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Mach« zuweilen selbst den tüchtigst«« Eharakter gltichgiltig. Luch für die Aufstellung der Lokalschulordnung bittet «r um besonder« Sorgfalt, welche noch im Lauf« diese» Jahre« zur v«arb«ilung kommen müsse. In dieselbe wären in«b-sond«re auch die Be stimmungen über die Fortbildungsschule, diese wichtigst« Reuschöpfung de« Gesetzes, auszunehmen. - Um nun für dies«« Institut da« Jnterrff« richt lebendig zu machen, spricht der Herr Borfitzend« in länger«« Bortrag« zunächst über da« W«s«n d«r Fortbildungsschule, üb«r ihr Verhältnis zur allgemeinen Volksschule und über die Ausgabe d«r beiden Glieder de« Bolks- schulwesen«. Daß die Fortbildungsschule «ingeführt w«rde, b«stimmt da« Gesetz und damit sind all« Fragen, wie z. B. die, ob sie zweckmäßig oder nicht, ob sie befiel fakultativ al« obligatorisch sei, vollständig überwund«» - D«m Schulvorstand bl«ibt nur die Borge, jetzt die Frage sich klar zu beantworten: „Wie benutzen wir das im Gesetz Gegebene, um eS zum Segen für unser« Jugend werden zu lassin?" Der Redntr führte darauf weiter aus, daß für di« Fortbildung der Schul«, besonders in der Fachbildung, nicht erst seit dem Gesetze vom 15 Oktober gesorgt worden, sondern schon das Innung-Wesen habe lebhaft die Fortbildung befördert; diese« habe wesentlich auch früher »um Fortbest«h«n der Sonntags- schulin b«tg«trage:>. — Seitdem jedoch di« Innungen gisallen find, ist auch das FortbildungSschulwefen in immer größeren VertaH g«rath«n. — Man Überließ leider dem Unmündigen die Entscheidung über seine Zukunft, ind m mn et ihm überließ, zu entscheiden, ob er für ieine nölhtg- Wnierbüdunq sorgen wolle od«r nicht; die Fortoildungsspu e zu be'uden, mar ganz und gar in den freien W.llen deS jungen Menschen nesti.lt. der soeben erst die Schule verlassen hatte und durchaus noch n cht wiflen kann, wa« ihm aut ist. Damit war.aber auch die M:k samkelt derartiger Anstalten auf die Zufälligkeit gebaut und eS mußt« darau» sich not'owrnd.g der krankoast« Zust:nd der meisten Sonntag-schulen «ntwickeln. — Die Wichtig" der neuen ge etz ltch«u Fortbildungsschule trete schon in daS Au;e beim Hinblick auf di« Zuchtlosigkeit und Hingabe an den Sinnenqenuß, sowie beim Hinblick auf di« Verachtung aller Autorität, welche bei einem großen Theile unser» Jugend besonder« in den industriellen Theilen unsere« Lande« zu finden sei. Hier wird besonder« die obligatorische Fortbildungsschule die reichsten Früchte tragen, wenn sie den 14 jährigen Jungen wieder zu der Erkenntmh bringt, daß «S doch noch über ihm Autoritäten giebt, vor denen er sich beugen und denen er gehorchen muß, da «r leider wed«r Vater noch Mutter, noch Lehr- oder Brodherrn den schuldigen Gehorsam erweisen will. Neben dieser sittlich«» Zette, die das Srsey schon «mpfthlen muß. ist von nicht geringer Bedeutung die andere Aufgabe der Fortbildungsschule. ES ist dies, die inttllkktuell« Fort bildung zu befördern. Bis zu emem gelotsten Bildungsgrade muß eS jeder Mensch, gleichvirl welchem Berufe und welcher Profession er angehört, gebracht haben; einen solchen allgemeinen WiffeaSgrad muß er haben, um in der Familie, in der Hirche, sowi« in der Gemeinde und im Staate als ein lebendige« d. i. Leben gebende« und L«ben