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Erscheint jeden Wochentag Mhend- 6 Uhr für den andern Tag. Urei» vierteljähr lich 2 Mart 2-> Pf., zweimonatl. 1 Mt. oO Pf. und ein- - monatl. 75 Pf. «Die Redaktion be ¬ findet sich Ninnen- gaffe ll. Et. und Tageblatt. 8>ch«t« »«d.» bi, « mütayt II Uhr 10 PI. berechn«». Jnscrm« sind stet, <n< di« rrpebiüim, Fruliche^cht P»ch. Handlung zu st-b-n. FmbergerAnzeiger^ 94 ! den Bahnhof nnd den ganzen Vorplatz Augenblicke als das Prinzenpaar den blgeheure Menge hatte ... ... >'I erfüllt. In dem A,„ — — jeon III. zu wiederholten Malen mit diesem Mittel gemacht,! Waggon verließ, erhob sich der tausendstimmige Rus: genügen, um sich keinerlei sanguinischen Hoffnungen zu über- lebe der Kaiser, es lebe der Kronprinz, hoch Deutschlc Stadt angelangt. Sie wurden am Bahnhose von dem Prosyndikus und seinem Adjunkten empsangen. Eine un- Jn Frankreich sind plötzlich alle schwarzen Punkte vom politischen Himmel verschwunden, denn man hat dort mit.Genugthunng bemerkt, daß bei dem feierlichen Schul reiten der Militärschüler und der polytechnischen Schüler von St. Lyr der deutsche Botschafter Fürst Hohenlohe sich in der Loge Mac Mahons befand und mit demselben in der freundschaftlichsten Weise verkehrte. Es heißt, der deutsche Botschafter sei nur auf die persönliche Einladung des Marschalls zu der Feier erschienen. Was kann also jetzt noch für Gefahr drohen? Der Friede ist wieder ge sichert! — Auffälliger Weise kenne» französische Blätter schon den Wortlaut des preußischen Klostergesetzes, während die deutsche Presse soeben meldet, daß das Gesetz noch im Ministerium liegt und einigen Modifikationen be darf. Das kümmert die öffentlichen Organe Frankreichs gar nichts, vielmehr wissen sie ganz genau, daß das Gesetz fünf Paragraphen enthalte, die folgendermaßen lauten: Art. I. Der Staat nimmt das gesammte Ordenseigenthum unter Sequester. Art. 2. Den Orden, welche sich der Er ziehung und der Krankenpflege widmen, wird eine Frist , Amtsblatt für di- königliche» und städtischen B-Hörde« zu Freiberg und Brmid. Sonntag, den 2S. AM. 1875. lassen. Wir wissen nicht, ob und welcher positive Anhalt der Mittheilung des „Journals von Antwerpen" zu Grunde liegt, sofern dies nicht etwa die letzte deutsche Note an Belgien ist, un» haben hier nur konslatiren wollen, daß italienische Stimmen die ersten find, welche sich im Prinzip mit einer gemeinsamen europäischen Abmachung über die Regelung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche ein verstanden erklären. werden. Ein in Antwerpen erscheinendes Blatt meldete vor Kurzem, daß Fürst Bismarck die Absicht habe, einen europäischen Kongreß zu berufen, welchem die Frage unterbreitet werden solle, mit welchen Mitteln dis Schwie rigkeiten zu beseitigen seien, die den einzelnen Staaten aus Anlaß der kirchenpolitischen Frage erwa-dsen sind, oder noch Der Staatsauzeiger für Würtemberg öffnet seine Spalten einem Artikel, in welchem die Ernennung des Pfarrers Schwarz in Ellwangen zum päpstlichen Lausprä laten als ein Schlag in's Gesicht der Diözese NoNenburg bezeichnet wird. Bekanntlich ist Hefele Bischof dieser Dröcese. Aus einer österreichischen Feder stammt solgende Betrachtung über die Reise Franz Joses«: In unserem Reiche sind Strömungen leicht zu erzielen, da die Geister sehr beweglich und illusionslustig sind? Schabe nur, daß sie sich auch gar schnell wieder in andere Richtungen leiten lassen. Manchmal grenzt sogar der Hochverrath dicht an die Loyalität, und