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- möeiM Anzeiger und Amtsblatt de« Sgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Sgl. Serichtsämter u. der Stadtrüthe zu Freiberg u. Braud. 57. »kschedi« i. PaU«»« j«». wochim. »t SU. für »«i «n». T-g. Ansn ««»«» tftl v. NU. für nickst« Nr. «ngm Douuerstag, 11. WLrz. PaU » Mot »1«»» »eck« U« Z«U« »o »o« ««»» Ml >0 Pf,, »«och»««. 1875 -k- Kreiders, den 10. März 1875. Dit römische Kurie hat schon oft vollbracht» Thatsachen, Ber- faffungen und Gesetze für ungtttig erklärt, ohne daß dies« Thaten rückgängig wurden. Oft find solch» päpstliche Erklärungen einfach ignorirt worden. So vor etlichen Jahren in Otsterreich, al« es dem Papst zeitgemäß schien, di» österreichische Verfassung sür «in v«rw«rfltcher Ding zu bezeichnen und «esetzr al« ungiltig an»u- s«h«u, die mit d«m Konkordat »wischen Rom und Oesterreich sich «icht vereinbaren lassen. Man hat tu Oesterreich dies« päpstlich«» Erklärung«» nicht beachtet. Sb«nso machte e« Italien, al« der Papst die Annexionen von Theilen du Kirchenstaate« für null und Wichtig proklamirte. Italien gab nicht allein den Kirchenstaat nicht heran«, sonder» nahm sich auch noch Rom, sobald di» Ge- legenhett günstig war. So geht e« dem Papst» mit s»in»n f«i»rlich«n Erklärung«». Ib»r s»tn Verhältntß zu d«m König« von Jtalim und d«m Kais«r von O»st»rr»tch lst doch im««r noch viel harmlos«, al« »um Kais« von Deutschland. Da ist b»td«n Seiten daran gelegen, di, Sach» zur Entscheidung zu bringen. Sobald der Papst gegen -nutz«« mit sein« UngiltigkttU-Erklärung vorgtng, vergaß Fürst BiSmarck alle seine RücktrittSgedanken und that «inm Gegenzug, wie er dem Papste noch nicht vorgekommen ist und wie ihn di« d«utsch«n Bischöfe auch gewiß nicht erwartet haben. Die deutschen Bischöfe hatten sich um di« Maigesetz« von 1873 sehr wenig ge kümmert- Sie setzten Priester ünd Kapläne nach Belieben ein ohne die vom Staate vorgeschrtebenen Bedingungen zu beachten, wurde« in Geldstrafen genommen und saßen di» Geldstrafe ab, bewundert von ihrem speziellen Anhang. Einig» von ihnen, die sich durch aufreizenden Widerstand hervorqethan, wurden abgesetzt, aber sie erachteten sich nicht al« abgesetzt. Der Staat entfernte sie au« ihren Dtöcesen, aber die Geistlichkeit gehorsamt« ihnen Wetter und in Posen-Sneseu regiert sogar »in unterirdisch« Ersatz mann, welchen Rom bevollmächtigt hat. Auch viel« Geistliche saßen gemüthlich ihre Seldstraftn ab und der Staat entfernt» si», sobald « Agitationen befürchtete, au« ihren Sprengeln. Di» Sach» blt«b sich aber überall ziemlich gleich, denn die Gemeinden hielten zu Bischof und Kaplan. Auch di« Mat-Gesetz« von 1874 brachten wenig Wirkung hervor, denn der Fall, daß »ine Gemeind» zur Wahl de« Geistlichen schritt, weil ihr der Serlsorger aus obigem Weg» abhanden gekommen war, ereignete sich au« den erwähnten Gründen nicht. Der begonnene Kamps schien also für die Ultramontanen ziemlich unschädlich zu verlaufen. Waren e« nun die deutschen Bischöfe, die »inen großen Trumpf autspielen wollten und sich in Rom »ine UnglltigkettS-Erklärung der preußischen Ktrchengesetzte bestellten, oder war «« die Ungeduld der Jesuiten und de« schwärmerischen Ptu« — genug am 5. Februar erfolgt« von Rom «in« Erklärung, di« von dir preußischen