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— 7^^ KeibergerAnMer und Tageblatt gajse 828. e vertäust Feuilleton. H. B. »ese Frucht I«r, >iannsd«s. n Dresde»- ialwaarln- ideir soso» st werden, ter V. t. ttiou non esdeu in 033 ich für sür die Zukunst leidet die Volkswirthschast aller Staaten Europa'«, mit Ausnahme Frankreichs, weit die Franzosen den Krieg wollen und mit allen Kräften arbeiten, um ihn möglich zu machen. Damit ist die auffallende Erscheinung erklärt, daß Frankreich allein sich gegenwärtig einer wirth- schastlicheu AusschwungeS ersreut. Aus vorstehenden Gründen halten wir es für entschieden falsch, wenn man sich bei dem Suchen nach den Ursachen der gegenwärtigen schlechten Geschäftslage immer nur an die vergangene Spekulationspertode anklammert. Anderer seits aber sind wir der Ansicht, daß alle Versuche, die Situation zu bessern, sich nur als die Anwendung von Palliativmitteln erweisen werden, gleichviel, ob dieselben vom Staate oder von Privaten ausgehen. Denn Niemand, selbst nicht die Regierung des mächtigsten Staates, ist im Stande, politische Bcsürchtungen zu zerstreuen und auf diese Weise die Unternehmungslust neu zu beleben. Gebieten mit einer Ueberprvduktion Hand in Hand, die sich hinterher als die sinnloseste Vergeudung erwies. Eine zweite Wirkung der Schwindel-Periode bestand darin, daß an Stelle übergroßer Vertrauensseligkeit ein geschäftliches Mißtrauen trat, tvelcheS Naturgemäß nach allen Richtungen hin lähmend wirkte mW in dieser Weise noch heute fortwirkt. So Welt ist die gegenwärtig« trübe Geschäftslage das Resultat der Jahre 1871 bis 1873. Aber wir sind schließlich in jener Periode doch nicht so arm geworden, daß wir heute gar nichts mehr unternehmen könnten und uns auf das geringste Maß des Konsums beschränken müßten. Auch wäre jedenfalls das geschäftliche Mißtrauen in den inzwischen verflossenen Jahre» bedeutend abgeschwächt worden, wenn nicht die Unternehmungslust fortwährend durch neue, mit der Spekulationsperiode und dem „Krach" in gar keinem Zusammenhänge stehende Umstände und Einflüsse niedergehalten worden wäre. Was lähmt denn vorzugsweise noch heute den Unter nehmungsgeist? Nichts anders als die politische Lage Europa'S, die Furcht vor einem möglichen Kriege, mag er kommen, woher er will. Wir dürfen vor dem Faktum, daß diese Furcht wirklich vorhanden ist, unsere Augen nicht verschließen; ebenso wenig hilft cs, wenn wir sie todt- zuschweigen suchen, denn sie übt ihren Einfluß trotzdem und macht die traurige Geschäftslage zu einem dauernden Nothstande. Die politischen Befürchtungen sind der Grnnd, weswegen der sehnlichst herbeigewünschle Umschwung der wirthschaft- mFrmq zu ihrem >nd wün- - gesund derzeit ver- ^gebäude, Mrthschastliche Setrachlungen. „Es muß doch Frühling werden" — singt Geibel in seine» Liedern und er hat Recht; denn wie hartnäckig auch diesmal der Winter war, er ist nun doch der Macht des Frühlings gewichen. Wir freuen uns der Natur, die zu frischen, blüthenreichen Leben erwacht, wir würden uns aber noch mehr freuen, könnte der wiederkehrende Lenz auch di« eisig« Wint«rruhe hinwegsch«uch«n, unter welcher alle Geschäfte seufzen und aus Erlösung hoffen. Vom Frühjahr zum Herbste, vom Winter zum Sommer und wieder zum Frühjahr harrte man aus eine Besserung, aber gerade das Gegenthctl ist eingelreten. Beim Ausbruch der wirthschast- lichen Krisis vor zwei Jahren trat die Krankheit als eine akute aus, jedoch änderte sie ihren Charakter — sie wurde chronisch und heute ist ihr Ende noch gar nicht abzusehen. Die letzte Leipziger Messe, die man sehr wohl als einen internationalen Prüsstein der kommerziellen Situation an sehen darf, hat den bittersten Klagen in geschäftlichen Kreisen Veranlassung geboten. Wurden sonst die Baarmittel der preußischen Bank von der Leipziger Messe stark in Anspruch genommen, so war, wie eine Berliner Korrespondenz meidet, diesmal das Entgegengesetzte der Fall ; die Wechselbestände verringerten sich, die Baarmittel flossen in verstärktem Maße der Bank zu und selbst der Banknotenumlauf nahm ab — ein sicherer Beweis, daß die Messe keine irgendwie nennenSwerthc Vermehrung des Handelsverkehrs mit sich gebracht hat. Außerdem muß sich die Industrie in ganz