Volltext Seite (XML)
140 Man wird sich «inner», daß v»ron Keuter während der An wesenheit de« Schob« von Persien sich von diesem die Konzession für alle in Perfi« zu errichtend« Eisenbahnen erwarb. Au« der BerwirNichunq der projektirten Linien wurde angeblich nur der finanziellen Lage wegen noch nicht«. Run wird aber b-kannt, daß die persische Regierung vor kurzem dem russischen General Falten hagen vie Konzession zur Anlaa» einer zweiten Eisenbahnlinie durch Persien rrtheilt hat. Baron Reuter hat darauf, wie die „Times" meldet, wegen Verletzung der ihm selbst vorher bewilligten Konzession dem persischen Großwesir einen Protest zugehen lassen. Der englische Mtntsierresident Thomson in Teheran ist von dem Earl Derby an gewiesen, dies« Protest formell und offiziell zu unterstützen. Gachseu. Freiberg. Hauptverhandluna des k. Bezirksgericht« Freiberg, am 1A Januar. Bor dem durch Schöffen verstärkten Gerichtshöfe erscheint, der Fälschung, de« Diebstahl«, de« Han« frieden brüh«, der Beleidigung und der Majestättbüeidiquug angeklatt, der Berg arbeiter Lari August Botqt au« LanghennrrSdorf. Die Bertheidt- gunq führte Hr. Adv. Taschner von hier Rach Verweisung der bereu« vereideten Schöffen auf ihren Eid wurden die vorgeladenrn Zeugen fünfzehn an der Zahl, vorgerufrn und, in Semäßdeit deS Art 276 der rev. Strafprozeßordnung verwarnt, in da« Zmqen- zimmer zurückqewieien. Nachdem hierauf der Angeklagte über stine ve iüi'liaren Verhältnisse vernommen worden war, verlas der Präsident, Hr. BezirkSgerichtSdirektor Stöckel, die VerweisungS- erkenoiniffe Der Angeklagte war beschuldigt: I) im Monat Juni vor. I, in der Absicht sich Geld zu verschaffen, auf einen über 200 Thaler lautenden Wechsel den Namen eine- gewiss« Möllentin tu LanghenneiSdorf als Giranten ohne dessen Wissen und Er mächtigung geschrieben und diesen Wechsel dem Kaufmann Böhme hier angeboren, 2) dem Gutsbesitzer Hille in LanghenneiSdorf rin AmböSLen und einen Rechen, 3) dem Bergarbeiter Schnecke «in Paar Stiefeln. 4) dem Hausbesitzer Seifert daselbst einen Kürbis und mehrere Rettig« gestohlen. 5) in der Wohnstube deS genannten Hille, trotz der Aufforderung dieselbe zu verlassen, unbefugt ver weilt, auch 6) Hillen geschimpft und schlietziich 7) von Er. Maj dem deutschen Kaiser am l. December v I. in der Grube seinen Kameraden gegenüber in unebrerdietiaster, beleidigender Weise ge sprochen zu haben. Bet der Vernehmung leugnete der Angeklagte in iämmtlich« Ailllagepunkten, indem er nur den HauSsrtedenbruch zu estand Die Beweisaufnahme, zumeist bestehend in den Aus sagen der theilweise vereideten Zeugen ergab jedoch die Schuld de« Angeklagten in säst allen Punkten. Der Hr. Staatsanwalt brautragle deshalb nach Schluß der Beweisaufnahme die Be strafung deS Airzeklaeten mit angemessener Zuchthausstrafe. Der Hr Verthei'iger bot um milde Bestrafung des Angeklagten, indem er die demselben zur Last gelegte Fälschung als nicht erwiesen bez. als nnr versuchte daistrllte. Ter Gerichtshof zog sich in das Be- ra hungSzimmer zurück Nach Wiedervortritt verkündete der Herr Vorsitzende das abgesaßle Erkenntntß Der Angeklagte wurde zn einer Gesammlstraie von 8 Monaten Gesängnlß vrrurtheilt, indem seine Sauld in allen Anklagepunkten mit Ausnahme des