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KMrgerAnzeiger und Tageblatt .H Lcschetnt > Woche t Zu- nit 4 keller- 3000 Snnen ju er- Ott» , oder ueffen 8-icr-I- wcrden biß Por- mitl-s» 11 Uhr s»r nächste Ur. »»»«- »omme» u. di« »e- Ipoltcn« geil« »der derer, »«um »it 10 Pf. berechne!. Inserate ün» stet» an di- Lrpedilioa, , Frollcherlche vuch- handtuag, zu sende». de» andern Tag. Prei« »icrteljtbr. Sch«»arlÄ>P,., »»etmonatt. l »t. v0 Ps. und ein- monatl. 7S Ps. Die Kedotüon de. sinder sich Ninnen- ,.sse S«a. ll. LI. gt un- nents, r be- Säcker, sofort ausen. Laden 't der «kr de^ in. en dei H«»- irsdors N ,k , kleine s ist zu he ir. 584 t Leder- zur Eq- > aus dein lauft! >/564. i . ge 10. sch, 238. Arbeits- Wagni- ereiu. Verdeck, M billig ibauer, rspänner, id. d. Bl. Nd kraut iethen ge- v an die n junger elcher im en Schul- , Geschäft. . d. Bl. Amtsblatt für die königlichen und städtische» Behörden zu Freiberg und Brand. 88. Sonntag, den l8. April. 1875. Tagesschau. Freiberg, den 17. April. Die letzten Verhandlungen in beiden Häusern de« preußischen Landtage« werden den Ultramontanen sicher-! lich viel Kopsschmerze» verursachen. Namentlich sind die! Vorgänge im Herrenhause hoch bedeutsam, da sie nachweisen, wie der letzte Anker gerissen ist, an den sich die Hoffnungen unserer Römlinge knüpften, die konservative Partei al« Bundesgenossin auf ihre Seite zu bringen. Die Illusion ist mit der Abstimmung über das Sperrgesetz hinfällig geworden. Sie müssen sich jetzt in ihrer Vaterlandslosig keit isolirt fühlen und diese Jsolirung wird naturgemäß in ihnen das Gefühl der Schwäche und Ohnmacht erwecken. Nur einzelne Necken der Reaktion, wie Kleist-Retzow, die Grasen Brühl und Lippe befinden sich noch im römischen Nachtrab, allein die stumpfen Lanzen dieser „Ritter ohne Geist" schaden uns so wenig, wie sie den päpstlichen Strei tern nützen. Fürst Bismarck, dessen Aeußerungen wir weiter unten ausführlicher wiedergeben, sprach nicht als Minister vom politischen Standpunkte, sondern als Mitglied de« Herrenhauses seine innerste religiöse Ueberzengung au«. Daß er ein gläubiger Anhänger de« evangelischen Bekenntnisses ist, hat er ost genug und mit großem Nach- n druck hervorgehoben und cs bedarf wahrlich keiner weit läufigen psychologischen Untersuchung, warum er gerade diese» Standpunkt besonders betonte. Welchem gläubigen st Protestanten, der da weiß, daß seine Konfession vom U römischen Papste für alle Ewigkeit al« abscheuliche Ketzerei k verflucht ist, sollte nicht das Blut in Wallung gerathen, L wenn er von einem Kleist-Retzow im Namen der evange- k lischen Kirche die Mittel vertheidigen sieht, mit denen der U JesuilismuS dar Werk der Reformation zu vernichten M trachtet? ES handelt sich heute nicht um einen Kampf " zwischen religiösen Bekenntnissen, sondern um Bertheidlgung .. der aus den Trümmern des dreißigjährigen Krieges empor- gewachsenen Glaubens- und Gewissensfreiheit Wider römische Unduldsamkeit. Fürst Bismarck hat sicher- - lich nicht Unrecht, wenn er die evangelischen Elemente zur j Führung dieser Vertheidigung in erster Linie verpflichtet I glaubt und ihnen diese Pflicht mahnend ins Gewissen ruft. Auch im Abgeordnetenhaus« erlag die nltramvntane k Partei den Schlägen, die bei Berathung der VerfaffungS- k änderung gegen sie gesührt wurden. Sehr treffend bemerkte s «in Redner: Die heutigen Ansprüche der katholis-ben Kirche find das direkte Geqentheil dessen, was Christus im neuen Testament als sein Reich in Anspruch genommen hat, denn es liegt in der menschlichen Natur, Laß nicht zwei Personen ganz dasselbe glauben, während die katholische Lehre heute eine Glaubenseinheit konstituiren will, gegen welche sich jede« menschliche Gewißen empören muß. Der einzelne Mensch verlangt nichts, als