nehmende« Glied sein zu können. Di« Volksschule hat hierzu nicht nur die Grundlagen, sondern d-n nölhtgen BildunqS- groch zu schaffen. Wa« dort gelehrt worden ist, da« für den be sonderen Lebensberuf anw enden zu lernen, ^arin hat dann die Fortbildungsschule ihre höchste Auf mbe zu suchen, un" ist dieselbe somit ein durchaus tntegrirender Theil deS Schulw-sen«. Die Volksschule lehrt z. B die Kinder eine Naturerscheinung auffasten und da» leiten»« Gesetz erkennen; die Fortbildungsschule geht nun weiter, und beantwortet die Frage: Wie kannst Du diese Kräfte d«r Natur für das Leben Dir dtenstbar machen? Die Ausführung jenes Grundprinzip«- für den Unterricht in der Fortbildung-schul« im Gegensatz zu dem der allgemeinen Volksschule zeigt» der Redner «och an verschiedenen Beispielen, so für den Lese, Schreib- und Rechnenunterricht und wies dabei nach, wie der Unterricht der Fortbildungsschule den der Volksschule notdwendtg ergänzen müst«. — Die weiteren Fragen: Wann soll der Unterricht in der Fort bildungsschule gegeben werden, — also in welcher Jahreszeit, an welchen Tagen, zu welcher Jahreszeit, — ferner wer soll den selben ertheilen? — endlich wie ist die Disziplin darin zu üben? — alle diese Fragen wurden einer lebendigen, eingehenden Dis kussion unterworfen und «S wurden die verschiedensten Ansichten laut. Da der Zweck der Versammlung überhaupt nur darin be stehen sollte, verschiedene Vorschläge und Ansichten über di« Aus führung zu hören, aber nicht gem«insame bindende Beschiüffe zu fasten, so kam e» zu keinen Abstimmungen. ES sollte vielmehr jedem Schulvorstand» überlasten bleiben, an der Hand de» Gesetze« von den Vorschlägen und Mitthetlungen in Rücksicht auf die ört lichen Verhältnisse Anwendung zu machen. - DaS war die wieder holt ausgesprochen« Absicht dtS Borfitzend«» und daß er dieselbe erreicht hat, da« dürften Alle, die jene Versammlung besucht haben, mit großer Mberiinsttmmung bejahe«. — Möchte dieses Referat auch in wetteren Kreisen anregrnd wirken, dam» würde der Zweck dieser Zeilen vollkommen erreicht sein. (L. Z.) Zwickau, 21. März. Am heutigen Nachmittag« ist bei Morgenstern, Schacht H zu Rein-dorf, ein mit 2 vollen Kohlen» Hunden besetzte« Etagengerüste durchgegange«, hierbei Maschine sammt S«ilschetb« demoltrt, der Maschinist Emil Karl aber durch htrumfliegende Stücke erschlagen worden. Der Verunglückte 33 Jahr« alt, zu R«inSdorf wohnhaft, hinterläßt »in» Wittwe mit 4 Kindern. Brandi». Wie da» „L L." au» bester Quell« vernimmt, wird der Universalerb» de» kolossalen Vermögen» der kürzlich kinderlos verstorbenen Freifrau v. P«ntz in Brandt«, geborene« Schirmer, ein jugendlicher Seilenverwandt» ihre« Manne« t« M«ckl«nburg, seine Erbschaft nicht unangefochten antreten. Di« der Familie ihre« verstorbenen Vater«, de« Hofrath Schirmer, der au« «iner unbemittelten Familie hervorgegang«» war, angehörigen Ver wandt««, durchweg in besch»id«nen Verhältnissen lebend, unmuthig darüb:r, daß di« Erblasserin allerlei L-gate, — darunter welch« an hohe und reicht Persönlichkeiten von einigen Lausend Thalern al« „kleine Andenken" bezeichnet — ausg«s«tzt hat, ohne dabet ihrer bedürftigen väterlichen Verwandten zu gedenken, beabsichtigen das Testament mit juristischer Hülfe anzugreifen