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KreibergerAn)eM r.. und Tageblatt Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freibern und Brand. Dienstag, den 13. April. 1875 sie nur entsprechend mehr und besser arbeiten, und unser« durch welche diese die ost übermäßigen Lohnerhöhungen e» Lohnerhöhungen reits eingekehrt jein. östzderS kann man sich kaum die H> äußerstes Mittel be- tung der betreffenden Blätter erklären. Nachdem dieselb erzwangen. Wir würden dies als ein wen jden saft ununterbrochenen und ausschließlichen Verkehr, hcimuiß begreift, das in ihm selbst ruht? Vielleicht! Zauberschlüssei, der auch dieses Gchcimniß der Menschen- die ihm die feindliche Kugel riß. und kom natur offenbar macht, wenn man nur das andere (sie-!von dem schancrlich-süßcn Gedanken, daß Industrie, unser« Handelsbilanz wird sich dabei nicht schlecht . befinden, wie die englische Industrie sich immer wohl be- snnden hat bei zwar hohen Löhnen, aber auch dem ent sprechenden fleißigen, soliden und tüchtigen Leistungen der englischen Arbeiter. Wenn aber unsere Arbeiter nicht bald dem Beispiele ihrer englischen (und auch französisch«») verussgenossen nacheisern, so werden sie entweder unsere . deutsche Industrie konkurrenzunfähig gegenüber d«r aus ländischen machen, also diei« und damit auch sich selbst ruiniren, oder sie werden es dahin bringen, daß die Arbeit geber zu jenem von der Schlesischen Zeitung ihnen empfohlenen letzten Mittel — den Koalitionen und den sogenannten Lock-outS, d h. Massenentlassungen der Arbeiter — greifen müßen. Möchte es dahin nicht kommen! ins Gewicht fällt. Die „Schlesisch- Zeitung" erblickt die einzige gründliche Abhilfe gegen das Uebel in einer allgemeinen Herabsetzung der Löhne und, um diese durchzusühren, in Koalitionen der Arbeitgeber, entsprechend den Koalitionen der Arbeiter, noch vor wenigen Tagen die Fürstenzusammenkunst in Venedig als eine neue Bürgschaft des europäischen Frieden» trachten (eben wie auch die LtrikeS allemal ein äußerstes Mittel sind), zu dem erst dann gegriffen werden sollte, wenn andere, weniger extreme, nicht verfangen. Zu letztem rechnen wir vor allem dies, daß die Arbeiter für den Keffern Lohn, den sie empfangen, besser und fleißiger arbei ten. WaS die Arbeitgeber von sich ans hiersür wirken können (durch Einführung der Akkordarbeit überall da, wo dies möglich, und durch Strenge in der «»nähme und Beibehaltung von Arbeitern nach Maßgabe ihrer Leistungen., das werden sie ja gewiß schon um ihres eigenen Interesses willen Ihnn. An den Arbeitern ist es, durch eigenen, kräftigen Entschluß sich zunächst zu quantitativ (d. h. der Menge oder dem Maße nach) Keffern Leistungen auszuraffen, dann, soweit sie ihrer Vorbildung nach eS vermögen, auch zu qualitativ (dem iuueru Werthe nach) bessern. Die Koa litionen der Arbeitgeber, womit die Schlesische Zeitung droht und die gesetzlich uud sittlich vollkommen ebenso be rechtigt sei» würden, wie die Koalitionen der Arbeiter, mögen letzter» als Warnungszeichen und Schreckbild vor schweben. damit sie durch eigenes verständiges .Handeln es Tagksschau. Freiberg, den 12. April. Während in unserem Erzgebirge der Frühling nur sehr zögernd herannaht, muß in Berlin — wenigstens bei und Serie zugleich in seine Gewalt nahm! Oder wäre der Widerspruch doch nur scheinbar, uud giebt cs denn einen Feuilleton. Rosa Lichtwart. Novelle von lL. Wichert. lsi°ii!-»ung.