Deutschland aus ein- möglichst geringes Maß der Produktion beschränken; immer von Neuem kommen Nachrichten von schon geschehenen oder bevorstehenden Arbeiter-Entlassungen und Lohnherabsetzungen. WaS in dieser Beziehung au- Oesterreich berichtet wird, lautet womöglich noch schlimmer. Das Trost loseste ist dabei jedoch, daß gar keine Gründe vorliegen, welche zu der Annahme berechtigten, es könne in der nächsten Zeit ein Umschwung zum Besseren eintreten. Es ist wohl sehr erklärlich, daß diese wirtschaftlichen Kalamitäten zu ernsten Erörterungen Anlaß bieten. Wir haben dergleichen vielfach in der Presse gelesen und in den parlamentarischen Vertretungen gehört. Der deutsche Reichs tag beschäftigte sich während seiner letzten Session mit der Frage des geschästlichen Nothstandes und erst vor wenigen Tagen sind darüber im niederösterreichischen Landtage ein- l gehende Berathungep gehalten worden. Bei allen diesen Verhandlungen betrachtete man die momentane Lage als ! eine Folge der vorangegangenen Periode der Ucberspeku- ilr t. s, wo , bin w Art Zum Mai. Lang hielt die diist're Winlernacht Mit Frost und eisigem Schauer Des Waldes Grün, der Wiesen Pracht In stummer Leichentraucr — Da stieg der Mai mit Sing und Sang Herab zu seiner Erden ; „Denn währt der Winter noch so lang," Es muß doch Frühling werden. So sprich, wenn die gequälte Brustj Schwer dir die Sorgen drücken, Wenn auch der ärmsten Freude Lust Dein Herz nicht soll erquicken; Wen» dir «s wird zum Sterben bang Im Drange der Beschwerden: „Und währt der Winter noch so lang, Es muß doch Frühling werden!" So sprich, wenn Lug und blinder Wah» Der Wahrheit Licht umnachtet, Dar Recht, der Willkühr unterthan, Dem Miethling ist verpachtet; Wenn in der Feindschaft Drang und Zwang Die Wespe» an dir zehren: „Und währt der Winter »och so lang, ES muh doch Frühling werden!" So sprich, wenn redlich du geschafft In vieler Arbeit Mühen, Und doch, ob müd' dein Arm erschlafft, Di« Saal nicht will erblühen; erren und id größt« n Preil« wn Ens 7. MU Heizbam r, Kell«, -m Garten ?rt bi» ij fen. Auch m -tollnhaus- tklcheiut jeden w-chent», Ud-nd» s Uhr für den and««« Lag. Preis rterlrljthr- lich 2 MnrI Ud U., zwelmonatt. t Mk. S0 Pf. und ein- monatt. 75 Pf. Lie Redailion be find«« sich Rinncn- ,««- SSn. II. Et. Wen» Mißgeschick dir »och verschlang Die Brocke», die dich nährten: „Und ist der Winter noch so lang, Es muß doch Frühling werden!" So sprich, wenn endlich du das Ziel Der Pilgerfahrt erstritten, Gerungen und getragen viel, Geduldet und gelitten ; In Sehnsucht nach den, letzten Gang Zur Ruhstatt der Gejährten: „Und währt der Winter noch so lang, Es muß doch Frühling werden!" Ich bring' dir, Frennd, dies kleine Lied, Im Herzen lies empsunden, Aus Dornen ist es ansgeblüht, Getränkt von Schmerzcswimdcn — Läut' Frieden dir sein Maienklang Jn's Herz, den lang entbehrte»; „Denn währt der Winter noch so lang," Auch Dir wird Frühling werden. Inserat« . werden bi» B«j< mittag, II Uhr M Höchste Nr. ange nommen u. die g»- fpaltene Zeile oder deren Raum mit 10 Pf. berechnet. Inserate sind stet» an die Expedition, Frotscher'sche Buch handlung, zu senden. beauftragt er Gesuche e ich Kapi- nur kleine Notiz zu- e ans die der Kapi- entrichten. ier bis zu Vorhand«» nd »«den roc. Zinse» -ährt. F»r von ö lni hren voll nur reelle lien möge» ntaiien zur !e bei hhpo- nen durch Austräge» svoll Ai»««. Uei werde» allgebäude, Rosa Lichtwurl. Novelle voa E. Wicher,. gonbyoog.) Das hatte die Frau Prosessor nicht nöthig, sich zweimal anralhen zu lassen. Sie paßte auf. Ab«r es vergingen wieder mehrere Tage, ob»« daß sich irgend etwas Verdäch tiges zeigte. Roja ließ sich nicht einnial eine Spur von Aengstlichkeit merken, als sie wieder mit dem Kind« hinaus geschickt wurde, und sie lächelte nur freundlich, als ihre Herrin sic ermahnte, sich in der Näh« d«S Haus«- zu halten. igeg-ile. n rere le« Tagesschau. Freiberg, den 5. Mai. Die Besprechung, welche der deutsch-belgische Streit fall im englischen Oberhausc gefunden (vergl. England), wird nicht verfehlen, besonders deshalb einen desricdigenden Eindruck Hervorzuruse», weil Lord Russell bei Begründung seiner Interpellation sich auf die englische Gesetzgebung be rief, welche das von