umgekehrt. Das sind aber keine stabilen Verhältnisse, und wer Oesterreich gründlich kennt, läßt sich durch solche Erscheinungen nicht allzuleicht täuschen. Das aber ist wahr, daß unserem Hofe fetzt ganz außerordentlich daran liegt, das faktisch mangelnde Gefühl für das öster reichische Gesammtreich bei den einzelnen Völkern durch ein lebhafteres Gefühl derselben für die Dynastie zu erwecken. Zu diesem Ende unternimmt der Kaiser Franz Josef jetzt Tagesschau. Freiberg, den 24. April. Kaiser Wilhelm unternimmt täglich in M-Md-n nach Erledigung der Regierungsgeschäste trotz der myien unsremidlühen Witterung Ausfahrten und Gestern Abend fand zu Ehren d°N-lb«n eme ^-r-na^ eine Beleuchtung des Platzes E 22. Das in Florenz weilende kroMNiizllch-Paar stattete am 2 der ebenfalls dort anwesenden Grotzfürstm Man- von Ruß land einen Besuch ab, der am folgenden Tag- von der Großfürstin erwiedert wurde. Wir erwähnten gestern di- Auslassung d°« «mU» Organs der römischen Kurie, durch welche - die A-uß-rung des Fürste» Bismarck über das -n Antonellis zur Zentrumssraktlon zu widerlegen. Heule w wir in der Lage , di- Richtigkeit der Behauptungen des Fürsten Bismarck durch folgende Dokumente nachzuw-ts . l. Telegramm des Reichskanzlers vom 17. Apnt 18 » an den Grasen Tauffkirche». Rom ^-wähnen <->>-, ° Initiative zu nehmen, >n «-l«g-nMch-n G-sp^ »venia taktvolle Art, in der die ungeschickt konslttmrte latyo Iisch?R-ichs,agssraklk°n ihr aggressives Vvrg-h-n g-g°» da neue Reick und seine Negierung m S--N- S-den heilige» Stuhl- die Sympathien m Deutschland mehr zu entfremd«» und die Spaltung zu verschonen droht. 2. Telegramm des Grasen Tausfkllchen an den Reichs kanzler <1. ä. Rom, den 21. April 1871. Kardinal Anto nelli erklärte mir, daß er die Haltung der katholischen so genannten Zentrumsfraksion >m Reichstage als taktlos und unzeitgemäß mißbillige und beklage. „ . 3. Bericht des Grasen Tauffkttchen ä. ä- Rom, den 1V. Mai 1871. Zur Ergänzung meiner am 21. v. M. telegraphisch berichteten Unterredung mit Kardinal Antonelli dient, daß mir mein Kollege N. (folgt der Name de« Ver treters einer katholischen Machts heut- mitg-lh-ilt hat, der Papst habe ihm gegenüber da« Austreten der Kathotlken- partei im Reichstage als inopportun und unpraktisch be zeichnet und beklagt. Ties« Mittheilung erfolgte, ohne daß ich dem Kollegen von meiner Unterredung mit Antonelli gesprochen und es folgt hieraus, daß das »rop <Iv nein der deutschen Ultramontanen hier nachträglich mißbilligt wird. Hier ist nun im vollen Umfange die Angabe des Reichskanzlers bestätigt und man kann einigermaßen ge spannt daraus sein, in was für gewundene» Erklärungen die Ultramontanen diese Berichte zn entkräften versuche» der Reihe nach Reisen durch die sonst widerhaarigsten Ge biete seines Staate« und scheut keine Strapazen, um eine gewisse Fühlung mit den Bevölkerungen zu gewinnen. Man weiß, daß die Völker weder mit dem österreichischen FiStu«, noch mit der österreichischen politischen Tradition sehr zu frieden sind, darum zeigt man ihnen den Glanz der Maje stät in blendender Nähe. Der Kaiser, der so sreundlich und gewinnend mit den Leuten spricht, will gewiß nur da« Beste. Von ihm ist Alles zu hoffe». Ihm weihe man daher auch sreudig Gut und Blut. — Das mag All-S ganz richtig sein, aber leider ist der Kaiser nicht immer überall! Ueber die Reise des deutschen Kronprinzenpaares in Italien laufen von allen Seilen Berichte ein, welche sämmtlich den sympathischen Empfang schildern, den die hohen Reisenden