> mehreren Zeitungs-Redaktionen — die Hundstagshitz« be reits euigetehrt sein. östzderS kann man sich kaum die Hal- einc Trennung unmöglich sei. Es giebl unlösliche Widersprüche in der Mcnschcnnatnr. Dasselbe Mädchen, das kurz vorher lieber die ganze Existenz ans'» Spiel setzte, als sich einer Leidenschaft nllterwarf, die voll, Weibe das Opfer der Ehre forderte, dasselbe Mädchen, das lieber den martcrvollstcn Tod gc- litten hätte, als die angesonncne Schmach, das sich dnrch alle Schätze der Welt nicht zu einem Lächeln hätte ver locken lassen, dem eine falsche Deutung gegeben werden konnte — dasselbe Mädchen stürzte sich nun selbst blind lings in eine Leidenschaft, die nach Sitte und Ehre nicht fragte, fand seine Glückseligkeit im Gewähren, überant wortete sich machtlos dem Willen des Stärkeren, forderte n>cht einmal ein Gelübde der Treue von Lem, der Leib Müthe erfreut-» (wie di-S unter andern! der Staat-Haus- l kalt in redenden Zahlen bekundet): außerdem reicht die Reaktion welche 1872 begann, weit üb-r das Jahr 1873 hinaus, und selbst zur Stunde läßt sich ihr Ende noch nicht absehen. Fragen wir nach den Gründe» der trostlosen Erscheinung, welche uns die Statistik offenbart, so sind dieselben keines wegs etwa in einem geringem «edarse des Auslandes oder in einer vorübergehenden falschen Richtung unserer eigenen Produktion, sondern fast einzig und allein darin zu snchen, daß wir 1) «heilerer, 2) weniger und 3) schlechter gearbeitet haben Wir produzireu theuerer, schon weil die Löhn« für gleiche Leistungen gestiegen sind ; wir produziren weniger, weil die tägliche Arbeitszeit verkürzt worden, weil die StriteS (hier wirken für 1872 die Arb-itSeinstellnngen von 1871 nach) eine enorme Zeitverschwendung bedingten, und weil der höhere Lohn vielfach nur zur Bummelei verlockte; wir produzireu schlechter, weil unser Arbeiterstand in seiner technischen Schulung nud moralischen Disziplin zurückge gangen ist. Das sind die ausschlaggebenden Gründe, »eben denen der Menschen und Arbeitsverlust im Kriege w. kaum „Wollen Sic nicht mit dem weiblichen Herzen rechnen," hagle der Freiherr lächelnd, „dem schwächste» lind stärksten .Wnge aus der ganzem Welt? Aker sreilich, den Doktoren Hst das nur eine poetische Formel, die sich nicht anatomisch zergliedern läßt." Außer den wenige., und aus's Knappste beschränkten l Wtundm, die sic zum Schlaf krauchte, wich Rosa ,licht Wwm Bette Uild später von, Lehnsessel des Kranken. Sic Miutcrhiclt ihn mit ihre» Eri»ner»»gcn ans der Kinderzeit, Wdertieftc ihn in Gespräche über philosophische Fragen, wie Msic in, Kopse eines nachdenklichen Mädchens aufzutauchen M)flcgm, las ihm aus Len deutschen Klassikern, aber auch Maus sachwissenschastlichcu Büchern historische» uud miii- Mtärischcu Inhalts, die er besonders liebte, unermüdlich vor, ''«vielte mit ihm Schach und suchte ihm auf jede erdenkliche DDeise seine Gebundenheit weniger fühlbar zu mache». . »Ich könnte wünschen, nie mehr gesilnd zu werden", wieder holte er öfters, wenn ihm wieder ein Tag anj's An- ) genehmste verflossen war. .^kann ich denn nur dem Kranken etwas sein?" fragte p. sie und wünschte ihm gute Nacht. M Zwischen Krankheit und Gesundheit giebt cs die tausend ^Stationen der sorlschrcitcndcn Besserling. Unmerklich Wichse» zwei Menschen, die ihr Leben nicht von einander ^trennen, die eine nach der anderen zurück uud begreifen "'cht mehr, daß nur der eine Zweck sic in so nahe MBcrühmng brachte, und daß sic untcr vcräudcrtcn Um- auch ihr Vcrhältniß ändcru müßten. Die innigen die sich zwischen Norbert und Rosa durch i nicht so weit komm«» lassen. Man wird ja den Arbeitern s den Fortbestand der höhem Löhne recht gern gönnen, wenn gesestigt hatte», wultte» sich »»» nicht mehr tosen, oder auch uur iu andere Forme» einschrünkcn lassen. Das unbegrenzte Vertraue», das seine» tiefste» Grand in gegenseitiger Neicpmg hatte, erlaubte auch Mich dcu Lcidcns- «age», die jede schüchterne Rücksicht kannten, alle die kleinen Venraulichkeilc», durch die sich zärtliche Sorge nud Dank- gcfühl zu erkennen geben, und die Hand, die einmal sanft gestreichelt, die Lippe, die einmal warm geküßt, konnten nnn nicht mehr frage», ob ihre Heilmittel auch jetzt noch dringend erforderlich seien. Tic warcn sich Alles i» Allem geworde», wie sollte» sic NU» plötzlich eiuc will- kürlichc Schranke zwischen sich ausrichten, um sich gegen einander fremd zu stellen, da doch mit unverkennbarer Naturgewalt ihre Herzen die innigste Vereinigung cr- strcktcu ? Es bedurfte keiner Versicherung durch Worte; sic wußte» Beide, daß sie cinemder angchvrtcn und daß Unsere Gewerbs- und Ärbeiisverhällnilse. Di« Schlesische Zeitung bringt über dies-V-rhältniss- «inen Artikel, der uns, namentlich in seinem ersten Theile, ,° b-herzig-nsw-rth erscheint, daß wir zu seiner Wetter- Verbreitung beitragen zu sollen glauben. Sie sagt: Als di- unseligst- Erbschaft, di- uns ans der Epoche des Gründerthums überkommen lst, haben nur mehr denn einmal die durch StrikeS erzwungenen allgemeinen Lohn st,igerungen bezeichnet. ES war nur zu natürlich, daß d - Ansprüche der arbeitenden Klaffen sich zur Ungebühr stei gerten und ihre Leistungen in demselben Mage abnahmen, als sie sahen, wie es gewissen Emporkömmlingen unter dem sorniellen Schutze des Gesetzes gelang, maßlose Schätze ohne Auswand von Fleiß und Intelligenz zu häufen, und es war nicht minder natürlich, daß den Forderungen der Arbeiter saft allseits willfahrt wurde, da es galt, dl- zahlreichen ge werblichen Unternehmungen, die zum Objekt von GründnngS- spekulationen gemacht wurden, uni jeden Preis vor Betriebs stockungen zu bewahren. Ob überhaupt noch mit Gewinn gearbeitet wurde, war gleichgültig, denn eine oder zwei günstige Jahresdividendeu ließen sich ja immer heraus rechnen, und eines weiteren bednrfte es für die Agiotage nicht. Betrachten wir nun die moralifche» »nd materiellen Einflüsse, welch- di-s- Schwindelepoche aus unsere arbetten- ? den Klaffen geübt hat, und deren Rückwirkungen aus unjer gejammtes wirthschastliches und -ocialeS Leben! Nach der vom Statistischen Bureau ermittelten Handeis- bllan, Deutschlands stellt sich der gesammte Werth der Ettl- fuhr in den beiden Jahren 1872 und 1873 aus etwa 2z Milliarden Thlr., dagegen der Werth d-r Ausfuhr aus 'wenig über Ij Milliarde» Thlr.; was wir vom Auslande gelaust haben, übersteigt hiernach das, was wir produzirt und verlaust haben, uni 8(X> Mill. Thlr. Soviel Kaare- Vermögen — genau drei Fünftel der gesummten von Frankreich erhobenen Krieaskonlribution! — wäre hiernach binnen zwei Jahren in'S Ausland geuuendert und um ebenso iel hätte sich unser Nationalvermögen vermindert. Plag »UN auch richtig sein, daß der Import genauer zu kon- lireu ist als der Export, und daß einzelne Zweige des Verkehrs mit den, Ausland-, bei denen sich vielleicht eine alle Mächte dcr frciwaltcndcn Natur. Sic liegt gcbundcn im Menschen, wie dcr glühende Mctallstrom untcr der Erddcckc, „nd bricht plötzlich und ungeahnt hervor, wie er, und überwältigt mit Riesenkraft jeden Widerstand. Sic ist sich sclbst Gesetz und Regel. Ob sie mit ihren Flammen wärmt oder vernichtet, sic fragt nicht darnach. Sie ist da und greift um sich mit tausend Armen, be gierig dic ganze Welt in sich hincinznzichcn. Sic mit Gründen dcr