Rechen- diebftabl«, wegen dessen er freigesprochen wurde, als erwiesen an gesehen worden war, wobei der Gerichtshof mildernde Umstände für den Angeklagten angenommen hatte Freiberg, 20 Januar. Wieder hab« wir von einem Selbstmorde zu berichten. In unserem Hospitalwalde, am Bus gange de hinter Fernesiechen gelegenen Erlenbüschchen, wurde heute in Len NachmiltagSstunden der Zimmergeselle A. au« FreibergSdorf erhängt ausgefunden. — Daß die Abänderung einiger Bestimmungen der Dentschen Gewerbeordnung durch mancherlei, im Gewerbebttriebe aller G'g.udea nnierS wetteren Vaterlandes ausgetretener Mißstände b,! iuel und darum vom gesummten Gewerbettand« als dringendes Beinirsitth anerkannt wird, dürste a ohl zur Genüge schon aus der großen Äuz.hi von Pettticncn hervorgehen, welche in dieser An- g.-^enheu Lem Reichstag« ruge angen sind ES beziehen sich n. mich mit wenigcr als 261 Petition« aus Reformen der Ge- wr-beor nn.»z. Utteiz-ichnet sino di«s«lb« von 469 Vereinen, w-lch« kie Zahl i-r-r Mitglieder aus ca 46 000 artgeb'», und 1300 Privatpersonen. Zu diesen Petitionen zählt auch ein«, welche im Ramen und Äu ica e dir sächsi'che» Gewerbevereine vom Vor orte derselben (Dresden) durch Ur Minckwitz dem Rrich-tage über geben worden ist. ES wird in der dezrichnelen Petition namentlich Drelirlet befürwortet: 1 > die gesetzlich« Einführung vonArbeit«- büchern für das gewerbliche Hillspersonal, in welchen nur außer Angabe der Person, de« Geburtsortes und Geburtstages des Arbeiter» noch angegeben wer den soll, in welcher Stellung, -ei welchem Arbeitgeber und wie lang, derselbe «arbeitet hab», wäh. rend Zeugnisse über Fähigkeit, Leistung«, »nd Anffähnmgen ««. drückltch z» untersagen seien; 2) di» Bestrafung de« Arbeit«- kontraktbruche« (diePetition begründet ausffihrlich dieSkch barkeit deffelben und beleuchtet da« Ungenügende ariderer vor-» schlagener Heilmittel); 3> den gesetzlichen Schutz gegen den Schwind«! solcher AuSverkäuie, die von umh e rzi eh enden „Groß, hausirern" veranstaltet werden. Unter den Letzteren find nämsth solch» Verläufer zu verstehen, die da« deutsche Reich durchzieh»^ an den verschi,Kasten Orten für wenig» Tage »in»n Ladrn miethnl und. oh« ihren wirklichen Namen anzugiben, unter klangvoll«, verlockenden, aber immer wechselnden Firmen (z. v. „Deutsch« Reichs Magazin", „Berliner Garderoben-Halle", „Berlin«r Aus verkaufs-Laden" u. s. w) da« Publikum au«be»tm, indt« W meist schlechte Waaren zu Preisen vrrkaufen, welcher zwar gering« als die brauchbarern Waaren, aber doch immer noch zu hoch stütz, im Vergleich zu ihrer Güt«. — Unterm 4 dieses Monats ist daS neu« Bahnpoltzeir»gl»uM für die Eisenbahnen Deutschlands vom Reichskanzler nach d« Beschlüssen des BundesratheS veröffentlicht worden. Der erst» Abschnitt handelt von dem Zustand der Unterhaltung und G» wachung der Bahn. Letztere muß so lang« bewacht werden bst noch Züge oder einzelne Locomotioeu zu erwarten find. Lus he» Bahnhöfen find bei Dunkelheit mindestens eine halbe Stund» iyr der Ankunft und beziehungsweise Abfahrt der Personen besörd»«- der Züge die Perrons und Anfahrten zu erleuchten. Der zWm Abschnitt betrifft Einrichtung und Zustand der Betriebsmittel; der dritte, Einrichtungen und Maßregeln für die HandhabguM