Sie war nicht mit dem Plan hergekommen, Heimlich keiten zu betreiben. Ihre Pflicht ging dahin, sich bei der Baronin melden zu lasseu und ihr das Kind abzusordern, wozu sie sich als Mutter durchaus berechtigt glaubte. Nun unmittelbar vor einem so peinlichen Zusammentreffen, schien doch jeder weitere Schritt nochmals genau vorbedacht werden zu müssen. Wenn die Baronin sie nicht auuahm? Wenn die Dienerschaft Befehl erhielt, ihr die Thür zu weifen und sie nicht wieder etmassen? Nicht nur für heute war dann ihr Unterneh men vereitelt, auch in der Zukunft setzten sich fast unüberwind liche. Schwierigkeiten dagegen. Vielleicht verschafft« ein günstiger Zufall ihr Einlaß. Sie durchschritt langst»«« da» " und wandt«, sich vor« dem breiten Fahrweg» ab, recht, dem schmäleren Gauge, der im weften Vogen das Ge- umzog. Hinter demselben stand sie vollkommen im An Und konnte weder vom Hans« .noch von d«r Straß« WMwerden, währendshlselbstdieLaMhürbeobacht auch auf dem vor dein GiAr hiinausenden Trottou nichts mehr regte, gleichfalls die Treppe hinauf. Wenn Jonas sein« Schuldigkeit that, war dafür gesorgt, daß sie keinem von der Dienerschaft begegnete. Wurde ihr Kommen bemerkt, so blieb ihr ja noch immer übrig, ihren« ersten Vor nehmen gemäß mit ihrem Anliegen offen vorMeWl.^'Sie öffnete entschlossen die nächste Mir und verschwand chinter derselben. > — r,—^... Ms sie zurückkehrt«, hatte sie da» Kind auf dem Arm. Da stand sie nun in dem groben dunkeln Flur und Sie küßte eS und schluchzt« dabei. Dann eilte sie die TrHpr