Regie- rung ganz and«» anfgtnommtn wurd«, al« sich b«t solch«» Se- l«g«nh«it»n O«strrr«ich und Jtali«n zu virhalten gewohnt find. D«r Papst erlaubte stch z» sagen: Er fühle sich veranlaßt, „sür di« durch gottlos« Gewalt nichergetrrttne kirchlich« Fr«th«it mit all« Entschiedenhtit und mit dir Autorität du göMtch« MchM aufzutr«t«u und «klär« ganz off«» Allin, di* «« angeh«, daß je« G«s«tz» ungiltig sei«». Er bezeichnet« «« w«tt« al« «in« A» stand, der eine« edle« Volke« unwürdig sei, daß durch di» aug» droht»» Straf»«, »« d«r«a Au«sühnmg di» bewaffn«, «acht b«r*it gehalt,» w«d«, fri»dltch« und uabewaffuet« Bürg« ui»d«g»halU« würden; di« G»s«tz« s«i»n nicht fr«t«a vürg«r« g»g»b«x, sond«rn Sklavin ausirligt, um dr» Gehorsam durch di» Gmalt du Schrecken« zu erzwingen." Fttiltch ab« sei,» dUhalb Dtejmtge« nicht «»tschuldigt, welch« au« Furcht li«b«r d«n Mensche» al« Gott gehorchen. Schließlich verhängt d»r Papst d«n großen Ktrchiubaun über All«, welche, qeftützt auf den Schutz der bürgerliche« Gewalt, von den Pfarrstell«« Besitz nehmen u. s. w. Diese« Lurialstyl, d«« Päpst«» sett d«« Z«tte« Gregor« VII. und Heimlich IV. zur and««» GewohuhM gaoord«, hat «um tu Preuße» furchtbar übel genomm«« «ch »ttt «tue» GÜsetzeutumrs beantwortit, dessen Grundlage fvlgmd« ist. G» h«ch«tt sich jcht darum, zu« Au-drUck «Ud ptt Geltung zu bringen, daß di« Pflicht du Staate« zur Gewähruug von Mittel» an di« katholisch« Kirch« «stur kirchlichen Bemtinschaft gegenüber ruh«» muß, v«lch» di« Gnmdlag«, auf welch« ihr« eigen« rechtlich« Existruz t« Staat, b«uht, ab sichtlich negtrt. Diese Grundlage, wie st» di» Motto« du n«u«n Gisttzintwurf« üb« di» «insttllung der Leistungen «U StaaUmtUel« für die katholischen BiSthümer und Geistlich«« au«sühr«n, ist von emtmnt großer Tragweite. St« gretft vi«l wett«, al« da« g^eawärtig zur v«rathuug st»h«nd« »«setz, a« deffen Annahme setten« du Landtag« kein Zwetsel ist. «« kann auf dies« vast«, wt, dt, Norddeutsch« Lllgemeiue Zeitung b««tt« ankündtgt, fortgeschritt« w«rd«n zur Sequ«stratto« aller BermögenSobjest» d« katholisch«« Kirche in Preußen, ja bi« zur Außerkraftsetzung d« ganzen a»f dem Konkordat von 1821 bestehenden Organisation d« katholische« Kirche im Königreich Preußen. Wir sollte» meinen, ht« läge «och ein reichhaltig»« Arsenal für d»n Staat in stimm Kampf, gegen Rom. An dem ernstesten Willen d« preußisch,« Regierung, dt, letzt« Konsequenzen du KampfU zu zt«h«n, ist nicht mehr zu zwetfel». Rom und di« Bischöfe haben durch di« Ungültigkeit«-Erklärung d« StaaUgrsetz» g»gründ«t»u Anlaß gegeben, ditf« «ruft« S«tt« hervor- zukehren. Dt« «rst« Phas« d«S pasfiv«» Widerstand«« d«r Ultra- montanen ist vorüber ; jetzt wird da« katholisch« Volk, w«rd«» di« katholisch«» StaaUbunnte» u. s. w. genüthigt sein, Part«t zu n«hm«n sür d«n Staat od«r für di« Hi«rarchi«. rage-geschichte. König Alfon« von Spanien hat d«m Fürst«« Bi«marck da« golden« Bli«ß, seintn höchsten Orden, verlieh«» D«r Reichskanzler hat dem Kaiser sofort davon Mittheilung g«macht und um dt« Erlaubntß gebeten, diese Hoh« Ehr« annehm«» zu dürft». Di, Allerhöchst« Genehmigung dafür dürste kau« zw«if»lhast sei«. Dt, Verleihung du golden«« Blieh«« a» den Fürst«» BiSmarck ist «« so bedeutsamer, al» dt« franzksifche offiziös« Pr,ff, vor kurzer M