und geben fich der Hoffnung hin, von den Millionen schlimmsten Falls wenigsten« einen kleineren Theil vurch Vergleich zu erlangen. Di» Anzahl dieser Swirmer'ichen V-tteri-ast beläuft fich auf nicht wenig»! al« 60 Personen. i 'N . ? ch l e * Da» protestantische Dekanat m Augsburg macht« Folgende« bekannt: Da zur Zett drei P-arrstellen dahier erledigt sind und w:gen Mangel« an jungen Theologen eine Stellvertretung nicht zu hoffen ist, können die in der bevorst«hend«n Festzett treffende» Gottesdienste nur theilweis, besttzt w»rd«n. So unangenehm und nachlhriltg e« au- in vielen Fällen für di* Gemeinden sei« mag, so wird e«, wenn die Abnahme de» Studium« der Theologie so fortichreitet wie bisher, kaum zu vermeiden sein, nicht blo» einzelne Gottesdienste ausfallen zu lasten, sondern sogar «inzel«» Psarrstellen gänzlich aufzuheben. * Pill kalten (Gumbinnen), 12 März. Um ein» Fuß- Wärmflasche zu erwärmen, stellte hier et« Dienstmädchen dieselbe mit Wasser gefüllt und f«st verschlossen in den stark gehetzten Oft«. Die Flasch« explodirt« mit ein«m fürchterlich«» Knall und v«r» wand«lt« d«n ganz n«u«n Of«n bi» auf d«n Grund in «inen Trümmrrha«f«n. Nahe d«m Ofen schlief ein etwa 2jährig«r Knabe in seinem Bettchen und wurde von den Trümmern be« OsenS vollständig begraben Der Vater d«» Knaben, welcher auf dem Sopha saß, wurde durch den Luftdruck wie ei« leichter Ball z»r Erd« geworfen «nd »in Bett mehrer« Fuß von s«in«r Stell« gerückt Al» d«r Schutt so rasch al« möglich von dem Bett des Kind:» entfernt wurde, fand man daS Kind, außer einigen Brand wunden an einem Beinchen und einer leichten Kontusion am linken Auge, vollständig unversehrt Die Arderdkckbrtten hatten da» Kind vor erheblichen Verletzungen, wenn nicht gar vor de« Lode btwahrl. * Pari» AuS Anlaß der Revision der Handelsverträge zwischen Frankreich und Italien hat man im Ministerium de« Hand-l- eine Zusammenstellung der Au» und Einfuhr zwischen betsen Länder» <n den Jahren 1867 1872 ansertigen lasten. Der Import «ach Italien betrug in den Jahren 1867 bi« 1871 ducchschnittltch 852 Millionen Franken und stieg 1872 auf 1139 Millionen ; die Ausfuhr nach Frankreich erreicht» im Jahr» 1872 die Ziffer von 1108 Millionen Franken, während st» in den fünf vorhergehenden Jahren durchschnittlich 591 Millionen nicht über schritten hatte. Warum man im Handelsministerium gerade dies» Jahr« zu «in«m Vergleich« auSgewählt hat und b«i d«m Jahr« 1872 stehen geblieben ist, obgleich die zwei folgenden Jahr» tinen weit sichereren Anhalt zum Abschluffe eine« neuen Vertrag» bieten, ist leipt erklärlich. Einerseits ist vrr Verkehr zwischen den beiden Staaten in den letzten Jahren wicder einigermaßen zurückgegangen, andererseits aber bot da» Jahr 1872 di» bist» Gelegenheit, «in drastisch«» Betsvtel dafür anzusühr«», wt« s«hr sich di« Handel«- bijtehung«« seit Voll«ndung d»S Königreichs Italien gehoben Haven Der Grund, w«Shalb der Verkehr in so rapider Weise angewachseu ist, liegt allein in der Vollendung de» Mont-Lent«- tunnel«. Seitdem «in» so bequem« und kurz« Straß« d«n Verkehr vermittelt, bezieht Italien seine Waare billiger von Frankreich als anderswoher. England« Einfuhr nach Italien soll sehr ge sunken sein. Sanz ander« werde» sich aber die Zahle» gestalten,