der deutschen Regierung ausgestellte internationale Prinzip in sich ausgenommen habe. Der Einwand des Grasen d'Aspremont-Lynden, daß man Belgien etwas zumuthe, was in keinem anderen Land« Rechtens sei, hat damit eine scharfe Widerlegung gesunden und zwar von einer Seite her, der man gewiß keine Partei nahme gegen die Neutralität Belgiens vorwerfen kann. WaS übrigens die in einzelnen Blättem sehr kategorisch aufi- tretende Behauptung anlangt, daß mit Uebermittelung der letzten belgischen Antwortnote derganze Zwischenfall erledigt sei, so wird man dies nicht allzu wörtlich nehmen dürfen. Der Schriftenwechsel mag allerdings sein Ende gesund«» haben, die Sache selbst aber wird, wie wir Grund haben anzunehmen, nicht eher „erledigt" sein, als bis die belgisch« Regierung durch Thatfachen bewiesen haben wird, daß sie eine wirklich unparteiische Haltung zwischen Deutschland und den, Uftramontanismus cinzunehmen gedenkt. Die dem Kardinal-Erzbischof von Mecheln kürzlich erwiesene militä rische Ehrenbezeugung, die nicht ersolgen konnte, ohne der Verfassung Zwang anzuthun, spricht vorläufig nicht gerade sür eine Sinnesänderung Deutschland gegenüber und ist deshalb in Berlin, wie wir hören, sehr bemerkt worden. Man führt also die öffentliche Meinung irre, wenn man Der Fremde ließ sich nicht wieder blicken. Eines Nach' mittags aber wurde von einem Bedienten in Livree ein Bries mit der Ausschrift: „An Rosa Lichtwart" abgegeben. Das Siegel zeigte ein sreiherrlicbes Wappen. Die Frau Prosessor, die ihn zufällig in Empfang nahm, mustert« ihn von allen Seiten, ehe sie ihn abgab, und konnte sich dann nicht enthalten, zu sagen: „Sie scheinen einen vornehmen Korrespondenten zu haben." Rosa erbleickte, als sic die Aufschrift erkannte. Sie ant wortete nicht, öffnete aber auch nicht dcn Brief, so lange die Frau sich iin Zimmer aufhiett, sondern verbarg ihn unter ihrem Busentuch. Als die Professorin später, nachdem sie sich in der Küche beschäftigt hatte, zurückkehrte, fand, sie daS Mädchen in sichtlicher großer Aufregung. Roja hatte ge weint, aber es schienen mehr Thränen der Wuth, als der Trauer gewesen zu sein, denn sie hatten das sonst so milde Gesicht wie durch tiefe Furchen fast schreckhaft entstellt. „Was ist Ihnen wieder begegnet?" fragte die Professorin besorgt. „Ich habe eine Nachricht erhalten," antwortete sie, müh sam athmeud, „di- mich wirklich in einige Bestürzung versetzt. Sie betrifft weniger mich, als mein Kind. Man will darüber in so liehioser Weise disponiren —" „Wer?" Rosa zögerte. „Der Vormund —! Das Kind soll — ol es ist empörend, es nur zu denken." „So sprechen Sie doch nur, um was es sich handelt?" „Sic können mir nicht belsen, gnädige Frau, aber ich selbst kann diesem Unheil Vorbeugen. Gestatten Sie mir nur gütigst eine Stunde — eine halbe Stunde Ich muß zu der Frau, bei der mein Kind in Pflege ist. Ein strenger Befehl wird genügen. — Ach! versagen Sie mir's nur dies mal nicht. Sie sind ja selbst Mutter, und Sie würden (Fottschmm in dec Beilaze.) lation und dies ist unserer Meinung nach nicht ganz zu-i lichen Verhältnisse nicht eintreten kann. Unter den — treffend. 1 jedenfalls noch sehr sernliegenden — kriegerischen Aussichten Natürlich fällt »ns nicht ein, in Abrede stelle» zu wolle», daß die Ueberspekulation ein« zu große Anspannung und eine theilweise Vernichtung der vorhandenen Kapitals- kräste zur> Folge hatte. Wo d«r Gründung«- und Speku lationsschwindel ausgetreten ist, schädigte er auch den Nationalreichthum. Wir sind in den letzten drei bis vier Jahren faktisch ärmer geworden. Was wir in dieser Zeit verbrauchten, war viel mehr, al« wir durch produktive Arbeit erwarben. Es fehlen un« daher jetzt Ihatsächlich die Mittel zu einem ähnlichen Verbrauche. Selbst wenn wir die Neigung dazu hätten, würden wir ihr nicht nach, kommen können. Wir waren lm Allgemeinen kopflos genug, fast jedes Unternehmen sür gewinnbringend zu hallen. Sv arbeiteten wir denn blindlings in den Tag hinein, bis uns endlich klar wurde, daß wir nicht gewonnen, sonder» nur verloren hatten. Die Ueberspekulation ging auf allen den solid >8 I Tr. m istraße. schieden« ch werde» Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud. U Donnerstag, den 6. Mai. 1875