de« Betriebs So sollen unter Anderem mehr alS 150 Wagch, achsen in keinem Etsenbahnzuge gehen. Solche Züge, in welche« auch Personen befördert werden, sollen nicht über 100 WagenM« stark sein. Militärzüge dürfen mit Rücksicht auf ihr» gering« Fahrgeschwindigkeit ausnahmsweise bis 120 Wagenachsen st«t sein. Die größte Fahrgeschwindigkeit, welche auf keiner Streck« da Bahn überschritten werden darf, wird bei Steigungtu von rücht weniger als 1 zu 200 und Krümmungen von nicht wenig« all 1000 Meier Radius: für Schnellzüge auf 75 Kilometer pro Stund« oder 1250 Meter pro Minute, für Personenzüge auf 60 Kilometer pro Stunde oder 1000 Meter pro Minute, für Güterzüge auf 4b Kilometer pro Stunde oder 750 Meter pro Minute festgesetzt; aus stärker geneigten oder mehr gekrümmten Strecken muß diese Ge schwindigkeit angemessen verringert und das Fahrpersonal umr Bezeichnung dieser Strecken mit Anweisung versehen werden Aus nahmsweise können größere Geschwindigkeiten für Schnellzüge bst 90 Kilometer pro Stund« unter besonders günstigen Verhältnisse« zugelassen werden, sie '«dürfen aber der ausdrücklichen Genehiitt- gunq der Aufsichtsbehörde. Der 8 29 lautet: „Die Schnellzüg«, iowie die Extrazüge der allerhöchsten und höchsten Herrschan«, haben behufs besonderer pünktlicher Beförderung überall d«n Vor rang vor den anderen Zügen. Inwiefern Eilgut mit Schnellzstz« befördert werden darf, bestimmt die Aufsichtsbehörde." Ein and«r«r Paragraph stellt die Bedingungen fest, unter welchen die Sütir» beförderung mit Personenzügen allein zulässig ist. Der vittst Abschnitt regelt die Bestimmungen für das Publikum. (Zur Ae- trelumg der Bahnhöfe, außerhalb der bestimmungsmäßig HO Publikum für im-ner oder zeitweise geöffneten Räume gehört «im Erlaubnißkarle > Der fünfte Abschnitt beschäftigt sich mit düs Bahnpoltzeikamten; der sechste mit der Beaufsichtigung, der siebente mit der UeberganqS- und der achte mit der Schlußbestimmung. DaS Reglement tritt bereits am 1. dss. I. in Kraft und find» aus allen Eisenbahnen Deutschlands Anwendung. Dresden, 19. Jan Gestern beging der ReichSv«k»l» hierselbst den ersten Jahrestags seines Bestands. Er hatte d« 18. Januar dazu gewählt, weil er der Jahrestag der Proklamirua- deS deutschen Kaiserreiches im Jahre 1871 ist. und ein Festredner, Professor v>. Mayhoff vom Vitzthum'schen Gymnasium, widmet» diesem großen Gedenktage edle, warm gefühlte und inhaltschwett Worte. Stürmischer Beifall belohnte ihn dafür, und elnmülhlg wurde die Drucklegung der Rede beschlossen, welch« somit de» weitesten kreis»» zugänglich gemacht werden wird Der Berti» zählt jetzt 308 Mitglieder au« allen Kreisen unserer Einwohner-' schast; «r ist sonach der bet Weitem bedeutendste unserer politisches Vereine. Vorsitzender deffelben ist auch für da» nächst» Jahr dA König! Bibliothekar Ur Schnorr von CarolSfeld. Tie Frage weg«» Gründung eines offiziellen Lehrerinn«»- Seminar» in Dresden ist nun entschieden. Bekanntlich h«k der Landtag dem Ministerium hierzu für di» gegenwärtig« Finanz- period» bereits die Mittel gewährt. Di« Privatichule dt« Direktors Dietrich (Zwingerstraße), welch« s«it Beginn des gegrnwtrtize» Schuljahres nur für Mädchen bestmmt ist, geht devorstehtttd» Öfter« in Verwaltung d«S Ministeriums über.