ungestört sein Tagewerk thun und frei in seiner Sprache zu Gott beten zu können ; das kann aber mit den Maigesetze» und ohne die Artikel 15, 16 und 18 der Verfassung sehr wohl geschehen in einem Staate, der die Gewissensfreiheit von jeher geschützt hat, und unter einem Staatsoberhaupt«, d«ssen Stolz es ist, der erste Diener seines Staates zu sein und dessen Gesetze zu befolgen. Die ultramontane Partei giebt sich freilich in ihrer unerträglichen Präteiision den Anschein, als ob ohne sie die ganze sittliche Weltordnung zusammenstürzen müße. Aber Gott ist mächtig genug, um ohne solche „Erden würmer" fertig zu werden. Die Session des bairischen Landtages ist ver gangenen Freitag durch Prinz Luitpold im Austrag« de« Königs geschloffen worden. In dem verlesenen Landtags abschied wird sämmtlichen vereinbarten Gesetzen die lönigl. Sanction ertheilt und gleichzeitig für alle im Lause der Session angenommene» Anträge und ausgesprochenen Wünsche Genehmigung zugesagt Der König spricht ferner dem Landtage Dank und Anerkennung dafür au», daß auch für die Förderung des geistigen Lebens des Volkes Sorge getragen fei ; mit lebhaftem Bedauern wird der Ablehnung des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Militärbeamten gedacht. Der LandtagSabschied schließt, indem die Hoffnung ausgesprochen wird, daß auch die künstige LandtagSvcrtretuiig dem Könige treu zur Seite stehen werde sür das Wohl BaiernS und das Gedeihen des deutsche» 'Reiches Schon vor einigen Tage» (vergl. Nr. 76) nahmen wir Nonz von der Rvmerfahrt einiger hochadeliger Herren in Oesterreich, um dem Papste ihre Huldigungen darzu bringen. Wie unterm gestrigen Datum ein« Depesche aus Rom meldet, überreichte Fürst Windischgrätz dem Papste eint Adresse namen« einer internationalen Deputation. Ob nun diese österreichischen Herren sich selbst zur „internatio nalen Deputation" gestempelt, od«r ob wir es hier mit einer anderen Reisegesellschaft zu thun haben, mag dahin gestellt bleiben. Der Papst nahm den Fürsten natürlich sehr gnädig aus und erklärte, daß diese Kundgebung ihn erfreue und seinen Muth erhöhe. Im weiteren Verlause seiner Rede ries der Papst die Kirchenväter zu Zeugen aus, daß stets die Katholiken die treuesten Unterthanen ihrer Souveräne gewesen seien. (Wir müssen uns hier doch die Einschaltung erlauben: sie waren stets treue Unterthanen derjenigen Souveräne, die sich zu Handlangern des Papst- thumS Hergaben. Sobald irgend ei» Souverä» mit dem Papst in Konflikt gerieth, war man in Rom schnell bei der Hand, die Unterthanen desselben vom Gehorsam gegen die Staatsgesetze zu entbinden. Die Geschichte liefert hiervon zahlreiche Beispiele.) Schließlich forderte der Papst die Gläubigen auf, sür die Freiheit und die Rechte der Kirche zu Gott zu beten. — Die Freiheit und die Rechte der katholischen Kirche werden von Niemand angetastet; sreilich versteht der Papst unter der „Kirchs" etwas ganz anders, als jedes andere Menschenkind. In der belgischen Dcputirtenkammcr beantwortete am I». d. der Minister der auswärtige» Angelegenheiten, Graf d'Asprcmont-Lyndcn, die Interpellation des Dcputirten Dumorticr über den jüiigstcu Notenwechsel zwischen der deutschen nnd belgischen Regierung. Der Minister verlas zunächst die zwischen beiden Regierungen ausgctauschtcir Noten, deren Inhalt mit den darüber bereit» bekannt gewordenen Mittheilungcn vollständig übercinstimmt. Daraus gab derselbe solgcndc Erklärung ab: In unserer Antwort legten wir Gewicht darauf, den Thatbcstand durchaus aufrichtig wieder scstzustcllcn, ohne daß eine der fremden Mächte dabei hätte mtcrvcnircn können. Die, Kammer ist jetzt in der Lage, den Charakter und den Gegenstand des ZwischcnsaücS erkennen zu können. Ich. beabsichtigte, mich über beide de» Weiteren heute zu