an allen Orten finden. Wir begnügen uns, eine derartige Schilderung aus Bres-ia wieder zu geben, worin es u. A. heißt: Der deutsche Kronprinz und seine Gemahlin Prinzessin Victoria Adelaide find in unserer „„ .. , . , . . .,-S lebe der Kaiser, es lebe der Kronprinz, hoch Deutschland." Der Prinz war sichtlich bewegt von diesem Empfange. In einem offenen vom Grasen Tonaroli dargebotenen Wagen, welcher von einer zahlreichen Suite italienischer Kavallerie- vffiziere begleitet war, die aus ihrem Üebungslager hieher- gekommen waren, fuhren die Reisenden nach dem Hotel VItalia. Laute und wiederholte Beifallsrufe zwangen den Kronprinzen endlich auf dem Balkon zu erscheinen und mit einigen Worten zu danken. I erwachsen können. ES ist nicht unbemer geblieben, daß diele Mittheilung des Antwerpener Blatte« gerade in italienischen Journalen, in denen man die Stimmung mabg-bender Kreise auSg-drückt zu finden pflegt, sehr bei fällig ausgenommen worden ist. Man ist dort geneigt^ di- Meldunq von einer Kongreßidee für gar nicht unwahrschein- , li-b »u halten, zumal Fürst Bismarck durch Berwlrk- lickuna derselben den Beweis liefern würde, daß e« ihm durchaus nicht darum zu thun sei den Diktator in Europa >u spielen, sondern daß er die grobe Aufgabe, deren Lösung - ibn beschäftigt, dem Urtheil der übrigen Mächte zu unter breiten wünsche. Die Frage aber ob -in solcher Kongreß »u einem Ziele sichren und ob er überhaupt zu Staude zu ' bringen sein würde, wird dabei allerdings etwa« skeptisch ' behandelt und in der That dürste di-S der entscheidende " Punkt der ganzen Kombination sein. Wenn es gelänge, ' ^e vorherige Verständigung der Mächte über eine bestimmte Basis der gemeinsamen Diskussion berbeizusühren, würde das angeregte Mittel vielleicht schneller und leichter zur Beendigung des kirchlichen Kampfes in Deutschland führen, als alle übrige». Die Geschichte der Kongresse während des letzten VierteljahrhundertS ist in dieser Beziehung indeb nicht sehr verheißungsvoll und die Erfahrungen, die Napo- „Wenn mir nur nicht Andere schon zuvorgekommen sind?" äußerte Roja bedenklich. Ihr wurde nun doch recht be klommen um'« Herz, da die Ausführung ihres schweren Entschlusses so nahe rückte. Dann aber, ohne eine Ent- muthigung abzuwarten, stand sie auf, legte das Zeitungs blatt bei Seite, küßte das Kind und schickte sich an, ihre Kleidung zum Ausgehen zu ordnen. „Sie werden gewiß aus die Kleine sehen" sagte sie herzlich, „bis ich wieder komme-, ich will mich beeilen. Wenn's glückt, so haben Sie ja ohnehin die Last nicht mehr lange." Sie hatte ihr einfachstes Kleid gewäbtt, als sie das Haus des Freiherrn verließ, und ein Tuch, das sie im Garten zu brauchen pflegte ; aber diese einfachen Sachen waren doch noch immer kostbar genug, um ihr ein schmuckes Aussehen zu geben, und weder in Stoff noch in Farbe mit denen übereinstimmend, die Leute der niederen Stände zn tragen pflegen. Aber Rosa hätte sich auch einen Älltags- anzug von Marie borgen können, und die angeborene Vor nehmheit der Erscheinung hätte sich nicht verleugnet. Frau Brausewind mußte lächeln, als sie sich verabschiedete „Man wird's ihr nicht glauben", sagte sie zu ihrer Tochter, als die Thür sich geschlossen hatte. Der Königsplatz war nicht gerade weit entsernt, und Rosa lief mehr als sie ging. Sie wagte kaum, scheu zur Seite zu sehen ; cs war ihr immer, als ob Diestelhorst ihr begegnen und ihr den Weg vertreten müßte. Wenn er sie fragte: wohin sie gehe — sie wäre vor Scham in die Erde gelunken. Ihre