Vernunft dämpfen zu wollen, wäre so viel, al« cincn Vulkan mit Wasser ansgicßen. In sich sclbst muß sic sich vcrzchrcn. So empfand Rosa. Es war das erste Mal, daß ihr Herz sprach, und die mächtige Sprache dcr Licbc ließ sich nicht übcrhörcn. In dcn Kcrkcr hinein hatte sic getönt, als sie verlassen dastand und am Leben vcrzwcifcltc. Dcr Rns des Retters: sei frei! war zugleich dic Verheißung dcs HimmclS: sei glücklich! und ihr Herz antwortctc: liebe! Und hatte er denn kleinlich an sich selbst gedacht? Hatte er sie nicht bcfrcit trotz dcr Gcsahr, d,c ihm drohte? Hatte er nicht rücksichtslos sein Leben in dic Schanze ge schlagen ihrctwegcn? Sah sic nicht stündlich dic Wunde, dic ihm die fcindlichc Kngcl riß, und konnte sic abkommcn " "' "" " ß er für sic ge- Ucbcr allcm Mächtigem gicbt cs ein Mächtigstes, so lange dic Welt sicht — dic Licbc, Nicht jenes matte Gefühl ist gemeint, das sich erst im Lause dcr Zeit au sich selbst gewöhnen muß, um über nommene Pflichten erträglich zu machen. Dic meisten Menschen mögen cs nicht andcrS keimen, und licken heißt ihnen kaum mchr, als mit einer gewissen Freudigkeit gc- neigt zu sci», sich zu verbinde«. Wie scst geknüpft durch Gesetz und Sitte muß dieses Band sein, damit cS so schwächlichen Neigungen für das Lcbcn Halt gicbt! Aber Licke ist auch eine Leidenschaft, dic urgcwaltig wirkt, wie dcn «Odern lag. Prct» »lerteljihr- tich ll Stark sü Pf., zweimonatt. 1 «Xk. iv Ps. und ein- monatt. ?(> Pf. Dl- Redaktion be findet fich Rinnen- g-g- «6a. II. St. 'ümnmen ». die «»! fallen- gelle ^r l^Ps. dertthnel. Infinit« find stet» an die Upedttio«, 8roischer1«he Aoch- handlung,zn lende». Günstigere Bilanz herausstellt, Ivie die Verfrachtung und Has Effektengeschäft, dieses Resultat etwas modifiziren; Wag auch nicht ohne jede Berechtigung den, Milliardensegen «in Theil dieser Wirkungen zugeschrieben werden, so kann diese Aeiideruilg doch keiu-Swegs so weit greifen, um das . Erschreckende unserer Handelsbilanz hinwegzuheben. That- fiache bleibt jedenfalls, daß unsere Ausfuhr in ganz enormer - Weise gegen Lie Einfuhr zurückgeblieben ist, daß wir also Kapital gezehrt haben und ärmer geworden sind. Auch diese Kalamität noch keineswegs überwmidcu. Das ahr 1872 zählt trotz des Krachs sür Deutschland noch zn ne», in welchen Handel und Wandel sich außerordentlicher gefeiert, deginnt z. B. die „Post" einen Leitartikel unter der Ueberschrist: „Ist der Krieg in Eicht?" mit folgender Grau«» erregender Phrase: „Seit einigen Wochen hat sich der politische Horizont uiit dunklem Gewölk bezogen." Wir verschonen unsere Leser mit dem wetteren Wortlaut, denn der eigentliche Inhalt läßt sich in den Satz zusammensaffen: morgen wird allerdings noch keine MobilmachungSvrdr« unterschrieben werden, aber Jedermann lhut gut, wenn er sich vergegenwärtig«, was Alles in vierzehn Tagen geschehen kann. Die Frage: „Ist der Krieg in Sich« ?" beantwortet sodann das Blatt mit der ganz unumstößliche» Wahrheit: „Der Krieg ist allerdiugs in Sicht, was aber nicht ausschließt, daß die Wolke sich zerstreut." Mil anderen Worten: Es kann sein, es kann aber auch uichl sei». Mit dieser Weisheit geht man immer sicher, znnial wenn man nichts weiß, denn der ganze Artikel dastrt, abgesehen von den französischen Rüstungen, aus Nichts. Das bestätigt auch die ministerielle „Nordd Allg. Zig", indem sie sagt: „Die etrachttmgen der „Post" enthalten allerdings »ach einer Seite hin manches Wahre, verbinden damit aber eine so sorgenvolle Ansicht von der Gegenwart und eine saft melancholische Auffassung der Zuknust, der