äußern,' muß jedoch hiervon Abstand nehmen, da wir erst gestern. Abend die Antwort der deutschen Regierung aus unsere Note vom 26. Fcbr. d. I. erhalten haben. Der Minister erklärte weiter, die Regierung werde diese neue Mitthcilung. gcwisscnhast in Erwägung ziehen und der Dcputirtcn- kammcr ihre Antwort auf die neueste deutsche Depesche unmittelbar, nachdem dieselbe nach Berlin abgcgangcn, zur Kenntnißnahmc zugänglich machen. Die Regierung müsse unter diesen Umständen ihre Erklärungen einige Zeit ver schieben; schon heute könne jedoch mitgcthcilt werden, daß in dem vom Ib. d. datirtcn deutschen Aktenstücke neue Thatsachcn nicht zur Sprache gebracht, sondern nur weitere Erörterungen über Principien dcS internationalen Rechts gegeben werden, welche bei dein vorliegenden Gegenstände in Frage kommen. Auch könne der Minister der Kammer Mitthcilung von jolgendcm Passus des mchrgcdachtcn Schriftstücks machen: „Die belgische Regierung werde sicherlich gern die Gelegenheit crgrcijcn, gewisse an den Tag getretene Anschauungen als grundlos hinznstcllcn, welche Deutschland die Absicht unterstellen, der Freiheit d«r belgischen Presse zu nahezu treten". Unabhängig von der Ucdcrreichuug des diplomatischen Schriftstück« seien bei dieser Gelegenheit auch noch mündliche Erörterungen in freundschaftlichster Weise ausgctauscht. Die Regierung lehne ihre Verantwortlichkeit in keiner Weise ab, aber sic glaube, daß eine sofortige Debatte nicht opportun sei. Die Kammer werde gewiß derselben Ansicht sein, daß cs sich euipfehle, der Regierung die uöthigc Zeil zu lassen, uni die Erwägungen, welche Deutschland ihr soeben unterbreitet habe, in ernstliche Ucberlcgung zu ziehen und aus dieselben eine reiflich erwogene Antwort zu crthcilcn. Der Minister schloß seine Rede mit folgenden Worten: „Ich habe wohl nicht nöthig hinzuzufügcn, daß wir den festen Willen haben, nach wie vor alle unsere internationalen Verpflichtungen zu cr- süllen und daß cs unser aufrichtigster Wunsch ist, unsere guten Beziehungen mit Deutschland zu erhalten und zu bcscstigcn. Eine überflüssige Mühe würde ich mir jcdcnjalls nehmen, wenn ich die Vorstellungen, welche ich bei srühcrcn Ge legenheiten an den Patriotismus aller Parteien gerichtet habe, nochmals wiederholen wollte." Der Interpellant erhält daraus das Wort, spricht dem Minister seinen Feuilleton. Stadtth««ter Freiberg. Wohl selten ist es einer Schauspielertruppe in Freiberg gelungen, bei dem hiesigen Publikuni ein so warmes und lebhaftes Interesse für sich zu erwecken und während der . ganzen Dauer ihres Ausenthaltes sich ungeschmälert zu erhalten, wie der des Herrn Direktor Hansing. Und dieses mit vollem Rechte. Denn den beide» wichtigste» Anforde rungen, welche wir an jede, auch die kleinste Bühne, stellen müßen, ein gutes Repertoir der ausjj,führenden Stücke und ein gutes Ensemble der milwirkende» Kräfte zu liefern, hat Herr Hansing, soweit dies in bescheidenen Ver hältnissen möglich war, vollauf Genüge gethan. Der Schluß der diesmaligen Saison bildete die Auf führung 2 Gutzkow'scher Stücke, des Uriel Acosta und des Königslieutenant, und schon deswegen sind wir Herrn Hansing zu Dank verpflichtet ; denn jeder Deutsche verehrt in Gutzkow den größten Vertreter der Schiller'schen Richtung und Gutzkvw's größtes Drama ist Uriel Acosta, ein Stück, ebenso ausgezeichnet durch den Glanz der Dictio», wie durch den kunstvollen Ausbau der Handlung und dte Lebens wahrheit der Charaktere, welche denn auch bei der Aus führung am Mittwoch Abend die Vertreter der hervor ragendsten Rollen mit gutem Erfolg zur Geltung zu bringen suchten. Allen leuchtete in der Hauptrolle des „Uriel" Herr Dettmer voran, welchem von dem sehr zahlreich versam melten Publikum wiederholt der lebhafteste Applaus ge spendet wurde; und