Besorgniß war grundlos; sie langte unan gefochten vor das stattliche Haus. Eine Treppe hoch an der breiten Glasthür war ein Porzellanschild angebracht. ES stand darauf mit große» Buchstaben: „Professor tr. Feuilleton. R»ia Mchtwart. Novelle von (L. Wichert. iFonfetzuns,.) „Ah! Sie denken an einen Ammendienst!" rief Frau Brausewind, indem ihr Gesicht sich erheiterte; ja, das habe ich gar nicht gewagt, Ihnen anzubieten. Aber es läßt sich hören — allerdings damit ist schon etwas anzusangen. Ein Ammendienst in gutem Hause soll recht einträglich sein, ich weiß es von meiner Schwägerin Schwester, der auch so ein Unfall passirte — nur ist sie gottlob längst unter der Haube. Und wenn Sie dann durchaus nicht dem Herrn Freiherrn —" „Sprechen wir nicht mehr davon", bat Rosa, die sich sehr erleichtert sühlte, da das Schlimmste nun doch gesagt war. „Wie greifen wir's nur am besten an?" Mari- mußte sofort zum G-Würzkrämer „hmüberspringen" und die jüngste Zeitung holen. Frau Brausewind setzte die Brille auf — ein Erbstück ihres seligen Mannes und eigentlich gar nicht für ihr Auge passend, aber beim Zestungslesen unvermeidlich — und überflog die zahlreichen Annoncen. „Ta haben wir, was wir suchen, bemerkte sjc »ach einer Weile, „lesen Sie nur: Eine junge gesunde Amme, wo möglich vom Lande —" " "Das trifft schon nicht zu", fiel Marie ein. .. das ist eine Redensart, die einmal so hergebracht ist. Wo sollen alle Ammen vom Lande her- k°mm-n? Jung und gesund, das ist die Hauptsache u d steht vorn M h^ wir weiter: - wo möglich vom Trevv«'—Königsplatz Nr. eine .^dnigsplatz— das ist ein vornehmes Stadt- GraÜMHors raste °"f der Eck- nach der -orauenlhorftrabe — ein sehr ansehnliches Haus; und eine 1 Treppe, da sind die Mielhen theuer. Wer sie bezahlen! kann, wird auch sonst kein Lump sein. Sie sollten es ein mal versuchen." „Professor —" sagte sie halblaut, wie es schien, ange nehm überrascht. Sie hatte von ihrer Kinderzeit her eine gute Meinung von den Gelehrten. Nach einigem Zögern zog sie die Glocke. Ein Dienstmädchen öffnete und fragte sehr höflich nach ihrem Begehr. Ob hier eine Amme gesucht werde, erkun digte sich Rosa. Das Mädchen betrachtete sie verwundert von oben bis unten und konnte offenbar mit seinen Ge danken schwer zum Abschluß komme». „Hätten Sie Jemand zu empfehlen?" fragte sie zurück. „Mich selbst," antwortete Rosa ernst, „ist der Dienst noch zu vergeben?" Die Magd machte große Augen und schien nicht recht gläubig. Erst nach einigem Bedenken sagte sie: „Es wird schwerlich dazu kommen — das Kind ist sehr krank. Aber ich will Sie gern melden. Wen habe ich — wie heißen Sie?" „Rosa Lichtwart." Nach einigen Minuten wurde sie in's Zimmer gerufen und ansgcfordert, zu warten. Die ganze Einrichtung machte den Eindruck einer angenehmen Wohlhabenheit, wenn auch nicht des Reichthums. Rechts und links führten Thüren in andere Gemächer. Als sich bald darauf die rechts leise öffnete, konnte Rosa einen Blick hineinwerfen und bemerken, daß die Fenster verhängt waren. Es erschien eine sehr junge Frau, deren bleiches, ver härmtes Gesicht uiid verweinte Augen den schweren Kummer kenntlich machten, unter dem sie wahrscheinlich schon seit Tagen gelitten hatte. Sie war durch die Magd sicher auf die ungewöhnliche Erscheinung vorbereitet, denn sie zeigte sich nicht überrascht, grüßte aber aufmerksam und schien bestätigt zu finden, was sie gehört hatte. „Ich erfahre, Laß Sie einen Ammendienst suchen," be gann sie dann fast schüchtern und mit leidendem Tone;