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Amtsblatt de» Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. GerichtsLmter u. der StaLträthe zu Freiberg u. Braud. 66. Eischeio« t. I«». wocho».«». « u. für dm and. r«». Ins«», wndm bl« B. II u für nächst» Nr. angm. Souotag, 21. März. ^a« »iaUlMl.» Aloe Zns«r»U -xr»m di« ,stp«U»n« Zeil« oder den» R«um mit Ist Pfg. ber«chn«t. 18« 5. Zum Geburtstage unseres Kaisers am 22. März 1875. Der Tag kehrt wieder, den mit Freuden feiert Der Deutsch«, der ein Her, im Busen trägt, Das für des Vaterlandes Grüße schlägt, Und preisend wird der Dank zu Sott erneuert, Der zu des Reiches Heil «in neues Jahr Dem greisen Kaiser gnädig zugemessen, Der ihn in Leid und Fr«ud« nie vergess«» Und seiner fromm gewartet immerdar. Di« Ruhe, die «ach arbeitSvollen Stunden Am Lebensabend sich der Bürger sucht, Rastlosen Strebens wohlverdient« Frucht, Der Kaiser hat sie selbst noch nicht gefunden. Sin Steuermann auf reich beladue» Schiff, Das segeln muß durch kltppenvolle Meer», . So hält er Wacht für Deutschlands Ruhm und Ehr« Di« Hand am Rad mit festem sichen« Srisf. Denn stündlich dräu'« dem Reich« noch S«fahr«u, Die keine Waffenmacht zurückewetst, Bor denen nur ein überlegner Seist Und unbeugsamer Will« kann bewahre«. Das find di« BolkSbeglücker falscher Art, Die wühlen, predigen von Land zu Lande, DaS ist der Heerbann jener schwarzen Band«, Der tn der Lüge Schooß g^euget ward. Wie suchen sie di, Ordnung zu zerstöre«, Ruf der allein d«S Reicht« Wohlfahrt r»ht, Wit reizt« fit tn frevelm Uebrrmuth Wahnwitz'«»« Sinn« da« Volk, sich zu empör«» l Lr, d«r sich stlbst dm Erben Lhrtsti «mut. Der Lieb« war, der Mann i« Batik«« Wagt'», durch s^« Mort pl weihn dr« Aufruhr« Fahu«, Sntfeffelnd der Zersetzung «lemmt. Doch ntmm«r soll da- finstr« Werk gelingt«, Trm strht da« Volk im heißtntbranntm Strett D«m Kaiser bei, zur Hüls« stet« b«r»it. Das ist der Schwur, dm wir al» Sabt bringen Und niederlegen an dem Kaiserthron. Du aber, großer Sott, vtrhilf zum Stege Dem edlen Herrscher in dem hrll'gen Krieg«, Sieb ihm auf Erde« schon des Kampfe« Lohn! «.euer Prlssel. Tage-geschichte. Am Freitag wurde im preußischen Abgeordnetenhaus» di« zweite Berathung de« Ges«tzeS, betreffend die Einstellung der Stiftungen au« Staatsmitteln für die römisch katholischen BiS- thümer und Geistlichen fortgesetzt. Bet 8 3, welcher von den Be dingungen handelt, unter welchen die Wiederaufnahme der StaatS- letstungen in den unbesetzten Diözesen Vosen Bnesen und Paderborn erfolgen kann, versuchte der Abg. Reichensperger die Generaldebatte wieder aufzunehmen, er wurde aber vom Präsidenten v. Bennigsen zur Sache gerufen, und verzichtete auf das Wort. Abg v. Czarlinski führte aus, daß «ine Sedisvakanz tn Snesen und Posen nicht etn- getreten sei, für die tn dtelem Paragraphen enthaltenen Bestim mungen also keine Veranlassung vorltege. 8 3 wurde hierauf an genommen, ebenso die 88 4 bis 9, nachdem O». Lieber und andere klerikale Abgeordnete sich in längeren Reden dagegen ausgesprochen hatten Ueber die Vorgänge in der Donnerstag« Sitzung schreibt di« Berliner „N. L C": Die von dem Abg. v. Wendt einge- schlagene Taktik, die ganze päpstliche Encyklika »vm 5 F«bruar zur Verlesung zu bringen, wird nicht ohne Folgen dl«tbm. Rach der früheren Geschäftsordnung stand dem Präsidenten das Recht zu, die Vorlesung von Aktenstücken, mit Ausnahme der Aktenstücke des Haus«S, zu verbitten. In der neuen Geschäftsordnung ist dies« Bestimmung weggefallen und so war der Präsident v Bennigsen nicht in der Lag«, das Vorlesen der Encyklika zu verhindern. E« versteht sich aber von selbst, daß die staatSsreundlichm Parteien sofort über ein« Aenderung der Geschäftsordnung tu Verhandlung treten werden, welche Vorgängen, wie der heutige, vo,beugt. Doch wird da« nicht die einzige Folge de« Wmdt'schm Manöver« sein. Es liegt aus der Hand, daß dasselbe keinen anderen Zweck hatte, al§ der Encyklika das Privilegium unstrafbarm Abdruck« tn der gelammten Presse zu verschaffen. Daß di« Reden der Zentrum«- Partei längst darauf berechnet waren, unter dem Schutz« d«r par lamentarischen Redefreiheit im Lande zu agitirm, ist k«tn G«- heimniß, daß sie e« aber wagen würde, die« Privilegium zur Ver breitung von Aktenstücken aukzubeuten, die strafr«chtlich verfolgt und von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung notorisch für ein» Aufreizung der Katholiken gegen die Staatsgewalt ge halten werden, batte Niemand erwartet. Wenn bisher zwischen dem Zentrum und den übrigen Parteien immer noch Berührungs punkte bestanden, so hat selbstverständlich da« hente durch Herrn v. Wendt inaugurirte Vorgehen da« Taseltuch ganz entzwei g«- schnitten. Der Schaden dieses vollständigen Bruche- wird sicher lich nicht auf Seite« der staat-freundliche« Parteien sein. Endlich wird diese Sitzung auch auf die Frag«, ob in der gegen wärtigen Session noch Wetter» kirchenpolitische Gesetzgtbungrmaß- regeln «griff»» wrrdrn soll««, nicht ohn» Einfluß bletben. Noch an ketn»m cmd«n Tag» hat sich so übtrztugrnd d»r Sedank« geltend gtmachl, daß »« tn d»m großen inneren Kampf« nur noch zwei Parteien geben darf, eine staat»fr«undlich» und »ine staat-- setndltch»; noch an keinem anderen Tage ist »S so unzweifelhaft sicher gewesen, daß die Regierung für di» Durchführung di»s»S Kampfe- auf di« groß« Majorität d« BoiUvertntung tederzett mit Sicherheit sich verlaffen kann. Di» Jesuit«« möge« ihre Freud« haben an d« „feinen" Taktik, vxlch» ihr» Schüler im pr«ußisch«u Abgeordnetenhaus« h«nte zum Vesten gegeben habe«; der wahre