in der That die Gewalt seines Organ« und das edle Maaß, welches er selbst im höchsten Affect innehielt, war bewundernSwerth. Nicht mindere Anerkennung verdiente Frau Schäser- Nruse in der Rolle der „Judith" und an diese schloffen sich würdig an Herr Kirchhoff als „De Siloa", Herr Franke als „Banderstraaten, Herr Hansing als „Ben Akiba", Frl Bauernfeind als „Spinoza", während Herr Koppe die allerdings undankbare Rolle des „Ben Jochai nicht zur rechten Geltung zu bringe» vermochte und das sonst lob-nswerth- Spiel der Frau Bo we als „Esther" durch ihr schwaches Organ wesentlich beeinträchtigt wurde. Der am nächsten Abend gegebene KönigsUeutenant kann sich zwar an Bedeutung nicht mit Uriel Acosta meffen, allein er hat vor diesem den Vorzug voraus, daß er eine Anzahl sehr dankbarer Rollen enthält, welche, mit Geschick gegeben, ihre Wirkung ans da« Publikum nie verfehle» werden. Vor allen ist die Rolle des Grafe» „Thorane" stets eine Lieblingsparthie hervorragender Schauspieler ge wesen und Herr Hosschaujpieler Jasfs, der sich schon ini vorigen Winter zum Liebling des Freiberger Publikums gemacht hatte, erntete auch diesmal wieder durch sein sein niiancirtes und sicheres Spiel den lebhaftesten Beifall. In hervorragender Weise trug zu dem Erfolge des Abends Frau Schäfer-Kruse bei, deren Göth-maske ausge zeichnet und deren Spiel von wahrhaft prächtiger Frische Ivar. Ferner die unverwüstliche Rolle des Mack, sie wurde von Herrn Franke mit unwiderstehlicher Komik gespielt und dasselbe gilt natürlich auch von der von Frau Direktor Hansing gespielte» Gretel. Herr Koppe als „Mittler" war diesmal weit mehr a» seinem Platze, als am Abend zuvor; wenn er auch etwas stark auftrug, so verfiel er doch nicht in's Grimassenhafte. Frau Bowe als „Frau Rath Göthe" spielte mit un leugbarem Geschick, doch machte sich der Mangel an Metall auch diesmal an ihrer Stimme sehr sühlbar. Da auch die kleineren Rollen des „Seekatz" und der „Frau Seekatz" mit vollem Verständnis! gegeben wurden, so war der lebhafte Beifall, mit welchem das Publikum der ganzen Aufführung folgte, ein wohlverdienter und wir sind überzeugt, daß er Herrn Hansing uud seiner Truppe gesoendet werden wird, wenn sie sich noch einmal dem Freiberger Theater in nächster Zeit zuwenden sollten. Hoffentlich wird dann auch ein würdigerer Kunsttempel, als der bisherige war, nicht lauge auf sich warten laßen. —ät. Rosa Lichtwart. Novelle von E. Wichert. Fotttetznnq.) Rosa hatte sich über die Wiege des Kindes geworfen und ihre glühende Wange auf das kleine Gesicht gebrückt. „Du bleibst mein", wiederholte sie leise immer wieder, „Du bleibst mein iu alle Ewigkeit! Du warst nichts, bevor Dn mir Alles warst — unsere Liebe ist von Anbeginn. Mutter nnd Kind — damit beginnt immer die Menschheit von 'Neuem!" Ganz verliest in ihren Gram, hörte sie nicht einmal, daß Norbert anklopste ; sür sie existirte in diesem Augenblick nichts aus der Welt, als ihr Kind. Und in ihm wurde sie wieder jroh. Als es sich regte, und sie es ausnahm und ihm die Brust reichte, unb die volle Lebens freude sich in den Hellen Augen spiegelte da wich jede Strenge aus ihren Züge» und sie lächelte selig. „Wir müße» jetzt einander genug sein," sagte sie nnd nickte dem kleinen Mädchen zu. „Dem Himmel Dank, daß ich Dich habe! So ganz allein — es wäre nicht zu tragen." Der Gedanke machte sie wieder recht schwermüthig. Sie küßte das Kind, das eiugeschlascn war, und legte es wieder iu die Wiege. Mechanisch hielt sie dieselbe in schaukelnder Bewegung, bis die Hand von selbst in Ruhe kam uud matt auf ihren Schoß hiuabsank. Das schreckte sie auf. Sie erhob sich und suchte aus verschiedenen Behält nissen Sachen zusammen, das Nothweudigste für sich und oas Kind. Sie band sie in ein Tuch und legte dasselbe